Sony MDR-1A

Meine Suche gilt einem gut isolierenden geschlossenen Kopfhoerer fuer den stationaeren Betrieb an der heimischen Stereo-Anlage. Der Hauptnutzungsfall ist, dass ich auf dem Sofa sitzend Musik hoeren moechte, waehrend mein Sitznachbar z.B. Fernsehen schauen moechte - ohne dass wir uns gegenseitig stoeren. Letzeres klappt mit meinem offenen Kopfhoerer naturbedingt nicht so gut, sodass fuer diese Situation auf jeden Fall ein geschlossener Kopfhoerer von Noeten scheint.

Der Sony MDR-1A erfuellt meine Basis-Anforderungen, die bisherigen Reviews schienen auf einen vernueftigen Hoehrer hinzudeuten; als es diesen Hoehrer kuerzlich im Blitzangebot eines bekannten Versandhaendlers zu einem akzeptablen Preis im Angebot gab, habe ich mich spontan entschlossen, diesen zwecks einer naeheren Betrachtung zu bestellen. Den MDR-1A gibt es in zwei Farbvarianten (MDR-1AB ist schwarz, MDR-1AS ist silber); beide Varianten sehen gut aus, ich habe mich fuer die schwarze entschieden.

Klang:
Der wohl bei der Betrachtung eines Kopfhoehrers wichtigste Punkt ist der Klang. Hier war mein aller erster Eindruck, dass der MDR-1A doch sehr stark in den Baessen uebertreibt; im ersten Moment war mir das einfach zu viel. Im weiteren Hoerverlauf bestaetigte sich dieser Eindruck, allerdings tritt ein gewisser Gewoehnungseffekt ein, sodass es mir nicht mehr ganz so unangenehm auffiel. Einige Aufnahmen profitieren unter Umstaenden sogar von dieser Bassanhebung, jedoch Musik mit eh praegnanten Baessen gefiel mir ueberhaupt nicht (z.B. Selah Sue: This World).
Insgesamt erscheint mir der MDR-1A als ein Kopfhoerer mit einer Anhebung in der niederen Frequenzen, die Mitten erscheinen jedoch leicht gedaempft, waehrend die Hoehen wiederum gut reproduziert werden; eine arge Ueberdeckung durch die angehobenen Frequenzbereiche konnte ich allerdings nicht feststellen. Die Darstellung wurde zu keiner Zeit wummerig im Bass oder schrill in den Hoehen. Details wurden aus den Aufnahmen gut herausgearbeitet.
Somit macht der MDR-1A klanglich das, was er genau vermutlich soll, und das auch ziemlich gut. Als Hoerer muss man diese Art der Klangabstimmung moegen. Doch ob diese Art des Soundings tatsaechlich so ist "wie von Kuenstler beabsichtigt" (wie vom Hersteller angegeben) wage ich einmal zu bezweifeln, da die Wiedergabe fernab jeglicher Neutralitaet ist.

Isolation:
Da es sich um einen geschlossenen Kopfhoerer handelt, ist die Isolation natuerlich ein weiterer wichtiger Punkt. Hierbei war ich ein wenig enttaeuscht. Die Isolation nach aussen ist gut, wenn auch leider nicht perfekt; die Isolation von Aussengeraeuschen erscheint mir allerdings ein wenig schwach: waehrend leiser Passagen sind Umgebungsgeraeusche zwar gedaempft, doch leider deutlich wahrnehmbar. Bei dynamikarmen Quellmaterial faellt dies natuerlich nicht so sehr ins Gewicht, dennoch empfand ich es vor allem bei Klassik und teils auch Jazz als recht stoerend.

Komfort:
Der Tragekomfort ist fuer einen ohraufliegenden und geschlossenen Kopfhoerer gut. Der Anpressdruck ist nicht zu hoch, die Ohrpolster passen sich gut an (das Material neigt dazu, beim Aufsetzen zu "seufzen", wenn hierbei Luft aus den Polster gedrueckt wird). Auch das Kopfband sitzt gut ohne zu druecken. Bauartbedingt wird es unter dem Hoehrer nach einer gewissen Zeit ein wenig warm, aber das ist keinesfalls dem MDR-1A selbst anzulasten, sondern eine Eigenart der geschlossenen Bauweise. In Verbindung mit dem Kunstleder-Ueberzug kann es zudem auch ein wenig schweisstreibend werden.

Verarbeitung:
Der MDR-1A scheint sauber verarbeitet. Waehrend der Nutzung ist mir kein durch die beweglichen Teile verursachtes Knarzen aufgefallen. Ueber die Langzeithaltbarkeit kann ich aufgrund der kurzen Testperiode allerdings nichts aussagen. Auch die Austauschbarkeit einzelner Element, wie z.B. Ohrpolster, habe ich nicht weiter untersucht, erschien mir aber auf den ersten Blick schwierig bis nicht moeglich.

Ausstattung:
Nebst dem Kopfhoerer selbst enthaelt das Paket noch zwei 1,2 m lange Kopfhoererkabel mit 3.5 mm Klinkenstecker, wobei die geraeteseitigen Stecker 90 Grad gewinkelt sind; ein Kabel kommt mit Mikrofon/1-Knopf-Steuerung fuer das Smartphone, das andere Kabel kommt als reines Verbindungskabel ohne weitere Features, ist ansonsten aber gleich gestaltet. Darueberhinaus enthaelt das Paket noch einen Transportbeutel.
Fuer den stationaeren Einsatz sind die Kabel definitiv zu kurz. Hier haette ich mir gewuenscht, dass wenn Sony schon zwei Kabel beilegt, eines wie vorhanden fuer den mobilen Einsatz (1,2m, 3.5mm Klinke, Mikrofon und Smartphone-Steuerung) vorgesehen, das zweite jedoch dann fuer den richtigen Heimeinsatz zu verwenden ist (z.B. 3m, 6.3 mm Klinke ohne Winkel). Fuer diesen Fall wird man in jedem Fall auf Zubehoer angewiesen sein, sei es nur ein Klinkenadapter, eine Kabelverlaengerung oder gleich ein richtiges Kabel.

Noch ein Wort zur Smartphone-Steuerung: ich habe es kurz an meinem Lumia (WP 8.1) ausprobiert und es funktioniert "out-of-the-box". 1x Druecken pausiert die Wiedergabe bzw. setzt sie fort, ein "Doppel-Klick" springt einen Track weiter, ein "Dreifach-Klick" springt einen Track zurueck. "Druecken+Halten" oeffnet die Spracheingabe des Assistenz-Systems, also Cortana im Falle des Lumias.

Fazit:
Aus meiner Sicht ist der Kopfhoerer ganz klar auf dem mobilen Einsatz getrimmt. Schon alleine das mitgelieferte Zubehoer (Transportbeutel, kurz Kabel mit Winkelsteckern, Smartphone-Fernbedienung) belegt dies, ebenso wie die niedrige Eingangsimpedanz, die einen Betrieb an verstaerkerseitig "schwachen" mobilen Endgeraeten erlaubt. Hierzu ist mir der MDR-1A allerdings doch ein wenig zu gross/sperrig, sodass ich fuer diesen Zweck doch lieber bei In-Ear-Monitoren bleiben werden.
Die Frage nach der Gefaelligkeit des Klangs laesst sich natuerlich nur individuell beantworten. Mir hat der MDR-1A durchaus bei einigen Titeln Freude bereitet, doch allzu oft war mir das Bassfundament einfach zu praesent und damit das laengere Hoehren doch zu anstrengend.
Der Tragekomfort war fuer mich recht okay, allerdings wuerde ich den Hoerer durch seine ohraufliegende Bauart bedingt nicht laengere Zeit tragen wollen; ich persoenlich (als Brillentraeger) bevorzuge gerade im stationaeren Einsatz doch eher ohrumschliessende Kopfhoerer (bei denen die Ohrmuschel nicht so arg auf den Brillenbuegel gedrueckt wird).
Da ich eine eher neutralen Kopfhoerer mit guter Schallisolation fuer den stationaeren Einsatz gesucht habe, ist der MDR-1A fuer mich in der Summe leider nicht geeignet, aber dies liegt einzig und alleine an meinen persoenlichen Anforderungen. Objektiv betrachtet ist der MDR-1A ein guter Kopfhoerer, der Spass machen kann, wenn man sich auf eine eher auf basslastigere, jedoch in der Summe recht praezise Wiedergabe, einlassen moechte. Fuer mich geht die Suche also weiter.