Kopfhörer für Monitoring

Hi Cypher!

Ich spiele auch schon seit ein paar Jahren an diversen DAWs (Propellerhead Reason und Ableton Live)rum. Und die schmerzliche Erfahrung, dass meine Musik auf einigen Abhören vollkommen anders, teilweise völlig entstellt klingt, musste ich auch schon einige Male machen.

Um vernünftig abmischen zu können sind Kopfhörer eine große Bereicherung - aber eben nur genau das. Um Studiomonitore wirst du, wenn du gute Ergebnisse erzielen willst, nicht drum herum kommen.
Kopfhörer eignen sich vor allem, wenn es um präzises Filtern und EQen geht. Beim Abmischen haben sie aber viele Nachteile, weshalb du allein über Kopfhörer kaum gute Ergebnisse erzielen wirst.
Das Stereoempfinden ist über Kopfhörer völlig anders, da du über das linke Ohr auch nur den linken Kanal deines Kopfhörers wahrnimmst und umgekehrt. Beim Hören mit Lautsprechern hörst du prinzipiell beide LS, wenn auch unterschiedlich laut und leicht zeitversetzt. Phasenauslöschungen sind über Kopfhörer nicht wahrnehmbar, dazu brauchst du auch gute Abhörmonitore. Und letztlich willst du ja auch, dass deine Musik über Lautsprecher gut klingt. Also warum "systemfremd" mischen?

Andererseits hab ich auch zuerst in Kopfhörer investiert. Aus den selben Gründen wie du.
Einen AKG k171 Studio, und ich bin echt zufrieden damit. Die liegen noch unter deinem Budget. Wenn du Interesse hast, kann ich was zu ihnen schreiben.

Übrigens kommst du auch für unter 500€ an brauchbare Monitore. Die Behringer b2030 Truth kosten in der aktiven Ausführung um die 300€ und sind imho kein schlechter Einstieg.

Gruß
Rudi

Die Behringer b2030 Truth kosten in der aktiven Ausführung um die 300€ und sind imho kein schlechter Einstieg.

Das wollte ich auch gerade schreiben.

Der Bühnenaufbau ist bei Kopfhörern doch recht eigen, zum Monitoring würde ich auf normale Boxen setzen.

MusikGurke schrieb:

Der Bühnenaufbau ist bei Kopfhörern doch recht eigen, zum Monitoring würde ich auf normale Boxen setzen.

Seh ich genauso. Außerdem schlagen sich hier beim Thema "neutral" nur wieder die üblichen Verdächtigen die Köpfe ein

sai-bot schrieb:

Außerdem schlagen sich hier beim Thema "neutral" nur wieder die üblichen Verdächtigen die Köpfe ein ;)

Was meinst du damit?

@rudi-legend:
Wäre echt toll, wenn du was zu dem Kopfhörer schreiben könntest, weil ich mir überhaupt nichts darunter vorstellen kann. Ist AKG für solche Zwecke geeigneter als Sennheiser?

Filtern und EQ ist mir ebenso wichtig wie das Abmischen, wenn nicht sogar wichtiger. Sind Studiomonitor auch so präzise wie KH?

Also die AKG k171 Studio sind, der Name sagt es schon, zum Abhören von Mixen konzipiert. Daher spielen sie auch weitgehend linear und verfärbungsarm. Durch die geschlossene Bauweise und dicke Ohrpolster schirmen sie auch verdammt gut gegen Umgebungsgeräusche ab (ich nutze sie auch nebenher für's DJing).
Was mir besonders gut gefällt, ist ihr gutes Auflösungsvermögen. Gerade für schwierige Passagen beim Abmischen, z.B. bei Instrumenten/ Sounds deren Frequenzen sich überlagern, haben sie mir schon oft das Leben leichter gemacht.
Der Klang ist über das gesamte Frequenzspektrum sehr präzise und analytisch, viele würden auch "dünn" sagen. Besonders viel Druck können sie nicht aufbauen, trotzdem (oder gerade deshalb) sind sie auch im unteren Frequenzspektrum immer klar und präzise. Und "Bummsbass" will man Studioabhören eh nicht haben.
Ich hab für den Preis, nach meinen Kriterien und meinem subjektiven Empfinden keinen besseren Kopfhörer finden können.

Die Sennheiser HD25 kenne ich nur flüchtig durch einem Freund, der sie eine Zeit lang fürs DJing eingesetzt hat. Die haben auf jeden Fall deutlich mehr Punch in den unteren Regionen, darum sind sie bei DJs, die mit ihren KHs gegen laute Club PAs ankämpfen müssen, auch so beliebt. Für eine Klangbeschreibung ist mein Höreindruck allerdings zu kurz gewesen und zu lange her, sorry.

Gruß
Rudi

Die AKG finde ich zum Monitoring auch ganz gut,sind wirklich recht neutral.Am Anfang nervt etwas,dass sie (scheinbar) sowenig Bass haben,sie überbetonen aber einfach nicht,was DJ-Kopfhörer oft machen.
Von den Behringer Truth würde ich die Finger lassen,es gibt besseres von M-Audio,ESI,Samson oder MACKIE zum ähnlichen Preis.

Auf jeden Fall hat man auch im low budget Segment eine gewisse Auswahl, und die sollte man auch nutzen. Die Behringer war nur ein proof of concept, dass man für <500€ brauchbare Monitore findet. Welches Modell einem am ehesten liegt, entscheidet ein Hörtest.

Da ich die Situation - Unzufriedenheit mit dem Equipment, gepaart stark begrenzten Budget - aus eigener Erfahrung kenne: Falls das Sparen auf Monitorlautsprecher zu lange dauern würde und deine Motivation unter den schlechten Abhörbedingungen leidet, kann ich dir guten Gewissens dazu raten, erstmal in Kopfhörer zu investieren. Auch wenn sie prinzipbedingt Nachteile beim Abmischen mit sich bringen, sind sie auf jeden Fall eine gute und in vielen Punkten verlässliche Kontrollinstanz.
Ausserdem willst du ja nicht nur mastern, sondern hauptsächlich produzieren. Und da sind Phasenauslöschungen, Stereopanorama etc. erstmal sekundär. Wichtiger ist es (imho), von den Samplern, Synthies und Effektgeräten möglichst direkte und genaue Reaktionen auf jede Reglerbewegung zu bekommen. Da sehe ich bei KH keine Nachteile, eher im Gegenteil.
Also wenn du noch warten kannst, bringen Lautsprecher einige Vorteile bzw. weniger Nachteile mit sich. Aber bevor deine Motivation zu sehr leidet, könntest du auch vorübergehend mit guten Kopfhörern klanglich weiter kommen.

Gruß
Rudi

Da hast Du wohl recht

@rudi_legend:
Vielen Dank für deine Ausführung! Du hast mich davon überzeugt, mir erstmal KH zu besorgen, da ich, wie du schon sagst, produzieren und mixen und noch nicht mastern will.
Ich denke zwischen guten Kopfhörern und guten Boxen liegen schon imense Preisspannungen. Da auch noch ein Midi Keyboard und eine neue Soundkarte auf meiner Liste steht, werde ich deshalb zuerst zu den KH greifen, bis ich evtl. mit den Ergebnissen nicht mehr zufrieden bin und mir Monitore besorge.

Ich werde natürlich berichten, wie ich mit den Kopfhörern zurechtkomme ;).

Edit: Wo liegen denn die unterschiede zwischen den ganzen AKG Modellen? Ich habe gelesen, dass der AKG 271 auch sehr linear sein soll. Welches soll ich mir nun holen?

Mfg Cypher

*Cypher* schrieb:

Edit:Hat jemand vielleicht noch Erfahrung mit den HD25? Wenn sie zu basslastig sind, werde ich mir die AKG holen, denn sie hören sich sehr vielversprechend an.

Die HD25 würd ich eher nicht für's Monitoring verwenden, jedenfalls nicht wenn es um's Produzieren geht. Neutralen Klang haben die nicht, eher eine Mords-Kickbassbetonung.

Die K171 kenn ich nicht, der große Bruder (?) K271 wäre jedenfalls nicht völlig ungeeignet. Etwas zurückhaltend in Bass und Höhen, aber ansonsten jedenfalls in meinen Ohren recht neutral.