Yamaha RX-V459 Standby-Schaltung - Ein hartnäckiger Fall

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Delta32
Neuling
#1 erstellt: 11. Jun 2022, 12:32
Vorab erst mal vielen Dank an dieses Forum, das sich ja schon ausgiebig mit dem Thema beschäftigt hat. Besonderen Dank an "_ES_" und "Poetry2me" für die ausführliche Analyse dieser ungewöhnlichen Standby-Schaltung.

Zunächst hatte ich den berüchtigten C3015 gegen einen X2-Typ ausgetauscht..
Obwohl der alte Kondensator eindeutig den Alterungsprozess durch Störspannungen im Netz zeigte (statt 22 nF hatte er nur noch 3,8 nF), brachte der Austausch aber keinen Erfolg.
Daraufhin wechselte ich noch C3029 (47nF), C3016 (1uF Elko) und dem R3034 (2,2k) habe ich noch eine Spannungsfestigkeit von 500 V spendiert. Alle drei ausgebauten Bauteile zeigten aber keine signifikanten Wertabweichungen. Demzufolge spielte die Kiste immer noch nicht.
Erst als ich IC302 (TC4013 BP) gegen einen CD4013 BE von Texas Instr. getauscht habe (Toshiba war z.Zt. nicht aufzutreiben) lies sich das Gerät überhaupt mal einschalten, aber.....

Nun ging er nur an, wenn ich vorher den Receiver für mindestens 10 Minuten vollständig vom Netz getrennt habe.
Ein weiteres Phänomen: Wenn er erst mal lief, konnte ich ihn kurzzeitig ein- und ausschalten. Aber wenn ich im Standby-Modus länger als 12 Sekunden (bei gestecktem Netzstecker) wartete, war wieder nichts.
In meiner Verzweiflung habe ich erst mal die beiden Z-Dioden D3006 (6,8V) und D3007 (10V) getauscht, aber das Verhalten blieb das Gleiche.

Dann habe ich mich endlich mal messtechnisch dem Problem genähert:
Auf der Leitung "/RES" tauchte tatsächlich ca. 10 Sekunden nachdem am Gerät Netzspannung angelegt wurde ein ständiges Pulsieren der Reset-Spannung auf. Weiter zurückverfolgt konnte ich schon an dem Optokoppler IC300 auf der Sekundärseite diese Störungen beobachten. Das Problem muß also auf der Primärseite liegen.

Zu dieser Zeit hatte ich leider meinen Trenntrafo verliehen und der Besitzer des Receivers hat auch schon gedrängelt das er endlich mal wieder Musik hören will. So habe ich mich entschlossen die Sekundärseite des Optokopplers kurzzuschließen (Kollektor-Emitter- Strecke). Damit ist das Gerät erst mal wieder Einsatzfähig. Mit der etwas erhöhten Standby-Stromaufnahme arrangiert sich der Besitzer derzeit mit einer schaltbaren Steckdosenleiste.
Interessant war auch, das nun im Standby-Modus zunächst 5 mA gezogen werden und sich nach 10 Sekunden die Stromaufnahme auf schwankende 0 bis 3 mA verringerte. Da Pulsieren zeigte sich also auch hier.

Da ich den Patienten in nächster Zeit mal wieder auf den Tisch bekommen werde, wollte ich mal fragen ob noch irgend jemand eine Idee hat wo das eigentliche Problem liegen könnte.
gst
Inventar
#2 erstellt: 12. Jun 2022, 07:55
Ich habe es schon gehabt, dass ich in der primären Netzteil-Sektion den 0,047µF-Kondensator, die Gleichrichterbrücke und den
Mosfet tauschen musste, um einen Start zu ermöglichen. Bei einem Gerät in der letzten Zeit waren die Betriebssgleichspannungen sekundär "S10" und
"+5S" und "+5M" vorhanden, aber die Reset-Spannung "/RES" auf blieb ca 0,2 Volt und ich sah auf dem Oszilloskop dauernde Versuche "hochzukommen", aber nichts passierte. Der Transistor auf der Netzteilplatine, der "/RES" gegen Masse ziehen soll, hatte auch keine Basispannung. Daraufhin setzte ich in meiner Neugier "/RES" mit 47k kurzzeitig gegen +5Volt, und schwupp, alles lief. 20 mal danach Ein- und Ausschalten getestet, lief anstandslos seitdem (ohne zuätzlichen Widerstand) . Wenn er wieder mucken sollte, werde ich den SMD-Transistor austauschen. Hochspannung und Halbleiter sind immer wieder ein interessantes Thema.
gst
Delta32
Neuling
#3 erstellt: 12. Jun 2022, 09:15
Hallo gst

Vielen Dank für deine Hinweise.

Wie du es beschreibst verhielt es sich auch bei mir:
Die „S10“ und „+5“M und „+5S“ sind konstant da und dem Prozessor wird ständig ein neuer Reset verpasst. Allerdings lief bei mir die ersten 10 Sekunden alles korrekt ab bevor über den Optokoppler die ganze Sekundärseite aus dem Takt gebracht wurde. Aufgrund dieser Zeitspanne hatte ich eigentlich ein kapazitives Problem vermutet (C3033, 3300uF ? Und vielleicht ist „S10“ doch nicht so konstant ?). Schade, das ich den Receiver jetzt nicht hier habe.....

Wenn der Besitzer des Gerätes in Urlaub fährt, werde ich mir das Ding noch mal vornehmen. Für die zweite Runde mit dem Receiver bin ich dank deiner Hilfe aber schon mal viel besser vorbereitet und werde die Zeit nutzen um verdächtige Bauteile zu bestellen; es sind ja hier doch so einige spezielle Teile verbaut.

Viele Grüße
Delta32
gst
Inventar
#4 erstellt: 12. Jun 2022, 16:04
delta32 schrieb:

Für die zweite Runde mit dem Receiver bin ich dank deiner Hilfe aber schon mal viel besser vorbereitet und werde die Zeit nutzen um verdächtige Bauteile zu bestellen; es sind ja hier doch so einige spezielle Teile verbaut.

Ich habe mal in einem Thread zu diesem Netzteilfehler seinerzeit zum RX-797 eine Ersatztabelle zu den vermeintlichen Spezialteilen hinterlassen,
ich weiß eben nicht mehr, wo. Alle Teile hatte ich seinerzeit bei Reichelt für unter 10 Euro gekauft.
gst
Delta32
Neuling
#5 erstellt: 12. Jun 2022, 17:21
Hallo gst

Mach dir keine Mühe; langsam finde ich schon alles zusammen.

Es sind halt teilweise sehr kleine SMD`s drauf.
Von den beiden Zenerdioden hatte ich mal ein Foto gemacht :
IMG_2035

Da ist es mir einigermaßen gelungen MMelf-Bauform auf zu löten.
(Nebenbei wollte ich als Forum-Neuling auch mal ausprobieren wie das mit dem „Bild einfügen“ bei euch so funktioniert)
Die Z-Dioden hatte ich bei Segor am Tresen bekommen. Gegenüber den originalen Panasonic (150 mW) können die Neuen sogar 0,5W vertragen.

Sonst bin ich bei Reichelt schon gut fündig geworden.

Vielen Dank nochmal
Delta32
Poetry2me
Inventar
#6 erstellt: 13. Jun 2022, 05:50
Ich habe mal im Schaltplan des Standby-Netzteils markiert, was Du schon alles getauscht hast:

Yamaha RX-V459 schematic detail standby power operation 4 PCB parts replaced in one case

Das alles hat das Problem noch nicht komplett gelöst, Du bzw. gst vermuten noch Probleme mit dem RESET Signal des Prozessors.



Einen weiteren Hinweis hätte ich noch anzubieten:

Wir hatten schon Fälle, wo auch ein defekter Spannungsregler bzw. ein Fehler in dessen Umfeld vorkamen.
Es geht um den Spannungsregler (hier IC1, RH5RE58AA-T1-FA) auf der Prozessorplatine (hier DSP Platine), der aus der 10V Standby-Versorgung "S10" mehrere 5V Versorgungen generiert, welche kontinuierlich gebraucht werden.
Dauerhafte Belastung könnte hier auch wieder Lötstellen oder Bauteile beeinträchtigt haben.

Yamaha RX-V459 schematic detail regulator for standby voltage microprocessor


- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 13. Jun 2022, 05:51 bearbeitet]
gst
Inventar
#7 erstellt: 13. Jun 2022, 06:41
Ich hätte doch den Q3002 (im Schaltbild von Johannes) im Verdacht, der evtl. unbegründet /RES gegen Masse zieht, ohne dass er dauernd Basisspannung erhält. Oder es ist ein Design-Fehler, das 100kOhm (direkt am Prozessor) zu wenig sind, um /RES eindeutig auf + 5V zu ziehen - Aber das ist schon
spekulativ.
gst
Delta32
Neuling
#8 erstellt: 13. Jun 2022, 16:42
Den Hinweis auf den 5,8 V Spannungsregler (IC1 auf dem DSP-Board) nehme ich gerne auf. Allerdings werde ich den nicht vorsorglich bestellen. Da im Service-Manual die Messpunkte sehr gut dokumentiert sind, werde ich die ganze 5 Volt Sektion mal genau unter die Lupe nehmen, wenn ich das Gerät wieder bei mir habe.

Als Ersatztyp für den 2SK3850 (Q3007 auf dem Operation(4)-Board) habe ich mir den IRFB9N65A ausgeguckt. Vielleicht könntet ihr da bei Gelegenheit noch mal einen kritischen Blick drauf werfen ?
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 13. Jun 2022, 21:24
Hattest Du auch hier mal gelesen?

http://www.hifi-foru...m_id=220&thread=7827
Delta32
Neuling
#10 erstellt: 13. Jun 2022, 22:03
Ja, das meinte ich mit meiner Danksagung mit der ich meinen Beitrag eröffnet habe. (Siehe oben)
Leider hatte ich damals meinen Trenntrafo nicht zu Hause um die Messungen in der 230 Volt-Zone durchführen zu können. Jetzt ist der Trenntrafo wieder da aber der Receiver weg. Dumm gelaufen......
gst
Inventar
#11 erstellt: 14. Jun 2022, 11:04
wenn der IC1 defekt wäre, hättest du keine anderen 5Volt-Spannungen messen können, nur "S10"; deshalb glaube ich an dieser Stelle nicht an einen Defekt.
Der geplante Transistor ist sicher gut genug.
gst
Delta32
Neuling
#12 erstellt: 14. Jun 2022, 11:58
Genau. Immerhin konnte ich ja sogar das Oszillogramm „Point (B-2)“ vom Schaltplan des DSP-Boards (+5M und /RES) mit korrektem Timing messen bevor der Ärger mit der Wiederholung des Reset erneut einsetzte.

Da bedanke ich mich bei euch zunächst soweit für die freundliche Unterstützung.
Ich werde mich hier an dieser Stelle wieder melden, sobald ich den Receiver wieder unter meinen Fingern habe.

Mit elektronischen Grüßen
Delta32
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