HIFI-FORUM » Allgemeines » Allgemeines / Lifestyle » Diskussion zur aktuellen wirtschaftlichen Lage: Ei... | |
|
Diskussion zur aktuellen wirtschaftlichen Lage: Einblicke aus dem gewerblichen und privaten Sektor+A -A |
|||
Autor |
| ||
Inscheniör
Stammgast |
#1 erstellt: 23. Jul 2024, 18:14 | ||
Hallo zusammen, ich wende mich heute an euch, um in der Anonymität des Internets eine Diskussion über die aktuelle wirtschaftliche Lage zu starten, ich bin leider nicht eine Meinung mir eine Meinung zu bilden - und hoffe hier auf zusätzliche Eindrücke. Bitte beachtet das Politikverbot im Forum. Mich interessieren hier nicht eure Meinungen zu unserer politischen Führung, sondern ausschließlich eure persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen bezüglich der wirtschaftlichen Situation – sowohl in eurem gewerblichen als auch im privaten Umfeld in deutschsprachigen Zentraleuropa (oder auch außerhalb, wenn das hilfreich ist). Zunähst zu meinen Eindrucken - wenn ihr aus anderen oder ähnlichen Branchen kommt, würden mich eure Erfahrungen sehr interessieren. Meine eigenen Eindrücke sind sehr gespalten und subjektiv. 1) Mein Gewerbliches Umfeld: Ich bin beruflich im Bereich Applikation/Vertrieb tätig und pflege viele Kontakte zu Entwicklern, Vertrieblern und Managern aus techniklastigen Branchen. Trotz meiner Reisetätigkeit und Einblicke in verschiedene Sektoren kann ich mir, Stand Mitte 2024, kein klares Bild von der wirtschaftlichen Situation machen. Von Zulieferern in der Automobilindustrie höre ich durchweg negatives Feedback, während die Fahrzeug-OEMs immer noch positive Rückmeldungen geben. Die Strategie der OEMs, während der Lieferengpässe der letzten Jahre hochpreisige Fahrzeuge in geringerer Stückzahl zu produzieren, scheint zu funktionieren, während Zulieferer darunter leiden. Allerdings hat sich der deutsche Fahrzeugexport in 5 Jahren knapp halbiert... Auf von mir besuchten Technologie-Konferenzen äußern Entwicklungsleiter besorgt, dass die Budgets nicht ausreichen, um parallel in Wasserstoff-, Batterie- und Verbrennungstechnologien zu investieren. Wer hier auf das falsche Pferd setzt, ist ebenso dem Risiko der Pleite ausgesetzt. Entwicklungsleiter großer OEMs erzählten mir im privaten Gespräch, dass Bereiche wie Verbrennungsmotoren/Zündung bereits komplett nach China verlagert wurden; in Deutschland gibt es in dieser ehemaligen Schlüsseltechnologie bereits heute keine Kompetenzen mehr. Bei der Zelltechnologie ist Deutschland komplett abgehängt. Die Zulieferer entlassen bei Verbrennertechnik gerade ganze Standorte. Die Unruhe auf den Automotive Fachmessen wächst auch, da chinesische Hersteller zunehmend zu günstigeren Preisen produzieren. Die Kosten für Elektrofahrzeuge in China sind unter die der Verbrenner gefallen, die Batteriepreise haben sich in den letzten 18 Monaten halbiert. Der Verbrenner könnte bald zum Luxusfahrzeug für Vertriebler auf Langstrecke werden. Die Ankündigung von VW, Umrichter und E-Maschinen selbst zu produzieren, könnte den tausenden kleinen Zulieferern, die früher Kleinteile für Verbrenner und Getriebe machten, komplett den Stecker ziehen und ganze Regionen deindustrialisieren. Ich beobachte auch Konsolidierungen bei Kunden in der Windenergie; die Fertigung wird aufgrund der hohen Energiepreise meist ins Ausland verlagert oder outgesourct. Während Deutschland bei Solarpanels nicht mehr präsent ist, bleibt es bei Umrichtern noch im Geschäft, steht jedoch der preiswerten Konkurrenz aus China gegenüber. Die Chinesen sind technisch auf Augenhöhe, allerdings tun sie sich noch schwer damit, den Vertrieb in Europa aufzubauen; die sprachlichen/kulturellen Hürden sind hoch. Diese Probleme werden wohl durch gute Vertriebspartner im Westen mit vor Ort Support bald gelöst werden. Sehr viele Firmen verlagern die Entwicklung (das Thema Produktion in Deutschland ist nur noch Nebensache) inzwischen nach Indien. Das läuft meist mittelmäßig, allerdings wird das Niveau der dortigen Universitäten auch stetig besser, zudem kommen viele Expats aus dem Westen zurück, um in Indien neu durchzustarten. China scheint als Standort uninteressant zu werden, dafür haben die Chinesen zunehmend eigene Firmen mit guter Technologie. Die Feedbacks von kleineren spezialisierten Firmen (Software, Consulting, spezielle Simulationstools,...) sind aber oft sehr gut, viele haben zweistellige Wachstumsraten. Auch der Arbeitsmarkt ist derzeit sehr gut, in meinem Umfeld bekommt so gut wie jeder ständig gut bezahlte Jobangebote. Die Gespräche mit meinen Hochschulkontakten sind ebenfalls etwas zwiespältig: Auf der einen Seite bekommen die meisten Absolventen immer noch schnell Jobs, auf der anderen Seite beklagen sich viele Professoren in meinem Umfeld darüber, dass das Leistungsniveau massiv abfällt. Auch ist das Feedback häufig, dass viele Studierende kaum noch Lust auf eine klassische Karriere haben; als Arbeitgeber werden oft der TÜV und die Deutsche Bahn genannt, „weil man da nicht viel tun muss und rechtzeitig nach Hause gehen kann“. Das bereitet mir schon etwas Sorgen. 2) Persönliche Wahrnehmung als Privatperson: Zum zweiten Teil, meine Wahrnehmung als Privatperson: In den Metropolen meiner Nähe sind gehobene Restaurants meist komplett ausgebucht, und es gibt kaum einen Juwelier, bei dem man eine Rolex ohne jahrelange Wartezeit kaufen kann. Bei Cartier, LV und anderen Luxusmarken stehen lange Schlangen vor den Geschäften. In meinem Umfeld geht es allen Personen, die ich seit der Grundschule kenne und respektiere (also solchen mit Berufsausbildung und ohne Vorstrafen), finanziell sehr gut: Viele sind Einzelkinder oder haben höchstens ein Geschwisterteil, und die vielen von den Großeltern geerbten Häuser machen sie plötzlich zu heimlichen Millionären. Vielen Menschen geht es sehr gut. Diejenigen in meinem Bekanntenkreis, die finanzielle Probleme haben, haben oft gravierende Fehler in ihrer Jugend gemacht: keine ordentliche Berufsausbildung usw. Und jeder von denen könnte ein Abendstudium oder einen Techniker machen. Mir selbst geht es ebenfalls gut, aber ganz zufrieden bin ich nicht. Mein Lebenslauf ist vorzeigbar: Ich habe einen Master als Ingenieur mit Einser- Abschluss und dazu knapp 15 Jahre Berufserfahrung bei renommierten Firmen; mein Einkommen ist in den letzten Jahren auf einen ziemlich hohen Wert gestiegen – und die zuletzt erhaltenen Jobangebote sind noch besser bezahlt. Zudem bin ich Single und muss derzeit keine Miete zahlen – teures Spielzeug wie ein OLED-Fernseher oder ein neues Handy kann ich problemlos bar bezahlen. Vergleiche ich mich mit den Gehaltsstatistiken in Deutschland, bin ich in den oberen 15% - Vermutlich noch etwas weiter oben. Ich lebe recht sparsam; berufsbedingt habe ich mir mit 38 Jahren meinen ersten gebrauchten Wagen gekauft, wohnte meist in sehr kleinen Mietwohnungen und konnte in den letzten Jahren kaum mehr als eine Woche Urlaub machen. Aber wenn ich mein Vermögen mit dem Durchschnittsvermögen in westlichen Ländern vergleiche, finde ich meine finanziellen Ersparnisse angesichts meiner Karriere etwas dürftig – ich erreiche mit dem, was ich selber aufgebaut habe, trotz 15 Jahren im Beruf nicht einmal den deutschen Durchschnitt, verglichen mit den Niederlanden bin ich kaum Mittelschicht - wobei: mein erstes Gehalt nach dem Studium war deutlich schlechter als das Aktuelle:
Quelle: https://de.wikipedia...rm%C3%B6gen_pro_Kopf Dazu wäre ich nicht in der Lage, in einer Innenstadt einer größeren Stadt eine familientaugliche Wohnung in einem guten Viertel zu kaufen, ohne mich zu überschulden – geschweige denn ein Haus. Das habe ich als Jugendlicher für selbstverständlich gehalten. Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit Aktien beschäftigt, aber wenn ich darüber nachdenke, wie ich in etwa 25 Jahren in Rente gehen soll, wird mir etwas übel. Meine einzige Chance auf ein Eigenheim ist eine Wohnung als voraussichtliches Erbe meiner Eltern - wobei ich mir ein Eigenheim lieber selber erarbeiten möchte. Meine Lebensleistung sollte dazu eigentlich reichen. Ein Lebensabend nach einer von Überstunden geprägten Industrieakademikerkarriere mit Porsche und Haus am See ist für mich eine Utopie. Wenn ich meine derzeitigen Rentenansprüche mit der Inflationsrate vergleiche, wird mir etwas mulmig. In Regionen mit höheren Gehältern würden allerdings auch meine Kosten deutlich steigen... ich überlege stark, ob ich dennoch in ein Land mit einem besseren Rentensystem auswandern soll. Schweiz? Norwegen? USA? Ich habe kein Problem mit Überstunden. Mir ist bewusst, dass ich hier auf einem etwas höheren Niveau klage als einige meiner Freunde – ein Bekannter bekommt trotz Ausbildung knapp 1200 Euro im Monat (Vollzeit), und allein die Stromrechnung liegt schon bei über 100 Euro. Wenn sein alter Mietvertrag angepasst wird, müsste er zu seinen Eltern ziehen. Einer Freundin eines Kollegen ist das passiert: Nach einer Mieterhöhung musste sie kündigen und sagte, dass sie nicht glaubt, noch einmal ausziehen zu können. Trotz Vollzeitstelle – das ist traurig. Wenn ich in letzter Zeit die gestiegenen Preise sehe, weiß ich nicht, wie ich die Inflation und die auf Jahre ausverkauften Rolex-Stores miteinander in Einklang bringen soll. Meine Einschätzung ist auch hier gespalten: Es wird immer schwieriger, mit einer guten Karriere Rente und Haus aufzubauen, auf der anderen Seite geht es sehr vielen Personen sehr gut. Gerade bei den Personen, die etwas weniger verdienen, scheint die Wirtschaftssituation jedoch absolut kein Problem zu sein. Ich spreche mehrere Sprachen und kann ohne Probleme das Land wechseln, wenn die Industrie hier ins Straucheln kommt. Den Freunden, denen ich das am wenigsten zutraue, scheint die Wirtschaft jedoch am wenigsten Sorgen zu machen. Die leben einfach in den Tag hinein, und ich komme mir wie ein Pessimist vor - und traue mich in den Gesprächen nicht, mein Gehalt zu erwähnen. Ich habe im Moment aber mehr Freunde die einen V8 fahren, als Freunde die wirtschaftliche Probleme haben. Möglicherweise sollte ich mich selbstständig machen? Ich habe mit zwei Freunden Versuche dazu gestartet, trotz guter Anfänge haben wir bisher noch kein Geld verdient. Bisher waren das aber nur halbherzig nebenberuflich, ich möchte nicht auf mein reguläres Gehalt verzichten. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass langsam massive Risse in der Gesellschaft sichtbar werden – und doch geht es vielen Leuten und Firmen sehr gut. Gehe ich in die Innenstadt, sehe ich sehr viele neue Fahrzeuge von BMW, Mercedes und co. Auch der Markt für hochpreisiges Hifi boomt. Beim Juwelier Wempe muss man oft in einer Schlange auf Einlass warten. Einen Porsche GT3 krieg man meist nur, wenn man den Verkäufer sehr gut kennt. Bin ich allein mit diesen Eindrücken? Ich versuche mit den Erfahrungen nicht zu provozieren; das ist einfach meine ungefilterte Einschätzung in der Anonymität eines Forums, basierend auf meinen Erfahrungen. Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema. [Beitrag von Inscheniör am 23. Jul 2024, 18:19 bearbeitet] |
|||
Prim2357
Inventar |
#2 erstellt: 23. Jul 2024, 19:13 | ||
Moin Ob das Thema hier grundsätzlich viel Resonanz aufkommen lässt, da bin ich gespannt, ich denke man "flieht" unter Umständen auch gerne in unser Hobby, um mal nicht über das Nachzudenken, was du hier zum Thema machst. Aus beruflicher Sicht kann ich nur sagen, das in unserer Branche (möchte ich nicht nennen) der Export stark eingebrochen ist als Folge der stärkeren Zuwendung von Russland zu China...oder umgekehrt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, sonst würde es bestimmt zu politisch. Hier frage ich mich ganz ernsthaft, oder solltest du dich vllt fragen, wo ist das Geld hin.....????
Wäre dies eine Art Quiz würde ich sagen, du hast drei uneheliche Kinder.... Nein, aus der Ferne kann man ja nur vermuten, das kannst du dir sicher selbst beantworten, ich finde es etwas verwunderlich das du als Single, kein Auto, keine Immobilie und sparsam den Durchschnittswert nicht packst, die Miete so hoch? VG |
|||
|
|||
Inscheniör
Stammgast |
#3 erstellt: 23. Jul 2024, 19:53 | ||
Servus, danke für das erste Feedback
Ich habe die Frage bewusst in einem Forum gestellt, das nichts mit Wirtschaft zu tun hat, in der Hoffnung, auch von "normalen" Menschen aus verschiedenen Branchen/Gegenden Feedback zu erhalten. Ich habe in den letzten Jahren einige Bücher von Krall, Sinn und anderen Ökonomen gelesen, mich würde hier aber mehr das Feedback aus "der Bodenperspektive" interessieren.
Möglich, aber nicht das ich wüsste
Meine Sparquote im ersten Job lag monatlich bei knapp 200 Euro (wegen Miete, Ersteinrichtung der eigenen Wohnung...). Für meinen zweiten Job musste ich wieder umziehen, wodurch wieder einige Tausend Euro verloren gingen – dafür gab es eine Gehaltserhöhung: Ich konnte etwa 600 Euro pro Monat sparen. Nach etwa vier Jahren im Job habe ich angefangen zu reisen. Die Reisen waren meist günstig, mit einfachen Flügen und Hotels außerhalb der Saison, allerdings etwas häufiger. Seit der öffentlichkeitswirksamen Grippewelle vor einigen Jahren habe ich das Reisen aber wieder etwas reduziert. Die Sparrate lag so bei 800 Euro würde ich schätzen. Um den deutschen Durchschnittswert von 256.985$ erreichen zu können, musste ich ein oder zwei Beförderungen durchlaufen. Derzeit spare ich monatlich mehr, als ich in meinem ersten Job im ganzen Jahr gespart habe. Ich lebe derzeit mietfrei und reise nicht mehr. Der Vermögensaufbau geht jetzt etwas schneller. Ganz zufrieden bin ich aber immer noch nicht. [Beitrag von Inscheniör am 23. Jul 2024, 20:18 bearbeitet] |
|||
Prim2357
Inventar |
#4 erstellt: 23. Jul 2024, 20:39 | ||
Eine Frage hätte ich, ab welchem Vermögen wärst du denn zufrieden? Und wärst du dann glücklicher? Ich bin schon Einiges älter als Du, und kann dir sagen Glück hat nur relativ wenig mit Geld zu tun, bzw. mit Vermögen unterhalb oder oberhalb dieser Grenze. Und das Wichtigste, die Gesundheit, kann man nur bedingt mit Geld kaufen, das größte Gut ist Vermögen also keinesfalls, glücklich sein kann man auch als vermeintlich "armer" Mensch, und unglückliche Menschen mit sehr viel Geld gibt es zuhauf, schau nur auf die ganzen Suicide von betuchten Prominenten, Stars usw... Im Altersheim schlürfen quasi alle dieselbe Suppe, und so viel Vermögen/Rente aufzubauen das man da auch noch Trüffelraspel obendrauf bekommt, wer weiß ob man dann überhaupt noch schmeckt. "Die leben in den Tag hinein"...ist eventuell auch keine schlechte Idee. Ich mach mir auch zu viele Gedanken, ich kenne das. Versuche aber bestmöglich gegenzusteuern. Gelingt mir nach Arbeitszeitbegrenzung von 50+ Stundenwoche auf nur noch 43 Std. jetzt auch viel besser. |
|||
Inscheniör
Stammgast |
#5 erstellt: 23. Jul 2024, 21:24 | ||
Ich bin mit meinem aktuellen Lebensstil zufrieden. Allerdings… mit 65 in in Rente, Lebensdauer bis ca 85, Budget ca 24.000 Euro im Jahr… Reserven für einen längeren Arztbesuch ca 200.000… Da wäre ich bei knapp 600.00 Euro nötiger Ersparnisse. Das Geld hätte ich gerne inflationssicher in Aktien - und ich wäre happy. Sollte ich mit einer Frau zusammen ziehen wollen, geht die Zahl nach oben. Und ich glaube nicht an die Rente in Deutschland. [Beitrag von Inscheniör am 23. Jul 2024, 21:29 bearbeitet] |
|||
Peppermint-PaTTy
Inventar |
#6 erstellt: 24. Jul 2024, 07:01 | ||
Sorry, ich kenne Dich nicht und es ist nicht böse gemeint, aber für mich liest sich das schon nach Jammern auf hohem Niveau gepaart mit Selbstdarstellung sowie gespickt mit einigen merkwürdigen Ungereimtheiten, die Prim2357 teilweise schon aufgriff. Liegt die Quelle der Unzufriedenheit, die mir durchscheint, obwohl Du sagst, Du seist zufrieden, vielleicht woanders? Natürlich mag mein Eindruck falsch sein. Zum Vermögensvergleich sollte vielleicht nicht der Mittelwert sondern der rechts in der Quelle daneben stehende Medianwert herangezogen werden. Aufgrund weniger, aber extremer Ausreißer des Vermögens nach ganz weit oben, erscheint im Mittelwert nämlich logischerweise ein viel zu hoher Wert, worauf dort sogar sinnvollerweise auch hingewiesen wird. Und um nur einiges herauszugreifen: in meinem recht gebildeten Freundeskreis gibt es etliche, die nicht so gut verdienen und auch leider kein Haus erben. Es verdienen sogar oft jene viel mehr, die auf "zu viel" Bildung verzichtet haben, was ich wohl auch täte, wenn ich noch mal neu starten könnte. Klar, man hat vielleicht auch etwas "Falsches" studiert, nämlich durchaus sinnvolle Fächer, die aber nicht direkt dem Kommerz dienen oder trotz zweifelhaften Nutzens Türöffner sind. (Vom "falschen" Geschlecht und vom Glück oder den hilfreichen Kontakten reden wir jetzt mal nicht.) Das führt dann über Herkunft, Chancen etc. meiner Meinung nach auch zum Thema "Riss in der Gesellschaft" und hier wird es dann auch politisch und das Thema fände an diesem Ort sein Ende. Beneidenswert sind m. E. Deine Freunde, die trotz des von Dir als fehlend beklagten Luxus in den Tag hinein leben und zufrieden sind. Vielleicht kann man versuchen, sich davon eine Scheibe abzuschneiden, denn das ist vermutlich mehr Glück als ein Porsche GT3 oder ein viel zu großes Haus, das irgendwo luxuriös die Gegend versiegelt und verschandelt |
|||
Inscheniör
Stammgast |
#7 erstellt: 24. Jul 2024, 07:40 | ||
In letzter Zeit habe ich einige Länder in Osteuropa besucht, in denen langanhaltende hohe Inflation herrscht. Einige Eltern von Freunden, die früher – wie ich – gute Jobs in der Industrie hatten und bei denen Auto und Eigenheim selbstverständlich waren, bekommen heute nur etwa 80 bis 120 Euro Rente im Monat. Die Mieten für Einzimmerwohnungen liegen dort bei knapp 300 Euro. Ich kenne eine Reihe von Entwicklungsabteilungen und sehe, wie schnell Deutschland den technischen Vorsprung auf dem internationalen Markt verliert. Zudem bemerke ich einen Trend, dass viele deutsche Traditionsfirmen die Entwicklung nach Indien verlagern – die Produktion ist längst ausgelagert. Dazu kommt, dass wir langsam, aber sicher eine stark steigende Inflation erleben. Bei mehreren meiner langjährigen Kunden werden gerade ganze Standorte geschlossen. Wenn ich durch das lokale "High End Geschäft" Saturn/Media Markt gehe sehe ich keine Produkte mehr mit Made in Germany. Und Deutschland hatte inzwischen in mehreren Monaten ein Außenhandelsdefizit. Gleichzeitig scheint es einer Reihe von Firmen und Privatpersonen in Deutschland extrem gut zu gehen. Ich versuche derzeit, die intransparente Situation für mich einzuordnen. Der Grund dafür ist nicht Selbstdarstellung, sondern ernsthafte Sorgen und die Überlegung, ob ich Deutschland verlassen sollte. Ich bin nicht der Einzige mit diesen Gedanken; in meinem Freundeskreis sind bereits mehrere gut ausgebildete Personen nach Kanada, in die Schweiz oder die USA ausgewandert - das Feedback ist gemischt. Ich weiß nicht, ob es mir besser oder schlechter geht als Personen, die sich darüber keine Gedanken machen. Einerseits mache ich mir Gedanken über meine Zukunft – das hat mich jedoch dazu gebracht, das Thema Berufsausbildung und Sparrate ernst zu nehmen. Ich kenne einige Rentner, die keine Ersparnisse haben und nur die Mindestrente beziehen, obwohl sie in Deutschland während wirtschaftlicher Boomzeiten aufgewachsen sind. Sie fahren nicht einmal mehr in die Innenstadt, weil das Geld für die Fahrkarte fehlt. Stattdessen laufen sie nur noch um ihr Wohnhaus herum, und das seit Jahren. Früher hätte ich mir so etwas in Deutschland nicht vorstellen können. [Beitrag von Inscheniör am 24. Jul 2024, 07:42 bearbeitet] |
|||
Peppermint-PaTTy
Inventar |
#8 erstellt: 24. Jul 2024, 08:09 | ||
Diese persönliche Entscheidung kann Dir natürlich keiner abnehmen, und dann geht es ja doch eher um Dich als ums "Globale". Aber das ganze Thema war/ist m. E. doch politisch. Wie soll man sich dazu hier äußern? Es geht doch global seit Jahren nur noch um die Gewinnoptimierung weniger Ultrareicher, und die Diskrepanz zwischen diesen und den Normalverdienern wächst unaufhörlich. Das ist nun mal die Kehrseite des Mega-Kapitalismus, der sich frei entwickeln konnte und dessen Resultate weltweit zu sehen sind. Das Großkapital kann munter wandern und so geht es in diversen Ländern zunächst aufwärts und dann wieder abwärts. Offenbar ist das ganze Dilemma auch von den paar Vernünftigen und aufgrund der internationalen Vernetzungen und Bestrebungen nicht mehr aufzuhalten. Und jetzt nähern wir uns auch der Schließung des Threads, denke ich. Sorry, wenn ich jetzt dafür gesorgt habe, aber für mich entwickelte das Thema sich zunächst nicht zu einer persönlichen Fragestellung. Vielleicht kann jemand das noch erfolgreich umbiegen |
|||
Inscheniör
Stammgast |
#9 erstellt: 24. Jul 2024, 08:25 | ||
Wenn jemand gute Produkte macht, Arbeitsplätze schafft und Steuern zahlt, soll er gerne reich werden. Mir ging es eher darum, "Stichproben" zu dem wirtschaftlichen Umfeld hier im Forum zu nehmen. Ich habe bisher nicht das Gefühl. dass meine Gefühlslage flächendeckend geteilt wird. |
|||
raindancer
Inventar |
#10 erstellt: 24. Jul 2024, 08:47 | ||
Zwei Alternativen für den TE zur Auswanderung: 1) Staatsdienst anstreben, optimal Beamtung. Hier fließt Milch und Honig im Alter, Akademiker-Pensionen in meinem Bekanntenkreis mehr als doppelt so hoch wie gesetz. Rente. Änderung ist nicht zu erwarten, da im Bundestag Beamten die größte gruppe stellen. 2) Großunternehmen mit Betriebsrente als Arbeitgeber Meine eigene Variante, da Altvertrag aus den 80igern nennenswerte Einkünfte, wurde mittlerweile von vielen Arbeitgebern vermindert. Nachteilig ist der doppelte Krankenkassenbeitrag und die Besteuerung, darauf angesprochen finden das Politiker durch die Bank ungerecht, aber keiner ändert was. |
|||
Peppermint-PaTTy
Inventar |
#11 erstellt: 24. Jul 2024, 08:57 | ||
Das ist mir jetzt zu simplifiziert, unterstreicht m. M. n. aber, dass es in der Tat nicht ums "große Ganze" und das eigentliche Problem geht, sondern um die private Entscheidung. Zur Stichprobe im wirtschaftlichen Umfeld würde ich mal die Software-Entwicklung im Umfeld von Automobil- oder Finanzwirtschaft nehmen. Die lokale Automobilwirtschaft wähnt sich auf dem absteigenden Ast, so sicher bin ich mir hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes aber nicht - Ursachen lassen wir hier ja ganz beiseite. Der Finanzwirtschaft geht es vielleicht eher gut. Wenn man jetzt gewisse "Abteilungen" und daher den vielleicht eher persönlichen Bereich in z. B. der Software-Entwicklung betrachtet, sieht das dank zunehmender Bedeutung der KI und der Verlagerung der Arbeitsplätze doch ganz anders aus. Die Entwicklung ist ja in den diversen Teilelieferung zum größten Teil aus China genauso. Den Firmen mag es immer noch gut gehen, weil sie günstigere Arbeitskräfte in Indien anheuern und sich von den europäischen Mitarbeitern trennen, oder günstig in China einkaufen etc., wie Du auch schon schriebst. Selbst wenn wir davon ausgehen, und es spricht ja einiges dafür, dass es in Deutschland/Europa evtl. wirtschaftlich bergab geht, was soll man oder Du jetzt daraus folgern? Geht es Dir woanders besser? Wenn ja, was ist der richtige Ort? Welche Vor- oder auch Nachteile bietet er? Zieht man nach ein paar Jahren weiter und der wirtschaftlichen Entwicklung/dem Geld hinterher? In Deiner Gefühlslage werden so viele Aspekte genannt, dass es zumindest für mich schwer ist, auf alle einzugehen oder auch zu teilen, weil Deine Bewertung (sicher) eine andere und persönliche ist. Mal sehen, ob jemand anderes Deine Intention besser versteht und sich für Dich sinnvoller äußert. |
|||
Hüb'
Moderator |
#12 erstellt: 24. Jul 2024, 10:41 | ||
|
|
Anzeige
Top Produkte
Aktuelle Aktion
Top 10 Threads der letzten 7 Tage
- Hotel Modus deaktivieren
- "diese anwendung wird jetzt neu gestartet um mehr speicherplatz verfügbar zu machen"
- Von HD+ zurück zu Standard-TV
- Remotekabel anschließen, aber wie und wo?
- Hisense verbindet sich nicht mehr mit dem WLAN
- Audiodeskription ausschalten (in ZDF App) 803er
- Umschalten von TV auf Radio
- Satellitenschüssel was und wie einstellen am TV
- Pro 7 und Sat 1 auf einmal weg.
- Markierung an Lautsprecherkabel - welche Norm?
Top 10 Threads der letzten 50 Tage
- Hotel Modus deaktivieren
- "diese anwendung wird jetzt neu gestartet um mehr speicherplatz verfügbar zu machen"
- Von HD+ zurück zu Standard-TV
- Remotekabel anschließen, aber wie und wo?
- Hisense verbindet sich nicht mehr mit dem WLAN
- Audiodeskription ausschalten (in ZDF App) 803er
- Umschalten von TV auf Radio
- Satellitenschüssel was und wie einstellen am TV
- Pro 7 und Sat 1 auf einmal weg.
- Markierung an Lautsprecherkabel - welche Norm?
Top 10 Suchanfragen
Forumsstatistik
- Registrierte Mitglieder928.334 ( Heute: 23 )
- Neuestes MitgliedSeizure
- Gesamtzahl an Themen1.557.948
- Gesamtzahl an Beiträgen21.690.719