Bericht: Preiswerter Selbstbau-HTPC ohne Abstriche

Hallo zusammen,

Da immer mal nach einem preiswerten HTPC gefragt wird, wollte ich mal kurz ein Bastelprojekt mit Erfahrungsbericht vorstellen.
Nachdem ich das HTPC-Projekt vor Monaten auf Eis gelegt hatte musste nun alles ganz schnell gehen. Also hab ich mir spontan einen preiswerten HTPC zusammengestellt der optisch zu meiner Hifi-Anlage passen sollte und ggf. noch für Blue-Rays oder Spiele aufrüstbar ist.

Meine Anforderungen dafür waren:

• SPDIF-Tonausgang
  
• HDMI-Ausgang für LCD-TV/Beamer (ist noch nicht gekauft)
  
• DVI-Ausgang für aktuell genutzten 27"-Monitor
  
• DXVA für H.264-Filme und BlueRay-Wiedergabe
  
• 2x PCI (Full-Size) für vorhandene TV-Karten
  
• PCIe x16 für eventuelle Grafikkartenaufrüstung
  
• leise (auch für Musikwiedergabe)
  
• Preiswunsch war maximal 500€
  

Verbaute Komponenten
Als Gehäuse habe ich mich für das Silverstone SST-GD05B Grandia entschieden, weil es mit 75€ zum einen unschlagbar preiswert ist und zum anderen optisch nicht von einem Alu-Gehäuse zu unterscheiden ist. Außerdem ist es ein relativ kurzes Gehäuse (nur 32,5cm tief), was meinem geplanten Hifi-Rack sehr entgegen kam. Zudem hat es entkoppelte Festplattenmontageplätze (2x 3,5") aber auch einen Montageplatz für eine 2,5"-Platte. Dazu sind schon drei 12cm-Lüfter mit Staubfilter installiert. Den mitgelieferten Stromadapter für die Lüfter kann man problemlos von 12V auf 7V umrüsten damit es nicht "föhnt". Was einige Puristen stören mag ist das unverblendete optische Laufwerk. Ich find das aber okay, da mich der Anblick nicht stört (muss man sich halt ein "schönes" Laufwerk suchen).

Als Plattform kam für mich eigentlich von Anfang an nur AMD/ATi in Frage, da die stromsparenden Prozessoren von AMD bei gleicher Rechenleistung nur wenig mehr kosten als die schon relativ preiswerten Standard-CPUs. Zudem hatte ich schon gute Erfahrungen mit Mainboards mit dem AMD 785G/SB710 Chipsatz gemacht was die Hardwaredekodierung von H.264-Videos angeht.
Als Prozesor ist ein AMD Athlon II X2 235e (2x 2,7Ghz, 45W TDP) auf einem ASUS M4A785D-M PRO (mit ATi HD4200 onboard) verbaut. Ich hatte ein DDR-2-Board ausgewählt, weil ich noch 2GB Speicher in der Bastelkiste hatte. Mit einem DDR-3-Board kann man auch einen AMD 880G-Chipsatz nehmen, da die HD 4250 zum gleichen Preis noch ein bisschen schneller ist. Wer aufwendige Spiele möchte, sollte aber definitiv eine dedizierte Grafikkarte kaufen. Hauptsache für Lego Star Wars reichts.

Als CPU-Lüfter empfiehlt sich der Scythe Shuriken Rev.2 da nur 70mm Platz sind wenn man ein normales 5,25"-Laufwerk verbaut. Die Festplatte ist aus Lautstärkegründen nur ein 2,5"-SATA-Laufwerk - das muss bei mir nur die Aufnahmen aus dem Fernsehen speichern. Die Daten liegen alle im Netzwerk. Ein Blue-Ray-Laufwerk ist noch nicht verbaut, deswegen steckt erstmal nur ein DVD-Brenner drin.
Meine TV-Karten (2x Hauppauge WinTV PVR-150) werden durch die Belüftungslöcher über den PCI-Slots auch nicht mehr so heiß wie in einem normalen Gehäuse, da hier schon die Konvektion ausreicht. Die sollen aber in absehrbarer Zeit durch HD-fähige DVB-C-Karten ersetzt werden (wenn es die FireDTV mal wieder zu kaufen gibt).

Was wird alles benötigt?

1. Netzteil ATX be quiet! System Power BN080 ~29€
   
2. Seagate Momentus ST9500420AS (500GB/7200 U/min) ~58€
   
3. Scythe Shuriken Rev.2 ~25€
   
4. Samsung SH-S223C (DVD-Brenner) ~16€
   
5. Asus M4A785D-M PRO ~65€
   
6. AMD Athlon II X2 235e ~58€
   
7. Silverstone SST-GD05B Grandia ~75€
   
8. 2GB DDR-2 RAM
   
9. SATA-Stromadapter (das NT hat nur ein SATA-Stromkabel)
   

Der Gesamtpreis lag ungefähr bei ca. 330€ zzgl. RAM-Speicher (der stammte aus meiner Bastelkiste).

Erfahrungsbericht
Die Kombination aus dem Gehäuse mit den auf 7V gedrosselten 12cm-Lüftern und dem Scythe Shuriken ist unhörbar leise. Wenn es wirklich extrem still ist kann man ihn manchmal im Abstand von 1m noch hören. Auf der 3m entfernten Couch hört man ihn im Betrieb überhaupt nicht. Die CPU-Temperatur überschreitet bei Vollast selten 45°C - es ist also noch viel Spielraum für eine Grafikkarte. Der Stromverbrauch von 55W im Idle und von 85W unter Vollast ist okay. Die 11W im Standby sprechen aber dafür dass das Netzteil nicht besonders effizient ist - dafür ist es sehr leise.
Das Design ist sehr funktional und nicht so verspielt wie von manchem anderen HTPC-Gehäuse - hat meine Erwartung erfüllt.
Im Einsatz mit dem Windows 7 Media Center hat die Kombination sehr gut funktioniert. Mit dem Media Player Classic Homecinema lassen sich 1080p H.264 abspielen ohne das die CPU ins Schwitzen kommt - das sollte mit Blue-Rays genauso problemlos klappen.
Als Fernbedienung empfiehlt sich übrigens das Trust Wireless Entertainment Keyboard (KB-2950). Wobei ich zum reinen Fernsehen auch noch eine normale Windows MCE-Fernbedienung nutze.


Zum Abschluss noch ein paar Bilder:

Gehäuse (ohne Festplattenkäfig):


Gehäuse mit ausgebautem Festplattenkäfig - man sieht sehr gut die Entkoppelten Festplattenhalter.


Gehäuse zusammengebaut:


Gehäuse im Hifi-Rack: