Lenco L75 Reparatur bzw Umbau

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Pedarius
Stammgast
#1 erstellt: 10. Aug 2017, 23:55
Hallo Forengemeinde,

wie schon kurz hier geschrieben habe ich mir einen Lenco L75 und einen Thorens Tonarm TP11 aus einer Laune heraus gekauft. Eigentlich wollte ich meinen Thorens TD115 herrichten
Dazu muss ich sagen ich bin totaler Laie und weiß überhaupt nicht was ich tue

Die Haube fehlt, das Headshell, dem Arm fehlen die Antiskating Einheit und das Ausgleichsgewicht.
Wollte daher wenn ich keine Ersatzteile finde den TP 11 verbauen.
Aber in der Zwischenzeit habe ich mir von einem Forumsmitglied einen TP21 schicken lassen.
Zudem aber später ...


img_20170804_171827eus3k


Also hier mal eine optische Zustandsüberprüfung:


Was manche mit ihren Drehern so aufführen Wer klebt ein braunes Isolierband auf den schwarzen Streifen ?

IMG_20170804_172021

Den Teller abzunehmen ohne das Lager zu beschädigen hat ganz schön Anstrengung gekostet.
Darunter siehts nicht so sauber aus.

IMG_20170804_172810

Das Reibrad hat auch schon bessere Tage gesehen.

IMG_20170804_172915

Ich hatte den Dreher schon zuvor kurz eingeschaltet und dabei lautes Motorgeräusch, Schleifen und andere Geräusche gehört.
Irgend jemand hatte den Teller mit so schmutzigen Händen unten auf der Lauffläche von Reibrad angegriffen dass man es deutlich hören konnte!
Erst nach einem überaus anstrengenden Putzen war dieses hartnäckige Zeug weg.

IMG_20170808_235916

Von unten geöffnet

IMG_20170804_174225

Mal kurz die Elkos geprüft ob die schon platzen
...
Hier ist mir noch nicht aufgefallen was ich da eigentlich vor mir hatte.
Erst nach Überlegung warum die Kabel von TA in die "Schaltung" gehen und nachdem ich im Deckel davon einen Zettel fand wurde mir klar dass es hier ein LENCO VV7 ist. Also hat hier jemand schon einen originalen Phono Vorverstärker eingebaut.

IMG_20170804_181416

...
danach gehts weiter mit der Wartung


[Beitrag von Pedarius am 11. Aug 2017, 00:15 bearbeitet]
Pedarius
Stammgast
#2 erstellt: 11. Aug 2017, 00:57
Wartung:

Da ich in der Nähe eines Conrad war fragte ich in der Modellbauabteilung ob sie Fett und Öl für Lager haben.
Ich nahm "Kugel und Gleitlageröl S15" und "Gear-Flon" Fett mit.
Bitte schlagt mich nicht gleich tot aber ich denke das sollte doch ok sein oder?

Na dann, auf zum zerlegen !

Das Lager:
auseinandergenommen und mit Isopropanol gereinigt.
Dann ordentlich geölt.

IMG_20170809_174833


Der Motor:
ist total verstaubt ...

IMG_20170809_183605

Auf der Rückseite kommt schon das alte Fett raus.

IMG_20170809_183619

zuerst die M4 Schraube und dann alles andere entfernt.
Schöne Farbe hat das alte Fett ...

IMG_20170809_184422

Vor dem reinigen ...
IMG_20170809_185453

... nach dem reinigen.
IMG_20170809_191106

Nicht die andere Seite vergessen

IMG_20170809_191115

Dann die Kugel ordentlich einfetten ...

IMG_20170809_194235

... und bevor sie ganz drinnen ist noch einen Tropfen Öl ins Loch

IMG_20170809_194319

Feder einfetten ...

IMG_20170809_194714

... Platte mit Ring einbauen und noch zur Sicherheit ein bisschen Fett drauf.
IMG_20170809_195458

Das Fett ist schon Gel-artig.

IMG_20170809_195807

Alles raus und wieder ordentlich putzen.

IMG_20170809_202911

Kugel und alles andere einfetten ...

IMG_20170809_203209

alles wieder zurück bauen ...

IMG_20170809_204011

und Deckel drauf

IMG_20170809_210720


...
Fortsetzung folgt
...
Compu-Doc
Inventar
#3 erstellt: 11. Aug 2017, 11:21
Das liest sich sehr gut und auch die Bilder sind klasse!

Weiter so.
Capitol
Stammgast
#4 erstellt: 11. Aug 2017, 16:24
Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Klasse Bilderstrecke.

Uwe
gapigen
Inventar
#5 erstellt: 11. Aug 2017, 19:08
Das siehst wirklich interessant aus, und ich drücke Dir die Daumem, dass hinterher alles wieder funktioniert.
Pedarius
Stammgast
#6 erstellt: 12. Aug 2017, 00:31
Danke für eure positiven Meinungen

Wollte schon immer einen L75 haben. Hatte schon einen L85 IC hergerichtet aber der ist total anders.

IMG_5950


Es sind im L75 (außer dem zusätzlichen VV7) nur mechanische Teile.
Der Motor wird natürlich elektrisch angetrieben aber die Wartung ist einfach genial.

Was aus dem Projekt wird weiß ich selber noch nicht genau.
Zuerst wollt ich ihn im Original belassen und restaurieren. Wobei ich wahrscheinlich irgendwann den Tonarm getauscht hätte.
Wenn ich günstig zu den fehlenden Antiskating Teilen komme, baue ich den TP21 als zweiten Arm in eine neue Zarge.

Und ja, es funktioniert wieder!
Als nächstes werd ich versuchen das "Lager" Reibrad zu schmieren.
Das Gestänge der Reibrad Aufhängung ist jetzt das lauteste was man wahrnehmen kann.
Hier liegt Potential den Dreher leiser zu machen.
Als ich ihn nach der Schmieren vom Motor und des Tellerlagers wieder in Betrieb nahm hörte ich immer noch Geräusche die ich nicht zuordnen konnte.
Erst nach längerem probieren ist es mir klar geworden dass die Stange schwingt (vibriert) und so auch noch an die Halterung weitergibt.
Schnell mal ein Isolierbad um den vorderen Teil geklebt und der Dreher ist deutlich Leiser!

IMG_20170812_000200

Werde das später noch mit einem anderen Material über die ganze Länge abkleben.
Auch die Feder werd ich ersetzen.
Man glaubt es kaum aber erst wenn man so einen alten Plattenspieler wieder herrichtet, merkt man erst wirklich welches Potential in diesem Ding steckt.

Das komplette mechanische Gestänge wird auch noch gereinigt und geschmiert.

Die kleine M4 Schraube an vorderen Lager des Motors werd ich auch noch gegen eine "Druckfeder Stiftarretierung Edelstahl M4" austauschen die ich bei RS-Components gefunden habe. Denke das sich hier die Kugel mit drehen kann und nicht ein "schleifen" entsteht.
Hier noch das Original:

IMG_20170809_184431

Der Tonarm ist schon geliefert, werd aber sicherlich nicht vor Ende nächster Woche Zeit haben ihn zu verbauen.
Aber bis dahin hab ich noch genug zu tun.



[Beitrag von Pedarius am 12. Aug 2017, 00:57 bearbeitet]
gapigen
Inventar
#7 erstellt: 12. Aug 2017, 09:01
Der nächste Schritt ist hoffentlich, dass Du auch weiter alte Schätzchen restaurierst und dann an andere weiterverkaufst, die nicht so die Ahnung haben:
Du rettest alte Dreher, verdienst ein paar Eure und Käufer freuen sich über das Ergebnis.
Eine echte win/win - Situation. Ist aber nur als Anregung gemeint
Ralf_Hoffmann
Inventar
#8 erstellt: 12. Aug 2017, 10:29
Moinsen,

klasse Bericht mit tollen Bildern - so soll das

Und lass mich leben, sollte beim Arm ein Schräubchen fehlen

Gruß
Ralf
Analogy
Stammgast
#9 erstellt: 08. Okt 2017, 13:42
Hi,
ich habe schon diese ganze Prozedur hinter mir!
Ich möchte dir den Tip geben, zwecks Tellerlager zum Sinterlager umwandeln.
Es geht ganz einfach.
Leider habe ich keine Bilder gemacht, wie ich es umgebaut habe.
Du darfst das Tellerlager nicht ölen, da die Plastikkappe unten nicht dicht hält.
Wenn du es ölst, kann das Öl nach einiger Zeit unten wieder rauslaufen und es läuft sich dann trocken!
Das kann unter umständen sogar zu Schäden führen.
Ich habe folgendes gemacht.
Ich habe mir eine Kappe aus Alu gedreht.
In dieser Alu-Kappe habe ich den Filzring, dann die kunststoffscheibe und dann die Messingplatte verkehrt rum in die Kappe gelegt.
Das ganze unten fest und dicht an das Hülsen- Lager gesteckt und mit Sicherungslack befestigt.
Den Dorn habe ich aufpoliert und die Kugel erneuert!
Dann habe ich in die Hülse 2-3 Tropfen Sinterlager-Öl gegeben und den Dorn fein damit eingerieben.
An der Hülse die Sicherungsschraube nur soweit rein gedreht das sie bündig mit der Innenwand ist.
Diese auch mit Sicherungslack vor zuweitem Eindrehen gesichert.
(Die Sicherungsschraube darf danach nicht mehr komplett eingedreht werden!)
Das ganze dann zusammen gesteckt und gewartet bis sich der Dorn sich komplett eingezogen hat.
Fertig!
So läuft das Lager wesentlich leiser und präziser!

Beim Motor hast du alles richtig gemacht!
Nach deinen Bildern her befürchte ich, das du ein anderes Reibrad brauchst!
Es werden manchmal sehr gute und neuwertige in der Bucht angeboten.
Oder du lässt einen neuen Gummi drauf machen. Hier kannst du mal nachfragen!
Pedarius
Stammgast
#10 erstellt: 09. Okt 2017, 18:44
Danke für deinen Tip !
Ich muss mir sowieso ein etwas drehen lassen. Brauche ein "Rohr" für den T21 Arm. Ich würde gerne die "Armbasis" des Lenco verwenden aber der hat einen zu großen Durchmesser. Müsste mit einem "Innerohr" in der Armbasis funktionieren.
Vielleicht kann mir ein Schlosser sowas machen und dann auch gleich so eine Kappe für das Lager.

Das Reibrad hat wirklich schlimm ausgesehen, es wurde gereinigt und ich habs auch noch mit ganz feinen Schleifpapier leicht "angeschliffen". Nur ganz wenig aber das hat gut funktioniert.

Hab ja noch einen zweiten, da kann ich schon mal probieren




Also das Teil mein ich mit Basis:

IMG_20171009_183143
wp48
Stammgast
#11 erstellt: 23. Apr 2018, 17:26
Und? Wann geht's weiter?

Gruß
Wolfgang
ad-mh
Inventar
#12 erstellt: 23. Apr 2018, 21:18
Nochmal zum Lager, insbesondere der Lagerkugel.
Das ist ein Sinterlager also eine Bronzekugel mit kleinsten Hohlräumen (wie bei einem Schwamm). Die kleinen Hohlräume sind der Ölspeicher für die nächsten Jahre. In den Hohlräumen sitzt das alte Öl und dieses ist sicher verharzt und ist fest. Das alte Zeug muss raus. Reinigen und Fett auftragen, dazu noch ein Tropfen Öl ist Unsinn. Das macht das Lager garantiert kaputt.

Richtig macht man das
so

Ein Dual "Brikettmotor" wird genau so überholt. Der Filzring kommt ebenfalls in die Spritze und wird genau so mit Unterdruck gereinigt.
K1024_DSC_0250K1024_PB260456K1024_PB260457

Danach ist der Motor wieder gut für die nächsten Jahrzehnte.
Also nochmal auseinandernehmen...

Ach ja...
irgendein Öl geht auch nicht. Es handelt sich um Lagerbronze. Das Dumme ist, dass nicht passende Öle die Bronze zersetzen können. Man benötigt also ein Sinterlageröl. Damals verwendet wurde Isoflex PDP 40 des Herstellers Klüber. Das gibt es nicht mehr.
Liqui Moly HLP 22 bekommt man bei OBI als Litergebinde. Wer kleinere Gebinde findet, bitte melden.

LM HLP 22

VG Andreas


[Beitrag von ad-mh am 23. Apr 2018, 21:38 bearbeitet]
wp48
Stammgast
#13 erstellt: 24. Apr 2018, 08:26
Hi Andreas,

das ist zwar keine Fortsetzung des TE (letzter Beitrag Oktober 2017), aber eine sehr nützliche Ergänzung und Richtigstellung. Sowas hatte ich zwar schon mal gelesen, aber bereits wieder vergessen. Da solch eine Lenco-Restaurierung bei mir auch ansteht, kommt mir dein Beitrag sehr zustatten.

Vielen Dank!

Gruß
Wolfgang
ad-mh
Inventar
#14 erstellt: 24. Apr 2018, 15:19
Moin,

es war für mich nicht klar ersichtlich, ob das Projekt abgeschlossen wurde und ob du ebenfalls ein solches Projekt hast.

Von daher wird auch der TE sicher seinen Beitrag wiederfinden, wenn er durch neuere Beiträge wieder nach oben rutscht.
Es würde jedenfalls nicht schaden, wenn man das Lager nochmals auseinandernimmt und es dann richtig macht.
Falsches Fett über einen kurzen Zeitraum (Okt 2017 bis heute) ist vermutlich immer noch besser als ein trockenes Lager, wobei Lagerbronze erstaunliche Notlaufeigenschaften hat.
Ein Tipp noch am Rande: Bei den Dual macht es Sinn, die obere und die untere Kugel zu tauschen (unterschiedlicher Verschleiß). Den Lenco kenne ich hier im Detail nicht.

VG Andreas
Pedarius
Stammgast
#15 erstellt: 24. Apr 2018, 19:40
Danke Andreas !
Dein Tip ist Gold Wert!

Bin aus verschiedenen Gründen nicht mehr dazugekommen bei dem Projekt weiterzumachen, war aber nur "pausiert".
Habe auch noch die MDF Platten rum liegen die ich vorerst für eine Zarge verwenden wollte.
Ich bin genau da stehen geblieben. Hatte meine Kugeln aus einem der Motoren in Öl eingelegt, war mir dann aber nicht sicher ob ich wirklich das richtige Öl verwende. Das hatte ich auch vorher schon gefragt.

Ich nahm "Kugel und Gleitlageröl S15" und "Gear-Flon" Fett mit.
Bitte schlagt mich nicht gleich tot aber ich denke das sollte doch ok sein oder?


Kann mich auch erinnern vom Kochen der Kugel im Öl gelesen zu haben.

Die Lencos sind seither nicht viel gelaufen, daher noch kein großer Schaden, aber ich werde es so wie im Link beschrieben machen.
Hoffe ich komm bald wieder dazu hier weiter zu machen denn ich habe noch einiges vor.

Auch der Tonarm hat kleine Kugellager die ich bei einem der Arme schon gereinigt und leicht geölt habe da er in dem Zustand wie er war sich nicht mehr ordentlich bewegte.
Die V-Blocks müssen auch umbedingt erneuert werden.

Es ist gut so dass du hier in den "alten" Thread rein schreibst so sind die "gesammelten" Informationen für andere auch sehr hilfreich.

@Wolfgang
Ist zwar dreckige Arbeit aber es lohnt sich!

Mal schaun ob ich demnächst wieder Zeit für eine Fortsetzung finde.

Danke
wp48
Stammgast
#16 erstellt: 25. Apr 2018, 16:02
Na, dann drücken wir uns mal die Daumen!

Gruß
Wolfgang
highfreek
Inventar
#17 erstellt: 06. Jan 2022, 16:30
Ich habe gestern einen goldring/lenco G99 reinbekommen und ich werde den Motor auch zum fetten öffnen.

Der Hinweis mit dem sinterlager bezog sich auf den Motor.
Richtig?

das Tellerlager wird dann wenn man nicht umbaut womit geschmiert?
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