Überspielte Kassetten rückgängig machen?

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Sovebamse
Stammgast
#1 erstellt: 06. Feb 2005, 23:00
Eine Frage der speziellen Art. Ich habe mir einmal Gedanken darüber gemacht, ob man wohl überspielte Aufnahmen wieder irgendwie zurückholen kann.
Sprich: wenn ich etwas wichtiges dummerweise überspielt habe, wie kriege ich das alte wieder hervor oder ist dies unmöglich?

Meine Überlegung: die leere Kassette ist "unmagnetisiert". Wenn ich diese bespiele, wird das Band magnetisiert in einem bestimmten Muster. Überspiele ich nun dieses Muster, sollte doch eigentlich das vorhergehende Muster noch irgendwie in "Erinnerung" sein, da das neue Muster durch zusätzliche Magnetisierung entstanden ist. Könnte man nun also zum Beispiel durch Aufnehmen des umgekehrten Signals, das alte Muster wieder zurückgewinnen? Oder hat sonst jemand eine Idee?
cr
Inventar
#2 erstellt: 06. Feb 2005, 23:38
Es ist schlicht und einfach technisch unmöglich.
Am PC lassen sich nur deshalb gelöschte Dateien rekonstruieren, weil meist nur der Dateieintrag gelöscht wurde, aber nicht der Inhalt. Unter gewisen Umständen lassen auch überschriebene Dateien noch aufwendig rekonstruieren.
Bei einer überspielten Musikcassette (analog) ist es aber unmöglich.
Was willst du denn retten?
Sovebamse
Stammgast
#3 erstellt: 07. Feb 2005, 01:02
Na ja, ist nur eine alte Aufnahme, als ich noch etwas jünger war. Haben wir mal Telefonscherze gemacht. Aber ich bin mir gar nicht sicher, auf welcher Kassette das ist.

Ich meinte nur, dass, falls kein Löschkopf verwendet wird, sollte man doch irgendwie die Ausrichtung auf dem Magnetband wieder in die ursprüngliche Position versetzen können.

Kann mir vielleicht jemand erklären, wie das physikalisch aussieht mit dem Magnetismus und dem "Gedächtnis" des Magnetismus? Habe nur einmal etwas im Physikunterricht aufgeschnappt.
cr
Inventar
#4 erstellt: 07. Feb 2005, 01:21
Bei jeder Neuaufnahme wird zudem die alte mit dem Löschkopf gelöscht.
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 07. Feb 2005, 10:08
Es ist ein Unterschied, ob Du analog (also Kassette) oder digital (Diskette) aufnimmst.
Digital wird das Medium (Diskette, Band) jeweils voll durchmagnetisiert. Bei einer Neuaufnahme wird die alte Aufzeichnung überschrieben.
Bei der Wiedergabe muss die Magnetisierung eine bestimmte Stärke haben, damit sie gelesen wird. Man kann sich nun vorstellen, dass beispielsweise an einer Bandstelle die alte Aufzeichnung einen Nordpol "fabrizierte", die neue einen Südpol. Je nach Stärke der neuen Aufzeichnung wurde der alte N nicht vollständig überschrieben, sodass der neue S nicht mit maximalem Pegel auf dem Band ist.
Wir das alte N jetzt von einem neuen N überschrieben, ist mit Sicherheit der maximale Pegel auf dem Band. Gelesen wird die neue Aufzeichnung einfach dann, wenn ein Minimalpegel da ist. Wenn man aufgrund der neuen Aufzeichnung weiss, was an dieser Stelle auf dem Band sein muss, kann man das Band (oder eben die Diskette) so abspielen, dass man echt die Magnetisierungspegel anschaut. Dann stellt man fest, dass diese nicht immer gleich stark sind. Sind sie stark, so ist die erste Aufzeichnung gleich wie die zweite. Ist sie schwächer, war die erste Aufzeichnung an dieser Stelle unterschiedlich zur neuen. So lässt sich vielfach jeder Punkt des Bandes rekonstruieren.
Bei Analogaufnahmen ist die Magnetisierung in der Frequenz (Tonhöhe) und der Magnetisierungsstärke (Lautstärke) dauernd unterschiedlich. Damit eine Aufnahme "überschrieben" werden kann, muss sie erst gelöscht werden. Dazu wird das Band einem starken Wechselfeld ausgesetzt, das zuerst langsam stärker wird, dann etwas so verbleibt und langsam schwächer wird. Das erreicht man normalerweise durch einen Tonkopf, der mit hochfrequenter Wechselspannung betrieben wird. Dabei wird das Band daran vorbeigezogen und weil das Magnetfeld etwas streut, also nicht nur genau vor dem Kopf vorhanden ist (etwas vereinfacht erklärt), ändert sich die Stärke beim Vorbeiziehen. Wäre noch etwas auf dem Band vorhanden, wäre es später noch mehr oder weniger schwach hörbar. Da man das nicht will, wird möglichst 100% gelöscht. Erst jetzt wird neu aufgenommen, wie auf ein fabrikneues Band.
Beim Analogband gibt es also nicht eine "Schwelle" die besagt: Das kann ich lesen, das ist gültig. Oder: Das ist zu schwach, das ist ungültig. Daher gibt es keine Möglichkeit so eine Aufnahme zu retten.
Nite_City
Stammgast
#6 erstellt: 09. Feb 2005, 23:43
Hallo,

eine kleine Möglichkeit besteht theoretisch dennoch!

Nach dem Watergate-Skandal wurden mehrere Tonbänder mit Gesprächsaufzeichnungen beschlagnahmt. Diese wurden jedoch von vorsorglich von der Sekräterin gelöscht (müssen also brisantes Material enthalten haben...).

Eine Expertenkommision hat dann versucht die Aufnahmen zu rekonstruieren. Man hat nämlich festgestellt, dass das Gerät mit dem die Bänder aufgenommen wurde nicht das selbe war wie dasjenige, mit dem sie gelöscht wurden. Man dadurch gehofft, sich die Tatsache zu Nutze machen können, dass es zwischen zwei verschiedenen Tonbandgeräten doch winzige Unterschiede in der Spurlage gibt, d.h. man hat versucht die Informationen durch den noch verbliebenen "Randstreifen" zu rekonstruieren. Ob und wie gut dies funktioniert hat kann ich allerdings nicht sagen.

Aber ich glaube, dass deine Aufnahmen keine solche Brisanz besitzen, dass dies den Aufwand rechtfertigen würde, oder?

Grüße,
Nite City


[Beitrag von Nite_City am 09. Feb 2005, 23:46 bearbeitet]
Sovebamse
Stammgast
#7 erstellt: 10. Feb 2005, 00:22
Nein. Es hat höchstens Brisanz als Andenken. Ein Kolleg und ich haben vor einigen Jahren eine Reihe von Telefonscherzen gemacht und aufgezeichnet. Nun ist 1 Kassette verschwunden bzw. überspielt. Es ginge dabei nur um den 1. Telefonscherz, was natürlich besonders ärgerlich ist.
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