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Flatscreen-Klangprothese+A -A |
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Autor |
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10_BGS
Stammgast |
#1 erstellt: 21. Nov 2010, 19:07 | |
Hallo zusammen, ich wollte euch gerne mal mein eben fertiggestelltes Subwoofer-Satelliten-System vorstellen. Anlass für den Bau war der Kauf eines neuen Fernsehers im letzten Monat. Die Röhre, die ich zuvor hatte fand ich klanglich für reinen Fernsehton ausreichend. Dass das beim flachen Nachfolger nicht mehr so sein würde stand zu befürchten und bewahrheitete sich dann leider auch. Ein paar Zentimeter Gehäusetiefe reichen einfach nicht, um diskutable Lautsprecher einzubauen. Diese Flatscreens werden gerne mit 100, 200, oder sogar 400 Hz beworben. Ich glaube allerdings, dass damit nicht eine Bildwiederhol- rate gemeint ist, sondern die untere Grenzfrequenz der Telefontröten, die da drin stecken. Da ich nur zum Fernsehen nicht jedesmal die richtige Anlage anschmeißen möchte (die sich obendrein sowieso gerade im Neuaufbau befindet) brauchte ich also ein kleines System als Ergänzung, dass passabel klingen sollte, ausreichend laut sein, simpel in der Bedienung und möglichst aus schon vorhandenen Teilen bestehen sollte. Bestandsaufnahme im Keller - vorhanden waren: - zwei geschlossene Breitbandlautsprecher mit dem Vifa 10 BGS 119/8 als Treiber, - ein Doppelschwingspulen-Subwooferchassis W6-1139SH von TangBand, - zwei Endstufen-Module von Schuro (AMP 80) mit je einem TDA 7293-Chip. Die beiden Breitbänder waren hochpassgefiltert, um die Tieftonausbeute zu erhöhen und vormals als Satelliten in einem Surround-Setup im Einsatz. Dort dann bei 100 Hz getrennt. Solo klingen die zwar super und die Basswiedergabe hätte mir sogar einigermaßen ausgereicht (f3 bei ~ 90 Hz), aber der Maximalpegel ist in dieser Betriebsart extrem beschränkt (0,65 mm Xmax). Nahfeldmessung: Für einen ausreichenden Pegel mußte hier also eine Filterung 2. Ordnung her. Sprich Serienkondensator verkleinern und passende Spule parallel. Mit AJHorn simulierte sich das so: Das das nicht 100 %ig passen kann sieht man daran, dass die rote Kurve von der Messung weiter oben doch ein bißchen abweicht. Als Schätzeisen reicht's aber. Da ich keine Lust hatte ein zusätzliches Aktivmodul einzuplanen und der TangBand netterweise zwei Schwingspulen mitbrachte, bot es sich an über einen Bandpasssub nachzudenken, der dann einfach parallel zu den Satelliten am Verstärker angeschlossen werden könnte. Hier wieder eine AJHorn-Simu und das SketchUp-Modell, das ich daraus entwickelt habe: Mehr in Kürze... Grüße, 10 BGS. |
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10_BGS
Stammgast |
#2 erstellt: 21. Nov 2010, 21:07 | |
... und weiter geht's! AJHorn empfahl also 10 l geschlossenes und ca. 6 l ventiliertes Volumen für den Bandpass. Die Gehäusemaße ergaben sich dadurch, dass es später in einen Flechtkorb vom Dänischen Bettenlager passen sollte, der in meinem Sideboard unter dem Fernseher steht. Unsichtbare Unterbringung sozusagen. Bei 12 mm Wandstärke (Birke MPX) waren das dann 20,1 x 34,0 x 35,0 cm³. Gegen die zu schwache Dämpfung unvermeidlicher Resonanzen oberhalb des Nutzbereichs bekam jede Schwingspule noch eine 3,1 mH Induktivität vorgeschaltet. Zwei 2,7 mH Tieftonspulen hatte ich noch, auf denen ich dann noch ein paar Windungen ergänzt habe. Vor dem endgültigen Verleimen wollte ich überprüfen, ob ich mit der Geometrie des Reflexkanals die geplante Abstimmfrequenz auch erreicht hatte. Deswegen mit Dichtungsband und Schraubzwingen ein erster Test: Der vorläufige Impedanzverlauf sah schonmal brauchbar aus, wenngleich etwas anders, als der simulierte: Der zugehörige Frequenzgang (einige Zetimeter vor dem Schlitz gemessen) war ebenfalls erfreulich, wenngleich der Abfall zu hohen Frequenzen etwas früher einsetzte als erhofft: Ich entschied daher den Reflexschlitz noch gut einen Millimeter auf dann 20 zu verbreitern, um die Abstimmfrequenz leicht nach oben zu setzen. Entgültiger Zusammenbau: Laut Simulation war zu erwarten, dass der Sub ein paar dB zu laut für die Breitbänder werden würde. Falls erforderlich wollte ich denen nach Fertigstellung mit Dämpfungsmaterial im Kanal zu Leibe rücken. Fortsetzung folgt... Grüße, 10 BGS. [Beitrag von 10_BGS am 21. Nov 2010, 21:39 bearbeitet] |
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10_BGS
Stammgast |
#3 erstellt: 21. Nov 2010, 21:44 | |
... und zum Dritten. Nun zur Endstufe. Als Behausung hatte ich das größte der Conrad-Alu-Kühlrippengehäuse ausersehen. Der leistungsfähigste Trafo, der dort hinein passt war ein 80 Watt-Typ. Dementsprechend hab ich einen mit 2 x 15 V ausgewählt, was dann auf ca. 2 x 30 Watt Ausgangsleistung an 4 Ohm führte. Als Siebung 6 x 4700 µF. Um sicherzustellen, dass das auch alles hineinpassen würde habe ich dafür ebenfalls ein SketchUp-Modell erstellt: Die beiliegenden Front- und Rückwände waren mir zu unansehnlich und zu windig. Deswegen habe ich die beiden aufeinander als Rückwand verwendet und mir bei Schaeffer ein neues blau eloxiertes 3 mm-Blech für vorne bestellt. So sah das dann "in Echt" aus: Der Test verlief problemlos. Hat alles auf Anhieb funktioniert, auch ohne Brummproblem trotz der drangvollen Enge im Gehäuse. Und am Klang gibt's nichts zu beanstanden. Auf zum nächsten Teil... Grüße, 10 BGS. |
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10_BGS
Stammgast |
#4 erstellt: 21. Nov 2010, 22:26 | |
... das Ende ist nah! Bei den Satelliten habe ich wie gesagt die Hochpassfilterung um eine Ordnung erhöht. Das Ergebnis ist hier zu sehen: Da fehlte etwas mehr als eigentlich vorgesehen. Außerdem buckelt der Grundton nun etwas. Da meine Meßmethode jedoch eher schnell als akribisch war, will ich den Verlauf nicht überbewerten. Es böten sich aber jedenfalls noch Versuche mit einer größeren und hochohmigeren Parallelspule an, aber ich habe momentan nichts Passendes da, so dass es jetzt erst mal so geblieben ist. Die kleinen Gehäuse existierten (wie bereits geschrieben) schon, waren aber überarbeitungsbedürftig, da meine auch heute sehr begrenzten Fähigkeiten als Lackierer damals noch beschränkter waren. Das Finish bestand aus etlichen Schichten schwarzer Lasur mit einer Wachsschicht on top. Dieses Wachs bewirkte aber eine permanente leichte Klebrigkeit, was ich nun ändern wollte. Also Nitroverdünnung geschnappt und dem Zeug zu Leibe gerückt. Darauf dann der Einfachheit halber RAL 5010 (Enzianblau) aus der Spraydose. Schwarz hätte sich neben dem Fernseher zwar unauffälliger gemacht. Blau gefiel mir aber besser. Bei der Gelegenheit gab's wieder Grund sich über MDF zu wundern. Schnittkanten waren vor dem Neuanstrich keine zu sehen. Danach schon. Soll mir jetzt aber egal sein. Ich hebe mir meinen Perfektionismus lieber für ein anderes Projekt auf. Das Ensemble aus Subwoofer, Satelliten und Endstufe sah dann so aus: Hier der Sub in seinem Körbchen: Niedlich, oder? Die Position der Anschlüsse ist an die Grifföffnung angepasst. Fehlt noch der letzte Abschnitt... Grüße, 10 BGS. [Beitrag von 10_BGS am 21. Nov 2010, 22:29 bearbeitet] |
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10_BGS
Stammgast |
#5 erstellt: 21. Nov 2010, 23:44 | |
... mit ein bißchen Feinschliff und ner Abschlusskritik. Die nächste Messung galt dem Gesamtimpedanzverlauf, da ich mit der Parallelschaltung aus Satellit und Sub die Endstufe nicht zum Schwitzen bringen wollte. Hier beide Kanäle parallel betrieben. Die Impedanz für einen Endstufenkanal ist also zu verdoppeln: Das Minimum liegt hier bei 1,8 Ohm. Macht also 3,6 pro Seite => unkritisch. Anschließend - wilder Messaufbau: die drei Gehäuse gestapelt und Mikro in willkürlicher Entfernung - wollte ich einen Eindruck von den Pegelverhältnissen bekommen. Dabei machte sich der Sub lautstärker als erwartet bemerkbar. Das konnte nicht so bleiben. Unterschlagen habe ich bisher, dass die beiden Kammern des Subwoofers ein bißchen Polywatte verpasst bekommen hatten, um etwas hochfrequenten Müll einzufangen. Nun mußte noch was in den Reflexkanal, um die Lautstärke einzubremsen. Der erste Versuch mit einem Stück Schaumstoff senkte den Pegel zu stark und raubte zusätzlich Tiefbass. Die nächste Wahl fiel auf einen Rest Noppenschaumstoff (2 cm dick). Das sah gleich viel besser aus! Nun stimmte es annähernd, besonders da diese Variante im Verhältnis weniger Tiefbass schluckte und so zu einer deutlich tieferen Grenzfrequenz führte. Zuletzt habe ich das Stück noch ein bißchen verkleinert. Ergebnis: 36 Hz untere Grenzfrequenz! Das konnte der alte Röhrenfernseher nicht. Nun blieb noch die richtige Phasenlage des Subwoofers zu bestimmen. Diesmal wurde in gut drei Metern Entfernung am Hörplatz gemessen. Entsprechend verzappelt sehen die Kurven trotz Glättung aus: gegenphasig: gleichphasig: Dennoch schien es mir aufgrund dessen recht eindeutig, dass der Sub gleichphasig angeschlossen gehörte. Stand also der Hörcheck an. Den Eindruck dann zu beschreiben ist naturgemäß schwierig. Ich beginne mal mit den Satelliten: - Breitbändertypisch tolle Räumlichkeit im Sweetspot mit einer in diesem Fall wunderbaren Hochtonauflösung. - Nach der Modifikation sind ausreichende Pegelreserven gegeben. - Bei goßem Durcheinander büßen die Vifas scheinbar etwas an "Übersicht" ein. - Die anspringende Dynamik eines wirkungsgradstarken Lautsprechers geht im direkten Vergleich (Voice kompakt) natürlich ab. Um sich die Kante zu geben waren die kleinen Dinger aber ja auch nicht gedacht. Zum Sub: Da ich eigentlich von Haus aus kein Freund von Reflexbässen bin hat's ein Bandpass bei mir natürlich ein bißchen schwer, aber er passte halt so gut ins Konzept. Das vorweg geschickt, war ich angetan von dem Dargebotenen. Man bemerkt zwar dieses gewisse "Hinterherhinken", aber nur wenn man sehr kritisch darauf achtet. Ansonsten gibt's ordentlich Tiefgang ohne Hang zu wummsiger Übertreibung. Ortbar ist der Woofer nicht. Im Bereich der Trennung könnte das Ergebnis möglicherweise noch besser sein. Den Finger darauf legen was da eventuell ein bißchen stört kann ich aber nicht. Vielleicht wäre ja die angesprochene Modifikation des Satellitenhochpasses ein Ansatzpunkt. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Flatscreen-Klangprothese, besonders angesichts des geringen zusätzlichen Teileaufwands. Erfolgreiche Resteverwertung sozusagen. Und zum Schluß noch ein Foto des Fernsehers mit seinen neuen Ohrwaschln (wie man bei mir sagen würde) nebst Endstufe. Mir gefällt's! Jetzt tät's mich freuen, wenn jemand seinerseits eine kritische oder auch restlos begeisterte Bemerkung los werden wollen würde. Grüße, 10 BGS. [Beitrag von 10_BGS am 22. Nov 2010, 07:57 bearbeitet] |
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maikthebike
Ist häufiger hier |
#6 erstellt: 23. Nov 2010, 23:16 | |
Hi, coole Resteverwertung! Das blau gefällt mir. Würde es nicht etwas schicker aussehen, wenn Du zwischen TV und Boxen etwas Platz lässt? Nebenbei würde sich auch das Stereodreieck verbreitern. Oder hängen die Boxen direkt am TV? |
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10_BGS
Stammgast |
#7 erstellt: 24. Nov 2010, 08:00 | |
Hi mikethebike, akustisch wäre die größere Basisbreite durchaus sinnvoll und die Gehäuse hängen auch nicht direkt am TV. Jedoch brauche ich den Platz (besonders rechts). Der ist für "richtige" Lautsprecher reserviert. Gruß! |
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maikthebike
Ist häufiger hier |
#8 erstellt: 24. Nov 2010, 19:58 | |
Ja, das erklärt es natürlich! |
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derboxenmann
Inventar |
#9 erstellt: 24. Nov 2010, 20:07 | |
sehr geil!!! |
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10_BGS
Stammgast |
#10 erstellt: 25. Nov 2010, 07:32 | |
Ganz deiner Meinung. Ich könnte noch ergänzen, dass die Endstufe am Kopfhörerausgang des Fernsehers angeschlossen ist. Lautstärkeregelung erfolgt also bequem über dessen Fernbedienung. Wegen fieser Knackgeräusche beim Abschalten des Fernsehers habe ich noch einen Massentrennfilter (der netterweise auch noch herumlag) in die Leitung gehängt. Damit war auch dieses Thema erledigt. Jetzt nach ein paar Tagen bin ich immer noch sehr zufrieden. Der Klang ist natürlich drastisch besser, als das was die Glotze selber kann. Aber fast am besten finde ich, dass es kein zusätzliches Anschalt- und Bediengeschäft gibt. Fernsehr an - läuft. Denn man ist ja faul. Gruß! |
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-AB-
Stammgast |
#11 erstellt: 28. Nov 2010, 22:00 | |
Super Projekt! Was für ein Verstärkermodul hast du denn genommen? (oder hab ichs einfach überlesen?) |
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10_BGS
Stammgast |
#12 erstellt: 29. Nov 2010, 07:54 | |
Hi, danke für's Kompliment! Ich habe zwei AMP 80 von Schuro verwendet. Steht im ersten Post. Gruß! |
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-AB-
Stammgast |
#13 erstellt: 29. Nov 2010, 22:56 | |
Ah! Hatt ich also doch überlesen. Dachte mir doch schon, dass bei solch sorgfältigem Baubericht eine solche Information nicht fehlt |
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Boxenbastler
Stammgast |
#14 erstellt: 05. Dez 2010, 00:31 | |
@10 BGS Gefällt mir wirklich Dein Projekt und der Bericht ist sauber beschrieben und gut nachvollziehbar. Über das "enzianblau" könnte man diskutieren, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Respekt! Weiterhin viel Spaß mit dem Projekt. Gruß Boxenbastler |
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10_BGS
Stammgast |
#15 erstellt: 05. Dez 2010, 10:48 | |
Hi Boxenbastler, danke für die Blumen. Hab durchaus Spaß mit dem Projekt. Hab nochmal mit AJ-Horn rumgespielt und eine Frequenzweichenmodifikation überlegt, die dem in Post #4 zu sehenden Kurvenverlauf entgegenwirken könnte: rot - aktueller Zustand, aber real nicht so glatt wie die Simu behauptet schwarz - Modifikation die in der Simu komisch aussieht, aber real den leichten Grundtonbuckel glätten könnte Muß ich mal bei ebay die Augen wegen passender Teile aufhalten. Eilt ja nicht... Grüße! |
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