Hörbericht Quad2905 Elektrostaten

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Father12
Stammgast
#1 erstellt: 12. Mrz 2006, 09:43
Hallo zusammen,

Ich hatte gestern die Gelegenheit, die neuen Vollbereichselektrostaten 2905 von Quad zu hören und da die nicht an jeder Ecke stehen, wollte ich kurz davon berichten.

Vorab - die LS sind neu im Laden und daher noch kaum eingespielt. Die Kette war ein älterer Marantz CD-Player, der über einen externen DA-Wandler an einem Opera Audio Reference 880 Röhrenamp hing.

Vearbeitung: sehr gut; alles sieht sehr wertig aus, der Rahmen ist in einer Art anthrazit gehalten, in Kombination mit der vollflächigen schwarzen Bespannung wirkt das recht edel. Allerdings ist der Anblick der riesigen, weil sehr breiten LS schon ungewohnt - Frauenakzeptanzfaktor niedrig, würde ich sagen...

Klang: Direkt nach dem Einschalten war mein erster Eindruck eher ernüchternd. Die Bässe und unteren Mitten kamen doch sehr undifferenziert und topfig - hier muss mit Sicherheit noch die EInspielzeit abgewartet werden. Aber schon im Laufe der ca. 2 Stunden dauernden Hörsession hat sich das deutlich verändert - Bass und Bassdrum kamen dann viel knackiger und mächtiger rüber. Elektrostaten sind ja wohl bekannt dafür, nicht den Megabass zu bringen - mir hat das allerdings völlig gereicht (sicherlich auch raumabhängig).
Die Stärken der 2905 liegt sicherlich im Bereich Stimmen und akustische Instrumente. Diese kamen sowas von natürlich und livehaftig, ohne jeden Anflug von Nervigkeit oder Schärfe - traumhaft. Sitzt man mittig im Sweet Spot, löst sich das Klangbild völlig von den LS, diese sind nicht mehr wahrzunehmen. Die Bühne ist sehr tief in den Raum gestaffelt, ich würde mal vermuten, dass dies auch ein Effekt der hinten offenen und deshalb auch rückwaärtig abstrahlenden Konstruktion ist. Hab ich so extrem jedenfalls noch nie gehört.
Ich habe zwischendurch die gleiche Musik auf einer konventionellen Kette gehört - Quad99 CD/Vorstufe / Quad 909 Endstufe mit Cabasse LS. Das klingt gut, so wie man es gewöhnt ist, würde ich fast sagen. Aber dann direkt wieder rüber zum Elektrostaten und man kann nur staunen über den Unterschied... So klingt also klingt Musik Alles viel voller, größer und mächtiger - als stünden die Musiker wirklich vor einem.
Die Kombination mit dem kräftigen Röhrenamp passt sehr gut, interessant wäre sicherlich auch mit einem potenten Sandteil zu hören, ob die Kontrolle im Bassbereich noch zunimmt. Holen wir demnächst sicherlich mal nach, z.B. mit dem Musical Fidelity A5.
Wir hatten Singer/Songwriter, Blues, keltische Mucke, aber auch jazziges und Klassik angehört. Mit den beiden letzteren kann ich wenig anfangen, daher bezieht sich meine Einschätzung nur auf die erstgenannten. Ich denke mal, für Party und Hardrock wird die 2905 nicht geeignet sein.

Bleibt nur der Preis - schlappe 9000 €uronen Listenpreis sind natürlich ein Wort. Da hilft wohl nur Lotto spielen.

Fazit: wer sich das leisten kann, sollte sich die LS unbedingt mal anhören. Das war meine allererste Begegnung mit Elektrostaten, aber die hat mich überzeugt. Um nochmal auf den FAF zurückzukommen - die Entscheidung ist klar: notfalls die Frau rausschmeissen...
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 12. Mrz 2006, 11:59
Es gibt mit Sicherheit etwas, was ich zu Deinem Bericht bemerken muss: Die Quad 909 Endstufe ist natürlich kein Röhrending, sondern eine konventionelle Transistorschaltung. Der Vorteil der Quad-Verstärker ist sicher, dass sie mit den niedrigen Impedanzen der Elektrostaten klar kommen, was viele andere Produkte nicht schaffen. Aber das ist ja kein Wunder, beides stammt aus dem selben Haus.
Was ich noch bemerken möchte ist die Einspielzeit. Bei konventionellen Lautsprechern hat man die hintere Zentrierspinne und die Gummisicke, die eine gewisse "Walkarbeit" geleistet haben müssen, um die endgültige Weichheit oder Festigkeit zu erlangen. Bei Elektrostaten istdie Sache anders. Da handelt es sich meist um eine metallisierte Kunststofffolie, die zwischen den Elektrodengittern gespannt ist. Diese Einspannung wird meist über Federn stabilisiert, um die nötige mechanische Vorspannung über lange Zeit zu gewährleisten. Aus diesem Grund ändert sich an der Mechanik des Lautsprechers über mindestens 3 Jahre nichts, sodass ein Einspielen nicht stattfindet.
Father12
Stammgast
#3 erstellt: 12. Mrz 2006, 12:42
@richi44,

wenn du nochmal nachliest, dann wirst du feststellen, dass an den 2905 der Opera Audio Rference 880 (= Vollröhre) lief. Die 909 dagegen hab ich zwischendurch an konventionellen Cabasse Lautsprechern gehört.

Ich bin kein Experte für Elektrostaten, aber ein kurze Google-Suche zum Thema Einspielzeit zeigt, dass manche Leute die genau gegenteilige Meinung vertreten. Fakt ist, dass sich der Klang während der Hörzeit veränderte - im positiven Sinne.

Gruß, Father12
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 13. Mrz 2006, 12:13
Das mit dem Röhrenverstärker ging nicht ganz so klar aus Deiner Beschreibung hervor. Ausserdem wäre es interessant, die Quad an der Quad Endstufe zu hören. Ich könnte mir da vorstellen, dass sich das Klangbild nochmals verändert, denn Röhren haben ja dank ihres hohen Klirrs die Tendenz der Weichzeichnung. Dieser Effekt hängt noch stark von der Abschlussimpedanz ab und die ist bei einem Elektrostaten alles andere als konstant.
Wegen des Einspielens: Das Einspielen ist ein mechanischer Vorgang und hat nichts mit Voodoo zu tun. Daher unterliegt er auch den normalen Gesetzen der mechanischen Physik. Und wenn es da nichts gibt, das sich in kurzer Zeit verändert (zum Glück), so kann der Klangunterschied nicht die Folge des Einspielens des Elektrostaten sein. Möglich ist, dass die Röhrenendstufe erst nach einiger Spielzeit den richtigen Arbeitspunkt erreicht und dass sich daher klangliche Veränderungen ergeben. Diese Wahrscheinlichkeit ist um einiges höher als jene des Lautsprechers.
ESELman
Stammgast
#5 erstellt: 22. Mrz 2006, 11:33
Hi,

zur Richtigstellung:

Die wenigsten ESL arbeiten mit metallisierten Membranen. Die meisten beschichten mit hochohmigen, nachträglich aufgebrachten Beschichtungen.

T&A hat ein Patent auf einen ´gefederten´ ESL.
Die übliche Bauweise jedoch besteht aus einer fest(!) eingespannten Folie.
Bisher zeigte jeder ESL den ich hören konnte, ein klares Einspielverhalten. Die einzig denkbare(!) Ausnahme sind ESLs deren Folien nach dem Einbau mehrfach getempert würden, was aber konzeptionell bei einigen (MartinLogan z.B.) gar nicht möglich ist.
Weiter zeigen ESLs nach dem Einschalten der Polarisationsspannung für einige Stunden leichte Veränderungen. Theoretisch sollten nach wenigen Sekunden keine Änderungen mehr auftreten, klanglich jedoch bemerkt eigentlich jeder die Verbesserungen (ob das reale Verbesserungen sind oder ´Gewöhnungseffekte´ ist dabei völlig irrelevant)


jauu
DerESELman
Wolf352
Inventar
#6 erstellt: 22. Mrz 2006, 12:08
Hallo,

hab' vielen Dank für Deinen Bericht.
Ich lese immer wieder gerne über "Exoten", und mit dem Quad hast Du einen Favoriten getroffen.
Lange Zeit habe ich nun keinen Elektrostaten mehr besessen.
Bin mir aber auch sicher das meine Logans Einspielzeit brauchten.
Nun, mit einem eigenem, akustisch optimiertem Hörraum wächst das Interesse aber wieder in den Himmel

Wo hat die Session stattgefunden?

CU
Wolf
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