Elektrostaten / Magnetostaten

+A -A
Autor
Beitrag
DaCHRlS
Stammgast
#1 erstellt: 16. Sep 2008, 06:30
Hallo allerseits,
mich würde mal eure Meinung oder vielleicht besser noch euer Expertenwissen zum Thema Fullrange Elektro- und Magnetostaten interessieren. Ja, genau diese riesigen, meist häßlichen Teile, die von der Größe her je nach Ausführung zwischen einer Anrichte und einem stattlichen Schrank liegen.

Haben diese Ungetüme, die es ja nach wie vor zu Preisen zwischen nem 1000er und nem 5 stelligen Betrag zu kaufen gibt, ihre akkustische Berechtigung? Wo liegen die klanglichen Vor- und oder auch Nachteile, wenn es denn welche gibt, im direkten Vergleich zu "normal" aufgebauten Lautsprechern mit Einzelchassis?

Würde mich über eine rege Diskussion freuen, aus der man viel Wissen entnehmen kann.

Grüße
Euer Chris


[Beitrag von DaCHRlS am 16. Sep 2008, 06:32 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 16. Sep 2008, 06:45
Hallo Chris,

Vorteile (jeweils eine Auswahl):
- riesige bewegte Fläche im Vergleich zu herkömmlichen, dynamischen LS
- dabei gleichzeitig sehr geringe bewegte Masse
- im Ergebnis herausragendes Masse-/Fläche-Verhältnis mit entsprechend schnellem Ansprechen und daraus resultierendem, feinzeichnenden Klang

Nachteile (jeweils eine Auswahl):
- Platzbedarf
- aufstellungskritisch
- geringer Hub relativiert Flächenvorteil
- oft Verstärkerkritisch / hoher Leistungsbedarf

Neutral (je nach Sichtweise):
- teils diffuses Abstrahlverhalten, welches die Raumakustik stark mit einbezieht -> der Wiedergaberaum dominiert den auf dem Tonträger enthaltenen Raum (wenn aufgezeichnet/eingefangen); kann man mögen, muss man aber nicht
- stark ausgeprägter Sweet-Spot

EDIT: Die Suchfunktion sollte Einiges an Grundlagen zu Tage fördern. Ein Blick nach Wikipedia lohnt gleichfalls.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Sep 2008, 07:45 bearbeitet]
DaCHRlS
Stammgast
#3 erstellt: 16. Sep 2008, 06:50
Hallo Frank,
danke für Deine schnelle und präzise Antwort.

Bedeutet das im Umkehrschluss, das wenn man ein eigens dafür perfektioniertes Abhörzimmer (früher Musikzimmer) einrichtet und demnach raumakkustisch wie auch von der Aufstellung her perfekte Verhältnisse schafft jeder normale (die nennen sich allgemein dann dynamische Lautsprecher?) Lautsprecher unterlegen ist?

Grüße
Chris

Edith: Hatte schon bissel gegoogled und Wikis durchstöbert, aber da waren meist nur allgemeine Infos zum Aufbau und der Wirkungsweise, aber meistens eben keine vergleichenden Aussagen! Da scheinen die Lager sehr neutral


[Beitrag von DaCHRlS am 16. Sep 2008, 06:54 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 16. Sep 2008, 06:55
Hallo Chris,

ich habe Dir ja eine Auswahl der Nachteile gelistet.
Für Pegelfanatiker dürfte es bspw. schwer werden, einen geigneten Elektrostaten zu finden. Auch Tiefbass ist ein schwieriges Unterfangen. Abgesehen davon mag nicht jeder den hohen Detailgrad dieser Lautsprecher.

Ein großer Quad, den ich mal hören konnte, wäre mir persönlich bspw. auf Dauer zu entspannt und zu Diffus im Klangbild. Ich persönlich mag es direkter.
Obgleich der Sound schon begeistern konnte.

Jeder LS ist ein Kompromiss und ein Elektrostat ist auch nur die Verfolgung EINES möglichen Prinzips (von vielen).

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Sep 2008, 06:56 bearbeitet]
Audire500
Stammgast
#5 erstellt: 16. Sep 2008, 07:41
Hallo DaChris, ich besitze die Magnepan MG2.5R. Ist also ein Magnetostat,im Gegensatz zu vielen Elektrostatischen Lautsprechern sind die Maggies relativ unkritisch zu Verstärkern.
Die Faszination dieser Lautsprecher ist die enorme Räumlichkeit, bedingt durch die große Membranfläche und ihr Abstrahlverhalten. Da dieser Flächenstrahler auch schon über das Hochtonbändchen verfügt - ist also ein Zwei-Wege-System - ist die frühere Schwäche im Baßbereich (z.B. bei MG2B) nicht mehr so frappierend. Dennoch habe ich zusätzlich einen Subwoofer für den Tiefbaß dabei, der das Klangbild nochmals verbessert.
Allerdings benötigen solche Flächenlautsprecher einen großen Raum - mindestens 20qm - um sie optimal aufstellen zu können, da sie zu Rück- und Seitenwänden einen Mindestabstand von ca. 1m haben sollten. Nur dann ist das volle Klangpotential dieser LS zu erreichen.
Und wenn dann noch eine adäquate Elektronik vorgeschaltet ist, wird man im wahrsten Sinne des Wortes süchtig nach dem Klang.
Weiterhin möchte ich noch betonen das diese LS nicht für Party-Lautstärke, verbunden mit der üblichen Bumm-Bumm- Musik geeignet ist, vielmehr Klassik,Jazz und auch klanglich gute Rockmusik sind ihr Metier.
Also mehr zum "Musik hören"! geeignet.
Für mich sind die einzigen alternativen von "normal" aufgebauten Lautsprechern die Infinity`s - nur die älteren mit "Emims" und "Emits", da diese auch eine sehr gute Räumlichkeit verbunden mit enormen Baß haben.
Es lohnt sich auf jeden Fall sich einmal die Maggies anzuhören und dann im Vergleich zu konventionellen Lautsprechern (Canton,Heco,Quadral u.s.w.). Erst dann sollte man sich ein Urteil von der Faszination der Maggies oder Apogees bilden können.

Ja, genau diese riesigen, meist häßlichen Teile, die von der Größe her je nach Ausführung zwischen einer Anrichte und einem stattlichen Schrank liegen

Wie der Name schon sagt - Flächenlautsprecher - sind diese zwar hoch (1.30m - 2.00m) und relativ breit (0,50m - 0,80m) aber dafür sehr flach in der Tiefe 3-6cm , hat also mit Schrank oder Anrichte nichts gemeinsam.
Und häßlich kann man nun wirklich nicht sagen wenn man andere "Kindersärge" in Wohnzimmern - möglichst noch in schwarz oder dunkelbraun - stehen sieht. Natürlich ist es eine Frage des Geschmacks, aber in einem entsprechend großen Raum wirken die Flächenstrahler eher unauffällig.

Preisen zwischen nem 1000er und nem 5 stelligen Betrag zu kaufen gibt

Leider findet man - auch nicht bei Ebay - nicht oft diese Lautsprecher, denn wer sie erstmal hat verkauft auch nicht mehr so schnell, daher sind auch Gebrauchte nicht ganz billig zu bekommen, aber es gibt ja auch die "kleinen" Maggies z.B. die 1.6 die Neu sehr preiswert ist.
Ich hoffe ich konnte Dir mit meinem Beitrag etwas Licht ins Dunkel der Flächenlautsprecher bringen und ihre absolute Daseinsberechtigung darlegen.
Ich habe übrigens bewußt auf technische Daten - nach dem Motto: "Wieviel Watt ham die denn?" verzichtet, da dies keine wesentliche Rolle spielt, allerdings sollte der Verstärker oder die Endstufe mindestens 2X100W RMS an 4Ohm bringen.
Bergamo
Stammgast
#6 erstellt: 16. Sep 2008, 08:16
Hallo auch!


Wie bereits schon gesagt wurde, ist das geringe Gewicht der Folie ein großer Vorteil. Dazu kommt noch das Prinzip des Antriebes: Folie ist elektrisch geladen und besitzt ein Potential, welches dann mit den gegensinnig geladenen Statoren (vor und hinter der Folie) ausgenutzt wird. Sprich: magnetische Kraftnutzung * 2 ! Somit ist das Ansprech- sowie Dynamikverhalten sehr gut. Im Vergleich zum elektrodynamischen Lautsprecher i.A. also sehr viel schneller.
Weiterer Vorteil: Dipol. Will sagen, Vorzugsausbreitung senkrecht zur Folie, also nach hinten (deshalb muss der Abstand zur Rückwand eher groß sein) und direkt zum Hörer, deshalb ist die Räumlichkeit auch anders dargestellt. Die Seitenwände und die Decke werden also weniger in die Raumakustik einbezogen (nur beim Musikhören natürlich). Das ist doch gut, somit spielt der Hörraum nämlich weniger seine Rolle als dominierende (Klang-)Umgebung.
Und übrigens: mit einem Elektrostaten deckt man ja auch eine Bandbreite ab, die dynamische LS so nicht erreichen (physikalische Begrenzung der Treiber, u.a. aufgrund ihrer Größe). Ein Frequenzgang bzw. eine Wiedergabe von 6 Oktaven oder mehr aus nur einem Chassis ist interessant, weil sämtliche Überschneidungen bzw. Frequenzknicke damit entfallen.

Soviel weiß ich davon. Wenn etwas so nicht ganz korrekt sein sollte, dann korrigiert mich bitte.

Mein Vorschlag: die Theorie ist wiedermal vielfältig, spannend und z.T. auch kompliziert, sodass man vielleicht die Lust am Thema verliert - also: ANHÖREN !!!

Ich finde es sehr schade, das dieses Thema Elektrostat so wenig angesprochen wird.
Auch die Zahl der Damit-Hörer ist wohl klein...

Viele Grüße an alle Mitschreiber!
DaCHRlS
Stammgast
#7 erstellt: 16. Sep 2008, 09:40
Danke euch schon mal für die bereits zahlreichen Antworten.

Vorweg, ich schreibe jetzt zur Vereinfachung ganz inkonsequent entweder Elektrostat oder Magnetostat als Platzhalter für beide Prinzipe, da ich das nicht so richtig auseinander halten kann. Technisch wäre mir das vielleicht möglich, aber in der Praxis sehen sie mir zu gleich aus. Wollte das nur im Vorfeld erwähnen, da ich niemand zu Nahe treten möchte, falls ich jetzt nur noch Magnetostat oder Elektrostat schreibe und verwende jetzt einfach den Ausdruck Magnetostat weiter...

Als ich zuletzt Magnetostaten hören konnte empfand ich sie als eher unspektakulär oder unaufdringlich. Die Musik plätscherte (nicht negativ gemeint, sondern im Sinne von schnell und frei) quasi Raum füllend vor sich hin und war einfach present, aber irgendwie dadurch auch nicht so mittelbar wie bei guten dynamischen Lautsprechern. Am Besten vielleicht auszudrücken, wie der Unterschied zwischen einem Dipol Subwoofer und einem geschlossenen direkt spielenden Subwoofer.

Voraus gesetzt man mag den Klang oder viel besser noch grundsätzlich besser ausgedrückt das Klanggeschehen der Lautsprecher, wäre es da nicht eigentlich die sinnvolle Konsequenz einen - vielleicht dann sogar kleineren - Magnetostaten einzusetzen, den man nach unten durch einen dynamischen Lautsprecher entlastet?

Ähnlich hatten wir vor über einem Jahrzehnt bereits eine Zeit lang Soundsysteme im Car Hihi Bereich verbaut, bei denen allerdings sehr konsequent (unter Anderem aufgrund der räumlichen Platzverhältnisse für die Lautsprecher und somit die mögliche Größe) nur der Mittel/Hochton-Bereich von Magnetostaten übernommen wurde. Inkonsequente Systeme kamen damals zum Beispiel von Infinity, konsequentere die wir lieber eingesetzt haben zum Beispiel von Altec Lansing.

Auch wenn man diese, gerade von der Größe und dem dadurch begrenzten Spektrum, nicht mit den Magnetostaten für den Highend Heim Stereo Bereich vergleichen kann, so zeigte sich damals trotzdem mit diesen gemischten Systemen, zumindest bei Einbauten im Fahrzeugbereich, ein deutlicher Vorteil zu rein dynamischen Systemen.

Im Grunde geht Audire bereits in die Richtung, durch die zusätzliche dynamische Unterstützung im Tiefbassbereich. Würde es nicht Sinn machen die Ankopplung dann dementsprechend höher stattfinden zu lassen, um den gesamten tieffrequenten Bereich von den Systemen fern zu halten, ihnen damit "künstlich" mehr Headroom zu geben und sie als Nebeneffekt dadurch gleichzeitig auch pegelfester zu machen?

So hätte man im Grunde doch genau durch diese Mischung ein noch perfekteres Gesamtsystem, da die Vorteile beider Schallwandler genutzt würden!?

Ich persönlich finde es auch schade, dass diese vergessenen oder sich nie durchsetzenden Lautsprecher sehr sehr selten mal zur Diskussion stehen. Gerade in mittleren bis hohen Preisklassen von dynamischen Lautsprechern sollten diese Systeme oder vielleicht auch angesprochene Mischformen doch grundsätzlich durchaus konkurrenzfähig sein, und darüber hinaus vielleicht auch für den ein oder anderen die bessere Alternative darstellen.

Grüße in die Runde
Chris
Passat
Inventar
#8 erstellt: 16. Sep 2008, 10:14
Genau das, Elektrostat mit eingebautem dynamischen Baßtreiber, macht z.B. Martin Logan bei fast allen Modellen.
Einzig das Topmodell CLX ist ein Vollbereichselektrostat und hat keinen dynamischen Baßtreiber als Unterstützung.

Diese Mischung von Folienlautsprecher mit einem dynamischen Baßchassis ist aber nicht leicht abzustimmen.
Bei nicht optimal abgestimmten Systemen hat man den Eindruck, als wenn der Baß irgendwie zu spät kommt und der Feindynamik der Folien nicht folgen kann.

Klanglich finde ich Folien faszinierend.
Wenn ich den Platz hätte, würde bei mir wahrscheinlich ein Modell von Martin Logan stehen.

Die Quad Elektrostaten (gehört habe ich die 989) dagegen fand ich im Baß nicht so toll, der Baß klang bei denen irgendwie leicht pappig (hört sich ähnlich an als wenn jemand gegen ein Stück Pappkarton klopft). Eine Entlastung im Baß und Unterstützung durch einen Subwoofer müsste sich da aber positiv auswirken.

Grüsse
Roman
Audire500
Stammgast
#9 erstellt: 16. Sep 2008, 15:19

die sinnvolle Konsequenz einen - vielleicht dann sogar kleineren - Magnetostaten einzusetzen, den man nach unten durch einen dynamischen Lautsprecher entlastet

Genau das hat Infinity damals mit seinen Modellen
z.B. RS 1B,RS 2B u.s.w. versucht zu verwirklichen. Nebenbei bemerkt ist ihnen das hervorragend gelungen.
Nachteil war oder ist das diese Lautsprecher am besten mit mehreren Endstufen - d.h. je eine für den Hochton (EMITS) und Mitteltonbereich (EMIMS) und eine für den Baßbereich -klingen, was eine kostspielige Geschichte werden kann, da man diese idealerweise mit amerikanischen Endstufen - Threshold, Mark Levinson, SAE und natürlich auch Audire - ansteuern sollte.
DaCHRlS
Stammgast
#10 erstellt: 16. Sep 2008, 16:23
Wobei ich keine magnetostatischen Einzelchassis meinte, sondern tatsächlich schon einen vollwertigen Fullrange-Magnetostaten, an den man quasi als Ständer (unten dahinter) zum Beispiel einen ordentlich potenten Dipol-Subwoofer setzt und diesen versucht, soweit es noch halbwegs linear vertretbar ist, so hoch wie möglich zum Magnetostaten hin trennt. Mit 2 Stereo- oder 4 Mono-Stufen kommt man dann ja hin, was im Vergleich nun nicht unbedingt der bedeutendste Aufwand wäre. Quasi wie bei den Martin Logan, nur als passiver Dipol.

Die Martin Logan habe ich mir gerade mal angesehen und muss sagen, dass die sogar optisch trotz der Größe wirklich toll aussehen und sogar filigran wirken.


[Beitrag von DaCHRlS am 16. Sep 2008, 16:30 bearbeitet]
Passat
Inventar
#11 erstellt: 16. Sep 2008, 16:33
Wie schon geschrieben:
Bei Martin Logan Elektrostaten sitzt im Sockel ein ganz normaler Subwoofer.
Hier z.B. mal ein Bild der Martin Logan Spire:


Die Trennfrequenz zwischen Tieftöner und Elektrostat liegt bei der Spire bei 320 Hz.

Grüsse
Roman
Don-Pedro
Inventar
#12 erstellt: 18. Sep 2008, 07:10
Von Apogee gab es auch eine ganze Reihe solcher Kombinationen - Die komplette Grand-Serie z.B.
Jeweils Magnetostat mit Subwoofer.

Generell würde ich bei Kombination solcher Systeme empfehlen auf jeden Fall mal mit den Subwoofer-Versionen der TacT-Geräte zu experimentieren. Die Geräte binden Subwoofer gleich digital mit ein und korrigieren vor allem auch die Laufzeitunterschiede. Auf die Art und Weise hat man nicht mehr die verzogene Sprungantwort zwischen schneller Folie und langsamem Basschassis.
Eine weitere Möglichkeit ohne extreme digitale Regelung wäre mit entsprechend vielen, dafür aber kleineren Basschassis zu arbeiten.

Generell hört man einen Zeitversatz zwischen Hochmittel- und Tiefton nicht direkt, es macht sich eher in allgemeiner leichter "Unschärfe" im Bass bemerkbar.

Ich habe letztenendes z.B. meine Isophon Vertigo verkauft, nachdem ich den Vergleich mit einem geschlossenen Bassystem hören konnte, das "zeitrichtiger" abgestimmt war.
Optimal wenn man bissle selbst am Delay zwischen Hochmittel- und Tiefton spielen kann.

Gruß
ESELman
Stammgast
#13 erstellt: 18. Sep 2008, 08:24
Hi,

ich will gar nicht genauer auf diese Ansammlung an Halbwahrheiten und falschen Vorstellungen über ESLs und Magnetos eingehen -alleine schon wieder diese grottenfalsche Vorstellung von schneller Folie und träger Pappe ...grusig..grusig.

Elektrostaten haben zunächst von beiden Prinzipien den Vorteil als einzige echte Vollbereichswandler -also ohne Trennung durch ein Frequenzweiche - aufbaubar zu sein. Magnetostaten sind immer mindestens 2-Wege-Lautsprecher, wie übrigens die neue MLogan CLX eben auch kein Vollbereichselektrostat ist, sondern ein astreines 2-Wege-System! Die einzigen Vollbereichs-ESL von Logan waren die CLS und CLS2.
Wenn ich also ohnehin einen 2-Wege-LS habe, dann stellt sich die Frage mit welchem Wandlertyp die beste Basswiedergabe möglich ist. Und hier ist der dynamische Bass dem Elektrostaten und Magnetostaten in fast jeder Hinsicht überlegen. Die Ziele Präzision, Wirkungsgrad, Dynamik, Linearität, Hubvermögen und geringer Volumenbedarf sind mit dynamischen Bässen besser und leichter zu erreichen.
Die Stunde des Elektrostaten -und mit leichten Einschränkungen des Magnetostaten- schlägt im unteren Mitteltonbereich bis unteren Hochtonbereich- also dem musikalisch wichtigsten Bereich. Hier kommen die große Membranfläche (Dynamik, ideale Anpassung an das Medium Luft) und der lineare Antrieb (nur bei symmtrischen ESLs,-> niedrigste Verzerrungen) vorteilhaft zur Anwendung. Der typische Aufbau als offener Dipolstrahler weist auch keinen Gehäuseklang auf. Die üblicherweise starke Richtwirkung führt zu einem großen Anteil an direktem Schall und damit geringerem Anteil an frühen Reflexionen. Die Aufstellung ist eher unkritisch, solange wandnahe Aufstellung vermieden wird.
Im oberen Höhenbereich ist es mit Elektrostaten nicht einfach überhaupt eine obere Grenzfrequenz von >20kHz zu erzielen. Die Löcher und Stärke eines Lochbleches bilden eine natürliche Bandbegrenzung als auch die Masse der Folie. Am gravierendsten ist jedoch der Einfluss des Übertragers. Hier wird üblicherweise mit ´schlechten´ Übertragern getrickst (Resonanz) um etwas mehr Hochtonenergie raus zu kitzeln. Das Masse-Antriebsverhältnis ist in diesem Bereich schlechter(!) als das einer antriebsstarken, leichten Kalotte oder eines Bändchens, reicht für Audio aber völlig aus und hat den Vorteil keine Weiche zu benötigen.
Somit sind wir bei der Frage: "1-Weg oder 2-Wege-System?".
Die Antwort ist klar: 2-Wege mit dynamischem Bass und ESL oder Magneto darüber, also der klassiche Hybrid. Das bekannte Problem der Integration der beiden Zweige hat nichts, aber auch gar nichts mit träger Pappe und schneller Folie zu tun, sondern ist ausschließlich durch sprunghaft sich ändernde Abstrahlcharakteristik und unterschiedliche Flankensteilheiten der Filterung bedingt. Nothing else! Alle anderen ´Erklärungen´ gehören ins Fabelreich der Märchen! Dieses Problem tritt allerdings akustisch so deutlich in Erscheinung, das ein Vollbereichswandler tatsächlich besser klingen kann!
Das ist auch der Grund warum alle Logans bis auf die Statement dieses Hybrid-Problem aufweisen. Das ist aber auch der Grund, warum ein Wandler, der wie eine Statement konzipiert ist (die eben dieses Problem konsequent löst) einen Vollbereichler in jeder Hinsicht deklassiert.

jauu
DerESELman


[Beitrag von ESELman am 18. Sep 2008, 08:26 bearbeitet]
DaCHRlS
Stammgast
#14 erstellt: 18. Sep 2008, 09:17
Vielen Dank ESELman für die detaillierte Erklärung. Meintest Du die Martin Logan Statement? Die wiegen ja fast ne Tonne und sind mindestens 4-Weg Lautsprecher, so wie ich das auf den ersten Blick überhaupt erahnen konnte (Sub-Bass, Dipol-Bass, Mitten und Höhen, richtig?) - wenn man den gewöhnlichen Begriff Lautsprecher bei den Statement denn überhaupt noch verwenden darf, eigentlich ist das wohl schon eher ein Frequenz-Reproduktions-System...

Wobei die für mich, und dabei kenne ich noch nicht einmal ihren Preis, für mich einmal mehr bestätigen, das ab einem bestimmten Punkt immenser Aufwand getrieben werden muss, um überhaupt noch deutlich besser zu werden...
ESELman
Stammgast
#15 erstellt: 18. Sep 2008, 10:03
Hi,

nein die Statement war ein 2-Wege-System, die Statement2 ein 2-Wege+Sub-System.
Wichtig dabei war, daß auch im Bassbereich (zumindest in einem Bereich +-1Oktave um die Trennfrequenz herum) eine ähnliche oder gar gleiche Abstrahlung wie vom ESL-Panel zustande kam, also eine zylindrische oder gar dipolar zylindische Abstrahlung. Die 8 Bässe im Dipol-Gehäuse der Statement2 dienten genau diesem Ziel.
Die Statement gibt es nun nicht mehr. Kosequent angewandt gibt es das im Magneto-Bereich beispilesweise bei Relco, im ESL-Bereich derzeit nur bei "Eigenwerbung "

jauu
DerESELman


[Beitrag von ESELman am 18. Sep 2008, 10:04 bearbeitet]
Don-Pedro
Inventar
#16 erstellt: 18. Sep 2008, 10:49
Ich bleibe bei meiner grusigen Vorstellung, resultierend aus Versuchen zur Anbindung eines Subwoofers an einen Magnetostaten.
Leichtes Delay auf dem Magnetostaten brachte ein deutlich homogeneres Gesamtklangbild.
Ob der Unterschied in der Abstrahlcharakteristik (im Bass ohnehin nicht gerichtet) wirklich die Ursache für Integrierungsprobleme ist, halte ich für eher unwahrscheinlich. Unterschiedliche Filterflankensteilheiten erschweren bei rein dynamischen Wandlern auch nicht die Anbindung eines Subwoofers in dem Maße.
andisharp
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 18. Sep 2008, 11:02
Ich würde sagen, einfach mal anhören. Z. B. die großen Systeme von Infinity sind nichts anderes, als Mehrwegmagnetostaten mit aktiver Subunterstützung, denn die Trennfrequenz liegt knapp über 100Hz. Das Klangbild ist bei all diesen Trümmern äußerst homogen, einen Dipolbass vermisst man keinesfalls. Hohe Pegel sind damit auch kein Problem, wenn man nicht an der Elektronik spart.
DaCHRlS
Stammgast
#18 erstellt: 18. Sep 2008, 12:13
Ich hatte jetzt nur die Produktbeschreibung von der Statement E2 gefunden, die bestand oder besteht aus Twin-Dipol-Bass-Säule, Twin-Sub-Bass-Säule und dem Elektrostaten, der aber auch irgendwie zwei geteilt aussieht...deshalb die Implikation der 4-Wege...oder gerne auch 2-Wege + Dipol-Bässe + Subwoofer, wenn man das nicht als 4-Wege ausdrücken kann!?
ESELman
Stammgast
#19 erstellt: 18. Sep 2008, 20:57
Hi,

die Statement bestand aus einem Panel (ab 200Hz), einem Dipol-Bassturm mit 8 17ern daneben (auf dem selben Fuß, von 60Hz-200Hz) und einem extra beistellbaren Subwoofer aus 1, 2 oder 4 (je nach Ausbaustufe) stapelbaren Modulen.
Es geht natürlich konzeptionell auch ohne den Subwoofer.

Wer nicht an die Auswirkungen von unterschiedlichen Abstrahlcharakteristiken (Bündelungsmaß) auf den Klang glaubt, möge mal einen Gedanken daran verschwenden, was der Sinn von Waveguides ist! Wessen Vorstellung nur dazu ausreicht, daß Bässe und Tiefbässe ausschließlich nicht gerichtet abstrahlbar sind, dem seien die Konzepte von Dipol und Bassniere (Geithein) ans Herz gelegt
Delays greifen an einem ganz anderen Punkt und beseitigen das eigentliche Problem nicht. Du kannst an einem Hybriden wie beispielsweise den alten Sequels delayen bis zum umfallen und es wird nie richtig homogen werden.
Die großen Infinits versuchten ja schon durch die hohe vertikale Ausdehnung in Richtung Zylinderwelle zu kommen und sich somit dem Verhalten der MHT-Panele anzunähern.

jauu
DerESELman
Artur
Inventar
#20 erstellt: 25. Sep 2008, 21:09
Hallo,

mich hatten bisher Eelektrostaten klanglich nie so richtig überzeugt. Dabei hatte ich aber nur die Quad 989 und hin und wieder welche von Martin Logan (Hybriden)gehört. Aber neulich habe ich durch einen Zufall die neuen Spire von Martin Logan hören können und diese haben mich klanglich absolut begeistert. Die Folie hat mit dem aktiven Bass sehr gut harmoniert und druch das geschlossene Bassystem kommt der Bass sehr dynamisch und mit einem echten Tiefgang rüber.

Ich war so sehr von dieser Art Musikhören angetan, dass ich beim nächsten Besuch diese LS gegen meine Radialstrahler gerne vergleichen möchte.

Was haltet Ihr von den Spire?
Hendrik_B.
Inventar
#21 erstellt: 04. Jul 2009, 14:21
So auch wenn der Fread schon fast n jahr still stand, so möchte ich doch meine Erfahrungen mit der M-L Spire hier posten.
Ich habe vorher nur ein paar "reine" magnetostaten gehört und fand die auch "nicht" schlecht, aber ohne Bassunterstützung fehlte mir immer was. Ich habe mich auf die "normalen" dynamischen lautsprecher eingehört und fand den Magnetostaten immer recht bassarm.
So, heute war ich beim Hifi-händler meines vertrauens und da standen die Spire rum. Sofort angehört und ich bin direkt vom Stuhl gefallen.
Das Magnetostaten wahnsinnig gut auflösen und man Sänger & Co wirklich vor sich sieht (mit den ohren zumindest und wenn man im sweet spot sitzt) ist klar doch der knackige Bass dazu haben mir echt den Rest gegeben.
Ein wahnsinnig guter lautsprecher, mit einem für magnetostaten echt guten wirkungsgrad (91 dB / 2.83 Volts / Meter )
Da ich sowieso irgendwann auf Aktive ls umsteigen möchte, wird dieser Hybrid wohl mein nächster Stereo LS werden.
Die Dynaudio Saphire die daneben stand sah echt alt aus.
Wirklich ein geiles Ding und ich bin immer noch total geflasht von dem megageilen Sound
(achja bevor ich es vergesse: nein es wurde nicht nur Sarah K. & Co gespielt sondern auch Trance, Rock und richtiger jazz )


[Beitrag von Hendrik_B. am 04. Jul 2009, 14:22 bearbeitet]
I.M.T.
Inventar
#22 erstellt: 05. Jul 2009, 10:20
ich teile deine begeisterung für diesen ls!
nur habe ich leider nicht das nötige klein geld für diesen ls und musste mich mit "billigerem" zeug zufrieden geben.
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Magnepan Magnetostaten Elektrostaten
saab1977 am 11.01.2008  –  Letzte Antwort am 14.01.2008  –  5 Beiträge
Vor- und Nachteile von Elektrostaten
bill_hoerst am 02.02.2005  –  Letzte Antwort am 03.11.2006  –  5 Beiträge
Rückseitig geschlossene Magnetostaten gesucht.
KuNiRider am 05.08.2007  –  Letzte Antwort am 06.08.2007  –  4 Beiträge
Cinch oder Hochpegeleingang - Wo liegen die Vor- und Nachteile?
tom2tom4u am 25.02.2004  –  Letzte Antwort am 27.02.2004  –  8 Beiträge
Kompakt- vs. Standlautsprecher - wo liegen die jeweiligen Vor- und Nachteile?
Wu am 26.12.2008  –  Letzte Antwort am 25.02.2016  –  737 Beiträge
Capaciti Elektrostaten
Mad_Man am 20.10.2005  –  Letzte Antwort am 03.11.2005  –  37 Beiträge
Problem mit magnetostaten (wie Magnepan ? )
ron.piterman am 05.12.2007  –  Letzte Antwort am 06.12.2007  –  4 Beiträge
Hat jemand Ahnung von Audiostatic Elektrostaten.
arneleiser am 16.06.2021  –  Letzte Antwort am 17.06.2021  –  9 Beiträge
Magnetostaten, Fostex RP-2 und RP-21
.JC. am 19.10.2018  –  Letzte Antwort am 03.05.2020  –  2 Beiträge
Bassreflex/Gaschlossene Gehäu. Vor/nachteile
blingbling700 am 17.04.2011  –  Letzte Antwort am 18.04.2011  –  5 Beiträge

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder928.001 ( Heute: 17 )
  • Neuestes MitgliedVeritie_Dodkins
  • Gesamtzahl an Themen1.557.105
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.672.614

Hersteller in diesem Thread Widget schließen