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Musik oder Technik???+A -A |
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Autor |
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xxl
Ist häufiger hier |
#1 erstellt: 14. Nov 2003, 00:26 | |
Wenn man im Forum stöbert, bekommt man manchmal den Eindruck, es geht den Leuten primär um Technik und nicht um den Genuß von schöner Musik. Ok, klar kann auch ich mich für gute Technik begeistern. Aber eigentlich ist die Stereoanlage ja nur Mittel zum Zweck. Zumindest habe ich mir abgewöhnt, mir meine CD´s nach der Aufnahmequalität auszusuchen. Das ist allenfalls das Häubchen Sahne auf dem Genuß. Angewöhnt habe ich mir aber, wieder mehr Musik live zu hören. Und dann ist man erstaunt, daß es live diese oft so leidenschaftlich diskutierten Themen wie Ortung (die Sängerin XY steht frei im Raum!!etc.) Tiefenstafflung, usw. gar nicht gibt. Hatte beispielsweise vor einigen Wochen das Vergnügen, mir eine Oper in der Semperoper in Dresden anzuhören. Obwohl ich einen recht guten Platz hatte, war es mir kaum möglich, herauszuhören, an welchen Orten die einzelnen Instrumente im Orchestergraben positioniert waren. Und die Semperoper ist bekannt für ihre gute Akustik. War aber dennoch ein super Erlebnis! Wie ist eure Meinung?? Rainer |
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cr
Inventar |
#2 erstellt: 14. Nov 2003, 00:35 | |
Bei manchen Technik-Freaks kann durchaus der Bezug zur Realität verlorengehen, sodaß sie Live-Konzerte/Aufführungen nur mehr vom Hörensagen kennen. Daher mag es auch kommen, dass sich manche an der Rauhigkeit/Schärfe des Klanges diverser Instrumente stossen und das durch Sounding wegoptimieren wollen. |
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der_graue
Stammgast |
#3 erstellt: 14. Nov 2003, 00:50 | |
Hallo, da ich in Berlin wohne, habe ich als Klassikfan ein schier unübersehbares Angebot und besuche die Konzerte häufig. Ob nun Kammermusik oder Orchestrales, immer sind die grossen Unterschiede zur heimischen Anlage hör- und vor allem spürbar. Das Liveerlebnis lässt sich nicht konservieren und man kann auch gar nicht versuchen, dieses zu Hause nachzuahmen. Eine Hifi-Anlage kann andere Dinge, sie fokussiert streng auf die rein instrumentale und gesangliche Ebene und lässt fast immer die Rahmenbedingungen (Konzertsaal, Publikum, Studio) weg, da es die Aufnahme so vorsieht. Eine Klaviersonate (z.B. die Appassionata von Beethoven) vermittelt mir zu Hause so viel Direktheit, dass ich das Klavier förmlich spüren kann. Bei manchen Aufnahmen (Gould, Brendel), kann man den Pianisten während des Spiels leise murmeln hören - im Konzertsaal übertönt das Instrument diese Geräusche. Wer nie Konzerte besucht, kann diese Empfindungen nicht teilen, hier mag das Hobby zu einer Technikschlacht verkommen. Aber auch hier vermittelt die Anlage eine eigene Illusion. Diese Illusion versuchen die Fans in Worte zu fassen, die Unterschiede zwischen einzelnen Geräten herauszuschälen. Hierfür werden Begriffe wie Tiefenstaffelung und Luftigkeit entwickelt. Grüsse Stephan |
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MH
Inventar |
#4 erstellt: 14. Nov 2003, 00:54 | |
hi cr, eine gute Anlage klingt nicht live. sie klingt viel besser. Anstatt 20m vor der Bühne zu stehen, hast Du die Sängerin auf dem Schoß. (eine nicht immer angenehme Vorstellung) Gruß MH |
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cr
Inventar |
#5 erstellt: 14. Nov 2003, 01:07 | |
Bei den Pop-Sängerinnen wäre diese Vorstellung mehrheitlich angenehm, bei Oper eher die Ausnahme . PS: Mit Kopfhörer hast du sie im oder um den Kopf |
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xxl
Ist häufiger hier |
#6 erstellt: 14. Nov 2003, 01:09 | |
Stephan, ich würde sagen, wer nie Konzerte besucht, der kann noch nicht einmal beurteilen, ob seine Anlage sich klanglich der Realität annähert. Der weiß nämlich gar nicht, wie Instrumente klingen! Habe mich bis vor einigen Jahren regelmäßig auf der Highend in FFM rumgetrieben, bis mich dieses Gerede über Hifi so frustriert hat, daß ich absolut die Lust verloren habe. Ich hab dann auch die Lektüre von sog. Highendzeitschriften eingestellt, die mir immer vorkommen, wie unangemessen teure Werbeträger. Rainer |
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der_graue
Stammgast |
#7 erstellt: 14. Nov 2003, 01:24 | |
Ich glaube, den meisten geht es auch gar nicht darum, ob ihre Anlage nun Liveambitionen besitzt. Wenn die Töne aus der Schallwand quellen und dabei die sündteuren Gerätschaften aus ihren LEDs zufrieden den Hörer anstrahlen, wird der Hörer dorthin gehieft, wo er sich hinwünscht - hinaus aus dem Alltag. Die ganze Fachsimpelei und ein Fitzelchen mehr Basskontrolle hier plus etwas mehr Hochton dort, ist auch nichts anderes, als Angeln. Der eine nimmt seine Schwiegermutter als Köder, der nächste schwört auf Maden, die er zwischen seinen Zehen züchtet. Keiner hat Recht, aber alle sind beschäftigt. In letzter Zeit scheinen aber immer mehr Menschen zu erkennen, dass das Liveerlebnis durch nichts zu ersetzen ist. Die Plattenverkäufe sind rückläufig, die Konzertveranstalter haben ein Rekordjahr hinter sich. Das die Zeitschriften Werbeträger sind, ist eigentlich klar. Ich lese nur eine Zeitschrift, die alle zwei Monate herauskommt und so unaktuell ist, dass ich ihnen Werbung nicht so direkt unterstellen möchte. Viele Grüsse Stephan |
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xxl
Ist häufiger hier |
#8 erstellt: 14. Nov 2003, 01:41 | |
Bei der modernen Musik, die heute auf dem Markt ist, reicht eben die MP3 aus dem Internet aus, um sie zu hören. Und dazu kommen noch die hohen Preise für CD´s. Ich bin der Meinung, dass der Rückgang beim Plattenabsatz vor allen Dingen zwei Gründe hat: 1. Heute ist erst das Publikum da und die wählen sich einen Künstler. Der Künstler muss eben marktfähig sein! Das ist aber leider nicht nachhaltig. Ändert sich der Zeitgeschmack -und dafür sorgt schon die ständige Berieselung durch Werbung- ist der sog. Künstler weg vom Fenster. 2. Die Musikindustrie definiert das Alter ihrer typischen Kunden zwischen 15 und 25 Jahren. Ich selber gehöre zu den Babyboomers. Wir sind nicht nur einfach mehr Leute sondern verfügen auch über mehr Geld als die jüngere Generation. Nur ist leider der Musikmarkt für uns nicht gerade transparent. Ist zwar ein anderes Thema, passt aber auch irgendwie. Rainer |
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der_graue
Stammgast |
#9 erstellt: 14. Nov 2003, 02:01 | |
Ich bin zwar auch erst knapp über 25, die Charts interessieren mich aber schon seit etwa 8 Jahren herzlich wenig und obwohl ich viel mit dem Computer arbeite, geht das Thema MP3 spurlos an mir vorbei. Nicht, dass ich nicht informiert wäre, ich habe es auch schon ausprobiert und habe festgestellt : wieso? Ich habe CDs und LPs und das reicht. Was soll ich mit zigtausend Tracks auf der Festplatte. Das ist die moderne Form des Briefmarkensammelns, ohne es zu verurteilen. Mir fehlt die haptische Komponente, Plattencover, die Mechanik. Mein Gehirn spürt, dass da etwas passiert. Emotionen, die mein Centrino-Notebook nicht unbedingt hervorruft. Die Plattenindustrie ist auf einen Zug aufgesprungen, der auf eine Wand zusteuert, die neuen Retortensendungen im Fernsehen unterstreichen das. Dem Zuschauer wird suggeriert, dass er die Wahl hat, zwischen den Bands, obwohl zuvor unter tausend Bewerbern ein Dutzend Leute ausgewählt wurden. Die Tausend hat keiner gesehen und so wird wieder der kurzlebige Massenmarkt bedient. Da gibt es in 20 Jahren nichts, was es sich lohnt zu remastern und wieder auf den Markt zu bringen, da die Halbwertszeit 1 Jahr beträgt. Viele Grüsse Stephan |
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xxl
Ist häufiger hier |
#10 erstellt: 14. Nov 2003, 02:15 | |
Stephan, da magst Du recht haben. Was da heute so auf Viva und MTV musiziert, geht bestimmt in 2 Jahren stempeln. Ich mache die Sender nur wegen der geilen Weiber an, die da rumhüpfen.;) Ein schönes Beispiel, wie das heute geht, ist die Shakira. Von der gibt es eine CD (aus 2000?) Live und unplugged. Die Frau kann wirklich singen und hat gute Musik gemacht. Aber da hat sie eben spanisch gesungen und es wurden richtige Instrumente benutzt. Ist ja heutzutage schon bemerkenswert. Nur so war sie in Amerika und Europa nicht marktfähig. Also wurden die Haare blondiert und die Musik verpoppt. Jetzt ist ihre Musik zwar scheiße, aber sie verkauft Platten ohne Ende. Das einzige was bleibt ist ihre scharfe Figur. Na dann. Rainer |
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der_graue
Stammgast |
#11 erstellt: 14. Nov 2003, 02:19 | |
Ja, was die mit dem Becken macht, wird in den USA bestimmt mit schwarzen Balken unkenntlich gemacht. Die anspruchsvollen Hörer sind zahlenmässig wohl so in der Minderheit, dass dieser Markt die Big Player nicht interessiert. Oder die Firmen wissen, dass sich die Musikkenner eh die unbekannteren Künstler zu gemüte führen. Werbung durch Nichterwähnung? Grüsse Stephan |
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Pianoforte
Ist häufiger hier |
#12 erstellt: 16. Nov 2003, 11:24 | |
Wir sind jetzt zwar leicht vom ursprünglichen Thema des Threads abgewichen, aber der Diskussion der letzten Beiträge möchte ich mich denoch anschließen. Im Grunde reden wir von der fortschreitenden "Verkommerzialisierung" der Musik. Ich denke dieses Phänomen im Leben ist überall anzutreffen. Um einige Beispiele zu geben: sämtliche Arbeitsabläufe in Unternehmen wurden rationalisiert. Unser gesammter Alltag wurde schnellebiger. Abläufe wurden nach modernen Marketing Erkenntnisen optimiert. Die Herstellug und der Verkauf von Musik ist letztendlich auch ein "Business" und davon nicht ausgeschlossen. Neue Bands entstehen nicht nur zufällig, sondern werden auch synthetisch zusammengestellt, angefangen hat dies spätestens mit den Boy/Girlgroups, die Superstarsuche ist nur der letzte Auswuchs. Will damit sagen, die Masse an "fabrizierten" Musikkonserven muß sich schnell in großen Stückzahlen verkaufen, muß also gefällig sein. Die Musikindustrie setzt auf gängige Muster und vermeidet mehrheitlich riskante Experimente. Was herauskomt ist meistens seichte Massenware. Siehe Charts oder Skakira (neudings). Leider! Natürlich gibt es immer wieder auch ganz nette Titel. Um nur mal Anastasia zu nennen, super Stimme. Denoch kann ich ihre verpopten Titel nicht lange anhören. Was könnte man mit dieser Stimme alles anfangen, wenn die Rythmusmachine einmal kurzzeitig wegfallen würde. Um nun den Bogen zur Technik wieder zu spannen: selbstverständlich erleben wir sämlich oben genanntes auch in der Hifi-Technik. Ex und Hopp Billiganlagen vom Discounter mit Plastiklautsprechern. Ich glaube nicht, das sich dieser gesellschaftliche Trend, aufhalten läst. Zu stark ist der Druck nach (Gewinn)Optimierung in allen Bereichen des Lebens (Musik und "Musikwiedergabe"-Technik gehören selbstverständlich dazu). Um langsam abzuschließen, bin an diesem Sonntagmorgen leicht philosophisch geworden ;-)), in allen Lebensbereichen bilden sich immer wieder Gruppierungen, die darüber hinaus Tiefgang suchen, sei es nach der besonden Musik, der ultimativen Hifi-Technik, dem unvergeßlichen Weinerlebnis, etc. Auch hier im Forum tummeln sich einige davon. Wichtig ist, das trotz der Beschäftigung mit der Technik, bin selbst Ingenieur, die Balance beim Musikhören erhalten bleibt. Nicht bei jedem Glas Wein muß ich eine Geschmacksanalyse durchführen. Manchmal will ich mich bei guter Musik einfach nur entspannen und anfangen zu träumen... |
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Bass-Oldie
Inventar |
#13 erstellt: 16. Nov 2003, 16:27 | |
... wow, schön... ich nehme mir jetzt auch einen Wein, werfe mir andächtig die "Bridge over troubled Water" rein und fange an die Augen langsam zu schließen Gruß, Axel |
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Pianoforte
Ist häufiger hier |
#14 erstellt: 16. Nov 2003, 16:39 | |
Hallo Bass-Oldie, Du magst mir meine "Ausschweifungen" an diesem regnerischen Sonntagmorgen verzeihen ;-)) Schönen Gruß |
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Bass-Oldie
Inventar |
#15 erstellt: 16. Nov 2003, 18:05 | |
was heißt da verzeihen? Ich habe sie genossen Leider ist die CD zu Ende gegangen, und die Augen sind wieder auf... Life goes on.. Ciao, Axel |
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