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Live vs Konserve+A -A |
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Autor |
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karbes
Hat sich gelöscht |
#1 erstellt: 11. Sep 2007, 07:21 | |
Hallo, Vielleicht können wir uns darauf einigen, daß die Wiedergabe gespeicherter Musik mittels elektronischer Geräte grundsätzlich eine eigene und neue Form der Musikwiedergabe darstellt, wobei Mono Stereo, Surround oder sonst was, entsprechende Varianten darstellen. Jede dieser Techniken kann prinzipiell nie 100 % tig authentisch das Original reproduzieren. Es gibt aber kein Naturgesetz das bestimmt, wann die Entwicklung der Musik, der Instrumente, der Spielweise, der Vortragsorte irgendwo endet, nein, es kommen neue Varianten hinzu, verdrängen vorheriges, ergänzen oder entwickeln sich parallel weiter. Demnach kann Livemusik (jeglicher Couleur) nicht „höherwertiger“ sein als über eine HiFi Anlage gehörte Musik, sie ist nur anders. Wobei die Konservenmusik z.T. sogar von Vorteil ist, denn auf Live-Konzerten kann man die manchmal unerträgliche Lautstärke nicht leiser drehen und auf Husten und Räuspern den Publikums im Klassik-Konzert kann ich gerne verzichten. Da ist es ein Segen der Technik, die ermöglicht, diese Störgeräusche wegzulassen, oder die Lautstärke zu regeln. Natürlich ist es für Techniker eine reizvolle Herausforderung, eine Stereoanlage zu entwickeln, die den 100 % am nächsten kommt. Das Ziel wird jedoch nie erreicht werden. Das ist aber eine rein technische Frage. Mit Musik oder Musikalität hat dies nichts zu tun, denn immerhin kann die musikalische Aussage, das was uns der Musiker oder Komponist sagen will, auch in einem kleinen Tansistor-Radio oder Omas Dampfradio erfahren werden. Wenn das nicht so wäre, würden wir ja den Generationen vor uns absprechen, die damals gehörte Musik nicht genossen zu haben. Ich glaube eher das Gegenteil ist der Fall, früher hörte man unbefangener Musik, frei von ablenkenden und belastenden Gedanken über Klirr Jitter oder sonst was. Man gab sich mit den bescheiden Mitteln und Techniken zufrieden, kannte ja nichts anderes, und genoss. Demnach muss Musik nicht zwangsläufig authentisch sein, es kann sogar eine (nicht zu vermeidende) klangliche Abweichung vom Original eine neue Kunstform darstellen, bzw. als solche leicht akzeptiert werden. Akustische Musikinstrumente werden oft auch „natürliche Instrumente“ genannt. Wohl um sie dadurch gegenüber dem „neumodischen Kram“ (den neuen Instrumentengattungen) aufzuwerten. Auf diese Weise wollten konservative Musiker gerne abwerten, weil sie sich in ihrem Status und ihrer Tradition bedroht fühlten. Ich habe noch nie z.B. eine Geige gesehen, die am Baum wächst, und einfach nur abgepflückt werden muß. Das es das also nicht gibt, können Geigen und sonstiges keine natürlichen Instrumente sein. Sie sind schlicht und ergreifend von Mensch erdachte technische Produkte, wobei man sich der Technik bediente, die zur Zeit der Erfindung und Herstellung existierte. Demnach ist eine Geige nicht höherwertiger oder gar „natürlicher“ als z.B. eine Hammond-Orgel. Lediglich das Baumaterial hat bei der Geige vorwiegend natürlich Ursprung. Also kann am „sounden“ von HiFi Bausteinen auch nicht unbedingt was verwerfliches sein. Wenn die Instrumentenbauer über Jahrhunderte nicht ständig „gesoundet“ hätten (auch mittels Versuch und Irrtum), hätten sich Instrumente nicht weiterentwickelt, wären z.B. Stradivaris usw. nie entstanden. Wobei ein Klang immer dann als Angenehm empfunden wird, um so näher er den Naturgeräuschen (Mensch, Tier, Wetter usw) kommt. Eines Tages wird es vielleicht eine Stereoanlage geben, die Instrumente schöner und angenehmer klingen lassen kann als die Originale, die noch mehr aus ihnen „heraus holt“ also im positiven Sinne etwas dazu tut und damit alles andere als authentisch ist (vielleicht gibt es solche Anlagen schon). Also kann Authentizität auf Teufel komm heraus nicht das ausschließliche Ziel sein, sondern eher für Ohr und Seele angenehme Musikalität (die sicherlich individuell unterschiedlich aufgefasst wird). Die zwar nicht authentisch dafür aber angenehmer klingt als ein Livekonzert bzw. Originalinstrument. Selbst die beste und teuerste Stereoanlage wird eines nicht reproduzieren können, nämlich die Atmosphäre eines Live-Konzertes. Das ist mehr als nur Musik, es ist das menschliche miteinander , das gemeinsame Tanzen, freuen, genießen. Deshalb werden Livekonzerte wohl nie aussterben. Also sollten wir sie weiterhin rege besuchen (Künstler brauchen auch das Bad in der Menge) und lassen daneben die Konservemusik leben und würdigen sie als gleichwertige aber eben andere Art, Musik zu vermitteln. Gruß, karbes |
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kptools
Hat sich gelöscht |
#2 erstellt: 11. Sep 2007, 08:15 | |
Hallo, was Du beschreibst sind die "Vorgänge" bei der Aufnahme und im Tonstudio. Was Du forderst, ist die Verlegung dieser "Vorgänge" in die heimische Stereoanlage. Solange dies dann über Musikbearbeitungsprogramme, Equalizer oder Soundprozessoren erfolgt und "abschaltbar" bzw. wiederherstellbar ist, ist das in Ordnung. Dazu gibt es für den Anwender bereits heute (fast) unbeschränkte Möglichkeiten. Eine Forderung nach integralem Bestandteil innerhalb von Komponenten einer HiFi-Anlage, also nach bewusstem, unwiderruflichem Sounding Derselben hat dagegen gar nichts mehr mit HiFi zu tun. Denn da geht es um eine unverfälschte Signalübertragung des auf dem Tonträger befindlichen Signals, eine möglichst Originalgetreue Wiedergabe der Aufnahme. Und da ist das Ziel bei der Elektronik praktisch schon seit Jahren erreicht. Als einzige "Fehlerquelle" bleibt heute eigentlich nur noch der LS in Verbindung mit dem Raum, in dem er spielen muss. PS: So, wie Du Deinen Beitrag aufgebaut hast, ist mir nicht ganz klar worauf Du hinaus willst. Im Moment würde ich sagen, Dein Thema wäre in der Rubrik "Musik" besser aufgehoben. Grüsse aus OWL kp |
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Argon50
Inventar |
#3 erstellt: 11. Sep 2007, 09:24 | |
Hallo! Mir ist auch nicht ganz klar, worauf dein Beitrag tatsächlich abzielt. Ab Werk gesoundete Geräte können aber nicht sinnig sein. Welchem Sound sollen sie denn nahe kommen? Den Rolling Stones im Olympiastadion oder im Zirkus Krone? Komponenten dürfen/sollen immer nur das Quellmaterial (CD, Schallplatte etc.) so unverfälscht wie möglich wiedergeben. Anderenfalls bräuchte man ja für jede Aufnahme eine eigene Anlage. Vielleicht kannst du ja nochmal genau erklären, worauf du raus wolltest. Grüße, Argon |
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Quadro-Action
Hat sich gelöscht |
#4 erstellt: 11. Sep 2007, 10:06 | |
Ich denke, die Äusserungen von Karbes sind so eine Art Reflexion auf dieses ganze hin und her bei dem Thema Stereo vs Surround, wo ja immer bzw. oft von Seiten der Stereo-Anhänger der heilige Gral des Live-Konzertsaales beschworen wird. Karbes meint nun wohl - so wie ich auch - daß der Tontäger ein eigenes Medium neben dem Live ist und auch eigene Gesetzmässigkeiten hat und andere Ausdrucksformen möglich sind, die man live kaum realisieren könnte - wie z.B. Surround (ausgenommen Pink Floyd u.a.). Er will auch nicht einer dauernden Eigenbearbeitung des Sounds auf der Wiedergabeseite das Wort reden, sondern nur schlicht darauf hinweisen, daß etliches an Bearbeitung bereits im Studio stattfindet - praktisch auch bei jeder Stereo-Produktion. Das wird ja nie so richtig propagiert. Daher scheint es wohl tatsächlich so zu sein, daß viele annehmen, "Brothers in Arms" z.B. wäre in der Hamburger Musikhalle live eingespielt. Einige der wenigen Firmen bzw. Tonmeister, die sich in die Karten sehen lassen, ist z.B. Quinton mit Demos und Interviews (stereoplay). Das "Bearbeiten" der Rohaufnahmen ist insbesondere bei Pop im weitesten Sinne Standard. Und Pop macht ja etwa zu 95% der gehörten Software aus. Bei den Vorführungen mit der teuren Audio-Anlage auf der IFA wurde zwischen den Vorführungen gefragt, wer sich von den ca. 50 anwesenden Hörern für Klassik interessiert. Darauf gingen so an die 4-5 Hände hoch. Aber selbst be8 der Klassik kommt vieles dann im Studio bzw. beim Abmischen nicht "ungeschoren" davon. Es soll schließlich nicht die Aufnahme-Situation im Studio oder anderen Räumlichkeiten Hause wiedergegeben werden, sondern die Musik in möglichst opulenter und eingängiger Form - also für den Hörgenuß pur. Und besonders genußsüchtig scheinen mir dabei wir Surround-Freaks zu gehören (ganz ohne Nebenwirkungen), die beim Eintauchen in die Klänge überhaupt nicht fragen, ob alle 4 Gitarren bei der Aufnahme in einem Rutsch eingespielt wurden oder nacheinander an verschiedenen Tagen - später dann noch der Schubi-Du-Chor aufgenommen wurde, dann die Geigeneinsätze und zum Schluß hat dann noch die Sängerin ihr Bestes gegeben. Natürlich ist es auch interessant, die Qualität der verschiedenen Anlagen bzw. Bausteine zu vergleichen - insbesondere, wenn man selber etwas kauft. Aber dann sollte mit Technik ziemlich (natürlich nicht ganz) Schluß sein - und die Musik geniessen. Ich denke, diese Zusammenhänge kann man gar nicht genug wiederholen, da man Anhand vieler Zuschrift erkennen kann, daß hier doch Nachholbedarf besteht. So wie es sich "Klein Moritz" öfters vorstellt: "Konzertsaal und 2 Ohren" ist es nun doch nicht. |
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richi44
Hat sich gelöscht |
#5 erstellt: 11. Sep 2007, 14:53 | |
Ich sehe eigentlich zwei Wege: Erstens das: Ich will MEINE Musik, und zweitens: Ich will hören, was sich der Dirigent oder Produzent vorgestellt hat. Im ersten Fall müsste ich eine Anlage haben, die im besten Extremfall ein komplettes Studio umfasst. Damit könnte ich aus dem Rohmaterial, das mir natürlich so nicht zur Verfügung steht, meinen eigenen Sound mixen. Oder die Anlage müsste zumindest über umfangreiche Hilfsmittel verfügen, die über Equalizer und Hall hinausgehen. Oder ich könnte jede CD in den PC einlesen und da dann rumspielen, bis mir der Sound jedes Stücks gefällt. Nur hat dies nichts mehr mit einer Stereoanlage zu tun, denn ich muss ja fast zwanghaft jedem Stück meinen eigenen Sound verpassen. Ich weiss, das ist jetzt überspitzt beschrieben, aber ich möchte damit diese eigene Tendenz klar machen. Es reicht in so einem Falle also nicht aus, dass die Anlage einen gewissen Eigenklang hat, sondern sie muss so flexibel sein, dass ich alle Klänge nach meinem Gutdünken hinbekomme. Die Alternative dazu ist (besonders bei Klassik), dass ich die Wiedergabe so unverfälscht als möglich hören will. Damit ist einigermassen sichergestellt, dass ich das höre, was sich der "Verantwortliche" vorgestellt hat. Ob mir diese Interpretation nun gefällt oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Da muss ich halt bei der "Beschaffung" der CD schon genau prüfen, ob die Aufnahme meinen Vorstellungen entspricht. Ich gebe in diesem Fall dem Verantwortlichen die Verantwortung für die Wiedergabe und meine Freude an dem Stück. Ich bin damit dem "Original" oder Live einen Schritt näher, weil ich da ja auch nicht auf das Geschehen Einfluss nehmen kann. Ich kann einfach sagen, dieser Dirigent passt mir nicht. Sicher ist, dass für den zweiten Fall, also die Nicht beeinflussung des Materials eine hochwertige Technik (nicht eine "spinnete") Voraussetzung ist. Im ersten Fall aber kann eine etwas bescheidenere Technik (technische Daten von Röhrengeräten) durchaus Sinn machen, sofern einem jener Sound generell zusagt. Sobald man aber mehr fordert, also eine umfassende Variationsmöglichkeit, wird der Aufwand beträchtlich. Ich für mein Teil bevorzuge die Anlage, die mir keine Möglichkeit zur Veränderung gibt. Aber ich kann nicht für andere urteilen. Ich kann nur jeweils feststellen, ob eine Anlage in der Lage sein kann, eine Reproduktion unverändert wiederzugeben. Ob mich dann die Musik begeistert oder langweilt, hat unter diesen Umständen nichts mehr mit der Anlage zu tun. |
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