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Stimmen zum Keith-Jarrett-Konzert in Frankfurt am Main am 20.10.2007+A -A |
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Autor |
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HolgerFfm
Stammgast |
#1 erstellt: 23. Okt 2007, 13:31 | |
Weil es im "Was hört ihr gerade"-Thread doch arg versteckt ist und vielleicht der eine oder andere auch etwas dazu sagen möchte, antworte ich hier auf eine Frage im anderen Thread:
@Spagiro Das Konzert war schon ein großes Erlebnis. Wolfgang Sandners insgesamt freundlicher Kritik würde ich in weiten Teilen zustimmen. Allerdings hat mir der erste Teil gar nicht gefallen - und ich vermute, Jarrett auch nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass er gar nicht richtig ins Spiel gefunden hat und einfach total genervt war. Ob das an ihm selbst lag, ob er auf die Huster im Publikum geradezu gewartet hat oder sich selbst rausgebracht hat durch seine länglichen Erläuterungen über die Medienwelt im allgemeinen und den Zauber des gemeinsamen Musikerlebnisses im besonderen - ich weiß es nicht. Der mögliche Zauber, der sich mit Anklängen zauberhafter Balladen schon ankündigte, wurde jedenfalls nach einigen Hustern von ihm selbst zunichte gemacht. Ich verstehe allerdings ehrlich gesagt die Leute von der Alten Oper nicht, dass sie das Publikum nicht auf diese doch allzu bekannte Marotte des Künstlers hingewiesen haben. Könnte nicht bei so einem Konzert eine ortsansässige Apotheke oder Drogerie mit einem kleinen Stand Hustenmittelchen, Nasentropfen und Taschentücher verkaufen, analog zum CD-Verkaufsstand?? Der zweite Teil dagegen hat mich persönlich mit vielem, was im ersten nicht oder falsch lief, versöhnt und mit vier Zugaben entschädigt. Auch musikalisch fällt mein Gesamturteil eher gespalten aus. Zu Beginn des ersten Teils hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl, es könne ein wundervolles Musikerlebnis werden. Das wurde es für mich auch bis zum Schluss nicht mehr: Es blieb ein Konzert auf der Bühne, das mich intellektuell fasziniert, aber emotional nur in seltenen zauberhaften Momenten angesprochen hat. Zu diesem distanzierten Eindruck trägt sicher die oberhalb des Parketts für das Publikum kleiner Ensembles schwierige Akustik der Alten Oper sehr viel bei. Kein großes Konzert also, und bei jedem anderen Künstler würde ich erheblich daran zweifeln, ob die 115 € Eintritt für eine Karte im mittleren Rang auch nur ansatzweise gerechtfertigt sind. Wie man insgesamt zu einem überaus enthusiastischen Kommentar gelangen kann, wie jener WELT-Kritiker gestern, ist mir ein Rätsel. Meine Sitznachbarn und ich haben uns ernsthaft gefragt, ob überhaupt genügend Material übrig bleiben wird für eine CD. Aber, wer weiß: vielleicht ist dies auch eines jener Konzerte, die einen erst in der konzentrierten Album-Version gefangen nehmen...? Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main Holger [Beitrag von HolgerFfm am 23. Okt 2007, 13:34 bearbeitet] |
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Dualplattenspieler
Inventar |
#2 erstellt: 23. Okt 2007, 20:05 | |
@Holger Dank für Deine ehrliche Rezension. Schade für Dich, dass es so ein unbefriedigendes Erlebnis mit diesem "Künstler seiner eigenen Gnaden" wurde. Habe ich mit ihm auch schon zu DM Zeiten erlebt. Ich finde, statt Deiner Anregung der Hustenbonbons "ShopinShop" sollte man Gegenstände wie Tomaten und schlecht riechende Eier anbieten.
Bleibt nach wie vor die Hoffnung in mir, er (Keith Almighty)möge dem Beispiel Glenn Goulds folgen, es ersparte solch' hüstelnde Abende. Mir genügt Köln und die Scala. |
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Hifi-Tom
Inventar |
#3 erstellt: 23. Okt 2007, 22:45 | |
Ehrlich gesagt, daß schöne an Jazz-Konzerten ist doch eigendlich gerade, daß es keine so steifen Veranstaltungen sind wie die Klassik-Konzerte. Mitwippen, klatschen ist im allgemeinen angesagt. Ich habe irgendwie überhaupt kein Verständnis dafür, daß sich ein Künstler durch ein paar Huster aus dem Konzept bringen läßt od. die Lust verliert. Ich war mal in einem kleinen Jazzkonzert im Bayrischen Hof in München, damals spielt Gonzalo Rubalcaba ( ein fantastischer kubanischer Pianist, der Jarrett in seinem Können garantiert nicht nachsteht u. auch einen gewissen Status besitzt ) in klassicher Trio-Besetzung u. alles unverstärkt in sehr privater Atmosphäre. Es gab da einen Herren, der die ganze Zeit immer wieder mit seiner Begleiterinn brabelte, was in dem kleinen Klub u. der sehr privaten Atmosphäre durchaus störte. Nach einer halben Stunde wurde er dann Gott sei Dank entfernt. Dem Konzert u. der Stimmung der Musiker hat dies aber keinen Abbruch getan, es war eines der besten Konzerte die ich jemals live miterleben durfte u. der Eintritt war im Vergleich zu Jarrett geradezu moderat..., 30 Euro. |
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Spagiro
Ist häufiger hier |
#4 erstellt: 24. Okt 2007, 20:50 | |
Hallo Holger, vielen Dank für Deinen Bericht. Da ich sowohl den Vorverkauf für dieses Konzert als auch das des Trios im Ruhrgebiet verpasst habe, kam ich gar nicht in die Versuchung xxx € für Tickets auszugeben. Ich denke, dass es bei solchen "singulären" und improvisierten Konzerten stark darauf ankommt, in welcher Stimmung der Künstler ist, was es zum Abendessen gab, wie die Akkustik und das Publikum ist usw. Wenn alles ok ist, dann kannst Du vielleicht ein tolles Konzert erleben - wenn nicht, dann war es vielleicht rausgeschmissenes Geld. Aber andererseits macht das auch den Reiz von Jazz und improvisierter Musik aus, dass es nicht das gleiche Programm ist, das Abend für Abend abgerissen wird. Grüsse Spagiro PS: Eigentlich kenne ich das so, dass bei Kammerkonzerten immer Hustenbonbons und kleine Stofftücher ausliegen, um diese lästigen Nebengeräusche zu begrenzen. Bei Solokonzerten (wenn's nicht gerade eine Orgel ist) sollte sowas eigentlich selbstredend sein |
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Micha_L
Stammgast |
#5 erstellt: 30. Okt 2007, 17:07 | |
Im aktuellen Jazzthing ist ein aufschlußreiches Interview mit Jarret. (nebenbei gesagt enthält das Heft eine Sampler-CD mit wunderbaren 24-bit Remasterstücken des Labels enja) Gruß Micha |
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