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Programm-Musik / Berlioz+A -A |
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Autor |
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Jemima
Neuling |
#1 erstellt: 16. Jan 2004, 22:47 | |
Hi ihr Lieben! Ich hab ein XXL-Problem! Ich hab meine letzte Musik-Klausur total in den Sand gesetzt und um meine Zeugnisnote verbessern zu können, muss ich jetzt total kurzfristig eine GLF (Gleichwertige Leistungsfeststellung = Referat, das zählt wie eine Klausur) vorbereiten, die ich schon am kommenden Donnerstag halten muss. Dass die Musik-Arbeit bei mir so schlecht lief hat schon seine Gründe und obwohl ich mir schon sämtliche Bücher und Kopien zu meinem GFS-Thema durchgelesen hab, versteh ich einfach nur total wenig. Mein Thema: Programm-Musik (im Gegensatz zu absoluter Musik) allgemein und dann noch speziell am Beispiel des 1. Aktes der "Symphonie fantastique" von Berlioz. Vielleicht kennt sich hier ja irgendjemand mit Berlioz aus und kann mir weiterhelfen. Ihr würdet mir damit wirklich sehr helfen. Ihr braucht ja auch nicht alles zu beantworten. Also ich komm erst mal zu dem Teil, den ich wirklich gar nicht versteh. Das hier hab ich aus Büchern + Kopien zusammengefasst: 1. Satz * der langsame Teil, die „Rêveries“, ist für eine klassische langsame Einleitung zu ausdauernd und stellt eigentlich einen Satz für sich dar, der „die gleiche Zeitdauer beansprucht wie der ganze Sonatenteil“ („Passions“), es handelt sich ja „um die erste Szene, das Eröffnungs-Tableau“ (Dömling) der imaginären Oper. Über die Eröffnungsmelodie, die Berlioz als Zwölfjähriger für die für ihn unerreichbare „Estelle“ komponiert hat. Diese „Estelle-Melodie“ enthält die Seufzermotive, die in der Idée fixe am Schluß von Vorder- und Nachsatz in ihrem ersten Abschnitt zu finden sind; ferner in ihrem Mittelabschnitt, und im dritten Teil der ersten Durchführung. Betrachtet man „Rêveries“ ohne die Überleitung zu „Passions“, so findet man in den drei Teilen mit der Tempofolge „Largo – più mosso – Tempo I eine Reminiszenz an die „Französische Ouverture“. Das 2. Thema in „Passions“ (T. 150-166) kann auch als Schlussgruppe der Exposition angesehen werden; dann hätte dieser Satz nur ein Thema, nämlich die „Idée fixe“. Das „Religiosamente“ von T. 511 bis Schluss stellt einen dreimaligen plagalen Schluß dar, eine musikalische Wendung aus der Sakralmusik. ---> So. Jetzt hab ich aber keine Ahnung, was das konkret heißen soll. Kann mir das hier irgendjemand möglichst einfach erklären? Ich find das alles nur total konfus und versteh eigentlich überhaupt nicht, was das genau heißen soll. Dann hab ich etwas gefunden, das man vielleicht als "Fazit bezeichnen könnte": * Ziel sind folgende Erkenntnisse: * Berlioz hält sich in der „Symphonie fantastique“ nirgendwo streng an vorgegebene Formen. * In der Melodie- und Periodenbildung legt Berlioz eine ausgesprochene Abneigung gegen gerade Zahlenverhältnisse an den Tag. * Sein Mittel der Verknüpfung und des Zusammenhalts der Sätze untereinander ist die immer wiederkehrende Idée fixe, die auch in stark variierter Form immer erkennbar bleibt. Auch auf die Melodiebildung anderer Themen nimmt die Idée fixe Einfluß, bzw. färbt auf sie ab. --> So ungefähr versteh ich das ja schon, aber das mit den Zahlenverhältnissen und so ist mir noch unklar. Eigentlich ist alles noch ziemlich unklar. Dann noch die Unterschiede: * Programm-Musik – absolute Musik: * Die Symphonie fantastique gilt als erstes bedeutendes Werk der Programm-Musik. * Von uns Deutschen wurde schon immer behauptet, wir würden uns mit Programm-Musik schwer tun und würden absolute Musik bevorzugen, weil bei der absoluten Musik außermusikalische Elemente fehlen und dadurch unsere Empfindungen und unsere Fantasie viel weniger eingeschränkt sind, als bei der Programm-Musik. Bei dieser nämlich, sind auch außermusikalische Elemente vorhanden, ihr liegt ein Programm, also eine Geschichte, zugrunde. Das Programm ist eine Art Inhaltsskizze, die das Verständnis der Musik erleichtern soll. Ein Punkt, wegen dem viele Leute Berlioz kritisierten, weil sie der Meinung waren, ihre Fantasie würde durch das Programm zu sehr eingeschränkt und sie könnten ihre Gedanken nicht frei entfalten. Für Berlioz jedoch, waren außermusikalische Elemente etwas selbstverständliches. Das liegt auch an Berlioz’ französischer Herkunft, denn in der Musik französischer und italienischer Komponisten waren programmatische Elemente gang und gäbe. ---> Die einzigen wirklichen Unterschiede, die ich rausfinden konnte, waren, dass eben bei der Programm-Musik ein Programm vorliegt. Aber wenn meine Aufgabe eigentlich auch ist, herauszufinden, was an der Programm- Musik so anders war, dann kann es ja wohl kaum alles sein. Es muss doch noch mehr Unterschiede geben, oder? Dann hab ich noch folgendes über diese Symphonie gefunden: * Symphonie fantastique: * Titel eigentlich ein Widerspruch in sich, denn: Symphonie: klassisches Formprinzip mit einer feststehenden Satzfolge. Fantasie: mehr oder weniger unkonventioneller Ablauf eines Stücks. (Henry Barraud dazu: „Berlioz ist romantisch an der Oberfläche, im Kern aber klassisch.“) * Die fünfsätzige Form entspricht den fünf Akten der Tragödie, auch die französische Grand opéra hat fünf Akte. * In dieser Symphonie arbeitet Berlioz mit der sogenannten „idée fixe“. Es ist dies eine Art von Motiv, das sich durch alle Sätze seiner Sinfonie zieht, und Veränderungen im Tempo, in der Klangfarbe, im Rhythmus erfährt, die seinen Charakter völlig verändern, dem jeweiligen Gefühl anpassen, aber doch immer erkennbar lassen. ---> Sind diese Sachen überhaupt wichtig? Oder hab ich vielleicht viel wichtigere Sachen vergessen? Dann hab ich auch noch etwas über die damaligen Zustände gefunden, ich weiß aber nicht, ob das für mein Thema überhaupt relevant ist: * Hintergrundinformationen: Im 19. Jahrhundert kreierten viele Künstler in ihrer Fantasie eine neue Wirklichkeit, die ihren Lebensvorstellungen besser entsprach, als die Realität. Berlioz jedoch, war nicht in sich gekehrt, sondern voller Leidenschaft. In seinem Leben gab es sehr viele Enttäuschungen, Anerkennung fand er erst nach seinem Tod. Die Symphonie fanastique gilt als Spiegelbild seiner Seele. (Haupttitel des Werks: Episode aus dem Leben eines Künstlers.) Das ist eigentlich alles, was ich bis jetzt zu den Thema finden konnte. Die Biographie von Berlioz wird ja für mein Thema keine große Bedeutung haben. Ich les mir heute abend noch einen Auszug aus einem weiteren Buch durch, allerdings stehen darin vorallem Informationen zu den letzten Sätzen, für mich ist ja aber nur der 1. Satz von Bedeutung. Ich hoffe, hier kann mir irgendjemand weiterhelfen, Liebe Grüße, Jemima pinkfairydust86@yahoo.com |
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tiwi
Ist häufiger hier |
#2 erstellt: 17. Jan 2004, 17:06 | |
Schau Dir doch mal folgenden Link an: http://www.klassik.com/magazin/meisterwerke/template.cfm?MID=32&Seite=1&Start=1&CFID=2043&CFTOKEN=59695733 Deine gefundenen Zitate scheinen mir alle für Deinen Zweck zu speziell bzw. zu "geschwafelt". Schau auch mal hier: http://www.klassika.info/Begriffe/Programmmusik/ Übrigens heißt es bei einer Sinfonie nicht 1.Akt sondern 1.Satz (Akt sagt man bei einer Oper) Viel Erfolg tiwi [Beitrag von tiwi am 17. Jan 2004, 17:09 bearbeitet] |
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Albus
Hat sich gelöscht |
#3 erstellt: 20. Jan 2004, 10:17 | |
Morgen, vielleicht hilft Dir kurz Gesagtes weiter. Zunächst irrst Du, was das Biographische angeht. Die Autobiographie von Hector Berlioz, Memoiren betitelt, ist für Deine Zwecke eine Fundgrube; versuch' ein Exemplar zu finden, in einer Musikbüchderei zB. B. äußert sich in Kapitel XVIII (18) ausführlich zu seinem bahnbrechenden Werk. - Dann: Zu 'Satz 1': Die Ausführungen aus musikanalytischer Sicht sagen nur, das B. Kompositionsweisen aus verschiedenen Stilepochen seinen künstlerischen Zwecken anverwandelt. Zu 'Ziel': Musik ist auch eine Zahlenkunst; die Idealität von Musik lebt auch von Proportionen, die sich in Zahlenverhältnissen auszeichnen lassen. Das Ebenmaß einer musikalischen Erfindung wird auch in der Taktanzahl gesehen, Wiederholungen oder Umformungen eines Motives oder einer musikalischen Phrase gelten als perfekt, wenn die Zahlenverhältnisse in der Gestalt des Notenbildes übereinstimmen oder gar dem Hörer (ohne Noten vor sich) vermittelt werden können. Der Zweck ungerader Taktzahlen ist, den Zustand der musikalischen Entwicklung in der Schwebe zu halten, kurz: die Aufmerksamkeit zu erhalten. Zu 'Programm-Musik : absolute Musik': Die der Programm-Musik unterliegende Idee ist außermusikalisch in dem Sinne, dass ein Naturalismus eines Geschehens ästhetisch (darstellend) versucht wird - was scheitern muss, da der Stoff von Musik, Töne (Musik = tönend bewegte Form, so Eduard Hanslick) keine Malerei ist. Für gewöhnlich sagt man unterscheidend, dass die absolute Musik vom tonalen Einfall ausgeht, wovon die Skizzenbücher von Komponisten aller Zeiten Zeugnis sind (zB Beethoven). Zu 'Symphonie fantastique': Die SF ist ästhetischer (kunstwollender) Überschwang. B. ist nach seinem Zeugnis (in den Memoiren) von Gluck und Spontini markant beeinflußt. Von daher kann man sagen, er denkt von den Formen der Oper her (Gluck und Spontini waren sZt berühmte Opernkomponisten). Die Phrase 'Spiegelbild seiner Seele' ist rezeptionsgeschichtliche Zuschreibung und romantische Verklärung durch die Hörer. Heinrich Heine sagt von der Smithson, sie sei eine 'fette Engländerin' (Briefe aus Paris). Franz Liszt war von der SF hellauf begeistert. Nachwort: Die SF kann auch langweilig aufgeführt werden. Das Feuer des künstlerischen Wollens ist in die Partitur nicht hochgradig eingeschrieben. Weshalb B. sich später auch gehalten sah, selbst das Dirigieren zu erlernen. Es gibt von ihm eine kleine Schrift 'Über das Dirigieren'. Einem Orchester konnte B. schon - naturalistisch - zurufen: "Sie waren herrliche Briganten!" (Briganten, aus dem Werk 'Harold in Italien'). Viel Glück! MfG Albus [Beitrag von Albus am 20. Jan 2004, 10:21 bearbeitet] |
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Jemima
Neuling |
#4 erstellt: 20. Jan 2004, 16:58 | |
Hui! Ist das alles kompliziert! Aber ich glaub mein Vortrag ist jetzt fast komplett. Erst mal Danke für die Links, die haben mir echt weitergeholfen! [quote]Zu 'Satz 1': Die Ausführungen aus musikanalytischer Sicht sagen nur, das B. Kompositionsweisen aus verschiedenen Stilepochen seinen künstlerischen Zwecken anverwandelt. Bedeutet das, dass Berlioz Elemente aus verschiedenen Epochen benutzt hat? Ich hab darüber noch gar nichts gelesen, obwohl ich mir schon sämtliche Musikinterpretationen durchgelesen hab. Was heisst das genau? *Hugs* Jemima |
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Albus
Hat sich gelöscht |
#5 erstellt: 21. Jan 2004, 08:49 | |
Morgen, B. verwendet nach Meinung des Herrn Musikanalytikers Formelemente aus Stilepochen der weit zurückliegenden und der nahen Vergangenheit; weit zurück die Sakralmusik (der Schluß wird so gesehen), aus naher Vergangenheit greift B. (nach dem Herrn Musikanalytiker) zurück auf Formstücke der Französischen Ouvertüre (elegant, mit viel Zierrat). Die sonatenform ist Form der Gegenwart. Alle Formelemente werden von B. seiner künstlerischen Inspiration und Gestaltungsabsicht unterworfen. - Jeder Nachkömmling steht halt in der Linie der Tradition, auch Berlioz. Es gibt nur unterschiedliche Einstellungen zur Tradition, konservativ Traditionalisten und innovative Neuerer. B. war ein gemäßigter Neuerer, weshalb er mit den Schul-Traditionalisten am Pariser Conservatorium stets Fehden auszufechten hatte. MfG Albus |
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