Extrem preiswerter Selbstbau Absorber

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LineArray
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 13. Aug 2008, 01:19
Hallo Ihr Lieben,

Folgendes wollte ich Euch nicht vorenthalten:

Ich habe einen relativ großen Hörraum ca. 5m x 9m,
der einen leicht trapezförmigen Grundriss hat.
Eigentlich ideal, jedoch pflege ich trotz meiner
42 Lenze einen Einrichtungsstil, den man als
"studentisch" bezeichnen kann ...

Bis auf eine Kommode und ein paar Bücherregale,
Tisch und Sitzgelegenheiten (Sofa, Stühle) ist
sonst nicht viel drin.

Der Raum ist insbesondere im Bass und Grundtonbereich
recht hallig.

Die Lautsprecher, die ich verwende, sind Dipol Line
Arrays. Die starke Bündelung hilft in dem halligen
Raum ... aber es gab eindeutig noch Verbesserungsbedarf.

Für professionelle Bass Traps oder Breitbandabsorber
wäre ich sehr schnell 1000 Euro (für 4-5 Einheiten)
losgeworden, ohne das Ergebnis vorher wirklich
ausprobieren zu können.

Ich habe Folgendes gemacht:

Eine 3mm Lochrasterplatte 100cm x 60cm wurde an den
langen Kanten rückseitig mit Vierkantleisten
verschraubt.
Die Vierkantleisten wurden jeweils an drei Stellen
durchbohrt, um einen Faden aufnehmen zu können.

Das Ding wurde entlang der Längsseite in Form
gekrümmt , ca. 20-40 grad, je nach Anwendung und
Geschmack. Die Form wird auf der Rückseite durch drei
Bindfäden zusammengehalten.

Das Ding wurde vor die Raumkante hinter den LS gestellt.

Der Effekt:
Der blanke Hammer !
Unglaublich !
Phänomenal !
Rabengeil !

Das Ding schluckt sehr breitbandig im Bass und
Grundtonbereich, die Wiedergabe ist extrem verbessert.
Weniger Brei, der Bass impulssauber, die Mitten
durchhörbarer.

Es ist je nach Aufstellung ein Kompromiss aus Bass Trap,
Breitbandabsorber, Diffusor und ein wenig
Plattenabsorber. Lässt sich leicht aufstellen oder
aufhängen wo man will und ist von der Form her variabel.

Kostenpunkt
ca. 12 Euro pro Stück,
ca. 20 min Arbeit je nach Anspruch an die Schönheit
kann es natürlich mehr werden ...

Fotos folgen, es ist jetzt zu dunkel.

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 13. Aug 2008, 11:48 bearbeitet]
fujak
Inventar
#2 erstellt: 13. Aug 2008, 07:27
Hallo LineArray,

klingt ja sehr vielversprechend. Auf die Fotos bin ich sehr gespannt. Hast Du auch Messungen gemacht und kannst Diagramme (FG und Wasserfall) einstellen (vorher/nachher), das wäre für mich noch interessanter.

Danke im voraus


Grüße

Fujak
LineArray
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 13. Aug 2008, 10:36
Hier die versprochenen Bilder:


So kann man den Absorber/Diffusor wirksam aufstellen:




So sieht der Absorber/Diffusor von hinten aus:




Wenn ich mal wieder Messungen mache, hab ich einige
andere Sachen vor. Ich versuche dran zu denken FG mal
mit und ohne Absorber im Raum zu messen.

Aber Messung hin oder her, dass Ding ist bei
Aufstellung in der Ecke hinter den LS bis in den
Tiefbass hinein wirksam. Dass habe ich daran gemerkt,
dass ich den Subwoofer neu einpegeln musste,
um subjektiv wieder den gleichen Tiefbass Anteil zu
bekommen wie vorher. Allerdings ist der Bass jetzt
sauberer und angenehmer.

Auch wenn es abgedroschen klingt, weil es immer
wieder wie ein Mantra überall wiederholt wird
und die User in diesem Teil des Forums sich wohl
ohnehin dessen bewusst sind:

Wenigstens die gröbsten Mängel eines Raums gezielt
anzugehen bringt einen Effekt, der an anderer Stelle
UNMÖGLICH zu erreichen ist. Da kann man tausende Euro
in Kabelvoodoo oder High Tech Boxenfüßchen investieren und
sich im Vergleich nur lächerlich machen. Selbst die
Anschaffung eines teuren High End Verstärkers erscheint
mir in einem mangelhaften Raum mittlerweile fragwürdig ...

Ich habe selbst lange geschlafen und einige Mißstände
in meinem Raum toleriert, man gewöhnt sich halt.

Auschlaggebend war bei mir ein Freund, der gesagt hat:

"Oliver du hast derart geile Lautsprecher, das muss
im Bass- und Grundtonbereich noch viel besser gehen.
Der Raum macht von den Eigenschaften einfach zuviel
kaputt. Der Lautsprecher hat das Potential, bei einer
guten Aufnahme subjektiv völlig zu verschwinden, aber
das klappt in diesem Raum einfach so nicht."

"Naja gut, du hast ja Recht." hab ich gesagt.

Aufwand und Effekt haben nun eine solch beeindruckende
Relation, dass ich mich ärgern könnte nicht schon früher
etwas mehr getan zu haben. Tu ich aber nicht, ich freue
mich sehr, dass die Ergebnisse meiner Entwicklungsarbeit
an den Lautsprechern jetzt wirklich demonstrierbar
geworden sind.

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 13. Aug 2008, 11:44 bearbeitet]
LineArray
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 13. Aug 2008, 11:29
Da das Ding ja auch einen Namen braucht,
schlage ich "Cheaptrap" vor ...

Es sei denn, jemandem fällt was Besseres ein ...

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 13. Aug 2008, 11:35 bearbeitet]
deivel
Stammgast
#5 erstellt: 13. Aug 2008, 12:11
Ich bin erstaunt, und neugierig und will Messwerte sehen ^^

nicht als Beweis dass es funktioniert sondern um zu sehen wie gut er gegenüber anderen Absorbern funktioniert
fujak
Inventar
#6 erstellt: 13. Aug 2008, 13:46
Hallo Oliver,

danke für die Bilder. Jetzt bin ich ebenso wie mein Vorposter gespannt, was die Messergebnisse sagen.

Grüße

Fujak

P.S.: Cheaptrap ist ganz passend.


[Beitrag von fujak am 13. Aug 2008, 14:17 bearbeitet]
technicsteufel
Inventar
#7 erstellt: 13. Aug 2008, 14:04
Geht mir genau so.
Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.

Her mit den Messwerten!

LineArray
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 13. Aug 2008, 18:24
Mann, seid Ihr nervig ...


Edit: Eine aussagefähigere Messung ist weiter unten
im Thread.

Ohne Absorber:




Mit Absorber:




Um es vorweg zu nehmen:
Ich traue dieser Messung noch nicht ganz und werde
sie nochmal wiederholen.

Und ich will ehrlich zu Euch sein:
Wenn ich mit weißem Dauerrauschen an einer
normalen Abhörposition messe und die Lautsprecher
normal aufgestellt sind, sehe ich im
Amplitudenfrequenzgang so gut wie keinen Unterschied
mit und ohne Absorber.

Ich habe mich vorher noch nicht um die Messung eines
Absorbers gekümmert und bin bald verrückt geworden,
denn der Höreindruck ist so deutlich, dass sich
Messtechnisch eigentlich etwas zeigen lassen muss ...

Deshalb habe ich eine Demo-Messung gemacht, die den
Absorber stärker hervortreten lässt, als es sonst der
Fall ist.

Messaufbau:

Ich habe eines meiner Dipol 08 Line Arrays symetrisch in
einem Abstand von ca. 1,60m vor eine Raumkante gestellt,
so dass die rückwärtige "Niere" des Dipols genau in die
Ecke zeigt.

Die Messung erfolgte jeweils durch Mittelwertbildung aus
4 Impulsen.

Es waren 2 "Cheaptrap" Elemente übereinander in der Ecke,
so dass der gesamte Absorber 2m hoch wurde.

Der Mikrofonabstand betrug etwa 60 cm zur Schallwand
des Dipol 08.

Das Mikro ist auf ca. 40 cm Höhe positioniert, der
Amplidudenfrequenzgang von Dipol 08 sieht sonst netter
aus ...

Aufgrund der Länge des Messfensters und der Verwendung
eines ungerichteten Mikros ist ordentlich Raumanteil
dabei.

Interpretation:

Es wird im Bereich bis einige hundert Hz Bass geschluckt.

Der durch die Test-Aufstellung des LS extreme
Kammfiltereffekt wird zumindest zu höheren Moden hin
vermindert. Ob dies durch Absorption oder Diffusierung
geschieht, kann ich nicht sagen.

Jedenfalls sind die Zacken weniger ausgeprägt, das
ist für mich entscheidend.

Dipol 08 hat in der Theorie und im Freien eine untere
Grenzfrequenz von ca. 70 Hz. Der Bassabfall darunter
fällt jedoch durch die Raumverstärkung in der Ecke ohne
Absorber sehr viel geringer aus, als von der Theorie
erwartet. Mit diesem "künstlichen" Bass durch
Raumverstärkung kann ich jedoch nichts anfangen,
weil er matschig klingt. Ausserdem habe ich einen Dipol
Subwoofer unter 80 Hz für den Job ... der kann das besser.

Diesen musste ich lauter drehen und anders aufstellen
mit Absorber, man sieht jetzt tendenziell auch warum ...

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 18:15 bearbeitet]
fujak
Inventar
#9 erstellt: 13. Aug 2008, 20:32
Hallo Line Array,

zunächst einmal: Danke, dass Du die Messungen so schnell gemacht hast und ich/wir uns ein Bild davon machen können. Ich habe jetzt mehrere Male zwischen den beiden Diagrammen hi- und hergeklickt, und ehrlich gesagt hätte ich einen deutlicheren Unterschied in den Diagrammen erwartet - zumindest nach Deinem Höreindruck. Wenn es Dir nicht zu viel Mühe macht, wäre ich Dir dankbar, wenn Du die gleichen Diagramme mal unsmoothed veröffentlichst, d.h. die Diagramme in deinem Messprogramm nochmal lädst und dann ungeglätteten Frequenzgang einstellst; denn dann kann man vielleicht auch den Unterschied genauso deutlich sehen, wie Du ihn hörst. Viele Peaks und Dips sind im geglätteten Diagramm einfach weggebügelt.

Grüße
Fujak
Boris_Akunin
Stammgast
#10 erstellt: 13. Aug 2008, 22:17

LineArray schrieb:

Der Mikrofonabstand betrug etwa 60 cm zur Schallwand
des Dipol 08.


Ist das deine normale Hörposition?

Wenn dir der Effekt von der normalen Hörposition so aufgefallen ist, könntest du ja nochmal von dort messen,
der Effekt dürfte größer werden, je geringer der Anteil an Direktschall wird


mfg
Boris
LineArray
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 13. Aug 2008, 22:19
@fujak:

Ich habe am Messverfahren noch ein bisschen gedreht,
trotzdem eine Spline Interpolation verwendet.

Dabei gehen keine Peaks und Dips verloren,
die Kurve sieht nur weniger eckig aus.

Grundsätzlich ging es mir wie Dir: "Da muss doch
einfach mehr zu sehen sein !"

Es ist nicht ganz einfach einen Höreindruck
messtechnisch nachzuvollziehen.

Aber zwei Dinge sind auffällig:

- Unterhalb 100 Hz findet mit Absorber weniger Verstärkung
durch die Raumecke statt

- Die "Wanne" um 500 Hz ist mit Absorber nicht mehr
so ausgeprägt

Die Wanne kommt zustande, wenn der rückwärtige Anteil
durch seine Laufzeit so reflektiert wird, dass er den
nach vorn abgestrahlten schwächt.

Eine verminderte Reflexion in der Ecke hat in dem Bereich
zur Folge, dass diese "Wanne" weniger stark ausgeprägt ist.

Ohne Absorber:




Mit Absorber:



Edit: Wenn man jetzt zwischen den Bilden hin und her
klickt, ist ein deutlicher Unterschied zu sehen.
Beide Messungen basieren auf jeweils 10 gemittelten
Impulsen ... Das Ganze ist jetzt ziemlich gut
reproduzierbar, und ich kann das Ergebnis durchaus mit
meinem Höreindruck überein bringen.


Grundsätzlich ist es so, dass das Dipol Array eine sehr
hohe Bündelung hat. Der Klang hat viel weniger Raumanteil
als bei Monopolen. Im Bass und Grundton fällt es daher
sehr auf, wenn auf einmal zuviel "Raumbrei" mit hinzu
kommt.

Man muss meine subjektiv wahrgenommenen Veränderungen
wohl im Zusammenhang mit der Abstrahlcharakteristik
der LS betrachten.

Man sieht hier sehr schön, dass Dipole im Bass ebenso vom
Room Gain profitieren, wie konventionelle LS.
Nur dass ich das nicht haben will ... ich möchte eine
direkte und möglichst unverschmierte Basswiedergabe, die
zum Verhalten im Mittel und Hochtonbereich passt.

Der "Absorber" scheint dabei zu helfen, bei mir nicht
vorhandenes Mobiliar zu simulieren und die Balance
wieder geradezurücken.

3-4 Dezibel weniger Raumanteil bei 100Hz sind kein
Pappenstiel. Bei 50 Hz sind es 7-8 Dezibel, wenn ich
richtig sehe.

Mit diesen Maßnahmen klingt der Dipol 08 im Bass sehr
ähnlich, wie man es von guten und großen Hornlautsprechern
kennt (auch wenn er nicht deren Wirkungsgrad und
Maximalpegel erreicht):
Das ist eine auch k ö r p e r l i c h spürbare
Direktheit. Ich bin überzeugt, dass das Erspüren eines
Paukenschlags inklusive Auschwingen des Paukenfells
nicht nur über das Gehör geht !
Diese Direktheit ( "Pammm!" ) geht verloren, wenn im
Bass zuviel Raumanteil des Wiedergaberaums dabei ist.

Ich glaube, dass der Absorber auch für andere LS,
die in Räumen mit kahlen Ecken stehen, ein Gewinn sein
dürfte. Ein "zugedeckter" Mittenbereich kann ein
gehörphysiologischer Effekt sein, der durch einen zu
hohen Raumanteil im Tiefton hervorgerufen wird.
Wird der Fehler korrigiert, klingen die Mitten
differenzierter.

http://de.wikipedia.org/wiki/Verdeckung

Möglicherweise ist jetzt eine Brücke zwischen den
technischen Eigenschaften des Absorbers und meinem
- zugegeben sehr euphorischen - Ersteindruck geschlagen,
die für den einen oder anderen nachvollziehbar sein könnte.

Es auszuprobieren und sich einen eigenen Eindruck zu
verschaffen kostet - wie gesagt - ca. 12 Euro pro Stück ...

In einem Raum, der keine kahlen Ecken hat und sehr stark
mit Möbeln vollgestellt ist, würde ich keinen so
großen Effekt erwarten. Es ist eher die akustische
Notbremse für einen spärlich möblierten Raum.

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 20:38 bearbeitet]
LineArray
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 13. Aug 2008, 22:30

Boris_Akunin schrieb:

LineArray schrieb:

Der Mikrofonabstand betrug etwa 60 cm zur Schallwand
des Dipol 08.


Ist das deine normale Hörposition?

Wenn dir der Effekt von der normalen Hörposition so aufgefallen ist, könntest du ja nochmal von dort messen,
der Effekt dürfte größer werden, je geringer der Anteil an Direktschall wird


mfg
Boris



Nein, das ist nicht meine übliche Abhörposition.

Bei der gegebenen Anordnung habe ich den
Direktschallanteil erhöht, um den Unterschied
deutlich zu machen.

Der Raumanteil kommt unvermeidlich über das
Zeitfenster hinein und dadurch, dass ich ein
ungerichtetes Mikrofon verwendet habe.

Unser Wahrnehmungssystem ist eben kein Mikrofon ...

Es ging mir nur darum, auf technische Weise eine Funktion
des Absorbers zu demonstrieren. Wie diese Funktion
sich subjektiv beim normalen Musikhören auswirken kann,
darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.

Aber ich habe zuvor einige Ideen dazu geäussert ...

Ich könnte mich ja auch auf den Standpunkt zurückziehen
"Mit den Dingern klingt es deutlich besser, ich muss
nicht nachmessen können warum."

Aber nachdem hier alle Messungen sehen wollten
- was ja verständlich ist -
habe ich eine Demo gemacht, die wenig mit normaler
LS Aufstellung oder Hörposition zu tun hat.

Vielleicht sollten wir kunstkopfstereophone Dateien
mit Hörbeispielen austauschen, dann könnten wir
vielleicht näherungsweise in die Musikzimmer der
anderen Teilnehmer reinhören ...

z.B.
OhneAbsorber.wma
MitAbsorber.wma

Das würde mir mehr Spass machen ...

Aber mal im Ernst: Versuch mal den klanglichen Unterschied
zwischen zwei Verstärkern über einen graphischen
Frequenzgang zu beschreiben ...

Das meiste an Eindrücken ist in so einem Forum nicht
transportierbar und Frequenzgänge sind nur Krücken mit
denen man im Einzelfall deutliche technische Unterschiede
an einer Anordnung dokumentieren kann.


Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 00:08 bearbeitet]
deivel
Stammgast
#13 erstellt: 13. Aug 2008, 23:01
Mein leihenhafter tip wäre, dass das ding wie eine art Difusor funktioniert. Mehr oder weniger wie eine streuende Linse beim Licht. Wieweit die Löcher dadrin was ausmachen weiß ich nicht.

Die Funktion als Absorber schließe ich aus, da der Schall sich nicht durch eine dickere Schicht "durcharbeiten" muss und eine Energieabgabe ( schall zu wärme) stattfinden kann.

Somit gesehen verändert die Hörposition schon das Ergebnis recht stark.


[Beitrag von deivel am 13. Aug 2008, 23:03 bearbeitet]
LineArray
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 13. Aug 2008, 23:29

deivel schrieb:

Die Funktion als Absorber schließe ich aus, da der Schall sich nicht durch eine dickere Schicht "durcharbeiten" muss und eine Energieabgabe ( schall zu wärme) stattfinden kann.


Die größte - mittlerweile dank eurem Insistieren
nachgewiesene - Wirkung hat das Ding im Bereich
unter 100 Hz. Das sind Wellenlängen größer als 3,4 m ...

Wie erklärst Du Dir die Wirksamkeit im Bassbereich,
in dem die vom Absorber hervorgerufene Abweichung
von der ursprünglichen Raumkantenform deutlich kleiner
ist als die Wellenlänge, wenn Du Absorption ausschließt ?

Der "Streulinseneffekt" allein kann das im Bassbereich
m.E. nicht in dem Maß hervorrufen. Man müsste um das zu
klären natürlich einen Gegenvergleich mit einer ungelochten
Platte machen ...
Ich habe die gelochte deshalb genommen, weil ich auf
einen Absorptionseffekt auch bei tiefen Frequenzen
spekuliert habe.

Als Analogie:
Wenn Du ein Blatt Papier mit einem kleinen Loch darin
dicht vor den Mund legst und versucht auszuatmen
- besser vorher einatmen - spürst Du auch einen
Widerstand. Der kommt durch die Beschleunigung des
Luftstroms in der Querschnittsverengung und die Reibung
an den Kanten des Lochs im Papier.

Ein poröser Absorber muss also nicht zwangsläufig
"dick" sein. Er muss jedoch um wirksam zu sein an
einem Ort im Schallfeld liegen, wo die Luftmoleküle
Geschwindigkeit (Schallschnelle) haben.

Deshalb bringt ein poröser Absorber nichts, wenn er dünn
ist und unmittelbar auf die Wand aufgebracht wird.

Hier ist ein Beispiel für einen porösen Absorber,
welcher auch in Raumkanten eingesetzt wird und dann
ebenfalls bis in den Bassbereich wirksam ist:

http://www.fastaudio.com/DE/absorber203.html

Diese Firma macht übrigens sehr schicke Absorber,
die man sich auch ansehen kann. Aus dem Bauch heraus
würde ich sagen, dass der gezeigte Absorber meinem
Selbstbau wahrscheinlich im Mittel und Hochtonbereich
stark überlegen sein dürfte. Mein Problem findet sich
aber hauptsächlich im Bassbereich. Und dann schaut Euch
mal die Preise an, bevor wir weiter reden ...

Wer mehr Hochtonabsorption benötigt, der kann
probieren "Cheaptrap" mit grobem aber durchlässigem
Stoff zu bespannen.

Ich darf Dir an der Stelle verraten, dass ich in meinem
Leben schon das ein oder andere Buch über Technische
Akustik gelesen - und mich auch über aktuelle
Absorbertechnik informiert habe.

Bei höheren Frequenzen, da stimme ich Dir zu, mag die
Diffusorwirkung dominieren.

Glatte Wände und Kanten mit Diffusoren zu "stören"
verbessert die Raumakustik eigentlich immer.
Der Effekt eines einzelnen Diffusors hängt, wie Du sagst,
natürlich davon ab, wo der Hörer sich aufhält.

Wenn der Raumanteil insgesamt jedoch diffuser wird,
so wird auch das wahrgenommene Ergebnis im Mittel an
allen Hörpositionen besser.

Vier von den Dingern werde ich schon aufstellen, damit
kann man schon einiges beeinflussen ...

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 03:48 bearbeitet]
fujak
Inventar
#15 erstellt: 14. Aug 2008, 08:12
Hallo LineArray,

ich war mal auf der Fastaudio-Site. Die Absorber mit Lochblende weisen imho 2 entscheidende Unterschiede zu deinen auf, nämlich in Hinsicht auf Anwendungsbereich und Konstruktion:

1. Im Anwendungsbereich: Die Lochblenden-Absorber werden dort für den Bereich ab 125Hz bis 12kHz bzw. je nach Anteil der Lochfläche bis 20kHz eingesetzt. Dein Lochblech entspricht dort einem Absorptionsbereich von 125Hz bis 16kHz.
Hingegen wird dort für den Bassbereich eine je nach Absorptionsbereich mehr oder minder starke durchgehende Stahlplatte schwingend in einem Rahmen eingesetzt, die durch die angeregte Resonanz die Energie vernichtet bzw. genauer: in Wärme umsetzt.

2. In der Konstruktion: Der Rest an Energie, die hinter der Lochblende ankommt, wird dort im inneren des Moduls in einem absorbierenden Material (spezieller Schaumstoff) "verbraten". Die Modelle mit der Lochblende weisen durch unterschiedlichen Anteil der gelochten Gesamtfläche ein entsprechend unterschiedliches Absorptionsspektrum auf. Damit wird etwas entscheidendes deutlich: nicht der Durchmesser der Löcher oder deren Anzahl ist für die Absorption entscheidend sondern die Größe der schalldurchlässigen Fläche, die damit den Weg auf die dahinterliegende eigentliche Absorptionsschicht freigibt.
Aber wie gesagt gilt dies nur für den Bereich ab 125Hz aufwärts.

Schlussfolgerung: Der von dir gehörte und in geringem Umfang auch im Messdiagramm verifizierte Abfall unter 100Hz hat m.E. weniger mit der "Schallschnelle" an den Löchern zu tun, als viel mehr mit der Metallfläche selbst, die in
Resonanz kommt. Ich vermute, dass wenn Du die gleichen Platten in massiver Ausführung aufstellst, der Absorptionseffekt im Bassbereich noch deutlicher ausfallen wird - vor allem je mehr sie in einem Rahmen frei und zugleich kontrolliert schwingen können. Das bisherige Resultat ist also im wahrsten Sinne des Wortes durchlöchert.

Grüße

Fujak


[Beitrag von fujak am 14. Aug 2008, 10:05 bearbeitet]
boarder
Stammgast
#16 erstellt: 14. Aug 2008, 08:13

deivel schrieb:

Hier ist ein Beispiel für einen porösen Absorber,
welcher auch in Raumkanten eingesetzt wird und dann
ebenfalls bis in den Bassbereich wirksam ist:

http://www.fastaudio.com/DE/absorber203.html

Diese Firma macht übrigens sehr schicke Absorber,
die man sich auch ansehen kann. Aus dem Bauch heraus
würde ich sagen, dass der gezeigte Absorber meinem
Selbstbau wahrscheinlich im Mittel und Hochtonbereich
stark überlegen sein dürfte. Mein Problem findet sich
aber hauptsächlich im Bassbereich. Und dann schaut Euch
mal die Preise an, bevor wir weiter reden ...



Was hälst Du dann von der Idee eine Platte Basotect hinter Deinen Absorber zu kleben. Dann hätte man auch noch einen positiven Effekt im Mittel-und Hochtonbereich. Also die geschwungene Lochplatte und dahinter die Basotectplatte. So eine Platte Basotect kostet ca. 25 Eur, plus Lochplatte und Zubehör kommt man auf max. 40 Eur und sollte denselben Effekt haben wie Piu Rondo von Fast Audio.

Bin gerade selber dabei meinen Keller Akustisch etwas aufzupeppen und die Idee erscheint mit ganz gut. Habe selber mich ein wenig schlau gelesen zum Thema Raumakustik, aber insgesamt wenig Ahnung. Da das Ganze auch schnell sehr kostspielig werden kann, bin ich immer ganz begeistert, wenn ich von solchen LowBudget Lösungen höre.
deivel
Stammgast
#17 erstellt: 14. Aug 2008, 09:45
hey, das hab ich nie geschrieben
LineArray
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 14. Aug 2008, 13:37

fujak schrieb:
Hallo LineArray,

(...)
Schlussfolgerung: Der von dir gehörte und in geringem Umfang auch im Messdiagramm verifizierte Abfall unter 100Hz hat m.E. weniger mit der "Schallschnelle" an den Löchern zu tun, als viel mehr mit der Metallfläche selbst, die in
Resonanz kommt. Ich vermute, dass wenn Du die gleichen Platten in massiver Ausführung aufstellst, der Absorptionseffekt im Bassbereich noch deutlicher ausfallen wird - vor allem je mehr sie in einem Rahmen frei und zugleich kontrolliert schwingen können. Das bisherige Resultat ist also im wahrsten Sinne des Wortes durchlöchert.

Grüße

Fujak



Meine Absorber bestehen nicht aus Metall sondern aus
einer 3 mm Hartfaserplatte.

Ich habe ausgiebige Erfahrungen mit (ungelochten)
Plattenabsorbern, welche dicht auf einem Rahmen
montiert und schwingfähig aufgehängt sind.

Mit einem solchen Plattenresonator gleicher Größe
und Aufstellung lässt sich das Verhalten von "Cheaptrap" nicht erreichen.

Wenn über 7 Dezibel Reduktion des Raumanteils bei
50 Hz und gegebener Messanordung für Dich eine
"Wirksamkeit in geringem Umfang" ist, dann kann ich Dir
für 12 Euro pro Stück hier leider nicht mehr weiter
helfen ...

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 20:32 bearbeitet]
LineArray
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 14. Aug 2008, 13:54

boarder schrieb:

Was hälst Du dann von der Idee eine Platte Basotect hinter Deinen Absorber zu kleben. Dann hätte man auch noch einen positiven Effekt im Mittel-und Hochtonbereich.



Hallo Boarder,

gar nichts halte ich davon .

Edit: Ich habe die Idee auch schon mal überdacht ...
ist also nicht persönlich !

"Cheaptrap" ist gerade deshalb cheap, weil er keinen
Akustikschaumstoff verwendet.

Auf der Rückseite ist die Wirksamkeit des Schaumstoffes
im Mittel-Hochtonbereich ziemlich dahin, weil der größte
Teil der Fläche vorn - trotz der Löcher - relativ stark
reflektiert. Der Schaumstoff dahinter wäre teuer und
gleichzeitig ziemlich verschwendet.

Dann lieber Schaumstoff von geeigneter Stärke und
Qualität in Form krümmen und ab in die Ecke damit ...

"Cheaptrap" ist im MHT Bereich am besten durch eine
Stoffauflage von vorn zu verbessern, wird aber im
Mitteltonbereich nicht an Absorber aus dickerem Schaumstoff
herankommen. Ein Bespannstoff müsste durchlässig genug
sein, um die Löcher genügend freizugeben.

Wir kennen alle noch den typischen "Probenraumsound"
von der Band im Bekanntenkreis. Oft ist da sehr viel
Schaumstoff direkt and der Wand, der zwar Mitten und Höhen
schluckt, aber zuwenig Bedämpfung der tieffrequenten
Raummoden bewirkt.

Bei vielen Wohnräumen besteht im MHT Bereich kein sehr
großes Problem, weil genug Teppich, Vorhänge usw.
vorhanden sind.

Das Ziel ist ein Raum mit guter Hörsamkeit, kein dumpfer
oder überdämpfter Raum.

Die Moden im Bassbereich sind oft ein Problem. Dieses
kann mann mit "Cheaptrap" durchaus angehen.
Im Mittenbereich macht er ein wenig Diffusierung und
richtet ansonsten keinen Schaden an.

Wer einen guten und hochwirksamen Breitbandabsorber
braucht, muss sich anderweitig umtun.

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 20:29 bearbeitet]
LineArray
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 14. Aug 2008, 17:29
Ansonsten ist mir heute noch ein
interessanter Thread in einem anderen
Forum aufgefallen:

http://www.haustechnikdialog.de/Forum/Default.aspx?t=19886

Grüße Oliver
fujak
Inventar
#21 erstellt: 14. Aug 2008, 20:11

LineArray schrieb:
Ansonsten ist mir heute noch ein
interessanter Thread in einem anderen
Forum aufgefallen:

http://www.haustechnikdialog.de/Forum/Default.aspx?t=19886

Grüße Oliver


Hallo LineArray,

super! Ich habe jetzt noch Tränen in den Augen. Durch Zufall bin ich mal vor 2 Jahren auf den Thread gestoßen und hatte ihn mittlerweile völlig vergessen. Sehr schön, danke.
Was hat das mit unserem Problem der Raummoden zu tun, könnte man fragen. Nun das sind quasi die Raummoden aus der Sicht eines Sanitär-Spezialisten. Und auch dort scheint es sehr schwer zu sein, sie zu minimieren - aber dafür offensichtlich lustiger...

Grüße

Fujak
LineArray
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 14. Aug 2008, 20:23
Hi Fujak,

ja ich sage mir selbst manchmal,
weil ich dazu eine Neigung habe

"Wer das Leben zu ernst nimmt, der hat verloren."

Grüße Oliver


[Beitrag von LineArray am 14. Aug 2008, 20:25 bearbeitet]
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