Wandeinfluss bei Bass

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SFXartist
Stammgast
#1 erstellt: 26. Nov 2012, 15:08
Hallo,
bekanntlich steuert die Zimmerwand Bassanteile bei, je näher man die Boxen an die Wand schiebt.
Ich habe dazu paar Fragen, weil ich beim Bau geschlossener Boxen, das von vorne herein berücksichtigen möchte, jedenfalls ganz grob. Die Boxen können aus wohnlichen Gründen nur etwa 20 cm von der Zimmerwand weg stehen.

Fragen:
1. Ab welcher Frequenz etwa entsteht eine kugelförmige (4 Pi) Abstrahlung?
2. Wie hoch ist der "Wandanteil" etwa einzuschätzen (mir ist klar, dass das komplex ist und Kammfiltereffekte entstehen können)

Je nach Wandanteil würde ich das geschlossene Gehäuse eher vergrößern für früheren, flacheren Abfall, statt auf möglichst lange linearen Bass zu setzen, der dann zusammen mit der Wand für Überhöhungen im Raum sorgt. Mein Hörraum ist 23 qm, etwa 3,5 x 6 m, die Boxen stehen an der langen Wand.

Mit passenden 20 cm-Bässen erreicht man mit 25 bis 30 ltr. etwa 50 Hz bei - 3dB
Was ich suche, sind Praxis-Tipps. Dass die ganze Geschichte so komplex ist, dass man nichts sagen kann, hülfe mir nicht weiter. Es geht auch nicht um Raummoden, Absorber, etc.
Danke für Tipps.
TasteOfMyCheese
Stammgast
#2 erstellt: 27. Nov 2012, 01:53

Ab welcher Frequenz etwa entsteht eine kugelförmige (4 Pi) Abstrahlung?

Puhh, das ist nicht wirklich einfach zu sagen. Die von dir gewünschte Angabe ist das Bündelungsmaß des Lautsprechers in Abhängigkeit von der Frequenz.
Ich kann dir da keine ganz exakten Zahlen sagen aber bei ca. 100Hz liegt das Bündelungsmaß schon sehr nahe an 0dB, was einer komplett kugelförmigen Abstrahlung entspricht. Bei ca. 250Hz ist die Grenze erreicht, wo der Lautsprecher ziemlich genau halbkugelförmig strahlt (Bündelungsmaß = 3dB) und bei wiederum ca. 1000Hz ist bereits ein hervorragendes Maß an Bündelung vorhanden (ca. 12dB), das auch erstmal nicht mehr wesentlich übertroffen wird.
Allerdings ist das alles von Lautsprecher zu Lautsprecher nochmals leicht verschieden.

Wie hoch ist der "Wandanteil" etwa einzuschätzen

Naja, es kann maximal zu einer Verdoppelung des Pegels führen, wenn der Lautsprecher kugelförmig abstrahlt und direkt in der Wand steht. Dann hätte man ca. 6-10dB Überhöhung, je nach Frequenz, tendenziell eher in Richtung 10dB.
Kammfiltereffekte sind bei den entsprechenden Frequenzen (<200Hz) noch nicht so stark von Bedeutung, da die minimale Wellenlänge (200Hz) hier immer noch 1,7m und damit der notwendige Abstand 0,85cm von der Wand beträgt. Das kann man zwar schon erreichen, bei 200Hz ist aber das Bündelungsmaß noch recht deutlich von 0dB entfernt.
Ich hoffe, das hilft dir ein wenig!

Viele Grüße
Berti
SFXartist
Stammgast
#3 erstellt: 27. Nov 2012, 11:14
ja danke Berti,

deine Antwort hatte für meine Kenntnisse genau das richtige Maß an Tiefe und Breite.

Ich frage mich nur, warum (Industrie-)Boxen nur im schalltoten Raum optimiert werden,
zumindest was den Bass betrifft. Oft sogar 'ne Bassüberhöhung eingebaut wird.

Jeder stellt seine Lautsprecher ja irgendwie in Wandnähe auf. Die Empfehlung, 50 cm oder gar mehr Wandabstand einzuhalten, ist doch meist nicht praktizierbar. Ein großer Vorteil von DIY, das berücksichtigen zu können.
Die praktische Frage wäre jetzt, ab wann man bei einer geschlossenen Box den Bass abfallen lassen sollte.
Schon über 100 Hz oder erst ab 80 Hz.. (bei einer üblichen kleinen Standbox mit geschlossenem 20 cm Bass und ca. 20 cm zur Rückwand).
Gelscht
Gelöscht
#4 erstellt: 27. Nov 2012, 13:41

SFXartist schrieb:
Ich frage mich nur, warum (Industrie-)Boxen nur im schalltoten Raum optimiert werden,
zumindest was den Bass betrifft.


Weil Du nie weisst was der Raum macht. Selbst wenn, wie Du implizierst, Jeder seine Lautsprecher mit 20 - 50 cm Abstand aufstellt, ist das völlig unklar. Die Grösse des Raumes insgesamt, Material der Rückwand (und der anderen Wände), Abstände zu den übrigen Begrenzungsflächen, ... sind weitere Faktoren. In normal grossen Räumen bilden sich nunmal Überlagerungen aus, eine Reflektion an der Rückwand ist nicht zwangsläufig pegelerhöhend, sondern oft auch pegelminimierend, letztlich abhängig von ihrem zeitlichen Versatz und damit der Phasenlage. Und das Verhalten ändert sich je nach Wellenlänge, also Frequenz. Daraus eine grundsätzliche Aussage zu treffen ist unmöglich.

Ideal wäre ein Wandeinbau in eine schallharte Wand, dann sind die meisten Variablen geklärt, weil der zeitliche Versatz bei allen Frequenzen gleich ist und man annehmen kann dass die Wand Nichts absorbiert.
std67
Inventar
#5 erstellt: 27. Nov 2012, 20:38
Hi

wenn schon Selbstbau, warum dann keine aktive Lösung mit DSP?
dann brauchen die raummoden gar nicht zu jucken
SFXartist
Stammgast
#6 erstellt: 06. Dez 2012, 10:51
ja stimmt, Raummoden sind bei mir leider auch ein Riesenproblem.

Mit DSP habe ich mich in Form der Ari Akustik (MaxiWave HDSP) beschäftigt. Dort kommt ein Hypex AS2.100 zum Einsatz. Bericht in HobbyHifi Juli 2011.
Eigentlich super, aber zum Einstellen oder Ändern der Filter muss man einen PC anschließen, Und so ganz simpel scheint die Einstellung auch nicht, Tmmermanns fand eine andere Einstellung besser als der Entwickler Markus Beck. Disput auf hohem Niveau.
Für den Alltag etwas frickelig.
Außerdem müsste ich dann meinen geliebten Luxman einmotten (zumindest das Verstärkerteil).


[Beitrag von SFXartist am 06. Dez 2012, 10:56 bearbeitet]
-goldfield-
Inventar
#7 erstellt: 06. Dez 2012, 20:04
Ich denke mal, was dich interessiert ist die Frage, ab welcher Frequenz der Raum wieviel dB dazugibt, um deinen Sub endsprechend an den Raum angepasst abzustimmen?

Wenn man nicht mit den Überhöhungen durch den Raum leben will, und auch nicht vorhat, anschließend per DSP zu entzerren, ist das m.E.n. auf jeden Fall schonmal sehr sinnvoll.

Allerdings ist das m.E.n. nicht zu berechnen, da jeder Raum durch seine Abmessungen, seine Einrichtung, und die Beschaffenheit der Wände anders reagiert.
Eine Maßnahme wäre, mit irgendeinem Subwoofer (mit einigermaßen bekanntem Frequenzgang) eine Raummessung durchzuführen.
Dann kann man anhand der Messung in etwa absehen, wo der Raum wieviel draufgibt, und den neuen Subwoofer endsprechend konstruieren.
Allerdings werden bei einem einzelnen Subwoofer dann immer noch die Überhöhungen durch die Raummoden bleiben.

Aber um mal ein Beispiel zu geben:
Mein Raum hat die Abmessungen 4,10m x 4,70m mal 2,30m, mit Holz/Rigipswänden, und ist als normales Wohnzimmer eingerichtet.

Meine Subwoofer sind geschlossen verbaut, und spielen laut Simulation bis 45Hz@-36dB.
fg

Mit dem, was der Raum an Pegel dazugibt komme ich auf einen recht geraden FG bis unterhalb 15Hz.
messung

Aber wie gesagt, reagiert jeder Raum anders, und ist nicht berechenbar.
Um den "Roomgain" bei der Konstruktion der Subwoofer einzuplanen, bringt nur eine Messung brauchbare Erkenntnisse..


[Beitrag von -goldfield- am 06. Dez 2012, 20:06 bearbeitet]
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