Bassproblem in Micro-Studio

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JackForce
Stammgast
#1 erstellt: 22. Apr 2015, 17:51
Hallo Community.

Ich besitze zwei ADAM F5 an einem Mackie Mix8, welches die Tonsignale von meinem Numark Mixtrack Pro II erhält.

Mit dem Klang der ADAMs bin ich sehr zufrieden, jedoch mit der Raumakustik in meinem Zimmer nicht.

Raum

Sobald Bassschläge einer bestimmten Frequenz kommen, dröhnt es sehr stark und der gesamte Klang wird scheiße.

Ich würde sehr gerne konkrete Verbesserungsvorschläge für meinen Raum haben.

Des Weiteren habe ich ein Zalman Mic-1 an meinem PC angeschlossen, welches ich für Teamspeak und Skype nutze. Mit diesem habe ich CARMA von meinem Hörplatz aus messen lassen.

Dieses Ergebnis ist dabei heraus gekommen. (ist das die richtige Ansicht? Braucht ihr andere Ansichten?CARMA4
Wo kann ich nun welche Raumakustischen Optimierungen vornehmen? Wandteppich? Pyramidenschaumstoff? Was ist geeignet um dem Dröhnen ein Ende zu bereiten?
Buschel
Inventar
#2 erstellt: 22. Apr 2015, 18:13
Hi JackForce,

kannst du die AMF-Datei mal hochladen -- z.B. über SendSpace?

Edit: Was sind die Raummaße (BHT)?

Viele Grüße,
Andree


[Beitrag von Buschel am 22. Apr 2015, 18:14 bearbeitet]
JackForce
Stammgast
#3 erstellt: 22. Apr 2015, 20:48
Hallo Buschel, ich danke dir für die Antwort!

Die .amf Datei findest du hier

https://mega.co.nz/#...4xFPOHLAO_2aQ3JFUwJ4

Die Raummaße sind 4m x 2,5m x 2,5m (L x B x H).
Dadof3
Moderator
#4 erstellt: 22. Apr 2015, 22:01
Du hast zwei deutliche Raummoden, eine bei 40 Hz und eine bei ca. 120...130 Hz. Die musst du bekämpfen - am besten mit Bassfallen, behelfsweise auch elektronisch.

Sonst ist der Frequenzgang recht ansehnlich, aber die Nachhallzeiten solltest du noch mit Breitbandabsorbern angehen.
Buschel
Inventar
#5 erstellt: 23. Apr 2015, 06:07
Hi JackForce,

was möchtest du in dem Raum denn machen? Abmischen?

Die Nachhallzeiten sind ziemlich hoch. Zum Vergleich mit dem Zielkorridor habe ich deine Raumgröße eingegeben und die HiFi-Empfehlung angenommen. Der Studio-Standard ist noch wesentlich strenger. Du kannst der Grafik entnehmen, dass die Nachhallzeit generell bei 0,4-0,5 s liegt, im Bereich 100-200 Hz wegen deiner ausgeprägten Raummode (dazu später mehr) bei bis zu 0,6-0,9 s.

NHZ
Nachhallzeit T30

Das Wasserfalldiagramm zeigt heftige Moden bei etwa 40 Hz (das ist die erste Längsmode der 4-Seite) und vor allem bei 133/136 Hz (das sind vermutlich die zweiten Längsmoden der 2,5m-Seite und der Raumhöhe). Der Dauerton bei 50 Hz sieht für mich nicht nach einer Mode, sondern nach Brummen während der Messung aus. Die Töne bei 120/240 Hz könnten ebenfalls Messartefakte (Netzeil o.ä.) sein.

Wass
Wasserfall

Zur Info: Die Messungen zeigen eine verpolte Sprungantwort. Ob die Wiedergabe oder irgendetwas an der Aufnahmekette verpolt ist, kann ich dir aber nicht sagen.

step
Sprungantwort

Hauptproblem sind wohl die Moden bei 40 Hz und um 135 Hz herum, sowie die generell hohe Nachhallzeit.Was kannst du machen:

1. Absorber für die Bassprobleme.
Dazu könntest du deinen Arbeitsplatz ein wenig von der Wand abrücken und im frei gewordenen Bereich Bassfallen aufstellen. Am besten aus dem Baumarkt einige Pakete Steinwolle (Sonorock) oder alternativ Glaswolle (isover) und in den Ecken deckenhoch aufstellen. Das sollte den Bereich um 135 Hz deutlich dämpfen. Du kannst bei Bedarf auch die hinteren Raumecken/-kanten derart bearbeiten.

2. Position des Arbeitsplatzes
Durch das Abrücken des Arbeitsplatzes von der Stirnwand wird auch die Stärke der Mode bei 40 Hz verringert.

3. Breitbandabsorber / absorbierendes Material im Mittel-/Hochton
Der Raum sieht leer aus. Vorhänge, Teppich, Stoffsofa oder ähnliches würden schon einmal helfen. Alternativ kannst Breitbandabsorber (wie z.B. Basotect oder aixfoam) an gegenüberliegenden Wänden, der Rückwand und der Decke anbringen. Das würde ich aber erst dann in Erwägung ziehen, wenn klar ist wie sich die Baumarkt-Pakete auswirken.

4. Elekronische Maßnahmen
Zuletzt kannst du die Überhöhungen mit einem EQ behandeln. Das wird üblicherweise die Nachhallzeit nicht beeinflussen, aber die starke Überhöhung durch Moden ausbügeln. Solche EQs gibt es zu Hauf, mit und ohne automatische Einmessung.

Viele Grüße,
Andree
JackForce
Stammgast
#6 erstellt: 23. Apr 2015, 06:19
Ich danke dir vielmals für deine ausführliche Antwort!!!

Ich kann sie erst später genauer anschauen, jedoch bin ich dir über deine Mühen schon mal sehr dankbar!
JackForce
Stammgast
#7 erstellt: 23. Apr 2015, 18:46
Hallo Buschel, ich möchte in dem Raum hauptsächlich elektronische Musik (aber auch Klassik, Hip-Hop, Rock und Hardstyle) hören und auch abmischen, da ich DJ bin.

Ich konnte nun weitere Messungen durchführen und ich habe jetzt mein Messmikrofon geupgradet

Vom Zalman MIC-1 zum Einmessmikrofon, vom Pioneer VSX-922 meines Vaters

Also von Zalman MIC-1 zu Zalman MIC-1

Nun habe ich meinen Schreibtisch abgerückt und spüre immer noch keine Verbesserung. Das erneute Messen zeigt, dass das Abrücken bereits die Nachhallzeit um ca. 0,1s verringert hat bei 150Hz.

Hier der Link zur nun aktuellsten Messung:

Also werde ich wohl zu Stein- oder Glaswolle greifen. Meine Mutter hat von Glaswolle im Zimmer abgeraten, da diese im Schlafraum wohl zu häufigem Jucken führe. Hat da jemand Erfahrungen mit?
Du schriebst, dass ich diese deckenhoch in den Ecken aufstellen soll. Wie genau soll das Aufstellen denn aussehen?

Ich würde das Dämmmaterial ungerne "roh" an der Wand befestigen, sondern lieber mit einem Stoffbezug versehen. Spricht da was gegen? Wie kann ich das Material dann am Besten an der Wand befestigen?

Sollte das Dämmmaterial vorher "luftig" gemacht werden? Damit meine ich aus ver Verpackung, entfalten, und dann in die "Hülle aus Stoff"? Ich habe damit noch nie gearbeitet

Anbei noch Bilder wie es nun kurz vor der Messung (und nun in Zukunft) aussah.

Zimmer neu
Zimmer neu
Zimmer neu


[Beitrag von JackForce am 23. Apr 2015, 18:59 bearbeitet]
Buschel
Inventar
#8 erstellt: 23. Apr 2015, 19:07
Hi,

für erste Test und Messungen mit Stein-/Glaswolle brauchst du nichts einpacken. Aber, du solltest -- egal, ob Stein- oder Glaswolle -- diese komplett in Folie oder dichten Stoff einpacken, wenn du dich zu einer dauerhaften Installation entscheidest. Für die beste Wirkung sollten die Faserplatten ausgepackt und nur locker wieder eingepackt werden. Aus optischen Gründen kannst du die Teile dann ja noch irgendwie mit Stoff verkleiden. Dazu gibt es auch hier im Forum Bauvorschläge oder Links.

Und nur weil du "an der Wand Wand befestigen" sprichst: Die Pakete sind etwa 60 cm dick. Die befestigst du nicht an der Wand, sondern stapelt sie davor. Dünne Platten bringen da nichts.

Die neue Messung sieht ein wenig besser aus. Die Störung bei 50 Hz ist nicht mehr vorhanden, die bei 120/180 Hz sind aber immer noch erkennbar.

Viele Grüße,
Andree
Dadof3
Moderator
#9 erstellt: 23. Apr 2015, 22:49
60 cm wären hier zu viel, etwa 40 cm wären für den kritischen Bereich von 100...200 Hz ideal.

So etwas kann man sich ganz schön im Porous Absorber Calculator simulieren.
JackForce
Stammgast
#10 erstellt: 24. Apr 2015, 08:08
Ich bedanke mich schon mal für eure Antworten. Ich habe einiges in den letzten Tagen gelernt und recherchiert und werde in den kommenden Tagen die Baumärkte in der Umgebung abklappern

Eine Verständnisfrage bleibt jedoch noch:

Wenn ich mich zu einer Festinstallation mit Steinwolle entschließe, sollte ich diese ja luftdicht einpacken. Womit mache ich das am Besten? Und reflektiert diese Verpackung dann nicht auch wieder?

Welche Materialien sind denn schalldurchlässig und welche reflektieren?

Kann mir das jemand aus physikalischer Sicht erklären?

Danke Leute!!!
Dadof3
Moderator
#11 erstellt: 24. Apr 2015, 08:18
Einpacken mit möglichst dünner Malerfolie. Eben aus genau dem Grund, weil sie im Hochton reflektiert. Die ganz dünne Folie ist aber zu weich, um einen relevanten Unterschied zu bewirken.

Grundsätzlich absorbieren Materialien, wenn sie porös sind. Der Schall dringt in das Gewirr aus Luft und Material und verläuft sich dort.

Nicht poröse Materialien reflektieren. Glatte Oberflächen sehr direkt (Eintrittswinkel = Austrittswinkel, so wie ein Spiegel), unregelmäßige Oberflächen diffundieren (eher wie Milchglas). Je grober die Struktur, desto niedriger die Frequenz, ab der sie diffundieren.


[Beitrag von Dadof3 am 24. Apr 2015, 08:19 bearbeitet]
JackForce
Stammgast
#12 erstellt: 24. Apr 2015, 20:00
Ich war heute im Obi und habe mir die Steinwolle mal genauer angeschaut und mit einem Obi Mitarbeiter bzgl. meines Vorhabens gesprochen.

Er sagte, dass Glas- bzw. Steinwolle in einem Schlafzimmer solange sie nicht zu 100% luftdicht verpackt ist ein gesundheitliches Risiko darstelle, welches nicht zu unterschätzen sei.

Ich habe ihm folgende Bilder gezeigt und gesagt, dass ich so meine Wand zu der ich gucke (also hinter den Lautsprechern) verkleiden möchte:Link 1 Link 2

Er riet mir für mein Zimmer generell von Glaswolle ab da diese gesundheitsgefährdender sei als Steinwolle, da die Fasern deutlich kleiner seien.

Die Links habe ich ich ihm ebenfalls gezeigt und er sagte ich müsse die Steinwolle zu 100% luftdicht machen, damit ich auf der sicheren Seite sei. Nur dieses Vorhaben halte ich bei meinem kleinen Zimmer für (fast) unmöglich.

Des Weiteren sagte er dass Steinwolle von der Beschaffenheit her zu instabil zum stapeln sei um damit die Wand zu verkleiden.

Gibt es andere Möglichkeiten die Raummoden bei mir so kostengünstig wie möglich zu beseitigen? Bietet sich anderes Material an? Was haltet ihr von der Meinung des Obi Mitarbeiters?
JackForce
Stammgast
#13 erstellt: 24. Apr 2015, 20:04
Für alle, die keine Lust haben sich das CARMA File herunterzuladen, hier das Bild des kumulativen Zerfallsspektrum nachdem ich den Schreibtisch abgerückt habe. Gemessen mit dem "neuen" Mikrofon
Messung 23.04 - Schreibtisch abgerückt - Einmessmikrofon Pioneer
Dadof3
Moderator
#14 erstellt: 24. Apr 2015, 21:51
Steinwolle eignet sich ohnehin grundsätzlich besser als Glaswolle. Der Strömungswiderstand von Glaswolle ist mit 11 kPa m/s für Tiefbass zu hoch, der von Steinwoolle ist mit ca. 6 kPa m/s ideal, weniger ist auch wieder schlecht. (Wenn er zu hoch ist, wird der Bass in den sehr langen Wellen reflektiert, bevor er sich zerläuft, ist er zu niedrig, durchdringt er den Absorber schneller und der muss dicker werden.)

Ordentlich luftdicht einpacken musst du die Steinwolle auch, daran führt in Wohnräumen kein Weg vorbei.

Du musst die Steinwolle schon in einem Rahmen fixieren, einfach aufeinanderstellen ist nicht stabil genug. Hier ist eine brauchbare Anleitung: http://www.bonedo.de...no1-eckabsorber.html

Auf den Bildern sind die Dreiecke ein optischer Kompromiss, es sollten wirklich Quadrate sein, sonst ist die Wirkung nicht so gut.
JackForce
Stammgast
#15 erstellt: 26. Apr 2015, 20:42
Ich danke dir für den interessanten Link! Ob sich das so in meinem jetzigen Zimmer bewerkstelligen lässt ist die Frage - ich werde berichten wenn es etwas neues gibt!
soundbraut
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 27. Apr 2015, 19:26
Hallo


Der Strömungswiderstand von Glaswolle ist mit 11 kPa m/s für Tiefbass zu hoch, der von Steinwoolle ist mit ca. 6 kPa m/s ideal, weniger ist auch wieder schlecht.


Du hast schon recht mit den Werten des Strömungswiderstand.
Also 5 oder 6kPa ist für dicke poröse Absorber optimal.

Aber Glaswolle mit 11kPa habe ich bei Isover bis heute nur ein einziges produkt geshen.
Fast alles von Isover hat rund 5 kPa.



Des Weiteren sagte er dass Steinwolle von der Beschaffenheit her zu instabil zum stapeln sei um damit die Wand zu verkleiden.


Ja wenn der Verkäufer so paranoid ist, dann soll er sich gleich in eine absolut Sterile Umgebung einsperren und am besten eine Gasmaske aufsetzen

HAT IRGEND JEMAND AUS DIESEM FORUM SCHON MAL WAS GEHÖRT, DASS EIN MENSCH AN STEIN ODER GLASWOLLe FASERN ERKRANKT IST ?

Früher war das Zeug wirklich nicht ungefährlich.
Aber heute wird es teils ohne Mundschutz verarbeitet

Was die Stabilität betrifft:
das zeigt ja mal wieder klar und deutlich, dass es nur ein verkäufer ist, ohne wirklicher Ahnung.
(Also den selben Käse weiter erzählen, denn er irgendwo aufgeschnappt hat)

Es ist ja wohl völlig klar das man dazu eine gewisse Konstruktion braucht.

Ich habe beide materialien schon zu genüge verarbeitet. Und keines von beiden ist irgendwie weniger Stabil !
Ich selber arbeite lieber mit Glaswolle, weil es leicher ist.
und somit das Eigengewicht der Wolle sich dann weniger im laufe der Jahre zusammen drücjt als Steinwolle.
(Natürlich müßen auch streben dazwischen gemacht werden)

Am besten ist es die Wolle stehend zu verarbeiten.



lg Bert
Dadof3
Moderator
#17 erstellt: 27. Apr 2015, 21:51

soundbraut (Beitrag #16) schrieb:
Aber Glaswolle mit 11kPa habe ich bei Isover bis heute nur ein einziges produkt geshen.
Fast alles von Isover hat rund 5 kPa.

Ich beziehe mich auf das Produkt, das extra zur Akustikoptimierung angeboten wird und das ich in Foren von allen Isover-Produkten am häufigsten empfohlen gesehen habe - Isover SSP2. Und das hat laut Datenblatt über 11 kPa m/s²: http://www.isover.de...ic_SSP_1_-_SSP_2.pdf
Buschel
Inventar
#18 erstellt: 28. Apr 2015, 06:28
Wenn mechanische Maßnahmen (Absorber) nicht in Frage kommen, würde ich an deiner Stelle auf einen parametischen EQ setzen. Damit kannst du den Nachhall zwar nicht wirklich beeinflussen (außer in Ausnahmen), die starken Überhöhungen durch die Raummoden bekommst du aber in den Griff. Hier mal der Frequenzgang und ein Wasserfalldiagramm mit 4 mal eben schnell erstellten Filtern. Wie man im Wasserfalldiagramm sieht, sind die Moden immer noch da. Die starken Überhöhungen treten aber nicht mehr auf.

1. PEQ 133 Hz, Q 24, Gain -27 dB
2. PEQ 41 Hz, Q 9, Gain -15 dB
3. PEQ 191 Hz, Q 10, Gain -12 dB
4. Low shelf 150 Hz, Gain 8 (hebt nur das Bass insgesamt auf das Niveau von Mitten/Höhen, hat mit den Moden nichts zu tun)

EQ

EQ2

Für solche EQs gibt es diverse Lösungen mit/ohne automatischem Einmessen, rein digital, mit AD/DA-Wandlung, usw.

Viele Grüße,
Andree
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