Nordmende Tannhäuser 58

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hifi_wolle
Neuling
#1 erstellt: 10. Okt 2015, 16:55
Bräuchte Eure Hilfe!!
da ich mich nicht wirklich mit den Röhrenradios auskenne: Man hat mir o.g. Radio für 150 Taler (Euro) angeboten. Optisch topp, technisch soll es ebenfalls "voll funktionstüchtig" sein (habe Rückgaberecht). Ist das ein faires Angebot? Was ist das mit dem Schallkompressor? Spielt das Radio wirklich Stereo (nur UKW ist interessant für mich) ab?

Alternativ könnte ich einen SABA MEERSBURG 125 haben wobei das mit der Automatic nicht funktioniert -Preis ist mir ebenfalls noch nicht bekannt.

Für welches Radio würdet Ihr Euch entscheiden.

Bitte um zahlreiche Tipps. Danke und bis dann
DOSORDIE
Inventar
#2 erstellt: 10. Okt 2015, 22:52
Ein Kompressor gleicht leise Töne den lauten an und bringt so Alles auf einen Pegel. Das ist die typische Dynamikkompression, wie sie auch bei Radiosendern angewendet wird. Die macht vor Allem bei AM Sinn, wenn das Signal nicht gleichmässig empfangbar ist, so können z.B. Lautstärkeschwankungen ausgeglichen werden, wenn der Sender fadet, aber auch bei Schellackplatten oder Tefifonen kann sich sowas ganz sinnvoll machen. Heute wäre das übrigens auch wieder eine gute Einrichtung an jedem iPhone Dock, wenn man per Spotify oder Medienplayer zig Audiodateien aus unterschiedlichen Quellen spielt, die immer andere Lautstärken haben.

Naja die Quelle kennt hier von uns Niemand, was die Geräte aktuell für einen Marktwert ohne Revision haben weiß ich nicht, aber die Tannhäuser waren immer wesentlich günstiger als die SABAs.

Die Geräte haben oft noch Funktion, nur eben nicht mehr die Volle, wenn Nichts dran gemacht wurde. Normalerweise ist es so, dass die Verstärker und/oder die Empfangsleistung nicht mehr vollständig erreicht werden kann, weil Kondensatoren müde sind, manchmal auch Röhren verbraucht. Der Laie, der nicht weiß, wie sich das Radio normalerweise anhört oder wie gut es empfängt denkt dann es hat volle Funktion.

Die Automatik ist ne feine Sache und funktioniert im restaurierten Zustand auch 1A. Heute hat man PLL, damals waren die Sender aber noch nicht so quarzgenau, deshalb gab es auch die Automatische Frequenz Kontrolle, die der Frequenz folgen konnte, wenn sie schwankte und so immer den besten Empfang ermöglichte. Die AFC funktioniert in den meisten Fällen heute aber nicht mehr zuverlässig, wenn viele Sender nah beeinander sind kommt es zum Überspringen oder das Radio, was anfangs beim Einschalten vielleicht kurz verstimmt ist, weil es noch nicht die volle Spannung hat spielt direkt den Nachbarsender, anstatt den eigentlich eingestellten.

Die Automatik funktioniert ähnlich, sie folgt der Frequenz, ich habe mal mit einem FM Transmitter wo man in 100 kHz Schritten von 88 bis 107,9 durchschalten kann einmal den kompletten Bereich "durchkämmt", der Zeiger von meinem SABA Freiburg ist dem Transmitter durchs ganze FM Band bis an den Rand gefolgt. Im Gegensatz zur AFC ist mir hier aber noch nie der Sender weggesprungen und so groß ist der Toleranzbereich bei AFC natürlich nicht und der optische Effekt bleibt da auch aus, weil der Zeiger trotzdem fest stehen bleibt und nur elektronisch nachgeregelt wird.

So eine Automatik ist recht komplex und nicht so einfach in Gang zu setzen, wenn Laie ist.

Insgesamt gilt aber bei Röhrenradios grundsätzlich, dass sehr sehr viele Bauteile erneuert werden müssen. Es geht da nicht nur um die 100%ige Funktion, sondern auch um die Betriebssicherheit, so alte Kondensatoren können anfangen zu brennen oder explodieren und auch Kurzschlüsse erzeugen und andere Bauteile in der Schaltung im Moment des Durchschlags zerstören.

Ich würde mich auf jeden Fall darüber informieren was die Geräte unrestauriert bei ebay wert sind und was sie restauriert kosten und davon kannst du dann ableiten, wie viel dir das Gerät wert wäre. Wenn du selbst basteltechnisch aber nix machen willst, Niemanden kennst der das machen würde und der Verkäufer am Gerät auch nur das Nötigste gemacht hat würde ich Keins von beiden kaufen.

Dann lieber 150 Euro mehr ausgeben und ein vollrestauriertes Gerät über das SABA Forum oder hier http://www.antikradio-restored.de/ kaufen.

LG, Tobi
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 10. Okt 2015, 23:11

hifi_wolle (Beitrag #1) schrieb:
Was ist das mit dem Schallkompressor?


Wenn ich mich recht erinnere, ist mit Schallkompressor in diesem Fall einfach der Hochton-Hornlautsprecher gemeint, siehe auch hier.
DOSORDIE
Inventar
#4 erstellt: 11. Okt 2015, 06:41
Ich weiß auf jeden Fall, dass es in der Zeit Radios gab,wo ein ein zuschaltbarer Kompressor drin war, ich habe so ein Gerät sogar mal gehört, weiß aber nicht mehr welcher Hersteller, deshalb bin ich davon ausgegangen, dass es hier auch so ist. Kann natürlich sein, dass es sich auf das Horn bezieht, wobei das ja eigentlich keine Kompressorwirkung haben sollte...

LG, Tobi
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 11. Okt 2015, 15:49
Tatsächlich? Das wusste ich nicht, dass es sowas mal gab. Fände ich aber gerade heutzutage sinnvoll (gerade auch z.B. bei Autoradios). Dann könnten die Radiosender weitgehend unkomprimiert senden und wer mehr "Lautheit" braucht, drückt dann eben den Kompressor-Knopf am Radio. Das habe ich schon mal in einem anderen Thread vorgeschlagen und dafür Prügel bezogen, weil das ja mit Hifi nichts zu tun hätte. Stimmt - aber wenn schon auf Senderseite die Musik zu Tode komprimiert wird, hat das mit der Originalaufnahme auch nichts mehr zu tun und man braucht auch keinen Hifi-Empfänger mehr.

Aber genug OT jetzt. Ich bin relativ sicher, dass Schallkompressor sich in diesem Fall auf das Horn bezieht. War wohl so eine Art Markenbezeichnung von Nordmende.

Edit:
Hier ein paar Erklärungen der Firma Graetz zum Thema Schallkompressor: Klick!


[Beitrag von Monohuhn am 11. Okt 2015, 15:59 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#6 erstellt: 11. Okt 2015, 19:34
Ist das Marketing oder macht das ernsthaft Sinn? Ich meine mehr Sinn, als wenn man da einfach links und rechts einen Lautsprecher hin macht, wie bei anderen Herstellern? Der 3D Effekt macht so schon bemerkbar, wenn man das Gerät richtig aufstellt, gerade bei Mono erzeugt das eine Art Raumklang...

LG, Tobi
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 11. Okt 2015, 20:15
Hast du die Erklärung für Techniker auf der Seite gelesen? Ich zitiere mal kurz die zwei wichtigsten Punkte zum Klang:

"Es ist auch leicht einzusehen, daß diese Seitenabstrahlung in einem bestimmten Verhältnis zu der nach vorn abgestrahlten Leistung stehen muß, um eine genügende Raumklangwirkung zu erzielen. Diese Bedingung ist mit wirtschaftlich tragbaren Mitteln infolge des niedrigen Wirkungsgrades der oft kleinen Seitenlautsprecher schwer zu erfüllen, da bei entsprechend größerer Beaufschlagung eine Erhöhung des Klirrfaktors oder aber sogar der Intermodulation hervorgerufen wird."

"Im Gegensatz zu den Seitenlautsprechern, die die elektrische Energie zum gleichen Zeitpunkt wie die Frontlautsprecher zugeführt bekommen und abstrahlen, wird der Schall in den Rohrstrahlern akustisch weitergeleitet und dadurch verzögert abgestrahlt. Durch diese Laufzeitverzögerung und durch die große Abstrahl-Leistung nach den Seiten, wird ein idealer Raumklangeffekt erzielt."

Ziel des Schallkompressors ist also die Verringerung von Verzerrungen und eine Verbesserung des Raumklangeffekts durch Laufzeitverzögerung des Schalls. Das liest sich durchaus sinnvoll. Ich habe aber so ein System noch nie gehört und weiß daher nicht, ob sich diese Vorteile in der Praxis tatsächlich bemerkbar machen.

Faszinierend finde ich aber, was man zum Ende der Mono-Ära für einen Aufwand für die Raumklangerzeugung betrieben hat. Mit der Einführung von UKW-Stereo hatte sich das dann schnell wieder erledigt.


[Beitrag von Monohuhn am 11. Okt 2015, 20:16 bearbeitet]
DOSORDIE
Inventar
#8 erstellt: 11. Okt 2015, 20:27
Ja, ich habe das schon gelesen, aber das hört sich irgendwie so werbetext mässig an.

Naja UKW Stereo hat auch erst Sinn gemacht, als man wirklich HiFi Komponenten, anstatt Röhrenradios kaufte. Der Stereoeffekt ist bei meinem Freiburg 14 zwar hörbar - vor Allem wenn es diagonal zur Wand aufgestellt ist und über die Seitenlautsprecher noch zusätzlich reflektiert (sind ja da zustäzliche große Breitbänder), aber ein richtiges Panorama erzielt man erst mit externen Lautsprechern oder eben mit einer richtigen Stereoanlage.

Ausserdem finde ich es sehr merkwürdig, dass bereits im Freiburg 3DS von 1955 2 Hochtöner in der Front mit eingearbeitet sind, die sogar angewinkelt sind um in beide Richtungen zu strahlen, beim 14er aber nur ein Hochtöner vorhanden ist, der auch nur an einer Seite klemmt, wodurch man das Gefühl hat, dass die rechte Seite immer lauter ist, als die linke.

Schade ist halt, dass die Geräte so bassig abgestimmt sind, dass sie beim heutigen Loudness War und dem Sounddesign der Radiosender meistens völlig bollerig klingen und durch die Gehäuseresonanzen dann auch viel Flirrt, Knattert, schnarrt und vibriert, es gibt Songs, die kann man damit gar nicht anhören - selbst wenn man die Bässe stark zurück dreht, irgendwas scheppert immer eklig mit.

Die Liebhaber im Saba Forum sagen da zwar was Anderes, aber es stimmt einfach nicht ^^, schon allein wegen der Bauart ist es gar nicht möglich, die kompletten Resonanzen zu beseitigen, ist nunmal kein HiFi, macht aber trotzdem wahnsinnig Spass und sieht urgemütlich aus, wenn es spielt.

Wenn man aber alte Schlager aus den 50ern und 60ern damit hört oder Jazz, klingt das heftige Sounding plötzlich wieder gut. Die Geräte sind halt auf die Musik und den Sound der damaligen Zeit abgestimmt, wahrscheinlich auch, weil es damals noch nicht so in Mode war jedes Instrument einzeln abzunehmen und das Schlagzeug nicht so im Vordergrund stand, wie dann ab den 70er Jahren, spätestens ab der Disco Zeit ballert das ja Alles ganz gut.

LG, Tobi
DB
Inventar
#9 erstellt: 12. Okt 2015, 06:36
Hallo,


hifi_wolle (Beitrag #1) schrieb:
Man hat mir o.g. Radio für 150 Taler (Euro) angeboten. Optisch topp, technisch soll es ebenfalls "voll funktionstüchtig" sein (habe Rückgaberecht). Ist das ein faires Angebot? Was ist das mit dem Schallkompressor? Spielt das Radio wirklich Stereo (nur UKW ist interessant für mich) ab?


hier die Geräte:
Tannhäuser 58:
http://www.radiomuseum.org/r/nordmende_tannhaeuser_58_3d.html

Meersburg 125:
http://www.radiomuseum.org/r/saba_meersburg_automatic_125_s.html


Für welches Radio würdet Ihr Euch entscheiden.

Da gibt es (für mich) keinen Zweifel: der Tannhäuser 58 läßt vom Empfangsteil her deutlich mehr erwarten. Er ist ein 10/13-Kreiser mit Gegentaktendstufe, ein richtiger Großsuper. Der Schallkompressor meint den Druckkammerlautsprecher für die Mitten / Höhen. Es ist ein Monogerät, aber, ganz ehrlich: Stereo wird in den allermeisten Fällen total überbewertet, vor allem die alten Radios mit 3D-Klang schaffen es auch so, den Raum schön mit Klang zu füllen.

Das Meersburg 125 hat das Empfangsteil eines Kleinsupers (lediglich zwei FM-ZF-Stufen, der Tannhäuser hat derer drei, was deutlich besser ist), zudem sind EC92 nun auch nicht gerade Massenware. 8/11-Kreiser kann sein, muß aber nicht. Wenn man Pech hat, haben die die Steuerkreise für den Suchlaufkram mitgezählt.
Die ECL86 in der NF sind mittlerweile auch nicht billig, zudem ist es nur NF-Stereo. Wenn man einen Stereodecoder nachrüsten kann, wird das mit dem schmächtigen Empfangsteil auch eher ein Krampf. Mehr Schein als Sein, insgesamt.


MfG
DB
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