Flohmarkt Kaufverhalten / es war entsetzlich heute

Ich kaufe bevorzugt in der Höhle des Löwen ein. Der Flohmarkt ist ein Grossumschlagplatz für Schrott, wo Einkäufer aus dem Ausland ganze Transporter voll machen. Viele Verkäufer sind mit ihren Preisvorstellungen so verrückt, dass es keinen Sinn macht, zu verhandeln. In Folie eingewickelte Geräte heisst: "Ich will doppelt soviel wie die anderen haben". Einschlägige Ware (nur Lautsprecher, nur Hifibausteine) heisst auch, hier werden unrealistische Preise verlangt. Als Deutscher soll ich bei fast allen mehr bezahlen. Zwischendurch versucht ein Schwarzafrikaner, mich mit der Sackkarre umzusäbeln. Und dann steht da ein Röhrenradio, dass ich immer schon gesucht habe, der Verkäufer ist total nett, verlangt einen Spottpreis, ich habe meinen Fang und fahre nach Hause. Der eine Händler grillt um 8 Uhr Morgens sein Frühstuck auf Kohle und noch einer holt seinen Schlaf auf dem Sofa nach, das zum Verkauft steht. Irgendwo gibt es 7 Dampfbügeleisen an den Kabeln zusammengeknotet zu kaufen und die durchnässten Schallplatten (von Heino über Karajan bis Deep Purple) sollen 7 Euro pro Stück kosten. Nicht zu vergessen, der Receiver, dessen Trafo schon ausgeschlachtet ist, funktioniert natürlich und die alten Breitbandlautsprecher machen richtig "bumm bumm".
Die Erfolgsquote, etwas mit wenig Aufwand spielbereit zu bekommen ist bei etwa 70%.

Habe selbst keine Flohmarkterfahrung, aber eine Frage an die Veteranen: Wie läuft das eigentlich auf dem Flohmarkt bei Hifi-Krempel ab: Könnt ihr die Geräte/LS vorher testen oder kauft man nach Optik und muss eben Glück haben, dass es funktioniert?

Testmöglichkeiten sind sehr selten. Nur, wenn vor Ort Stromanschlüsse zur Verfügung stehen. Ich habe schon Profis gesehen, die ein 220 Volt Akku-Netzteil auf dem Rücken hatten. Oder ein portable Abspielgerät für Lautsprecher. Du kannst testen, ob die Sicherungen durchbrannt sind. Das sagt aber nicht viel aus. Es kommt immer auf den Zusammenhang an. Bei einem Röhrenradio von 1958 brennt nach langer Standzeit vielleicht die Sicherung durch und gerade deshalb ist alles leicht reparierbar. Es wurde ja nicht weiter gequält.

Die Frage ist eher, wie steht der Verkäufer im Beziehung zum Gerät. Verkauft der Verkäufer seine eigenen Geräte und ist ehrlich, dann weisst Du, was Du kaufst. Bei Schrottsammlern kann es gefährlich sein, gefragte Geräte zu kaufen. Ein Marantz Receiver ist garantiert defekt. Eine vermeintliche alte Krücke kann so uninteressant sein, dass der Verkäufer noch nicht einmal probiert hat, ob sie funktioniert.

Zumeist bekommt man auf Flohmärkten nur noch das, was selbst in der großen Onlinemüllkippe für 1€-Sofortkauf niemand mehr haben wollte. Hier bei uns ist alle paar Monate mal Flohmarkt, ich habe dort aber in den letzten 15 Jahren nichts mehr gesehen, was irgendwie hätte interessant sein können.
Wenn man auf versifften, überteuerten Krempel steht, kann man hingehen.

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Dann bleibe ich lieber bei Kleinanzeigen mit Abholung & Funktionstest.

Letztendlich muss man das vor Ort entscheiden, beim Flohmarkt gilt natürlich die sportliche Regel „ gekauft wie gesehen „ und fertig. Ohne Nachverhandlungen und Garantie.
Was die Kollegen aus dem Morgenland mit Plattenspielern anstellen erstaunt mich auch immer wieder, da wird gestapelt so hoch es geht , und die Arretierung des Tonarms wird grundsätzlich ignoriert.

Man kann immer noch Schnäppchen machen, aber es kommt auch deutlich drauf an wo der Flohmarkt stattfindet, grundsätzlich ist das gesamte Angebot auf Flohmärkten in den letzten zehn Jahren ( und besonders nach dem Sommer mit dem absurden Sonntagsverbot und Coronavirus ) nicht mehr besonders attraktiv. Eine letzte Hoffnung sind die Dorfflohmärkte …

In meiner Nähe gibt es mehrere schöne Flohmärkte, mit Neuwareverbot. Da habe ich seit Jahren genau einen einzigen interessanten Verstärker gesehen.

Klassiker habe ich hier auf den Flohmärkten schon lange nicht mehr gesehen, nur noch neumodischen Schrott.

Also nicht mal Hifi/AVR, sondern Brüllwürfel und anderen Schrott des Typs "darf keinen Platz wegnehmen"

Letzten Sommer ein paar Grundig Aktivboxen für 45 Euro die nach Überholung wieder spielten. Der Verkäufer war ehrlich und ich wusste, was ich kaufe. Im Herbst für 14,50 Euro einen Elac Miraphon 18H Plattenspieler mit STS 322 und intakter Nadel. Lediglich die Zarge war arg demoliert.

Die Möglichkeiten des Internets haben den Flohmärkten das Wasser abgegraben.
Produkte werden auf Onlineplattformen besser verkauft, Käufer laufen über die Flohmärkte um Produkte abzufassen, die man dann bei ebay und co. weiterverkaufen kann mit Gewinn.
Ich sehe Flohmärkte als Event, um was zu unternehmen, manchmal findet man noch was Brauchbares.
Hier im Osten gibt es sogar Flohmärkte, wo man Eintritt bezahlen muss, da macht man sich sogar die Mühe eine Fläche einzuzäunen.
Die Hochzeit der Märkte sowie der An- und Verkaufsläden waren hier zu DDR-Zeiten, dank Mangelwirtschaft. Ein alter Raduga TV, dafür gab es mehrere hundert Ostmark. Leerwestkassette Normalband 30 Mark, Sharprecorder 2000...3000 Markt ( gebraucht) Schicke Westklamotten, gebrauchte Sachen aller Art. Es wurde so gut wie nichts wegschmissen, naja das waren Zeiten, die offensichtlich bald wieder kommen werden Stichwort Auto/ Verbrennerverbot, Kuba lässt grüssen. Und wenn dann der Strom rationiert wird und das Internet dann nicht funktioniert oder lahm ist, die Post teuer ist und ewig dauert, weil die E- Postkutschen nicht geladen werden können, wird es wieder mehr Offlinemärkte geben.

Bollze