Audiophiles NAD-KEFing

Hallo ihr Fein-Ohren,
möchte mich ein wenig zu euch gesellen und lasse euch jetzt mal an meinem audiophilen Traum teilhaben.

Das wird nun mein erster Erfahrungsbericht und ich gestehe, dass ich ein wenig aufgeregt bin. Das liegt allerdings weniger an meinem ersten Erfahrungsbericht, als viel mehr an meiner euphorischen Grundstimmung, seit ich mein persönliches Traumgespann in meinem Wohnraum aufgestellt habe.

Als ehemaliger Normkonsument von unterschiedlichen Musikformaten ging es mir eigentlich immer eher um den eigentlich kurzlebigen, aber aktuellen Musikgeschmack. Mittlerweile bin ich vom konsumieren weg und bewege mich immer weiter in Richtung geniessen und hören. Klar, auch ich hatte bereits einige anspruchsvolle (jedenfalls für mich) Stücke in meiner Sammlung, jedoch fehlte mir die ganze Zeit das, was allgemein als "audiophiler Hochgenuss" als Begriff in meinem Kopf schwebte.
Sicher, jeder hat da so seine Vorstellungen vom absoluten Hörerlebnis, aber für mich stand schon irgendwie fest, wie es sich anhören sollte. Klar, eigentlich war ich bis dato mit meiner HK-Kette und den Infinity Kappa 6.2i sehr zufrieden, doch vor ein paar Wochen ritt mich dann der Audio-Teufel und der Entschluss für eine Neuanschaffung war geboren. Der Entschluss stand, doch wohin sollte die Reise gehen? Als nicht mehr ganz Frischer schwelgte ich ein wenig in meiner Jugendzeit und da gab es bei den bekannten Studenten immer diese wunderbar klingenden Plastikteile in "grau". Solch ein Gerät war damals immer ein Wunsch geblieben und verlor sich im Laufe der Zeit immer mehr, ohne aber wirklich verloren gegangen zu sein.
Also ran an den PC und ab in die Welt der Informationen im World Wide Web. Mann, was gab es seit meinem letzten Ausflug in die audiophile Welt für Neuerungen, oder gab es das alles irgendwie schon? Völlig überfordert mit dem Lesen von Testberichten, Forumsbeiträgen und Produktbeschreibungen landete ich bei den von mir bekannten Geräten in "grau". Hier hatte sich doch so einiges getan und nun war es an der Zeit, sich dort mal einzulesen und zu informieren. Jede Minute die ich mich mit NAD beschäftigte, machte mir klarer, dass es jetzt an der Zeit war, den ehemals unausgelebten Traum in die Wirklichkeit zu transportieren. Die Entscheidung war schnell getroffen, aber da war ja noch der Rest der Familie. Nach kurzem Einberufen des Familienrats schnappte ich mir das Telefon und orderte bei Schluderbacher meinen aktualisierten Jugendtraum.

NAD C272
NAD C162
NAD C542

Wow, das war ein Gefühl! Allerdings kamen mir dann die folgenden 48 Stunden bis zur Anlieferung wie eine Ewigkeit vor (meiner Familie übrigens auch). Uih, was war ich ungeduldig. So, aber jetzt gings los. Der UPS-Mann klingelte und bevor er den Finger vom Klingelknopf hatte, riss ich ihm schon die Pakete aus der Hand. Ein oberflächliches "Ihnen auch einen schönen Tag" und Tür zu.

Nach der zelebrierten Auspack-Arie und dem sorglosen Abbau der alten Komponenten (zum Glück fühlen die nichts), schloss ich mit zittrigen Fingern meinen Jugendtraum an und war von dieser zeitlosen Schönheit überwältigt. Da ich bis zu diesem Augenblick immer der Meinung war, dass die Kappas gute LS seien, war nun alles perfekt, jedenfalls für den Augenblick.

Die Fernbedienung in der Hand und den Chili Peppers im Player sollte es losgehen. Aber, oh Schreck, was war denn das? Eine schwer zu ertragende CD-Qualität (war mir noch gar nicht so aufgefallen), ein ungestimmter Amp und alles an den vermeintlich guten Kappas, die wie Brüllwürfel klangen. Na nun stand wohl alles in Frage, aber ich wollte das nicht akzeptieren. Als Dilettant im HiFi-Wesen erinnert ich mich gelesen zu haben, dass Vor- und Endstufe eine gewisse Einspielzeit brauchten. Also nun entspannte sich alles wieder und der iPod musste nun die Rolle des Einspielers übernehmen. Immer mit einem Ohr bei der Kette, wurde der Sound immer angenehmer und die Hoffnung war neu geboren.

Nach fast drei Stunden Einspielzeit, ich dachte das würde genügen, machte ich mich ans Hören. MP3 war klanglich eh nicht so der Hit und so sollten es die viel Gehörten sein. Alles klang wesentlich besser als zuvor und es wurden mehr Details frei, von deren Existenz ich nichts wusste, aber das war nicht NAD aus meiner Jugend. Rock hörte sich kratzig und übersteuert an, Pop war völlig Bass lastig und schwammig und irgendwie klebte der ganze Sound an den LS. Hier war nichts von HiFi zu hören, keine Bühne, keine Räumlichkeit, keine Staffelung, keine Dynamik usw.
Nach weiteren 2 Stunden dann die Erkenntnis, es könnte ja an den Aufnahmen liegen. Irgendwo hatte ich auch eine HDCD gesehen, die ich jetzt zum Einsatz bringen wollte. Alte Geschichte von Chris Isaak, Baja Sessions. Genau so hatte ich mir das vorgestellt: Klare kräftige Stimme, großes Raumerlebnis, straffer Bass und alles so aufgeräumt. Leider standen mir nicht mehr so viele CD's in guter Qualität zur Verfügung und langsam traten wieder Zweifel auf, ob die Entscheidung so gut war. Ich fragte mich auch, ob ich nun 95% meiner Musik nie wieder hören könnte, aber dass wollte ich nicht akzeptieren.

Nachdem ich mich einige Wochen durch meine Musik gehört hatte, trat ein gewisser Gewöhnungseffekt ein und ich lernte langsam die Qualitäten meiner NAD-Kette zu schätzen. Der bittere Beigeschmack, einiges an Software nicht mehr nutzen zu können, trübte jedoch meine Freude so stark, dass ich mich entschloss, mit meinen Sorgen in Forum um Hilfe zu bitten. Leider wurde mein Posting aus dem NAD-Thread verschoben und ich traf eine Entscheidung, die ungeahnte Folgen für mich hatte. Neue LS sollten her und ein Auge schielte in Richtung KEF.


KEF, Nubert, Dynaudio..., wo sollte das bloss hin führen? Aber wie es manchmal so ist, erhielt ich eine sehr nette PM von einem alten Forums-Hasen, der mir ein sehr attraktives Angebot machte (eigentlich hatte ich durch das Verschieben meines Postings nicht mehr auf Reaktionen gehofft).

Nun standen plötzlich LS zur Debatte, von denen ich nicht zu träumen gewagt hatte. Nach sehr netter Korrespondenz war für mich klar, die Reise hatte ein Ende. Die Modalitäten waren schnell und ohne Komplikationen geklärt und der Handel war perfekt. Als kleines Geschenk an mich erwarb ich noch eine zweite Endstufe (NAD C270) und machte mich so nach einer sehr netten und gerne im Gedächtnis bleibenden Übergabe auf den Heimweg.
Zuhause angekommen packte ich meine beiden Ladys aus und fiel fast in Ohnmacht. Was gibt es doch für schöne
Klangkörper! Zwei super schöne anthrazitfarbene KEF XQ Five. So etwas formvollendetes, man ich bin und war von den Socken. Mit extremen Herzklopfen, feuchten Finger und einer zweiten Endstufe machte ich mich ans Werk. Nach dem alles verrichtet war, Bi-Amping in Reinform, der erste akustische Kontakt zu meinen neuen Begleiterinnen.

Was war denn das? Ein Privatkonzert von Radiohead und das direkt vor meinem Sofa. Jedes Instrument war zu orten, plus derer, die ich bis dahin noch nicht auf dieser Scheibe gehört hatte. Effekte tauchten auf, die in ihrer Klarheit und Transparenz nicht von dieser Welt zu sein schienen und das alles im lauwarmen Zustand. Zum ersten mal in meinem HiFi-Leben konnte ich nachvollziehen, was mit Bühne gemeint war. Staffelung und Räumlichkeit, Dynamik und natürlicher Klang gehören seit diesem Augenblick zu meinem Repertoire. Diese beiden wunderhübschen Damen haben mich in den audiophilen Himmel gehoben, den ich nicht mehr verlassen möchte. Meine erweiterte NAD-Kette hat ihren Teil dazu beigetragen und gemeinsam ist das ein so schönes und erlebnisreiches Gespann, dass mich mittlerweile zum Süchtigen gemacht hat.

Da ich in der HiFi-Fraktion ein absoluter Frischling bin, möge man mir meine unfachliche Ausdrucksweise nachsehen, aber mit den beiden KEF-Damen wurde Musik für mich zu einem emotionalem Feuerwerk, dass ich so oft wie möglich abfeuere. Seit der Anwesenheit meiner Ladys ist es mir möglich, in der Musik zu sein und sie mit allen Sinnen zu erleben.

Mein lieber Dualese, vielen, vielen Dank! Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen.