Kompakt-LS-Vergleich Tannoy, Focal, Nubert

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Six
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 01. Feb 2006, 20:01
Wie im "Heute gekauft" Thread schon gebeichtet, habe ich mir in einem Anfall von Größenwahn drei Paar Kompakt-LS bestellt.

1) Tannoy Mercury M1 (180€)
2) Focal JM Lab Chorus 706 S (310€)
3) Nubert nuBox 360 (315€)

Eines der Paare soll die zukünftige Beschallung meines Büros werden. D. h. sie haben mit arg widrigen Umständen zu kämpfen, denn sie werden tatsächlich in Regalen untergebracht werden müssen. Das Büro selber ist mit Bücherregalen und einem ziemlich großen Schreibtisch sowie einer schönen Ohrensessel-Leseecke ziemlich voll gestellt.

Als Verstärker kommt ein NAD 312 (BJ. 1996) zum Einsatz, der von einem Thorens TD 280 MK IV mit Stanton 500 MK III und einem Sony CDP-492 beliefert wird.

Heute sind die JM Labs angekommen und der Abholschein für die Tannoys lag auch im Briefkasten. Ich habe natürlich direkt mal ausgepackt und begutachtet und kann schon mal feststellen, daß die JM Labs dank Echtholzfurnier eine angenehme Haptik bieten und auch sonst einen wertig verarbeiteten Eindruck machen. Die Brücken zwischen den Terminals machen ebenfalls einen guten Eindruck und ich denke, ich werde auf Bi-Wiring verzichten. Morgen werde ich mit Hörtesten anfangen und habe schon mal folgende kleine Liste an Hörproben zusammengestellt.

Playlist

1) Berliner Phil. (H. Karajan) spielen Thomas Albinoni: Adagio in G minor (CD) -- Kirchenorgel sehr tief, Violine sehr hoch
2) Sheldon Allman: Rocket to the Moon /Folk Songs (LP) -- 50's Rock mit unverzerrter E-Guitare und witzigen Bariton
3) King Crimson: The ConstruKCtion of Light /ConstruKCtion of Light (CD) -- Nervensäge, aber sehr anspruchsvolle Tonfolge mit vielen Ebenen
4) Dispatched: Intro + Motherwar /Motherwar (CD) -- Zunächst Choräle, dann krasser Pegelhub mit einer Doublebase-Attacke und kreischenden Gitarren. Der Übergang ist ein Punkt, an dem schlechte Audio-Ketten häufig versagen.
5) Vera Lynn: We'll meet again /We'll meet again (7" single) -- Novachord und Veras glockenhafte Stimme, nuff said.
6) Arthur Schnabel spielt L. v. Beethoven Piano Sonate Nr. 21: Allegro con brio (LP) -- eine der schönsten Interpretationen, aber leider ist die Aufnahme von 1933. Obertöne des Flügels sind streckenweise deutlich zu hören, aber das macht es in diesem Zusammenhang gerade interessant.
7) Slayer: Disciple /God hates us all (CD) -- Kickbass, weil es einfach sein muß!
8) Audio "Hörkurs1" CD: Tracks 3 -- 36 (28Hz bis 3 kHz).

Wenn was fehlt, ich bin für alles offen.
sound67-again
Gesperrt
#2 erstellt: 01. Feb 2006, 20:47
Der Vergleich ist nicht ganz fair: die Tannoys kosten die "Hälfte", das ist in dem Budgetrahmen ein Universum an Unterschied. Sie werden keine Chance haben.

Gruß, Thomas
Six
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 01. Feb 2006, 22:56

sound67-again schrieb:
Der Vergleich ist nicht ganz fair: die Tannoys kosten die "Hälfte", das ist in dem Budgetrahmen ein Universum an Unterschied. Sie werden keine Chance haben.


Davon gehe ich aus, aber warten wir ab.
LaVeguero
Inventar
#4 erstellt: 02. Feb 2006, 00:01
Grüß Dich!

Die Tannoy habe ich ja bereits schon verdeidigt, aber wer weiß!

Spannender wird es wohl zwischen Focal und Nubert werden, da sie ja doch zwei verschiedenen Philosophien folgen.

Ich bin sehr gespannt auf Deine Eindrücke!
Six
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 02. Feb 2006, 18:26
Heute habe ich die Tannoys bei UPS abgeholt. Ich war sehr überrascht, wie leicht die LS im Vergleich zu den Focals sind. Aber das muß ja nicht unbedingt was heißen.

Zu Hause habe ich sie dann flugs ausgepackt und begutachtet. Ich habe die Rosenholz-Variante und auch wenn die Haptik zu wünschen übrig läßt -- ist das Gehäuse außen Kunststoffolie oder nur sehr glattes Holzfurnier? Das Handbuch schweigt sich aus -- optisch kann man den M1 jedenfalls nichts vorwerfen, höchstens daß sie ein wenig "altbacken" wirken. Die Verarbeitung wirkt insgesamt gut. Laut "Handbuch" handelt es sich bei dem Paar übrigens um eine "Limited Edition" mit besonders ausgewählten Bauteilen.

Die M1 weisen nur ein einfaches Terminal auf, aber haben, entgegen meiner ursprünglichen Vermutung, eine Bassreflex-Öffnung nach hinten. Da ich eh nicht vor hatte, Bi-Wiring zu betreiben, ist das zu verschmerzen.

Ich würde gerne ein paar Fotos präsentieren, aber ich habe gerade festgestellt, daß der Akku meiner Digitalkamera anscheinend hin ist. Mal sehen, ob ich einen Ersatz auftreiben kann.
LaVeguero
Inventar
#6 erstellt: 02. Feb 2006, 18:33
...die Tannoys haben angesichts des Preises selbstverständlich Folie und keine Echtholzfuniere!
Six
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 03. Feb 2006, 19:22
So, die Nuberts sind leider noch nicht da. Aber ich wollte das Wochenende eigenltich zum Probehören nutzen. Insofern erläutere ich mal mein Programm.

Es wird keine wirkliche Einspielzeit geben. Ich weiß, daß ist unglücklich, aber dafür ist keine Zeit. Focal JM Lab schlägt eine Einspielzeit von mindestens 20 h bis mehrere Wochen vor, Tannoy empfiehlt mindestens 48 h bis 4 Wochen. Zu Nubert kann ich natürlich nichts sagen.
Deswegen wird jedes Paar nur einmal komplett die King Crimson "ConstruKCtion of Light" durchlaufen lassen, bevor ich sie mir das erste mal anhöre. Das dient auch als Funktionstest.

Für den ersten Hördurchgang werden die LS auf dem Schreibtisch platziert, d. h. ca. 2 m auseinander und ca. 50 cm von der Wand entfernt. Der Tisch ist ansonsten natürlich leer. Ich werde dann das komplette Programm durchhören und danach evtl. einzelne Stellen näher vergleichen.

Danach werde ich die LS in die Regale bringen und das Programm wiederholen. Dieser Test wird meine Kaufentscheidung bzw. welche LS ich behalte, hauptsächlich beeinflussen.

Die Reihenfolge der LS wird sein:
Tannoy
Focal JM Lab
Nubert

Die Tannoy können jeden Vorsprung gebrauchen, den sie bekommen können. Daher Position 1.

Hoffentlich kommen die Nuberts morgen.
LaVeguero
Inventar
#8 erstellt: 03. Feb 2006, 20:37
Grüß Dich!

Du solltest aufgrund der ungünstigen Aufstellung in jedem Fall entweder an- (mit Spikes) oder entkoppeln(mit Absorbern/halben Flummies/Squashbällen etc.).
Six
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 03. Feb 2006, 23:35
Das ist wahrscheinlich richtig. Unter den WZ-LS (Bic Venturi Formula 6 an NAD C 350, falls es jemanden interessiert) sind Industrie-Schockabsorber, aber die werde ich nicht rauspopeln. Irgendwo habe ich noch Tauchringe, die müßten auch gehen.
Six
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 04. Feb 2006, 13:42
OK, die Nuberts sind da. Und sie sind schwer. Gefühlt ca. doppelt so schwer wie die Focals, aber laut Datenblatt sind es nur 3 kg/Stk mehr ;-)

Optisch geben die NuBoxen nicht viel her, es ist klar zu erkennen, daß es sich bei der Oberfläche um Folie (Buche) handelt und sie fühlen sich leicht warm an. Insgesamt bieten die Nuberts den schlechtesten haptischen Eindruck aus dem Testfeld. Die äußere Verarbeitung ist aber tadellos und ich würde sagen, hier tun sich die Hersteller wenig bis garnichts.

Also, auf ins Büro und mal die Nuberts für den Funktionstest anschließen. Die beiden anderen hatten ihren Durchlauf schon heute morgen. Ich habe es so gehalten, daß ich die LS anschloß und meine Frau dann losschickte, den CD Player zu starten, wenn ich aus dem Raum war. Sie fragte schon, ob sie gleich wieder die CD starten soll und offensichtlich hält sie mich mittlerweile für völlig irre. Recht hat sie...

LaVeguero
Inventar
#11 erstellt: 05. Feb 2006, 13:46
Hi!

Sind schon erste Ergebnisse da?
Sockelfreund
Inventar
#12 erstellt: 06. Feb 2006, 21:19
Entweder er schreibt die ganze Zeit oder er ist so aufs Probehören konzentriert, dass er vergessen hat, was er eigentlich vor hatte

mfg
Sockelfreund
Robhob
Stammgast
#13 erstellt: 06. Feb 2006, 21:26
oder zu laut probehört und deswegen ärger mit chef
Sockelfreund
Inventar
#14 erstellt: 06. Feb 2006, 21:30
Ich vermute mal, dass er selbst der chef ist.

Wenn ich sowas in der Orbeit aufstellen dürfte
Ich muss mich mit billigen TFT-Ls begnügen

mfg
Sockelfreund
Robhob
Stammgast
#15 erstellt: 07. Feb 2006, 07:20
geht mir leider genauso.

während der arbeit im hifi forum surfen (natürlich nur in maßen )

und am abend dann ausgigib musik hören


Greetz Robhob
Six
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 07. Feb 2006, 22:43
Zunächst, entschuldigt die Verspätung. Verpflichtungen, Verpflichtungen, Verpflichtungen. Man kennt das ja.


Es ist geschafft, ich habe drei Paar LS (Tannoy Mercury M1, Focal JM Lab Chorus 706 S, Nubert NuBox 360) probegehört. Ich habe versucht, gerecht zu sein und jedem Paar etwa gleich viel Spielzeit zugestanden. Und wie angekündigt, durfte die Tannoy anfangen. Bevor ich nun aber in den jeweiligen Bericht einsteige, möchte ich einige Bemerkungen machen.

Als erstes muß erwähnt werden, daß der NAD 312 Verstärker ein ordentliches Stück Hardware ist, aber sein Phono-Modul klingt deutlich schlechter als ich es in Erinnerung hatte. Der Ton von Schallplatte war insgesamt sehr gedämpft und zurückgebunden, was besonders den Höhen und der allgemeinen Dynamik zum Nachteil gereichte. Sheldon Allmans Songs kommen von LP wie durch Watte gespielt. Ich hatte den Thorens vorher am NAD C 350 Phono-Modul (welches es damals als kostenlose Zugabe gab) und ich weiß, man kann den Thorens oder das eher mittelmäßige Stanton nicht verantwortlich machen. Ich bin daher hingegangen und habe die LPs bzw. Singles über den C 350 als FLAC-Datei (http://flac.sourceforge.net/) gerippt und auf CD gebrannt. Diese habe ich dann über den CD-Spieler ablaufen lassen.
Ich habe die LS mit Tauchringen 200g entkoppelt. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber die Ringe sind aus hochwertigem Gummi und resonanzabsorbierend. Sie sind nicht so gut wie die industriellen Schock-Absorber, die ich unter meinen Bic Venturis habe, aber für meine Zwecke ausreichend und allemal billiger als irgendwelche dedizierten HiFi-Absorber.
Dann habe ich meine Hörliste erwitert, Atari Teenage Riots cover von Sham 69s Klassiker "The kids are united" von der LP "1995" gehört nun dazu.
Letzlich, meine Digitalkamera ist immer noch nicht einsatzbereit. Akku ist aber bestellt. Tja, kann man nichts machen.



Also, auf ins Gefecht.

TANNOY MERCURY M1

Unser kleinster Mitbewerber, sowohl im Preis als auch im Volumen, hat mich ziemlich überrascht. Befeuert man sie kräftig, der NAD mußte zu gut einem Viertel aufgedreht werden, dann spielt sie in allen Tonlagen geradezu frech auf, ohne nervig laut zu sein. Die Bühne entspannt sich klar und konturiert, jedoch merkt man, wie sie bei komplexeren Gebilden (z. B. Albinoni) oder starken Kontrasten (z. B. King Crimson) leicht die Kontrolle verliert, als ob sich die Box nicht entscheiden könnte, was nun die volle Aufmerksamkeit verdient. Leider tendiert die Box auch zu Vibrationen in den tiefsten Tiefen des Albinoni-Stücks, ein Zeugnis für die Macht der Kirchenorgel, und wahrscheinlich ein Tribut an das niedrige Gewicht des LS. Dank des Residualeffektes hat man dadurch aber auch einen unlokalisierbaren Tiefbass, der leider, leider asynchron eintrifft (das ließe sich vielleicht durch die Aufstellung regeln).
Einfacher strukturierte Musik (z. B. Allman) hingegen beherrscht sie souverän und vermittelt Spritzigkeit und Spielfreude. Im kritischen Übergang von Motherwar verschluckt sie sich zwar am Anfang, fängt sich aber zügig und spielt überzeugend druckvoll weiter. Mitten gibt sie kräftig und differenziert wieder, höhere Bassbereiche, den sogn. Kick-Bass, spielt sie knackig und druckvoll. Slayer spielt präzise in den Raum, zwar fehlt das Volumen, aber die Schallwand wird fein aufgelöst und es wird eine exzellente Bühne erzeugt. Abgesehen von den sehr viel gesünderen Pegel meines Büros hat man das Gefühl dabei zu sein. Ich gewinne den Eindruck, daß es sich bei der Tannoy um eine feine Rock-Box handelt. Das bestätigt sich auch, als das basslastige Atari Teenage Riot Stück spielt, der sowieso mies abgemischte Song gewinnt keinen Blumentopf auf den Tannoys, die anscheinend mit dem wilden Bassattacken nichts anzufangen wissen und mehr oder weniger hilflos vor sich hin brummen. In diesem Song fehlt allerdings auch fast jegliches Gegenwicht in Form von Mitten und Höhen, so daß man vielleicht nicht so hart ins Gericht gehen sollte. Schließlich handelt es sich schon um schlechtes Quellmaterial.
Jedenfalls sind die Höhen angenehm, niemals nervig, aber etwas zurückhaltend. Vera Lynn singt etwas gedämpft und die Obertöne von Arthur Schnabels Flügel sind garnicht zu hören! Natürlich steigert das den Musikgenuß, aber wenn man weiß, daß es hier und dort normalerweise gelegentlich vibriert, dann fehlt auch was. Mich jedenfalls hat es gestört, so kann's gehen.

So weit so gut, verläßt man nun aber mal den Sweet Spot ca. 2-3 Meter vor den stark angewickelt aufgestellten Boxen, so wandelt sich das Bild ziemlich schlagartig. Die vorher passabel bis überzeugend wirkende Bühne verschwindet vollkommen, stattdessen übernimmt ein breit gestrecktes Klangfeld das Heft, welches für Radiobeschallung durch geht. Der Klang wirkt dann platt, kaum konturiert und läßt die im Mittenbereich so schöne Dynamik sehr vermissen. Dies ist besonders auffällig, wenn man mal während der Vorführung im Raum hin und her geht und man quasi von Sonnenaufgang in den Sonnenuntergang marschiert. Stellt man die LS parallel zu einander auf, dann wird die Bühne zwar breiter, verliert aber gleichzeitig an prägnanz. Trotzdem würde ich für den tagtäglichen Musikgenuß diese Aufstellung empfehlen.

Im Regal geht es sowieso nicht anders. Parallel zu einander aufgestellt profitieren die Tannoys im Bassbereich tatsächlich von den Regalen. Aber leider führt das aber auch zu gelegentlichen Dröhnern bei sehr tiefen Passagen, ein Umstand, an dem ich den nach hinten liegenden Reflexöffnungen die Schuld gebe. Auch verliert die Box im Regal die sehr angenehme Luftigkeit der Präsentation, evtl. bauen die Tannoys auf ihre leichte Konstruktion um Höhen und Mitten schön transparent in den Raum zu bringen. Leider gereicht es den Tannoys hier im Regal zum Nachteil. Im Regal klingen die Tannoy nach billigen Decken-LS, wenn auch mit besserem Bass.

Zusammenfassend möchte ich sagen, daß die Tannoys gut klingende LS sind, die richtig aufgestellt, eine kleine, aber feine Bühne erzeugen. Sie spielen luftig auf und arbeiten auch feinere Unterschiede gut raus, dabei klingen sie niemals nervig oder betonen bestimmt Bereiche über, haben aber immer einen leichten Hang zum "Warmen", einer gutmütigen Darstellung des Tonmaterials. Auf der Schattenseite brauchen sie viel Kraft vom Verstärker und kommen mit tiefen Bässen und komplexeren Songstrukturen nicht gut zurecht. Idealerweise würde ich die Tannoys in einem kleineren Raum als diesen hier betreiben und evtl. sogar exakt auf eine feste Hörposition abstimmen. Dann können sie ihre Stärken ausspielen, die klarerweise in mittenlastig gespielter Musik liegen. Richtig Leben kam in die Boxen mit den Songs von Allman, Dispatched oder Slayer. Die anderen Songs werden solide absolviert, aber zu keinem Zeitpunkt springt der Funke so richtig über. Die Tannoy ist für 170€/Paar ein wirklich gutes Angebot, das bedenkenlos empfohlen werden kann.

FOCAL JM LAB CHORUS 706 S

Es ist immer wieder eine Freude, diese LS anzufassen. Die Verarbeitung ist sehr gut und sie fühlen sich einfach toll an. Dabei ist die Box auch noch eine kleine Schönheit, an der man sich nicht so schnell satt sieht. Aber während dies sicherlich wichtige ästhetische Aspekte sind, geht es hier ja primär um den Klang. Und hier hinterläßt die Chorus 706 S ein eigenartiges Bild. Zunächst zeigt sich die Box als sehr genügsam, bereits auf niedrigen Pegeln bezaubern die Focals durch klaren und transparenten Klang. Geradezu ungerührt folgen die LS dann Albinoni in den Orgelkeller, um einen sehr beherrschten Tiefbass abzuliefern. Das die Focal (und das Datenblatt bestätigt das) aber gar nicht so tief kann, wie sie hier tut, erkennt man daran, daß das typische, eigentlich nur noch ahnungsweise wahrzunehmende, tiefe Brummen der Kirchenorgel fehlt und man kann nicht umhin, zu bewundern welch gelungene Täuschung die Box hier abliefert. Es scheint nichts zu fehlen und selbst der sonst Hinweise liefernde Residualeffekt bleibt aus.
Sheldon Allmans Song absolviert die Box ohne nennenswerten Vorfall, die Mitten werden schön aufgelöst und der Contrabass spielt knackig aber unaufdringlich im hinteren Bereich der übrigens sehr großen Bühne. Dabei muß ich bemerken, daß ich die Focals gemäß des sehr gut gelungenen Handbuchs, nein, nennen wir es besser Broschüre, direkt parallel aufgestellt habe. Anhand übersichtlicher Diagramme erläutert Focal einem die Vor- und Nachteile verschiedener Positionierungen, ein Feature, das ich mir früher gewünscht hätte und hoffentlich mittlerweile die Norm ist. Genug davon, Allmans Bariton kommt gut konturiert in die Mitte der Bühne und das mit dem Brush gespielte Schlagzeug postiert sich unaufdringlich neben dem Contrabass. Das ist klasse, aber so richtig Stimmung will nicht aufkommen. Das konnten die Tannoys besser.
Mit King Crimson dreht sich dieses Bild jedoch wieder, knackig der Bass, die kontrastreiche und komplexe Abfolge können die Focals nicht beeindrucken. Geradezu emotionslos kontern sie jeden Spielzug der Jungs um Robert Fripp präzise und unverzögert. Es scheint jedoch als seien die Höhen noch ein wenig nerviger als sowieso schon in diesem insgesamt sehr nervigen Song. Nach ein paar Experimenten mit den Einstellungden des Verstärkers (Bass +6) kommt der Song deutlich brachialer ohne auch nur eine Spur Präzision zu verlieren. Anscheinend verstehen sich der NAD und die Focal ganz gut.
Dispatcheds Motherwar gibt auch der Focal leichte Rätsel auf. Anders als die Tannoys verschlucken sich die Focals nicht, aber erzeugen einen eigenartigen Haas-Effekt. Ich hatte immer den Eindruck, der Ton käme von hinten, was natürlich nicht sein konnte. Das Problem ergab sich aber später beim Test im Regal von selbst. Die Doublebase war satt und knackig, die Mitten und Höhen kristallklar. Insgesamt spielten die Focals diesen Song sehr "kühl", aber zuverlässig auf.
Vera Lynn und ihre glockenhelle Stimme waren das Waterloo dieser Boxen. Zwar handelt es sich um eine tendenziell zu hoch abgemischte Aufnahme aus den 30ern, aber nichtsdestotrotz haben die Focals sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Die Höhen wirkten schrill und rissen an den oberen Grenzen des Wahrnehmbaren. Dadurch entstand ein sehr nervöses Bild und ein strapaziertes Ohr. Das Novachord hingegen kam butterweich mit dem charakteristischen analogen Rauschen in den Raum. Ich mache die schlechte Aufnahme dafür verantwortlich, daß hier keine vernünftige Bühne entstand und man den Eindruck hatte, es handele sich um eine Radioübertragung. Spielereien mit dem Verstärker behoben das Höhenproblem zwar, aber insgesamt war es trotzdem nervig. Schade.
Arthur Schnabels Klaviermusik markierten die Focal mit einer klaren Aussage: alte Aufnahmen rauschen und Obertöne können wir auch. Der Flügel kam überzeugend in der Mitte der Bühne zum stehen und obwohl die Focals sowohl das Rauschen als auch die Obertöne wiedergaben, wußten die Focals den Flügel klar in den Vordergrund zu spielen. Die Mitten bis höheren Tiefen des Stückes wurden klar und transparent, ja fast schon warm, ausgespielt und selten hat Beethoven so schön geklungen.
Slayer bietet eine Menge Kickbass und die Focals waren so freundlich, diese trocken und knackig in die Magengrube zu liefern. Die stark verflochtenen Gitarren werden filigran aufgelöst und wenn auch die Herstellung der Räumlichkeit nicht so 1A gelingt -- das Schlagzeug spielt mächtig auf, aber es ist überall -- bieten die Focals ein spannungsgeladenes Bild. Arayas angepisstes Geschimpfe wirkt immer schön zentral und man hört tatsächlich den völlig unspektakulären Basslauf klar und deutlich. Ich weiß noch nicht, ob das Spaß macht, aber analytisch ist es allemal.
ATRs "Kids" Cover kommt spektakulär basslastig, man spürt förmlich den "Trampolineffekt" und alle anderen Klänge werden Nebensache. Nur das Kreischen der Sängerin kommt schmerzhaft deutlich hervor und ich denke, die Focal macht das Beste aus der Situation, einzig die gesampelte Gitarre zeigt Nuancen auf. Also prägnanter Bass und Kreischgesang vor einer matschigen Kulisse schlecht abgemischten 90er Jahre Technopunks. Ich habe nicht mehr erwartet.

Als einzige Box im Testfeld hat die Focal ihre Reflexöffnungen vorne. Ich vermute, dies ist der Grund, warum sich die Performance von Tisch zu Regal nur geringfügig veränderte. Im Regal mit Blenden waren die Höhen von Vera Lynn erträglich, wenn nicht sogar gut. Der Bass war selbst bei den tiefen Passagen von Albinoni und King Crimson sehr beherrscht und präzise, die Auflösung insgesamt gut und die Bühne nach wie vor angenehm groß.

Als Fazit würde ich die Focals als beherrscht und kristallklar aufspielende LS beschreiben. Sie neigen eher zur analytischen als zur bombastischen Vorstellung. Schlecht gemischte Höhen stellen ein Problem für diese LS dar, die unnachgiebig jeden Ton der Quelle reproduzieren. Bass und Mitten kommen präzise und knackig, die Verortung der Musik erfolgt einwandfrei auf einer großen Bühne. Ich würde die Focals daher als aufstellungsunkritisch bezeichnen. Besonders gefallen, und deswegen wird es hier erwähnt, hat mir der geringe Anspruch an den Verstärker. Selbst bei niedrigen Pegeln liefern die Focals präzise und dynamische Wiedergaben, die begeistern können. Klarerweise ein Plus im Buch eines Leisehörers. Im Vergleich mit den Tannoys sind die Focals auch klar die besseren LS. Ob sie jedoch fast 150€ besser sind, hängt stark vom Einsatzbereich und Aufgabenprofil ab. Für eine freistehende Position oder hauptsächlich Unterhaltungsmusik aus dem Radio oder gitarrenlastige Songs abspielende Aufgabe sind sie es nicht, bei Problemfällen wie meinem Büro sind sie es schon.

NUBERT NUBOX 360

Als optisch und haptisch unansprechenste Box im Vergleich bringt die Nubert nichtsdestotrotz gewichtige Argumente an den Tisch. Viele schwören auf Nubert LS und natürlich bin auch ich gespannt. Auf dem Tisch postiert und den Source Direct Knopf gedrückt beginnt die Nubert ihr Programm zu absolvieren. Albinonis Kirchenorgel wird voluminös und sauber hervorgebracht und ich meine tatsächlich das dumpfe Brummen der großen Pfeifen zu hören (etwas, das laut Datenblatt mal wieder nicht möglich sein dürfte). Ich bin beeindruckt. Gleichzeitg werden die Violinen zuckersüß in die Höhen gespielt und man hat den Eindruck man säße nur wenige Meter vom Orchester entfernt. Sehr plastisch baut sich die Nubert eine bemerkenswerte Bühne.
Dieser Trend setzt sich mit Sheldon Allman fort. Die Nubert spielt plastisch, wenn auch etwas enger zusammengerückt als die Focals. Alle Instrumente werden kontrolliert abgebildet und doch, diesen Song können die Tannoys einfach besser.
King Crimson liefert ein vertrautes Bild, die tiefen Passagen werden voluminös und druckvoll, die hohen Passagen klar und luftig präsentiert. Die Differenzierung ist ausgezeichnet, dennoch wirkt die Nubert etwas beengter, beschäftigter als die Focal. Diese Box arbeitet für ihren Sound und man merkt es ihr an.
Dispatcheds Motherwar stellt auch die Nuberts vor Probleme. Für einen Moment hat man den Eindruck die Boxen wären verwirrt, aber dann explodieren sie förmlich und spielen kraftvoll auf. Ich glaube mittlerweile, daß es eine reine Volumenfrage ist, denn ich habe diese Phänomenen bisher nur auf kleineren LS und Kopfhörern beobachten können. Aber vielleicht rede ich mir auch nur was ein. Jedenfalls liefert die Nubert eine klare und druckvolle Vorstellung auf einer kompakten Bühne.
Ich muß feststellen, daß Vera Lynns glockenheller Gesang auch den Nuberts zu schaffen macht. Zwar sind die Höhen nicht so nervenzerfetzend wie bei den Focals, aber man merkt deutlich, daß nicht viel fehlt. Ich bin natürlich irritiert und gehe ins WZ, um das mal zu kontrollieren und ich muß bemerken, daß die jetzt 30 Jahre alten Venturis entweder ihre Höhen etwas eingebüßt haben oder ähnlich den Tannoys einfach etwas wärmer spielen. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, daß sowohl die Focal als auch die Nubert Vera Lynn eher wie abgemischt wiedergeben, als die Venturis. So oder so, die Nuberts haben die Höhen zwar auch nicht vollständig unter Kontrolle, aber besser als die Focals.
Arthus Schnabels Interpretation von Beethovens Sonate 21 wird präszise abgespielt. Der Flügel wirkt straff abgestimmt und voluminös, die Obertöne sind klar zu vernehmen, stören aber nicht. Die Nuberts rauschen weniger als erwartet und das Rauschen wird im Hintergrund postiert. Das ist sehr angenehm.
Die Kickbässe von Slayers Song kommen knackig und mit dem besonderen Etwas aus der Box. Es ist eine wahre Freude, jedoch verteilt die Nubert das Schlagzeug noch großzügiger über die Bühne als die Focals, während die restlichen Instrumente, mittlerweile gewohnt typisch, auf engen Raum gebündelt werden. Das alles wirkt sehr energiegeladen und kompakt, wie in einem engen Club im Gegensatz zur Philipshalle. Experimente mit dem Verstärker führen übrigens zu der Erkenntnis, daß die empfundene Enge der Darstellung durch erhöhte Pegel behoben werden kann. Bei ungefähr einem Viertel dessen was der NAD zu leisten vermag spielen die Nuberts offen und frei auf, leider aber auch sehr laut. Interessant ist dabei vielleicht noch, daß die Nuberts bei ungefähr gleichem Pegel deutlich lauter sind als die Tannoys.
Der Technopunksong von ATR erlebt auf den Nuberts eine ungeahnte Blüte. Die Bässe kommen grollend von sehr tief unten und das Gekreische von Hanin Elias tut schon fast in den Ohren weh. Dabei verliert die Nubert nie die Kontrolle, die fast durchgängig zu spürende Enge der Darstellung leistet bei diesem Song wunder und die Nuberts arbeiten hart um diesen Lärmgewitter Ordnung aufzuzwingen -- meistenteils erfolgreich! Erneut bin ich beeindruckt.

Im Regal schlägt sich die Nubert nicht so wacker wie erhofft. Trotz verschließbarer Reflexöffnung hinten kann die Nubert gelegentliches Dröhnen nicht vermeiden. Dieser Umstand wird dadurch erschwert, daß die Nuberts einen hohen Eingangspegel benötigen um die etwas beengte Wiedergabe abzulegen. Man hat also die Wahl zwischen einer beengt wirkenden, kompakten und streng kontrollieren Bühne ohne Dröhnen und einer weiteren, ebenso streng kontrollierten Bühne mit Dröhnen. Das ist schade, denn die Nuberts sind fantastische LS sind, die für ihre Größe überzeugenden Klangwiedergabe bieten.

Schlußendlich sind die Nuberts erstaunlich voluminös und kontrolliert aufspielende LS. Sie tendieren zwar eher zum Overstatement als zur Zurückhaltung, aber zweifelsohne machen die Nuberts Spaß. Lediglich die eingeengt wirkende Bühne vermiest ein wenig den Gesamteindruck. Die Nubert NuBox360 ist ein Arbeitspferd, stark, ausdauernd und zuverlässig. Leider ist sie auch gefräßig und herrschsüchtig. Den Vergleich mit den Focals muß sie aber nicht scheuen. Ebenso wie die Focal ist die Nubert nur unter bestimmten Bedingungen 150€ mehr wert als die Tannoys. Hinzu kommt, daß die Nuberts selbst chaotisch und schlecht produzierte Songs gut unter Kontrolle zu bringen scheinen und ich würde sie jedem, der Platz für sie hat und sehr basslastige Musik hört, empfehlen.

GESAMTFAZIT
Wie aus den Schlußworten zu den jeweiligen LS wohl schon hervorgegangen ist, habe ich mich letztendlich für die Focals entschieden. Diese sind nicht nur meinem Hörstil, nämlich leise, am zuträglichsten, sondern haben sich auch im Regal am besten benommen. Außerdem sind sie die Schönsten LS im Vergleichsfeld ;-)

Ich bin überrascht, wie unterschiedlich sich die LS doch betragen haben und vor allem bin ich von den Tannoys beeindruckt. Für das Geld, den windigen Corpus und die Größe machen sie eine Menge her. Für relativ anspruchslose Beschallung sind sie mehr als ausreichend und wenn nicht die schlechte Regalperformance wäre, hätte ich Schwierigkeiten die 150€ teureren Focals zu rechtfertigen. Musikalisch betrachtet sind die beiden "Teuren" sicherlich besser, aber beide haben ihre Probleme. Die Focals sind streckenweise überanalytisch, wie sich bei Vera Lynn deutlich zeigt, halten sich aber ansonsten dezent im Hintergrund und spannen eine einzigartige Bühne. Die Nuberts hingegen sind echte Kontrollfreaks, was bei schwierigen oder qualitativ minderwertigen Aufnahmen ein Vorteil ist, aber bei anderen wiederum nachteilig wirkt. Häufig kam mir das Bild beengt vor und ich hatte anfangs auch Schwierigkeiten eigentlich zu verstehen, was da passiert. Die Experimente mit dem Verstärker lösten für mich dieses Rätsel.

Aber das allerschlimmste an diesem Vergleich ist, daß ich nun mit dem Sound meiner Venturis nicht mehr zufrieden bin... gnah.


PS: das ist mein erster Erfahrungsbericht und es ist auch nicht das Metier in dem ich üblicherweise schreibe. Wenn ich also etwas Interessantes ausgelassen habe, fragt bitte. Ich bin gerne bereit, weitere Auskünfte zu geben. Ich werde die Tannoys und die Nuberts am Ende der Woche auf den Weg bringen und könnte vielleicht bis dahin bestimmte Musikstücke oder sonstige Details prüfen.
Sockelfreund
Inventar
#17 erstellt: 07. Feb 2006, 23:19
Das Warten hat sich gelohnt

Man könnte eigentlich einen Testbericht über deinen Testbericht schreiben und mit der Note 1+ bewerten.

Einfach wunderbar, wie Du den verschiedenen LS eine eigene Persönlichkeit verpasst hast, ohne ein eiziges mal Watt oder sonstige unwichtige Technische Daten zu erwähnen.
Sowas kann besonders den Leuten, wie mir helfen, die nicht die Möglichkeit haben herum zu irren um alles probe zu hören.

Mehr von solchen Tests!
Wirklich sehr gelungen.
Die Tannoy zeigt, dass viel nicht viel kosten muss und für mich sind diese 3 LS in die engere Wahl gerrückt.

Nochmal Gratulation und danke für die Entscheidungshilfe.

mfg
Sockelfreund


[Beitrag von Sockelfreund am 07. Feb 2006, 23:20 bearbeitet]
LaVeguero
Inventar
#18 erstellt: 07. Feb 2006, 23:29
Vielen Dank für Dein Feedback! Toll geschrieben!

Gratulation zu den Focal!
Six
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 08. Feb 2006, 00:21
Vielen Dank für die netten Worte. Ich habe keine technischen Daten angegeben, weil ich vermute, daß man diese ohne großen Aufwand im Internet finden kann. Wenn aber Interesse besteht kann ich die Datenblätter der LS zitieren:

Tannoy Mercury M1
HxBxT: 20 x 17 x 30 cm
Gewicht: 3 kg
Max. Belastbarkeit: 70 W
Impedanz: Min. 3,0 Nenn: 8,0 Ohm
Empfindlichkeit: 87 dB
Frequenzgang: 55 Hz - 20 kHz

Focal JM Lab Chorus 706 S
HxBxT: 37 x 22 x 25 cm
Gewicht: 6,8 kg
Max. Belastbarkeit: 80 W
Impedanz: Min. 3,6 Nenn: 8,0 Ohm
Empfindlichkeit: 90 dB
Frequenzgang: 55 Hz - 28 kHz

Nubert nuBox 360
HxBxT: 38 x 24,5 x 29,2 cm
Gewicht: 9,5 kg
Max. Belastbarkeit: 100 W
Impedanz: 4 Ohm (keine Min-Angabe)
Empfindlichkeit: 87,5 dB
Frequenzgang: 58 Hz - 20 kHz

Alle Frequenzgänge verstehen sich mit (+/- 3dB) Toleranz. Dei Empfindlichkeit sind bei Tannoy und Focal mit 2,8V/1m, bei Nubert mit 1W/1m angegeben. Ich kenne mich damit nicht aus, daher tippe ich mal, daß 1W/1m bedeutet mit einem Watt Leistung bei 1 Meter Entfernung während 2,8V/1m bedeutet mit 2,8 Volt Spannung auf 1 Meter Entfernung.
Dualese
Inventar
#20 erstellt: 08. Feb 2006, 01:09

Six schrieb:
Letzlich, meine Digitalkamera ist immer noch nicht einsatzbereit. Akku ist aber bestellt.

TJA @six hoffentlich... hast Du beim Akku-Kauf ein glücklicheres "Händchen" als hier bei dieser Geschichte, sonst wird das nämlich nix mit Bildern

Wenn unsere "jungen" Nachwuchs-Leute hier ab- und zu so manchen lustig-netten Unfug verzapfen, schüttel ich ja schonmal gerne "Altersweise" mein greises Haupt, deshalb zu dieser Sache hier auch meine ganz ehrliche Meinung als Uralt-HifiList

Das LOB der netten FORUMS-Kollegen in allen Ehren, aber wer... bei solch´ ausgeprägten Grundanforderungen wie den Deinen und den gegebenen Voraussetzungen :

1) Tannoy Mercury M1 (180€)
2) Focal JM Lab Chorus 706 S (310€)
3) Nubert nuBox 360 (315€)

Eines der Paare soll die zukünftige Beschallung meines Büros werden. D. h. sie haben mit arg widrigen Umständen zu kämpfen, denn sie werden tatsächlich in Regalen untergebracht werden müssen. Das Büro selber ist mit Bücherregalen und einem ziemlich großen Schreibtisch sowie einer schönen Ohrensessel-Leseecke ziemlich voll gestellt.

Playlist

1) Berliner Phil. (H. Karajan) spielen Thomas Albinoni: Adagio in G minor (CD) -- Kirchenorgel sehr tief, Violine sehr hoch
2) Sheldon Allman: Rocket to the Moon /Folk Songs (LP) -- 50's Rock mit unverzerrter E-Guitare und witzigen Bariton
3) King Crimson: The ConstruKCtion of Light /ConstruKCtion of Light (CD) -- Nervensäge, aber sehr anspruchsvolle Tonfolge mit vielen Ebenen
4) Dispatched: Intro + Motherwar /Motherwar (CD) -- Zunächst Choräle, dann krasser Pegelhub mit einer Doublebase-Attacke und kreischenden Gitarren. Der Übergang ist ein Punkt, an dem schlechte Audio-Ketten häufig versagen.
5) Vera Lynn: We'll meet again /We'll meet again (7" single) -- Novachord und Veras glockenhafte Stimme, nuff said.
6) Arthur Schnabel spielt L. v. Beethoven Piano Sonate Nr. 21: Allegro con brio (LP) -- eine der schönsten Interpretationen, aber leider ist die Aufnahme von 1933. Obertöne des Flügels sind streckenweise deutlich zu hören, aber das macht es in diesem Zusammenhang gerade interessant.
7) Slayer: Disciple /God hates us all (CD) -- Kickbass, weil es einfach sein muß!
8) Audio "Hörkurs1" CD: Tracks 3 -- 36 (28Hz bis 3 kHz).

...versucht, im absoluten Einstiegsbereich per "Äpfel & Birnenvergleich" seine Lösung zu finden und dabei auch noch LS-Boxen in Regale "quetscht", der sollte vielleicht besser beim Lesen im gemütlichen Ohrensessel bleiben und/oder sich wenigstens auch angewöhnen, die Hose mit der Kneifzange anzuziehen

Aus der intensiven Beschäftigung mit dem Thema sieht man, daß du ja sicher Zeit & Muße genug hast, insofern würde ich mal über einen kleinen Büro-Umbau nachdenken und dann mit etwas mehr Kleingeld zwischen ca. 400,- und 1100,- EUR sowas anvisieren wie z.B. ein Pärchen (preislich aufsteigend) :

KEF IQ3...
ASW Cantius 204...
FOCAL JmLab Chorus 707...
NUBERT nuWave 35...
QUADRAL Platinum 220...
MAGNAT Quantum 903...
HECO Elan 300...
QUADRAL Phonologue C RONDO...
DYNAUDIO Focus 110...

vielleicht auch bis kurz vor Weihnachten warten und dann aus den Serien der vorgenannten Firmen nach sowas "schielen" wie z.B.

DYNAUDIO Focus 140 (teurer & noch besser)...
QUADRAL Aurum 370 (teurer & noch besser)...
FOACAL JmLab Profile 908 (total überteuert aber saugut & traumhaft schön)...

GESAMTFAZIT
Sicher wird man jetzt wieder versuchen mich zu steinigen

...weil sich meine Auflistung so liest wie die Kompaktboxen-Bestenliste von "imagesteraudiplayhifi", ABER... von allen Genannten kenne ich zumindestens die bisherigen Vorgänger- oder Schwestermodelle gut genug um sie alle in meiner persönlichen Bestenliste zu führen !

Mit dieser (resp. einer ähnlichen) Vorauswahl, solltest Du m.E. dann "wirklich" Deinen benannten musikalischen Focus treffen können und falls alles was Du geschrieben hast wirklich so ist, geh´ ich jede Wette mit Dir ein daß die 706 S nur eine Intermezzolösung wird

Grüße vom flachen Niederrhein
Roman-Schreiber Nr. II
Dualese
Six
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 08. Feb 2006, 13:40
Ich bin etwas irritiert. Wird jetzt was Besonderes von mir erwartet oder reicht es wenn ich schreibe:

OK, danke für den Hinweis.

Beste Grüße,
Six
Dualese
Inventar
#22 erstellt: 08. Feb 2006, 14:04
Wenn Du ihn verstanden hast reicht´s

Beste Grüße vom flachen Niederrhein
Dualese
gantenbein67
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 08. Feb 2006, 21:40
Six,

laß Dich nicht irritieren durch möchtegern"altersweise" , leider , wie sage ich es höflich: inhaltlich eher einfache und äußerlich arrogante Beiträge---Deine Antwort darauf war völlig ausreichend.
Ich empfand Deinen Beitrag als hilfreich und interessant, Achtung für Deine Fähigkeit des Hinhörens und des Übertragens der Höreindrücke in Sprache.
Von solchen Beiträgen lebt das Forum !

Ich habe übringens auch Kompaktboxen von Focal, meine Höreindrücke ähneln Deinen Beschreibungen...
viel Freude mit den Focals.

Gantenbein
Gitarrenhighender
Stammgast
#24 erstellt: 14. Mai 2007, 12:20

Six schrieb:
Ich bin etwas irritiert. Wird jetzt was Besonderes von mir erwartet oder reicht es wenn ich schreibe:

OK, danke für den Hinweis.

Beste Grüße,
Six


Hallo Six.

Ich habe deinen superlangen Bericht mit großem Interesse gelesen, auch wenn ich in einer andere Güteklasse unterwegs bin. Und ich bewundere, mit welcher Akribie und Geduld du diesen Testmarathon absolviertest. So viel Zeit nimmt sich keine Testredaktion, insofern sind deine Ergebnisse in höchstem Maß aussagekräftig. Und dein Bericht zeigt, dass du nicht nur Ahnung von Musik und Hifi hast, sondern auch, dass du im Grunde weit bessere LS verdient hättest. Wer so rege, wachsame Lauscher hat wie du, wird nicht glücklich mit Einsteiger-Hifi, egal ob im Regal oder auf dem Fußboden. Deshalb finde ich den Vorschlag von Dualese schon überlegenswert, vielleicht das Büro doch etwas umzugestalten. Nun, inzwischen sind 15 Monate vergangen - wie ist der Stand der Dinge?

Viele Grüße

Christoph
Schwarzwald
Inventar
#25 erstellt: 25. Mai 2007, 12:15
six

danke für deinen bericht - sehr interessant.
ich betreibe "deine" tannoys an einer 4000 eur vor/endstufen-kombination mit ziemlich guten quellen und diese ls sind meiner meinung nach unglaublich für's geld. ich habe sie in meinen (problematischen) räumen schon gegen ls verglichen, die das knapp 20fache gekostet haben, aber so homogen wie M1s hat bisher keine box gespielt.
die bühne wird riesig mit dem richtigen verstärker und der richtigen quelle - selbstverständlich gehören die M1s (wie jeder kompakt-ls) auf ständer und nicht mehr als 2.5 m auseinander.

grüße - christian
lini
Inventar
#26 erstellt: 26. Mai 2007, 15:07
Six: Netter, informativer Bericht. Allerdings würd ich empfehlen, mal ein anderes System für Deinen TD280IV zu probieren - das olle 500er Stanton klingt m.E. generell etwas rauhbeinig und harsch. Möglicherweise gefallen Dir dann Deine neuen Chorus-Speaker noch ein gutes Stück besser...

Grüße aus München!

Manfred / lini
edin71
Inventar
#27 erstellt: 06. Jun 2007, 14:56

Six schrieb:
Wie im "Heute gekauft" Thread schon gebeichtet, habe ich mir in einem Anfall von Größenwahn drei Paar Kompakt-LS bestellt.

1) Tannoy Mercury M1 (180€)
2) Focal JM Lab Chorus 706 S (310€)
3) Nubert nuBox 360 (315€)



Auf offizielen Webseite von Tannoy
ist keine Mercury M1 zu finden ?????
ruhri
Stammgast
#28 erstellt: 06. Jun 2007, 15:38
Hallo edin71,

der Thread ist von Feb. 2006 - vielleicht gibt es die M1 mittlerweile nicht mehr?

Grüße

Ruhri
Schwarzwald
Inventar
#29 erstellt: 06. Jun 2007, 16:11
guckst du hier:

http://www.audiovisi...noy/MX/m1limited.htm

grüße, christian
.:Bulli:.
Ist häufiger hier
#30 erstellt: 03. Aug 2007, 18:03
Falls sich jemand den Kauf dieser auch meiner Meinung nach sehr guten LS (besseres gibts immer, aber in der Preisklasse spielen die schon echt fein) überlegt, unbedingt auch die M2 oder M2.5 ins Auge fassen, da die preislich auch nicht so weit weg sind und auch gleich ein/zwei dB mehr in die Waagschale werfen, was mancher Röhre sehr zu Gute kommt.

Habe hier je ein Pärchen M1 und M2.5 und bin nach wie vor hoch zufrieden. Höre überwiegend Elektronik und Rock/Metal.
Amp ist ne SE Röhre mit 6-12 Watt (je nach Röhrentyp und Mode) selbst damit bin ich von den Tannoys immer wieder positiv überrascht.

Schöner Bericht übrigens Six, Kompliment !


[Beitrag von .:Bulli:. am 03. Aug 2007, 18:05 bearbeitet]
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