Wie misst man einen Kopfhörer?

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Granuba
Inventar
#1 erstellt: 22. Apr 2006, 17:31
Vielleicht etwas OffTopic, aber wie misst man so ein Gerät? Hab mal spaßeshalber das Mikro in 5cm Entfernung platziert, daß kein Bass da ist, ist logisch, aber der etwas "alpine" F.-Gang oberhalb von 1Khz hat mich dann doch etwas stutzig gemacht (Sennheiser HD 540II), ebenso die mangelnden Höhen bei meinem portablen Sennheiser MX 550 (Fällt steil über 10Khz ab). Irgendwelche Ideen, was ich falsch mache, oder ist das die Realitätt?

Harry
Dominique
Stammgast
#2 erstellt: 22. Apr 2006, 20:35
Hallo,

das ist ein interessantes Thema! Zum Messen würde ich eher ein (kleines) Mikro senkrecht auf einer Ebene befestigen und die Kopfhörer äh... umschließend drauflegen.

Aber im Grunde ist unser Ohr etwas speziell gebaut und so wie das im folgenden Artikel steht, ist ein richtig flacher Verlauf für Kopfhörer garnicht wünschenswert, weil unsere Ohren das Schallgeschehen außerhalb ja auch nicht mit flachem Frequenzverlauf aufnehmen. Aber ich fange erst gerade an, mir darüber Gedanken zu machen.

http://www.headwize.com/articles/judging_art.htm

Um aber zu Deiner Frage zurückzukommen: Um korrekt zu messen, müsste man wahrscheinlich ein Mikro in das Ohr eines Kunstkopfes einbauen!

Grüße,
Dominique


[Beitrag von Dominique am 22. Apr 2006, 20:36 bearbeitet]
cyr1ll
Stammgast
#3 erstellt: 25. Apr 2006, 19:56

Um aber zu Deiner Frage zurückzukommen: Um korrekt zu messen, müsste man wahrscheinlich ein Mikro in das Ohr eines Kunstkopfes einbauen!


Ich habe mal was im Fernseher gesehen wie ein Reporter die Kopfhörer (diese kleinen) der mp3-Player von Jugendlichen untersucht haben.

Dazu hat ein Fachkundiger die Dinger in ein mit Gummi abgedichtetes Etwas gesteckt, das mit einem PC verbunden war. Man konnte das in etwa mit so einem alten Modem vergleichen. (Ich meine solche, wo der Telefonhörer in eine bestimmte Aparatur mit 2 Gummidichtungen eingedrückt wurde um die Verbindungsgeräusche per Mikrofon abzunehmen)

Eigentlicher Hintergrund der Reportage war die "unglaubliche" Lautstärke der Kopfhörer, mit denen sich alle Jugendlichen die Ohren kaputt machen. Gemessen haben die irgendwas mit 120dB bei einem original iPod Kopfhörer.
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 26. Apr 2006, 06:11
Zur Kopfhörermessung verwenden die Hersteller sogenannte "Kunstohren". Die Dinger haben mehr oder weniger Ohrform und besitzen ein Messmikro im Gehörgang.

Sowas liesse sich selber herstellen, wenn man wüsste, wie man dieses Instrument entzerren müsste. Letztlich soll ja ein Kopfhörer einen linearen Frequenzgang-Eindruck hinterlassen. Und da man ja das normale Ohr mit freier Beschallung nicht messen kann, muss man Vergleichsreihen anstellen und den Frequenzgang eines Hörerssolange korrigieren, bis er gleich klingt wie ein linearisierter Lautsprecher. Dann wird dieser korrigierte Hörer auf das Kunstohr geschnallt und nochmals durchgemessen. Jetzt hat man eine Kurve, die man wieder entzerren muss, bis sie gerade ist.

Das ganze ist so kompliziert, weil ein Schall, der direkt in den Gehörgang geleitet wird, anders klingt, also einen anderen Frequenzgang hat, als wenn er frei den Kopf und das Ohr treffen würde.
Granuba
Inventar
#5 erstellt: 26. Apr 2006, 07:23
Moin Richi,

da fangen meine Fragen an: Wie "verbiegt" die durchschnittliche Ohrmuschel den Frequenzgang? Spielen Kopfhörer erst im Ohr quasi linear? Die Messergebnisse waren nämlich etwas ernüchternd....

Harry
derboxenmann
Inventar
#6 erstellt: 26. Apr 2006, 07:30
Kennt ihr "Kunstkopf"-aufnahmen?
Dabe wird bei einer Konzertaufnahme ein Kunstkopf aufgestellt, mit Mikros in den Ohren

Die Aufnahme taugt nachher nur für Kophörergenuss, weil der Frequenzverlauf exakt verbogen wurde.

Solche aufnahmen macht man heut eleide rnicht mehr, auch ist jedes Ohr anders geformt, man kann also nur ein "Mittelmaß" erreichen... denn wer hat schon ein Norm-Ohr

Wie sehr der Frequenzgang verbogen ist, sollt man mal am Versuch ausprobieren... Kunstkopf mit Mikros, über geprüfte Lautsprecher nen sinus drüberlaufne lassen und den verbogenen Frequenzverlauf anschauen
richi44
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 26. Apr 2006, 12:41
Kopfhörer werden tatsächlich so "verbogen", dass sie am Ohr linear klingen. Daher kann man sie nicht ohne einen Koppler nachmessen.
Wie weit das Ohr verbogen ist, ist eine andere Frage. Es ist ja nicht nachmessbar, denn auch wenn mein Ohr einen anderen Frequenzgang hat als das eines anderen Menschan, so kann das niemand vergleichen, weil ich mir kein fremdes Ohr anbauen kann und auch keinen Anschluss habe, wo man nachmessen könnte, was raus kommt. Für jeden Menschen ist daher das Ohr natürlich, weil er nichts anderes kennt.

Der Kunstkopf liefert KEIN verbogenes Signal, denn die Korrektur wird ja über den Kopfhörer vorgenommen. Der klingt schliesslich auch linear. Das einzige, was ausgeschaltet werden muss, ist der grossräumige Einfluss der Ohrmuschel, weil sonst ein "vorn" und "hinten" nicht so gut detektiert werden könnte.

Ein Kunstkopfsignal sollte daher über Kopfhörer abgehört werden. Am Lautsprecher ist das Stereosignal nicht so überzeugend und die Ortungen in den anderen als frontalen Dimensionen ist kaum möglich. Die Aufnahme klingt aber vom Musikeindruck (Frequenzgang) absolut normal.

Dass man heute keine solchen Aufnahmen mehr macht, liegt hauptsächlich an der Surroundtechnik und der Unmöglichkeit, aus einem Kunstkopfsignal ein brauchbares Monosignal zu erzeugen. Durch die Laufzeiten entstehen Phasendrehungen, die die Monobildung unmöglich machen. Diese Phasendrehungen führen darüber hinaus bei Dolby Prologic dazu, dass der Klang plötzlich über die Rückseitenlautsprecher wiedergegeben wird.

Dass die Ortung nicht optimal ist, liegt daran, dass jeder Mensch andere Ohrmuscheln hat und sich gewöhnt ist, deren Klang zur Richtungsbestimmung mit zu benutzen. Mit anderen Ohrmuscheln geht das schlecht bis gar nicht.
Ausserdem gibt es Kunstköpfe, die die Ohren sehr rudimentär nachbilden (Beyer) und damit ein Klangbild erzeugen, das der ORTF-Anordnung entspricht.
Demgegenüber ist beim Neumann das Durchschnitts-Ohr recht genau nachgebildet und die Mikrofone liegen beinahe im Hals der Puppe. Diese Anordnung bringt bisweilen bessere Ortbarkeit (wenn man selbst Normalohren hat) und auch einen sehr ausgeglichenen Frequenzgang, allerdings sind Phasenprobleme vorprogrammiert.

Alles in allem hat man sich mit der Kunstkopftechnik mehr Probleme eingehandelt als bei normalen Aufnahmen in XY oder MS.

Ich habe übrigens einige Testaufnahmen (klassischer Konzert-Mitschnitt) mit dem Neumann durchgeführt und kam zu eben diesen Ergebnissen.
Granuba
Inventar
#8 erstellt: 26. Apr 2006, 13:36
Danke Richi,

hast du evtl. einiges zum online nachschlagen? PDFs irgendwelcher Hersteller etc.?
Kurze Frage noch: Das "Entzerren" im Ohr müsste doch ebenso bei normalen LS stattfinden, oder gelten da andere Grundlagen als beim Kopfhörer, der ja direkt und meistens komplett abschließend am Ohr liegt, Ausnahmen wie der AKG 1000 mal ausgenommen, der IMHO wie ein LS klingt....

Harry
Dominique
Stammgast
#9 erstellt: 27. Apr 2006, 17:05

Murray schrieb:
Moin Richi,

da fangen meine Fragen an: Wie "verbiegt" die durchschnittliche Ohrmuschel den Frequenzgang? Spielen Kopfhörer erst im Ohr quasi linear? Die Messergebnisse waren nämlich etwas ernüchternd....

Harry


Das Thema wird doch in dem angegebenen Link oben behandelt, mit entsprechender Grafik.
"Figure 1: Graph of a head-related transfer function"

Murray, wenn ich bei Dir auf "ignorieren" gestellt bin, kann ich mir das Antworten auch gleich sparen... *grummel*

Grüße,
Dominique
Granuba
Inventar
#10 erstellt: 27. Apr 2006, 21:47

Dominique schrieb:

Murray schrieb:
Moin Richi,

da fangen meine Fragen an: Wie "verbiegt" die durchschnittliche Ohrmuschel den Frequenzgang? Spielen Kopfhörer erst im Ohr quasi linear? Die Messergebnisse waren nämlich etwas ernüchternd....

Harry


Das Thema wird doch in dem angegebenen Link oben behandelt, mit entsprechender Grafik.
"Figure 1: Graph of a head-related transfer function"

Murray, wenn ich bei Dir auf "ignorieren" gestellt bin, kann ich mir das Antworten auch gleich sparen... *grummel*

Grüße,
Dominique


Schande über mein Haupt! Den hatte ich glatt übersehen, da steht ja schon ne ganze Menge drin!
Verzeihst du mir?

Harry
Dominique
Stammgast
#11 erstellt: 28. Apr 2006, 20:12
Wie könnte ich da "nein" sagen?
Grüße
Dominique
Blindermann
Neuling
#12 erstellt: 11. Jun 2006, 13:36
Mal ne Frage die halbwegs zum Thread passt:
Müsste man Kunstkopfaufnahmen nicht strenggenommen mit Kopfhöhrern hören die in den Ohrgang hineinreichen?
Dort wurde der Ton ja schließlich aufgenommen!
Mit normalem Kopfhörer wird der Ton nochmal von der eigenen Ohrmuschel verfälscht.
richi44
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 18. Jun 2006, 09:36
Nein, nicht unbedingt. Aber man muss die Mikrofone in den eigenen Gehörgang bringen.
Beim Kopfhörer wird die Ohrmuschel kaum bis nicht genutzt. Daher ist eine Frequenzgangkorrektur (durch die Kapsel selbst) nötig. Aber bei der Aufnahme wäre es wichtig, die eigenen Ohrmuscheln verwenden zu können, um die optimale Aufzeichnung zu erhalten. Allerdings müsste dann wieder die Frequenzgangverbiegung des Hörers beseitigt werden, weil diese (Einfluss des Aussenohrs) bei der Aufnahme bereits stattgefunden hat.

Sennheiser hatte mal kleine Mikrofone, die im Gehörgang platziert wurden. Da sie aber nicht an der richtigen Stelle sitzen, also beim Trommelfell, ist zwar der Aussenohr-Einfluss vorhanden, nicht aber jener des Gehörgangs.
Man bekommt so eine vernünftige Aufnahme mit individuellem Charakter. Und wenn bei der Wiedergabe das Aussenohr nicht mehr aktiv ist, weil die Hörermembran relativ klein ist und im besten Fall sogar an der Stelle des verwendeten Mikrofons liegt, bekommt man (zumindest theoretisch) die besten Ergebnisse. Aber eben individuell. Ein anderer Zuhörer empfindet so eine Aufnahme als nicht ideal, weil ein fremdes Ohr für ihn gehört hat.
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