Verstärker Ausgangswiderstand erkennen

+A -A
Autor
Beitrag
Cabrio_User
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 12. Dez 2018, 10:20
Hallo,

wie kann man erkennen, ob ein Verstärker für 4 oder 8ohm Lautsprecher optimiert ist? Lautsprecher kann man recht einfach Durchmessen. Ich verstehe leider nicht wie man das beim Verstärker macht?

Zumindest habe ich hier ein paar Röhrenamps stehen, welche weder ein Datenblatt noch irgendwelche Angaben am Gehäuse haben und ich bin nicht in der Lage die Schaltung soweit nachzuvollziehen um die Auslegung der Last zu ermitteln.
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 12. Dez 2018, 10:48
Servus Cabrio_User,

ich gehe zunächst mal davon aus, daß an den Verstärkern keinerlei Typenschild oder Typenbezeichnung angebracht ist, anhand derer man mal googeln könnte.....so ist es doch, oder?

Und: Wenn Du 8[Ohm] Lautsprecher hast, dann ist es ziemlich egal, ob der Verstärker für 4[Ohm], 6[Ohm] oder 8[Ohm] gemacht ist - das funktioniert immer.

Wenn Du 4[Ohm] Lautsprecher hast und der Verstärker hätte (angenommen) einen 8[Ohm] Ausgang, dann ist das auch kein Beinbruch - kaputtgehen kann in diesem Fall bei einem Röhrenverstärker gar nichts. Das einzige, was sein kann, ist, daß der Verstärker in dieser Konstellation etwas mehr Verzerrungen produziert.

Solltest Du es trotz allem genau wissen wollen, dann ist das Folgende der Weg dahin:

Wenn das Spannungsuntersetzungsverhältnis des Ausgangsübertragers bekannt ist (muß man ggf. durch eine einfache Spannungsverhältnismessung rausmessen), die Endstufenschaltung (Eintakt / Gegentakt) und der Arbeitspunkt (A, AB, B) bekannt ist, der Endröhrentyp bekannt ist und die Anodenspannung bekannt ist --> damit ist dann R(a) bzw. R(aa) bekannt (= üblicherweise aus den Datenblattangaben der Endröhren rauszulesen), dann kann man die Nennimpedanz des Lautsprechers, für welche die Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers ausgelegt ist, berechnen:



Also - als ersten Schritt: Welcher Endröhrentyp ist verbaut....und sind es eine (= Eintaktschaltung) oder zwei (= Gegentaktschaltung) Endröhren pro Kanal? Der zweite Schritt wäre dann die Spannungsverhältnismessung am Ausgangsübertrager:

  • Hast Du eine echte Wechselspannungsquelle (z.B. "echten" - also nix elektronisches - Halogentrafo) oder alten Märklin-Modelleisenbahntrafo, die ca. 12[V]AC bis 24[V]AC abliefert?
  • Hast Du ein Multimeter, welches Wechselspannungen bei 50[Hz] bis zu ca. 20[mV] hinunter sauber anzeigen kann?
  • Traust Du Dir zu, die Wechselspannungsquelle (bei vom Netz getrennten) Verstärker (bei dem mit Sicherheit ALLE Elkos VÖLLIG entladen sind) an der Primärwicklung des Ausgangsübertragers einzuspeisen (z.B. bei rausgezogenen Endröhren an den Anodenfederkontakten der Endröhrenfassungen), diesen Spannungswert mit dem Multimeter zu messen und zu notieren und anschließend an den Lautsprecherklemmen (an denen kein Lautsprecher hängen darf) den Sekundärspannungswert zeitnah nach der Primärspannung zu messen und zu notieren? Der Quotient zwischen der gemessenen Primär- und Sekundärspannung wäre dann das Spannungsuntersetzungsverhältnis "Ü" für obige Formel. "Zeitnah" deswegen, damit Netzspannungsschwankungen möglichst wenig in das Meßergebnis eingehen.

Der dritte Schritt wäre dann die (wenigstens ungefähre) Ermittlung der Anodenspannung. Hier kann - ohne daß man diese (hohen und gefährlichen!) Spannungen messen muß - der Spannungsfestigkeitswert, der an den Netzteilelkos mit der größten Kapazität aufgedruckt ist, ein wertvoller Anhaltswert sein.

Der vierte Schritte wäre die Ermittlung des ungefähren Arbeitspunktes der Endstufe: Erfolgt die Arbeitspunkteinstellung "automatisch" (also ohne Potentiometer ("Autobias"), so handelt es sich hochstwahrscheinlich um einen "Class A"-Arbeitspunkt (und wenn die Endstufe nur eine Röhre hat, also eine Eintaktendstufe ("SE") ist, dann ist es sicher ein Klasse-A Arbeitspunkt). Erfolgt die Arbeitspunkteinstellung durch Trimmpotentiometer, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen "Class-AB" oder "Class-B" Verstärker.

Der fünfte Schritt ist es, aus dem Datenblatt des Röhrentyps, welcher im ersten Schritt ermittelt wurde, in der Spalte der Betriebsart (Ein- oder Gegentakt) bei der Spalte der Anodenspannung (die im dritten Schritt ermittelt wurde) beim richtigen Arbeitspunkt (welcher im vierten Schritt ermittelt wurde) den "R(a)"- oder "R(aa)"-Wert der Primärseite des Ausgangsübertragers rauszulesen. Diesen Wert kann man dann als "Z(P)" in obige Gleichung einsetzen und zusammen mit dem in Schritt 2 ermittelten Wert für "Ü" den Wert für "Z(S)" berechnen - und schon hat man den Wert der Lautsprecherimpedanz, für welchen der Verstärker ausgelegt ist.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 12. Dez 2018, 11:31 bearbeitet]
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Siemens ELAC-Verstärker-wie verwendet man die?
myrgatroyd am 21.04.2008  –  Letzte Antwort am 24.04.2008  –  7 Beiträge
Selbstgebauter Verstärker wie eine Sirene
Jan47 am 07.10.2014  –  Letzte Antwort am 10.10.2014  –  12 Beiträge
Lorenz Verstärker
schirmgitter am 07.01.2016  –  Letzte Antwort am 08.01.2016  –  5 Beiträge
Welche Lautsprecher an euren Röhrenamps?
xlupex am 10.02.2006  –  Letzte Antwort am 24.02.2006  –  25 Beiträge
HILFE! Wie macht man einen "Röhrenabgleich"? 6L6
pbangi am 06.04.2006  –  Letzte Antwort am 07.04.2006  –  4 Beiträge
Röhrenverstärker ohne 4/8Ohm Box
mart1n am 03.12.2007  –  Letzte Antwort am 10.12.2007  –  6 Beiträge
8Ohm Lautsprecher an 16Ohm Röhrenamp bedenklich?
cipher_ am 07.07.2010  –  Letzte Antwort am 10.07.2010  –  6 Beiträge
Welche Lautsprecher für Röhrenverstärker?
Föcke am 25.10.2008  –  Letzte Antwort am 25.10.2008  –  4 Beiträge
Röhrenamps - Pflegefrage.
stoske am 26.06.2006  –  Letzte Antwort am 04.08.2006  –  33 Beiträge
8Ohm Lautsprecher an 4Ohm Anschluss
Nertsch am 26.09.2014  –  Letzte Antwort am 26.09.2014  –  5 Beiträge
Foren Archiv
2018

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder927.564 ( Heute: 16 )
  • Neuestes MitgliedVitol
  • Gesamtzahl an Themen1.555.927
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.648.596