Lebensdauer von Röhren?

Autor

Beitrag

Wolfgang_K.
Inventar

#1 erstellt: 03. Nov 2005, 00:01

Ich habe jetzt ein uraltes Radio von Grätz (4R/416) das noch supergut funktioniert. Dieses Radio wurde 1953 gebaut und meine Frage geht dahin ob es sein kann, das Röhren über 50 (!) Jahre halten, ohne das sie einmal gewechselt werden müssen. Ich kann mich nicht erinnern, daß dieses alte Gerät jemals eine Fachwerkstatt von innen gesehen hat. Dieses Radio stand zuletzt 10 Jahre auf einem Speicher, dort war es langeextremen Temperaturen ausgesetzt.

PS.: Vom Klang her immer noch akzeptabel. wußte gar nicht daß es in den 50igern schon elektrostatische Hochtöner gab....

TSF
Stammgast

#2 erstellt: 03. Nov 2005, 20:27

Hallo Wolfgang,

50 Jahre alte Radios (oder auch noch ältere) mit Originalröhren sind eher die Regel.
Das Thema "Lebensdauer von Röhren" ist hier schon mal ausgiebig diskutiert worden.
Kurz zusammengefasst: Wann man eine Röhre tauscht hängt davon ab, wann man sie als unbrauchbar erachtet. Ein Defekt im Sinne von Totalausfall (z.B. wegen eines durchgebrannten Heizfadens) ist eher selten.
Röhren für Heimelektronik wurden für eine Lebensdauer von etwa 3000 Betriebsstunden ausgelegt. Darüber hinaus wird die Einhaltung der Werte im Datenblatt nicht mehr garantiert. Unterschreiten dieser Werte bedeutet aber noch nicht den Ausfall des Geräts. Beim Radio wird halt langsam aber stetig der Empfang immer schwächer, weil die Hf-Verstärkerröhren nachlassen. Dein Modell hat aber genügend Reserven, um zumindest ein paar Ortssender immer noch gut zu empfangen. Deshalb bestand wohl nie die dringende Notwendigkeit eines Tauschs. In der Endstufe lässt die Basswiedergabe allmählich etwas nach, aber auch hier hat man genügend Reserven.
Der Eindruck kurzer Röhren-Lebensdauer entsteht bei Lektüre einiger Beiträge hier, die sich auf Röhren-HiFi-Verstärker beziehen. Da ist nach einigen Tausend Betriebsstunden unter Umständen ein Tausch angesagt, weil sich über die hochwertigen Lautsprecher die Alterung eher bemerkbar macht. (Es soll auch Leute geben, die so wahnsinnig gerne die Röhren ihrer Verstärker hin und her tauschen, dass sie darüber das Musikhören ganz vergessen. Aber hier im Forum gibt es solche Leute natürlich nicht, oder?

).

Zu den Temperaturen: Nun, da wirft ein Röhrengerät so schnell nichts um. So heiss wie im Innern der Röhre wird es auf dem Dachboden nie. Auch die anderen Bauteile kriegen von den Röhren einiges ab.
Kritischer als Röhren sind vor allem die Kondensatoren.
Falls Du das Gerät häufiger benutzen willst, solltest Du sie mal scharf anschauen, besonders die, aus denen eine teer- oder wachsartige Pampe herausläuft.
Auch mal die Steuergitterspannung der Endröhre messen. Die sollte null Volt gegen Masse betragen. Sonst den Koppelkondensator zur Vorstufe tauschen, damit die Endröhre auch die nächsten 50 Jahre hält

Gruss
TSF

[Beitrag von TSF am 03. Nov 2005, 20:30 bearbeitet]

Wolfgang_K.
Inventar

#3 erstellt: 03. Nov 2005, 20:33

Ich habe das Gerät aufgemacht und gründlich inspiziert. Die großen Elkos schauen äußerlich aus wie neu, ich habe lediglich mit einem Staubsauger den jahrzehnte alten Staub aus dem Gerät entfernt.

Danke für die qualifizierte Antwort....

TSF
Stammgast

#4 erstellt: 03. Nov 2005, 20:39

Die meisten Bauteile sind erst nach Abnahme der Bodenplatte zugängig. Da finden sich auch die wirklich kritischen Kondensatoren.

Gruss
TSF