Höherer Wirkungsgrad = Höhere Dynamik? Oder erzählte der Verkäufer Quatsch?

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DJ-Spacelab
Inventar
#1 erstellt: 07. Jul 2020, 09:23
Meine frage klingt vielleicht blöd, aber haben Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad wirklich mehr Dynamik?

Die frage kommt auf weil ich ja immer noch auf der Suche nach Kompaktlautsprechern bin. Also bin ich mal zum mittlerweile leider einzigen echten HiFi Geschäft das es hier auf dem Land noch gibt getiegert. Der Verkäufer versuchte mir unbedingt seine Klipsch RP-500M anzudrehen. Einerseits gefiel mir das direkte knallige Klangbild, andererseits war mir der Bassbereich zu schwach auf der Brust. Das sagte ich dem Verkäufer auch der die Klipsch dann mit den KEF Q150 verglich die ich selbst besitze. Die KEF klingen mir zu brav, zu zahm, die könnten mehr Pep vertragen. Deshalb will ich diese auch austauschen. Der Verkäufer meinte das die Dynamik mit dem höheren Wirkungsgrad zusammenhängt. Beim hin und herschalten zwischen den Klipsch RP-500M und den KEF Q150 waren die Klipsch gefühlt doppelt so laut. Also das diese einen hohen Wirkungsgrad haben war schon mal nicht gelogen. Aber steht das auch in direktem Zusammenhang zu der Dynamik? Er meinte: "Wirkungsgradstarke Lautsprecher folgen den kleinsten Informationen des Verstärkers viel genauer als Wirkungsgradschwache da sie ja viel empfindlicher sind".
sealpin
Inventar
#2 erstellt: 07. Jul 2020, 09:46
Ich glaube, da wird dem technischen Begriff "Dynamik" etwas angedichtet, für das der nicht steht:

Die Dynamik gibt das Verhältnis zwischen lautestem und leisestem Schalldruckpegel an.
Das ist m.M.n erstmal völlig unabhängig vom Lautsprecher und dessen Wirkungsgrad.

Der Klangeindruck von Lautsprechern ist hochgradig von deren Wiedergabe des Frequenzspektrums und vor allem des Abstrahlverhaltens des Lautsprechers geprägt.

Und btw. - Lautsprechervergleiche ohne exakte Pegelanpassung sind eh für die Tonne.

Diese Aussage hier:
"Wirkungsgradstarke Lautsprecher folgen den kleinsten Informationen des Verstärkers viel genauer als Wirkungsgradschwache da sie ja viel empfindlicher sind".
halte ich in der formulierten Art für Humbug.
DJ-Spacelab
Inventar
#3 erstellt: 07. Jul 2020, 10:05
Ich befürchtete schon das dieser Verkäufer Quatsch erzählt. Leider ist das der einzige Händler der (für mich) noch bezahlbare Lautsprecher in der Vorführung hat. Die anderen beiden geben sich mit Kompaktlautsprechern unter 1000 Euro gar nicht erst ab und der örtliche MediaMarkt hat vor ein paar Monaten sein "HiFi Studio" abgeschafft und verkauft nur noch Surroundsysteme.
sealpin
Inventar
#4 erstellt: 07. Jul 2020, 11:07
Männer (ich unterstelle mal, dass Du einer bist ) haben eine besondere Eigenschaft:
Männer können "weghören"

Was ich sagen will: ignoriere die "Werbeaussagen" des Händlers.

Weiterhin: sorge dafür, dass zu vergleichende Lautsprecher in der Lautstärke exakt gleich laut sind (geht nur mit Messen).

Kann der Händler das nicht leisten, dann ist dort ein Vergleichshören nicht sinnvoll.
stoneeh
Inventar
#5 erstellt: 07. Jul 2020, 11:41

sealpin (Beitrag #2) schrieb:
Die Dynamik gibt das Verhältnis zwischen lautestem und leisestem Schalldruckpegel an.


Richtig erkannt. Und deswegen ist die "Dynamik-Fähigkeit" eines Lautsprechers, diesen Unterschied originalgetreu wiederzugeben. So simpel wie möglich ausgedrückt soll der Lautsprecher möglichst hohe Pegel bei gleichzeitig niedriger Kompression und Verzerrungsgraden können.

Ein hoher Wirkungsgrad kann dabei helfen - aber auch ein Lautsprecher mit niedrigem Wirkungsgrad kann zu sehr viel Dynamik fähig sein, wenn die elektrische Belastbarkeit und der lineare Hub sehr hoch sind.
Kay*
Inventar
#6 erstellt: 07. Jul 2020, 12:39

Einerseits gefiel mir das direkte knallige Klangbild, andererseits war mir der Bassbereich zu schwach auf der Brust

ja genau,
dieser knallige Eindruck ("schnell", "dynamisch") entsteht gerne bei Verzicht auf Tiefgang.
Viele Wirkungsgrad-starke Ls (in der Historie oder auch PA) gehen nicht sehr tief runter.
Selbst ein Klipsch-Eckhorn würde ohne das starken Anregen der Raumresos
hinsichtlich Tiefgang schlecht aussehen.

Ich würde mich mit Alleinstellungsmerkmalen wie z.B. Wirkungsgrad nicht aufhalten,
sondern gleich raumakustisch denken,
sprich, Antesten möglichst zuhause, nachdem man seine Hausaufgaben erledigt hat,
z.B.
Raumsimu
www.hunecke.de

Auf der anderen Seite wird man über den gewünschten Max-Schalldruck bei akzeptablem Klirr nachdenken müssen:
tief runter, bei akzeptablem Klirr, bei hohem Schalldruck kostet halt mehr.
Rufus49
Stammgast
#7 erstellt: 14. Jul 2020, 15:23

Wirkungsgradstarke Lautsprecher folgen den kleinsten Informationen des Verstärkers viel genauer als Wirkungsgradschwache da sie ja viel empfindlicher sind


Im Prinzip schon richtig. Der Verstärker wird bei wirkungsgradstarken Lautsprechern weniger belastet, um ein sauberes Klangbild zu erreichen. Insofern sind wirkungsgradstarke LS mit guten Chassis sicher nicht von Nachteil. Chassis mit geringen mechanischen Verlusten (niedriger Rms-Wert) lösen besser auf, vor allem bei geringen Pegeln.
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