Dual CR1730: Aussetzer beider Kanäle bei lauter basslastiger Musik

Im Gegensatz zum CR1710 besitzt der CR1730 ja ein Lautsprecherschutz-Relais. Falls also die Schutzschaltung kurz anspricht, sollte man dies - auch wenn es wegen der Lautstärke nicht einfach ist - vielleicht bei geöffnetem Gehäuse hören. In der Werkstatt würde man die Spannung an beiden Kontakten der Relais-Spule messen. Bei angezogenem Relais ist ein Pin auf nahezu 0V. Beim Relais im aktivierten Schutzmodus sind dann beide Pins auf nahezu derselben Spannung (und die Differenz somit sehr gering).

Gibt es die Ausfälle denn auch bei Nutzung eines Kopfhörers?

Welche Fehlerquellen gibt es:
1. Ein defektes Relais, das die hohen Stromstärken wegen abgebrannter Kontakte nicht mehr korrekt verarbeitet.
2. Defekte Siebelkos - das sollte zwar eher zu Verzerrungen führen, aber ausschließen würde ich dies nicht. Es sind 2 Stk. à 6.800 µF 50V. Falls es noch die originalen sind, würde ich einen Tausch - ggf. auch gegen 8.200 µF 63V - vornehmen.
3. Der Lautsprecherwahlschalter. Auch hier kämen verschmutzte oder abgenutzte Kontakte infrage.

Grundsätzlich wäre also für die Diagnose wichtig, ...
a. was macht das Relais ... und
b. tritt der Fehler zeitgleich auf beiden Kanälen auf (dies würde dann eher für das Relais-Abschalten oder defekte Elkos sprechen).

p.s.
Service Manual :
https://elektrotanya.com/dual_cr1730_cr1710.pdf/download.html#dl

Hallo Carl,

danke für deinen Input

Ja, der Fehler tritt gleichzeitig auf beiden Kanälen auf, sprich: L+R Musik, 1 Sekunde L+R Totenstille, 2 Sekunden L+R Musik, 1 Sekunde L+R Totenstille usw.

Den Kopfhörer-Test habe ich noch nicht gemacht, werde ich mit einem alten KH machen und ohne ihn aufzusetzen

An das Relais denke ich bei Kanalausfällen natürlich auch, aber da 1. beide Kanäle gleichzeitig ausfallen und 2. die Probleme überhaupt erst bei lautstarker Musik eintreten - und nicht wie normalerweise bei leiser Musik bestehen und bei höherer Lautstärke ja eher verschwinden - hatte ich das als Fehlerquelle verworfen.

Ich werde das Relais jetzt aber ins Auge fassen, ein Testbetrieb wird allerdings schwierig, da es auf der Hauptplatine von darüber liegenden Platinen verdeckt wird. Da wird ein "Klick-Probehören" bei lauter Musik schwierig, bzw. der Funktion ohne Deckel zuzusehen.

Das SM hatte ich mir schon präventiv besorgt, danke dir aber für den Link

Nun ja, das LS-Relais kannst du vielleicht nicht hören, aber evtl. eine kleine LED parallel schalten. Wie ist denn die Schutzschaltung aufgebaut? Schaltet sie vielleicht immer beide Kanäle?

Laut SM steuern beide Kanäle über TR222 (rechter Kanal) und TR221 (linker Kanal) das LS-Relais RY201 an, je nach Schadensbild (Endstufendefekt oder LS-Kurzschluss).

Test mit KH ergab: ebenfalls Aussetzer bei hoher Lautstärke

Also stimmt doch etwas mit der Leistungsversorgung nicht, sprich die Spannung bricht zusammen, oder?

Wenn der Effekt auch beim KH auftritt, solltest Du ja nun hören können, ob die Relais dann abschalten.

Die großen Siebelkos sind trotzdem nicht sehr wahrscheinlich, weil ja deutlich weniger Leistung abgerufen wird, wenn die KH angeschlossen sind.

Du solltest einmal prüfen, ob Gleichspannung am Ausgang einer Endstufe anfällt.
Also Speaker A wählen und im Betrieb (Volume 0) 0 .. 2 V DC messen.

Ja, werde mal lauschen

Als nächstes werde ich die Testpunkte durchmessen.

Das Horchen ist schon erledigt: Ganz deutlich ist das Klacken zu hören, wenn man Volume aufdreht und das erneute leicht zeitverzögerte Klacken, nachdem man Volume runtergedreht hat.

Kann das jetzt wirklich an einem abgearbeiteten Schutzrelais liegen?

Oder arbeitet die Schutzschaltung fehlerhaft?

Dann ist nicht das Relais und auch nicht das Netzteil defekt. Die Schutzschaltung springt an, weil zumindest eine der Endstufen nicht ordnungsgemäß arbeitet.

Du solltest also als Erstes - wie schon geschrieben - auf Gleichspannung am Ausgang (= DC-Offset) prüfen.
Optimal sind Werte <10 mV DC - absolut fehlerhaft sind >100 mA.

Danach müsste man die Temperaturen prüfen.

Habe jetzt mal an VR201 und 202 den Ruhestrom auf knapp über 7mA eingestellt, lag auf beiden Kanälen deutlich zu niedrig.

Jetzt eine, ähem, naive Frage: Mit DC Offset am Endstufenausgang meinst Du die Anschlüsse eines LS am Terminal?

Ja. Wenn das Relais freigeschaltet ist, den Volumenregler auf 0 stellen und an den beiden LS-Klemmen jweils eines Kanals messen.
Aber aufpassen, dass Du dabei keinen Kurzschluss verursachst.

Zum Ruhestrom. Ein höherer Ruhestrom sollte das Problem eher verschärfen. Auch steigt der Ruhestrom mit zunehmender Betriebsdauer (Betriebstemperatur). Deshalb stellt man ihn üblicherweise erst nach 20-30 Minuten endgültig ein.

Ok, dann blicke ich durch

Ruhestrom habe ich im warmen Zustand eingestellt, das passt.

Moin,
ich wuerde erstmal alle Elkos in der Schutzschaltung tauschen. Wenn hier Zeitkonstanten nicht eingehalten werden, kommt es vor, dass die Schutzschaltung auf das Signal anspricht.
Habe nachgesehen, es sind nur zwei (C227, 228). Einer davon ist ein bipolarer Elko, schwer zu bekommen. Den ersetzt man am besten mit sowas:

https://www.reichelt...?&trstct=pos_3&nbc=1

Man wird ihn auf der Loetseite der Platine unterbringen muessen. Dieser Kondensator soll den Eingang der Schutzschaltung wechselspannungsfrei halten und ist wahrscheinlich im Moment fuer den Fehler verantwortlich. Der andere Elko ist ein 10µF. Kann 10µF/25V sein, ist damit reichlich mit Spannungsfestigkeit ausgestattet.

73
Peter

So, Offset gemessen mit 1,8 und 2,5 mV, also unauffällig

Ist es also tatsächlich die Schutzschaltung?

@Peter: Soll ich C227 und 228 auslöten und messen? Beide sind gut zugänglich, C227 ist ja ein Normalo, aber einen Bipolaren habe ich noch nicht gemessen, gibt es da einen Unterschied?

Moin,
du kannst sie ja mal ausbauen und messen(*). Aber Wiedereinloeten lohnt nicht, ersetzen.
Ob gepolt oder bipolar, fuer die Messung bedeutet das keinen Unterschied.

73
Peter

oder man hat sowas, gut geeignet, muerbe Elkos im eingebauten Zustand zu finden:
https://de.elv.com/e...mplettbausatz-047773

Der sollte auch auf die Platine passen:
https://www.ebay.de/...8:g:13AAAOSwpDdVaKXx

Hier noch ein anderes Angebot mit 50V:
https://de.rs-online...ndensatoren/5232763/

Sooo, C227 hatte 85undeinpaarzerquetschte, habe ihn gegen einen 50V Potentaten ausgetauscht, den ich noch da hatte

Aber C228: Treffer, Schiff versenkt, das Multimeter zeigt OL

Das war ein super Tipp, vielen Dank Peter

Danke dir, Carl, für die Ersatzteilrecherche, da werde ich bestellen.

Und dann bin ich gespannt, ob das der entscheidende Defekt war.

olimuc (Beitrag #18) schrieb:

Und dann bin ich gespannt, ob das der entscheidende Defekt war. :)

Das wird so sein. Wenn die Schutzschaltung keinen Grund zum Anspringen hat - die DC-Offset-Messung war ja okay - muss der Fehler in der Schutzschaltung selbst liegen.

Der Elko ist übrigens bestellt, ich werde nach dem Einbau berichten

Hallo Carl und Peter,

der Bipol-Elko ist heute angekommen, vor dem Einbau mit 103 gemessen, dann eingelötet und:

Sensationell, er funktioniert wieder einwandfrei

Und holla die Waldfee, was für ein Klang und was für eine Power

Als Pausenfüller hatte ich noch das Balance- und das Volume-Poti ausgebaut, zerlegt und gesäubert, weil ich mit der Funktion nicht ganz zufrieden war. Auch die laufen jetzt einwandfrei.

Vielen Dank für die super Unterstützung

Darauf jetzt ein Weissbier

Super! Dann gratuliere ich Dir und wünsche viel Freude mit dem Gerät!

Ich muss noch etwas löten. Danach mache ich mir dann auch eine Flasche auf ....



HG
Carl