HIFI-FORUM » Reparatur & Wartung » Hifi-Klassiker » Kenwood KA 9100, eine Wartung | |
|
Kenwood KA 9100, eine Wartung+A -A |
||
Autor |
| |
Broesel02
Inventar |
#1 erstellt: 16. Apr 2021, 19:37 | |
Wie ich hier ja schon mehrfach geschrieben habe bin ich ein Freund der Verstärker aus der Kenwood High- Speed Serie. Aber auch davor hat Kenwood wertige Geräte gebaut die zurecht immer noch beliebt sind. Einen solchen hatte ich nun neulich auf dem Küchentisch, einen Kenwood KA 9100. Er hat die beliebten "Zappelzeiger", zwei komplett getrennte Netzteile und ist mit mindestens zwei mal 90 Watt an 8 Ohm auch Leistungsmäßig schon gut aufgestellt. Dieses Exemplar hatte die üblichen altersbedingten Mängel: Krächzendes Potis und Regler, schlecht kontaktierende Schalter und der Klang erscheint einem auch schon etwas alterschwach. Also ab auf den Küchentisch Wenn man den Deckel abnimmt kann die getrennten Netzteil sehen. Diese Ansicht ist sicher noch verkaufsfördernd gewesen Wenn man weiter zerlegt stellt beim Anblichk von unten leider fest das auch in diesem Kenwood die Kabel furchtbar verlegt sind Es gibt zwar drei Steckverbindungen aber alle übrigen und damit die allermeisten Anschlüssen sind verlötet Um nun also an das Schaltgewerke heranzukommen muß man diese Platinen behutsam herausoperieren. Die Elkos sollen auch erneuert werden Na dann! |
||
Broesel02
Inventar |
#2 erstellt: 17. Apr 2021, 10:13 | |
Bevor es nun weitergeht einige Bemerkungen: Im Gegensatz zu den späteren Kenwood Modellen bei denen die Phonostufe meist direkt an der Phono- Eingangsbuchse untergebracht ist, ist bei diesem Modell die Phonostufe vorn untergebracht, die Platine ist wie als Sandwich hinter der Platine für den Tone Amp untergebracht. Auch der Phono- Platine ist auch die Umschaltung der Eingänge untergebracht. Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss daß alle Leitungen der Eingänge von den Eingangsbuchsen hinten nach vorne geführt werden müssen . . . . Hier ist nun der Ausschnit aus dem Schaltplan mit der Phono- Stufe. Zuerst der Eingangswahlschalter. Auch dieses Detail hat Kenwood später geändert. Später wurde der Eingangswahlschalter hinter die Phonostufe gelegt, damit ist der Schalter weniger empfindlich für Kontaktprobleme. Die Schaltung selber ist aufwendig: Eingangsdifferenzverstärker mit FET, ein zweiter Differenzverstärker und eine einfache nicht symmetrische Ausgangsstufe die auf eine Stromquelle arbeitet. Die beiden Transistoren der letzten Stufe hatten sich bereits so angestrengt daß ihr schwarzes Gehäuse hellbraun geworden war, ausgelötet hatten sie sich zum Teil auch schon. Ich habe sie ersetzt durch KSA1381/KSC3503. Ein kleines Problem noch: Der Kondensator Ci113/Ci114 aus der RIAA Entzerrung mit 0,0091uF also 9,1nF ist ein Styroflex Typ der aufgrund der großen Wärmebelastung bereits extreme Risse hat. Der sollte also ersetzt werden. Aber ich habe diesen Wert nicht gefunden. Am Ende ist es ein großer NOS Glimmer Typ geworden. Nicht meine Traumwahl aber der ist sicher Temperaturfest. Auf dem Bild ist der Kondensator noch nicht eingelötet, ich habe den erst recht spät bekommen. Man sieht auch das für die Widerstände der RIAA entzerrung teure Folientypen von Kenwood eingesetzt wurden. Zu der darüber liegenden Platine mit dem Tone Amp: Schaltungstechnisch fängt es stark an mit einem FET Eingangsdifferenzverstärker – aber danach geht es leider nur noch minimalistisch weiter. Die Eintransistor Grundschaltung ist der nun folgende Standard. Das bedeutet auch das es viele Kondensatoren braucht. Es ist also alles sehr eng bestückt auf der Platine mit dem Tone Amp. Dann wie üblich alle Schalter auslöten, zerlegen, reinigen, versiegeln, zusammenbauen und wieder einlöten. Die Schalter sind zum Teil unterschiedlich aufgebaut – auch wenn sie von außen gleich aussehen. Also hier nichts verwechseln! Die Potis ausbauen und im Ultraschallbad reinigen, trocknen, versiegeln und wieder einlöten demnächst dann weiter |
||
|
||
Poetry2me
Inventar |
#3 erstellt: 18. Apr 2021, 10:57 | |
Also diese Schalterzerlegung ist immer wieder beeindruckend. Für mich würde das Lupe und Pinzette erfordern und eine Reduzierung meines Kaffeekonsums. Aber ich weiß ja: Wenn man es einmal geschafft hat und den jeweiligen Schalter wieder quasi in Neuzustand hat, dann kann man sehr glücklich sein, denn es macht das Gerät wieder jahrelang brauchbar. Mit der Sprühdusche durch die Ritzen gelingt das häufig nur kurzfristig, weil man die festgebackenen Schichten aus hart gewordener Originalfettung und Oxyd und Staub nicht richtig entfernen kann. Die Abschirmungen sind bei diesem Gerät ja wirklich sehr konsequent überall eingebaut und aus massiv Eisenblech ohne Löcher. Das hat über die Jahre offensichtlich thermische Spuren hinterlassen. Ich drücke weiter die Daumen. Nachdem Du Dich der Platinen angenommen hast, sieht ja alles wieder langlebig und frisch aus. - Johannes [Beitrag von Poetry2me am 18. Apr 2021, 11:03 bearbeitet] |
||
Valenzband
Inventar |
#4 erstellt: 18. Apr 2021, 11:37 | |
In der Ausgangsstufe des Phonoteils wird mit gut 0.6W Verlustleistung je (TO92) Transistor geheizt. Vier kleine Hitzeteufel auf engem Raum machen gemeinsame Sache gegen die Platine |
||
Broesel02
Inventar |
#5 erstellt: 18. Apr 2021, 12:41 | |
Nachdem die Schalterei und Regelei nun abgehandelt ist müssen wir noch mal nach dem Netzteil und der Schutzschaltung schauen und auch die endstufe noch mal bedenken. Zuerst das Netzteil. Die 4 Siebkondensatoren sitzen ja optisch sehr gefällig am Trafo - der unter Teil verschwindet unter einem Blech. Von unten sieht man die Platine mit etlichen störrischen Kabeln dran In der Mitte, dort wo sich so viel Lötzinn anhäufelt, dort ist die Schutzschaltung untergebracht. Nicht erreichbar wenn man nicht die Netzteilkondensatoren auslötet. Ich habe bei Mouser diese Kondensatoren neu gefunden: der Durchmesser passt. die Lötfahnen stehen etwas dichter zudammen aber die fehlenden Milimeter kann man den Schlitz in der Platine mit einer kleinen Feile auffeilen so daß sie gut passen. Wenn die alten Kondensatoren draussen sind kann man die Kondensatoren der Schutzschaltung erneuern. Man kann sie mit der Pinzette positionieren und dann festlöten. Das ist echt ziemlich verbaut! [Beitrag von Broesel02 am 18. Apr 2021, 18:25 bearbeitet] |
||
Broesel02
Inventar |
#6 erstellt: 18. Apr 2021, 19:19 | |
als nächstes soll die Platine mit den Spannungsreglern und dem Schutzrelais überarbeitet werden. Dazu muß die Rückwand ab. Wenn man versucht die Rückwand abzunehmen scheitert man wieder an der Kabelage. Überall ist irgendein Erdungspunkt mit bis zu 1cm dicken Lötklumpen an der Rückwand verlötet. Und wenn die Rückwand ab ist - und die Front - haben die seitlichen Kühlrippen keinen halt mehr. Damit die Endstufenplatine keinen Schaden nimmt kann man das also auch gleich demontieren. Hier die Spannungsregelungen. Ich habe leider kein Foto Zwischendurch gemacht. Hier nur das Bild der eingeauten und überarbeiteten Platine Bei den Endstufenplatinen gibt es so viel auch nicht zu tun da Kenwood hier ein Hybrid für die Stromstufe eingesetzt hat Eingangsdifferenzverstärker mit Stromquelle Qe9. Am zweiten Differenzverstärker habe ich eine kleine Stromquelle mit einem LM334 statt des Longtailwiderstandes Re21/10kOhm. Sonst die wenigen Elkos erneuert, ein neue Zenerdiode spendiert. Die beiden 6,8kOhm Widerstände in der Gegenkopplung sind wieder die hochwertigen Filmwiderstände Jetzt gibt es noch etwas drumherum zu machen: Neue Lampen für die Zappelzeiger spendieren, eine Kaltgerätebuchse sollte der Verstärker bekommen und das Lautsprecheranschlussfeld soll vernünftige Kabel oder Bananenstecker aufnehmen können. Die Lämpchen in 8V/150mA habe ich nicht mehr bekommen. Ich habe 8V/250mA verwendet. Solche waren auch bereits als Austausch im Gerät verbaut. Lautsprecheranschlussfeld habe ich komplett in der Bucht passend gekauft. Nun also nur noch zusammenbauen und einschalten und . Tja, die Schutzschaltung hat freigegeben. Aber wenn man Tone defeat ausgeschaltet hat, also die Toneregelung eingeschaltet hat ist das Signal zusammengebrochen. Also muß ich hier noch mal bei: Es war ein Haarriß in einer Leiterbahn wie üblich beim Messen nicht festzustellen, sobald man mit der Meßspitze drückt ist wieder Durchgang da. Nachdem die Stelle gelötet war hat alles funktioniert wie es soll. Ruhestrom regelt das Hybrid Modul allein, der Offset liess sich problemlos einstellen und er driftet auch kaum. Nun kann dieser schöne Verstärker hoffentlich wieder 40 Jahre spielen Richard |
||
Kingbali
Ist häufiger hier |
#7 erstellt: 18. Aug 2022, 10:01 | |
Danke für die tolle Arbeit, der Verstärker verrichtet seitdem beinahe täglich seinen Dienst. Da ich ihn mehrmals habe konnte ich ausgiebig vergleichen und der revidierte klingt einfach unschlagbar gut im Vergleich zu meinem alten Erbstück. Mittlerweile befeuert er nicht mehr die ASW Lautsprecher sonder T&A Criterion TMR 160 MK II. |
||
KuweJohnnyVox
Neuling |
#8 erstellt: 29. Apr 2023, 11:48 | |
Wow was für eine tolle Arbeit. Ich wünschte ich könnte sowas auch. Ich bin auch Fan von den Kenwood Verstärkern und hätte tolle Ideen damit, mir Fehlt nur das know how für die Bastelei. Leider habe ich den KA-9100 noch nicht zu einen akzeptablem Preis bekommen. Aktuell habe ich einen KA-6100, lohnt es sich auch den so umfangreich zu warten? Lieben Gruß |
||
Broesel02
Inventar |
#9 erstellt: 02. Mai 2023, 20:54 | |
Das ist ja alles kein Hexenwerk - nur Arbeit. Dein KA 6100 würde durch ein Überholung sicher auch erheblich gewinnen. Aber wirtschaftlich ist das nicht. die Revision kostet mehr als der Zeitwert des Verstärkers. Denn im Moment bekommt man meistens den Gegenwert von solchen Überholungen beim Verkauf nicht zurück. Wenn der Verstärker bei dir spielen soll und du eine persönlichen Bindung daran hast ist die Situation anders. Dann solltest du das auf alle Fälle machen Richard |
||
KuweJohnnyVox
Neuling |
#10 erstellt: 03. Mai 2023, 05:01 | |
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich habe versucht dir eine PM zu schicken, aber das ging irgendwie nicht. Aktuell höre ich den Kenwood ganz gerne, mein Pathos Logos MK2 staubt schon zu 😀 |
||
KuweJohnnyVox
Neuling |
#11 erstellt: 03. Mai 2023, 20:41 | |
Vielen Dank für deine PM, kann dir leider nur nicht antworten. Hast du sonst eine Mail Adresse wo ich dich erreichen kann? |
||
|
|
Das könnte Dich auch interessieren: |
Kenwood KA-9100 Problem fryfan am 29.12.2009 – Letzte Antwort am 30.12.2009 – 4 Beiträge |
Beleuchtung Kenwood KA 9100 Micha8150 am 21.04.2012 – Letzte Antwort am 15.05.2012 – 14 Beiträge |
Kenwood KA 8100, 9100 bretohne am 19.07.2015 – Letzte Antwort am 22.07.2015 – 2 Beiträge |
kenwood ka 9100 peter_luedeke am 05.09.2018 – Letzte Antwort am 07.09.2018 – 4 Beiträge |
Kenwood KA 9100 Lautstärke-Poti Schnö am 13.10.2015 – Letzte Antwort am 23.02.2023 – 21 Beiträge |
Volume/Balance-Regler Kenwood KA 8100/9100 Micha8150 am 17.04.2012 – Letzte Antwort am 23.02.2023 – 9 Beiträge |
Wartung Kenwood KX-1100HX rowi am 25.08.2014 – Letzte Antwort am 15.09.2014 – 4 Beiträge |
Linker VU-Meter steht höher/ Kenwood KA 9100 Micha8150 am 15.05.2012 – Letzte Antwort am 18.05.2012 – 13 Beiträge |
Kenwood KA-5700 Ersatzlampe cpham am 17.06.2010 – Letzte Antwort am 18.06.2010 – 9 Beiträge |
Kenwood KA 4010 hermannxxl61 am 28.10.2008 – Letzte Antwort am 30.10.2008 – 7 Beiträge |
Anzeige
Top Produkte in Hifi-Klassiker
Aktuelle Aktion
Top 10 Threads in Hifi-Klassiker der letzten 7 Tage
- Kondensator ersetzen mit höherem Wert - zulässig?
- WD40 als Kontaktspray?
- Grundig R-2000 Mutingproblem
- Entstörkondensator- Beschriftung und deren Bedeutung
- Dreh - Lautstärkeregler defekt? reagiert falsch oder gar nicht Aiwa NSX AV 320
- Problem bei Reparatur von Pioneer CT 676
- Marantz / Superscope CD-302A Tape Deck
- "Tapedeck-Reparatur" Thread
- Welche Glassicherungen/Feinsicherungen Flink oder Träge ?
- Akai GX-260D-Überholung, Transistorersatztypen?
Top 10 Threads in Hifi-Klassiker der letzten 50 Tage
- Kondensator ersetzen mit höherem Wert - zulässig?
- WD40 als Kontaktspray?
- Grundig R-2000 Mutingproblem
- Entstörkondensator- Beschriftung und deren Bedeutung
- Dreh - Lautstärkeregler defekt? reagiert falsch oder gar nicht Aiwa NSX AV 320
- Problem bei Reparatur von Pioneer CT 676
- Marantz / Superscope CD-302A Tape Deck
- "Tapedeck-Reparatur" Thread
- Welche Glassicherungen/Feinsicherungen Flink oder Träge ?
- Akai GX-260D-Überholung, Transistorersatztypen?
Top 10 Suchanfragen
Forumsstatistik
- Registrierte Mitglieder927.950 ( Heute: 10 )
- Neuestes MitgliedHallodri111
- Gesamtzahl an Themen1.557.011
- Gesamtzahl an Beiträgen21.670.613