HK680 kratzt nur bei Klaviermusik und über LS

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from9to5
Neuling
#1 erstellt: 25. Jan 2022, 11:08
Hallo zusammen,
ich bin zwar neu im Forum hier , lese aber bestimmt schon seit mindestens 10 Jahren mit…
Zu meinem Problem:
Ich besitze u.a. einen harman kardon HK680, der eigentlich seit Jahren meine Visaton Atlantis Boxen hervorragend mit Musik aus meinem Audioplayer (Rhaspberry Pi mit ODAC Rev. B, zusätzlich getrennt stabilisierte Spannungen für Pi, ODAC, SSD und Volumio als BS) mit FLAC Qualitäten bis zu 24Bit / 96kHz versorgt.
Vor ein paar Wochen fiel mir ein kratzendes Geräusch im rechten LS auf, das ich aber auf eine schlechte Aufnahme zurückführte und das Ganze geriet in Vergessenheit. Nun hörte ich mal wieder ein Klavierstück und der rechte Kanal kratzt wie verrückt, aber nur bei Klaviermusik!!!
Sofort dachte ich an einen kaputten Hochtöner und tauschte erstmal die LS. Problem blieb. Daraufhin drehte ich am Balanceregler und Volumeregler (Klangregelstufe ist auf defeat gestellt) keine Änderung.
Das Musikstück kann ich auch ausschließen, ich habe noch unzählige andere gefunden (immer Klavier im Vordergrund), wo es auch auftritt. Der Audioplayer kann ausgeschlossen werden, beim Tausch der Kanäle bleibt das Problem rechts.
Über Kopfhörer tritt das Problem NICHT auf. Es sei denn, ich schalte die LS zu, dann ist es sofort da. Daraufhin habe ich die 2 ALPS LS Umschalter ausgelötet, zerlegt, gereinigt (Kein Kontaktspray nur Alkohol, Silberputztuch und nicht fusselndes Tuch zum Schluss) und alles wieder eingebaut. Problem bleibt. Nachdem ich wieder in den Schaltplan geschaut habe, fiel mir noch der integrated / seperated Switch auf, den ich aber auch ausschließen kann, ein Umschalten und Brücken mit einer Kabelverbindung behob das Problem nicht.
Hat jemand eine Idee und kann Hilfestellung geben?
Ich habe erstmal alle spannungsstabilisierenden Elkos auf Verdacht bestellt (außer die großen Netzteil Elkos, die sehen noch gut aus und bringen ihre Leistung beim Bass voll).
Die Elkos im Signalweg werde ich auch gegen hochwertige FC Typen von Panasonic wechseln und wo es geht, bei unter 10uF, durch WIMA MKS-2 Typen. Außerdem sind die 4 Spindelpotis für DC-Offset und Idle current bestellt. Wenn ich dort anfangen sollte zu tauschen, kommt es auf ein zwei Bauteile mehr nicht an.
Was könnte es sonst noch sein. Über erfahrene Hilfe wäre ich dankbar.
An Messequipment ist vorhanden: 4 Kanal Oszi, Signalgenerator, mehrere Universalmmessgeräte. Lötstation und Absaugpumpe sind vorhanden. Ich selbst bin Dipl.-Ing. Energietechnik, habe also etwas Verständnis für die Materie.
Gruß und schonmal Danke im Voraus
Thorsten
PBienlein
Inventar
#2 erstellt: 25. Jan 2022, 11:40
Hallo Thorsten,

da ein Oszi vorhanden ist, sollte der Fehler ja mit einem Funktionsgenerator im entsprechenden Frequenzbereich im Signalweg sichtbar zu machen sein.

Davon abgesehen, fällt mir spontan ein Defekt im BIAS-Kreis der rechten Endstufe ein. Ein ähnlich gelagertes Problem hatte ich einmal vor Jahren an einem alten Yamaha Transistor-Gitarrenverstärker. Der hörte sich eigentlich ok an, aber wenn man die Saiten ausklingen ließ, wurde der Sound im "Clean-Channel" immer verzerrter, je leiser er wurde. Defekt war damals eine spezielle Diode im BIAS-Kreis, die sich durch drei hintereinander geschaltete 1N4148 ersetzen ließ. Möglicherweise liegt hier ein ähnlich gelagerter Fall vor. Elkos würde ich bei so einem Defekt eigentlich ausschließen. Hier wird irgendein Transistor (vielleicht in einer Treiberstufe) nicht korrekt angesteuert.

Gruß
PBienlein


[Beitrag von PBienlein am 25. Jan 2022, 11:43 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 25. Jan 2022, 11:45
Kannst du den Lautsprecher als Fehlerursache ausschliessen?
from9to5
Neuling
#4 erstellt: 25. Jan 2022, 12:04
Hallo, Danke für die Antworten.
Den Lautsprecher kann ich definitiv ausschließen. Habe ich ja als erstes getauscht und der Fehler blieb auf der rechten Seite. Ich habe auch schon einen Sweep mit Signalgenerator bis 16kHz durchgeführt und der klingt völlig normal. Habe allerdings das Oszi noch nicht drangehabt. Das geht zeittechnisch erst am Wochenende.
@PBienlein: Also sollte ich erstmal DC Balance und Idle current überprüfen? Da warte ich dann aber erstmal auf die Spindel Potis, die Einstellpotis hatten nämlich damals bei meinem HK620 beim Einstellen das Handtuch geschmissen und hatten starke Kontaktschwierigkeiten. Da war mir fast die Endstufe durchgegangen.
Zum BIAS-Kreis gehören die Q401/Q403 oder liege ich da falsch?
Lennart777
Inventar
#5 erstellt: 25. Jan 2022, 12:06
Da das Problem nur mit Last (Lautsprecher) auftritt, kann der Fehler eigentlich nur in der stromverstärkenden Stufe liegen. Hierbei ist besonderes Augenmerk auf die Emitterwiderstände zu legen. Wenn einer davon zu hochohmig ist, klingt das wie beschrieben.

Grüße
Lennart
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 25. Jan 2022, 12:11
Das Lautsprecherrelais kannst du ausschließen? Klaviermusik hat ja einige Eigenarten. Sehr dynamisch, oft leise Abschnitte, gefolgt von lauteren Stellen. Sehr reiner Klang, jede Abweichung hört man.
Ein reiner Sinuston, ohne Amplitudensprünge ist daher nicht so gut geeignet.
from9to5
Neuling
#7 erstellt: 25. Jan 2022, 12:17
Danke Lennart, das ist schonmal ein guter Hinweis.
dann werde ich mal R481, 483, 485 und 487 je 0,22Ohm,3W durchmessen und/oder auf kalte Lötstellen prüfen.
@Ingor: Der HK680 hat kein LS Relais. Dort sorgt meines Wissens eine Mute Schaltung für das Abschalten beider Endstufen. Aber dort könnte ich den C92 mal auf Verdacht wechseln.
Valenzband
Inventar
#8 erstellt: 25. Jan 2022, 20:22
Im Servicemanual stehen jede Menge Spannungen, auch im Leistungsstufenteil, die man alle erst einmal nachmessen sollte bevor gelötet wird.
Da das Krächzen nur mit einigermaßen Last auftritt liegt Lennard sehr wahrscheinlich richtig mit seiner Annahme.
Außer den schon genannten Widerständen könnten hier auch die Basiswiderstände (flame resistant, Sicherungswiderstände mit "Warndreieck") hochohmig geworden sein. Die gibt es hier zahlreich, auch noch in den Unter-Versorgungsteilungen. Ausfälle wären nicht der erste Fall.
Trockene Elkos mit internem (Teil-)Schluß sind ebenfalls Kandidaten, hier insbes. C410, C414.


[Beitrag von Valenzband am 25. Jan 2022, 20:23 bearbeitet]
from9to5
Neuling
#9 erstellt: 26. Jan 2022, 10:00
Danke Euch für die Hilfestellung. Also der Fehler tritt auch schon bei kleinsten Lautstärken auf, geht beim Aufdrehen aber auch nicht weg. Nur wenn man die LS abschaltet und per Kopfhörer hört ist alles in Ordnung. Ich kann leider erst am Wochenende mit dem Messen anfangen. Werde mich dann erstmal auf die Spannungen in der Endstufe konzentrieren, sowie Ruhestrom und DC Balance checken. Ich glaube auch die Hinweise von Valenzband auf die C410 / C414 werde ich mir mal genauer ansehen. Leichtes Klopfen auf den Verstärker bringt auch nichts. Ich habe mir gestern noch eine rein akustisch aufgenommene Blues Session angehört und habe definitiv NICHTS feststellen können! Und ich habe 5 Jahre lang High End Geräte getestet und bewertet, aber so einen komischen Fehler, der nur bei Klavier auftritt, kenne ich nicht. Das kann ich mir nur mit der großen Dynamik erklären.
Auf jeden Fall gibt es erstmal genug zu messen. Ich hoffe mal nur, dass es kein defekter Treiber- oder Endstufentransistor ist.
from9to5
Neuling
#10 erstellt: 01. Feb 2022, 16:36

So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, mich dem Problem zu widmen.
Nach dem Aufschrauben habe ich erstmal festgestellt, das keine hellblauen Elkos und auch keine grünen verbaut waren, sondern ausschließlich braune 105°C ELNAs . Das sah beim HK620 noch anders aus.
Als erstes habe ich auf beide Kanäle 1kHz gegeben und am Ausgang gemessen. Egal, ob Sinus oder Rechteck, beides kam am Ausgang sauber an. selbst bis 25 kHz waren dort keine Abweichungen zu sehen.
Darauf hin habe ich den DC Offset gemessen, der bei beiden Kanälen unter 100 mV lag. Das Einstellen habe ich mir gespart. Bei der Ruhestrom Messung gab es allerdings eine Auffälligkeit: Links stand sie bei ca. 33 mV, rechts pendelte sie stark, so dass am Digitalmeter kaum etwas abzulesen war. Beim Einstellen auf 22 mV ging es links einwandfrei, der rechte Kanal zeigte mal etwas an, mal nicht. Da ich die Spindelpotis mit 500 Ohm schon liegen hatte, habe ich sie gleich eingebaut. Danach habe ich im Abstand von ca. 30 Min 3 mal auf 22 mV justiert. Je wärmer er wurde, desto leichter ging es. jetzt pendeln beide Seiten um ca. 0,5 mV hin und her, was ich aber als OK einstufe. Man braucht nur den Kühlkörper anzupusten, schon pendelt der Ruhestrom. Danach habe ich dann sofort 2 ältere LS angeschlossen und was soll ich sagen: Fehler behoben. Da ich ja schon alles zerlegt hatte, habe ich zumindest noch in der Vorstufe statt der Elkos C501/C502 WIMA MKS-2 10 uF/50V eingebaut und die C401/C402, Eingang der Endstufe gegen neue 35V 105° FC Panasonic getauscht.
Von der Rückseite her habe ich dann gleich noch alle Lötstellen mit der Lupe und starker Lampe überprüft, aber keine kalten Lötstellen entdeckt.
Da ich keinerlei ausgelaufene Elkos entdecken konnte und alles bereits 105°C Typen waren habe ich erstmal auf ein komplettes Recapping verzichtet. Auch die 8200 UF Siebelkos machten noch einen guten Eindruck. Zu guter Letzt habe ich dann noch einen Sweep bei mittlerer Lautstärke von ca. 15 - 22000 Hz laufen lassen und gleich noch den Bass-, Höhen- und Balance-Regler geprüft. Signal wurde dabei parallel zu den LS gemessen. Es wurden keine weiteren Fehler festgestellt und auch das Klavier spielt jetzt wieder einwandfrei!
Fazit: Pendelnder Ruhestrom im rechten Kanal durch ein korrodiertes Trimmpoti führte zu den Verzerrungen beim Klavier.
Danke für alle Ratschläge!!!
Lennart777
Inventar
#11 erstellt: 01. Feb 2022, 17:02
Glückwunsch zum Auffinden des Fehlers!

Grüße
Lennart
Broesel02
Inventar
#12 erstellt: 01. Feb 2022, 19:16
Glückwunsch zur Efolgreichen Reparatur.

Ich dachte die defekten Ruhestrompotis gäbe es nur bei Kenwood. Aber es sind wohl auch andere Geräte betroffem

Richard
Valenzband
Inventar
#13 erstellt: 01. Feb 2022, 19:28
In diesem Gerät verhindert die "Logik" der Ruhestromschaltung wenigstens, dass bei vergammeltem Trimmer Rauchwolken aus der Endstufe aufsteigen.
Oft ist das Design an der Stelle ziemlich dumm, v.A. angesichts der oft minderen Qualität der Trimmer, die z.T. in offener Bauweise daherkommen.
Vlt. aber auch eine Methode zur aktiven Lebensdauerbegrenzung....
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