Yamaha 960 II Kondensatoren

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bobbaphatt
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 20. Mai 2022, 13:12
Hallo liebes Schwarmwissen!

Auf die Gefahr hin, dass genau diese Anfrage bzw. dieser Fall bereits schonmal beschrieben und auch gelöst wurde, bitte ich um Nachsicht. Ich bin ein guter Hörer und Bediener, jedoch kein Elektrofachmann.

20220512_222929

Auslöser der Recherche war die vor kurzem defekt gewordene Beleuchtung des Tasten. Alles andere war zu dem Zeitpunkt unauffällig, zumal das Gerät erst letztes Jahr durch Ehmler in Möhrfelden revidiert wurde.

Da ich derzeit keine Option habe und ebenso nicht willens bin wiederholt 200km durch die Gegend zu fahren habe ich das Gerät abgebaut und einem Freund gebracht der zumindest fundierte Elektrotechnikkenntnisse mitbringt, jedoch kein Hifi-Spezialist ist.

Nach Öffnung des Deckels entdeckten wir nicht nur Schmauchspuren am Deckel, sondern auch den dazu passenden und mittlerweile etwas aufgeblähten Kondensator (450V liegend, siehe Bilder). Der darauf ebenso abgebildete WIMA MP3-X2 sieht ebenfalls nicht mehr so prickelnd aus.

Beide würde ich gerne tauschen lassen wollen. Nun zu meiner eigentlichen Frage.
Muss oder sollte man hier auf Originalteile zurückgreifen oder gibt es auch gute (oder vielleicht bessere) Alternativen?

In der Bucht habe ich sowas gefunden:
https://www.ebay.de/...d:g:5OQAAOSw35dgWeb5

Was den liegenden 450er angeht, habe ich bisher nichts richtiges finden können. Mein Bekannter ebenso wenig.

Würde mich sehr über Hilfe und Hinweise freuen, herzlichen Dank!
Adalbert
Poetry2me
Inventar
#2 erstellt: 20. Mai 2022, 14:38
Zu genau diesen Kondensatoren gibt es hier im Forum bereits ausführliche Reparaturberichte und auch (teils intensive) Diskussionen

Die Modelle
Yamaha A-960
Yamaha A-960 II
Yamaha A-760

haben ein bis zwei "Besonderheiten" in der Konstruktion:
Das Netzteil ist nicht herkömmlich linear aufgebaut (Trafo+Gleichrichter+Siebung), sondern wird durch eine Art Phasenschnitt-Dimmer vor einem Trafo implementiert.
Um es noch schlimmer zu machen, hat man die Versorgung der Lämpchen mit der komplexen Phasenschnitt-Steuerung verbunden, so dass defekte Lämpchen bewirken, dass das Gerät nicht läuft.

Wichtig:
In dem Netzteil befinden sich mehrere Entstörkondensatoren, welche nach heutigen europäischen Standards Schutzklasse X2 sein müssen und (das war jedenfalls meine Meinung) zwei davon müssen sogar Klasse Y2 sein, da sie von Phase auf Gehäuse verbinden, also Personen gefährden können.

Wie man an dem Bild sehen kann, hat der Restaurator den - meist defekten - X2 Kondensator durch einen modernen Wima Kondensator ersetzt, aber die orangenen Entstörkondensatoren übersehen.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 20. Mai 2022, 14:39 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#3 erstellt: 20. Mai 2022, 14:45
Hier ging es um einen Yamaha A-960 (ähnlich dem A-960 II):


Yamaha A-960 schematic detail phase cut power supply critical capacitors marked


[Beitrag von Poetry2me am 20. Mai 2022, 14:47 bearbeitet]
bobbaphatt
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 20. Mai 2022, 16:22
Super, schon mal vielen Dank bis hierhin.

Wie es scheint muss dieser WIMA MP3-X2 also dann nicht mehr getauscht werden da die Schmauchspuren der Vergangenheit angehören, bevor das Gerät bei der Instandsetzung war.

Dieser orangene, hier nochmals abgebildet, ist also in jedem Fall fällig:
WhatsApp Image 2022-05-19 at 14.06.35

Kann und sollte denn dieser über Yamaha bezogen werden oder gibt es auch andere Bezugsquellen, oder sogar alternative Ware die ich unkompliziert beziehen kann?

Die Aussage, sobald die Beleuchtung ausfällt würde das gesamte Gerät nicht laufen, kann ich nicht bestätigen. Alles lief ganz normal ohne weitere Einschränkungen.

Ich habe aus der Bucht dieses Lampenset besorgt:
https://www.ebay.de/...a:g:KNMAAOSwyltZVrl6
Poetry2me
Inventar
#5 erstellt: 20. Mai 2022, 19:02
Ob dieser Kondensator mit 0,068µF (68nF) wirklich fällig ist, kann ich Dir nicht sagen. Diese orangenen waren jedenfalls robuster als die Rifa X2 "Knallfrösche" mit dem transparenten Plastikgehäuse.
Mehr Sorgen sollten einem die Elkos in dem Phasenschnitt-Netzteil machen.
Poetry2me
Inventar
#6 erstellt: 21. Mai 2022, 21:55
Den Fehler des Yamaha A-960 II müsste man wahrscheinlich in diesem Umfeld suchen:

Yamaha A-960 II schematic detail phase cut power supply

Rechts oben ist die Spannungssteuerung des Netzteils untergebracht.

- Johannes
olimuc
Inventar
#7 erstellt: 22. Mai 2022, 00:19
Zwischenfrage an Johannes:

Ich hatte meinen 960 II letztes Jahr Instand gesetzt, unter anderem war die Beleuchtung defekt. Die hatte ich als letztes repariert, aber der Verstärker lief soweit ich das weiß trotzdem.

Warum funktioniert das Gerät ohne intakte Beleuchtung nicht?
Poetry2me
Inventar
#8 erstellt: 22. Mai 2022, 09:30
Ich habe noch mal nachgesehen: Das betraf offensichtlich den A-960.


    Yamaha Service Bulletin

    BULLETIN NO.:  05-84
    DATE :         May 1984
    SUBJECT:       A-960 Amplifier

    PROBLEM:       Power won't come on, circuit checks out normal

    CAUSE:         Burnt out lamp in "Power" switch button, also in
                   "Main Direct" or "Disc" button when switch is
                   activated.

    REMEDY:        Replace burnt out lamp(s) and modify lamp circuit.

    MODIFICATION:  ...



- Johannes
olimuc
Inventar
#9 erstellt: 22. Mai 2022, 10:59
Ahaaa, danke dir!

Das ist allerdings eine dämliche Konstruktion
Poetry2me
Inventar
#10 erstellt: 22. Mai 2022, 21:23
Für "Model W = Western Germany" sieht die Phasenschnittsteuerung des Yamaha A-960 II noch etwas anders aus:

Yamaha A-960 II schematic detail A G B W model power supply phase cut section X2 Y2 capacitors marked


- Johannes
bobbaphatt
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 25. Mai 2022, 10:00
Guten Morgen!

Ich danke euch allen für eure Hinweise und Erfahrungen.
Gemäß dieser Liste würde ich gerne mal einen Rundumschlag machen und bestellen.
image001

Leider bieten mir die üblichen Verdächtigen wie Conrad, Reichelt oder Pearl keine passenden Teile.
Kann mir jemand eine gute Quelle nennen wo ich bestellen kann?

Danke!
Poetry2me
Inventar
#12 erstellt: 25. Mai 2022, 14:12
Mit der 40 Jahre alten Liste funktioniert das nicht.

Ich würde Dir empfehlen, moderne Kondensatoren der höchstmöglichen Qualität bzw. Schutzklasse einzusetzen, also impulsfeste MKP Folienkondensatoren, auch da wo damals Keramikkondensatoren verwendet wurden.

Aus diesem Grunde habe ich auch in meinen Schaltplan-Auszügen die farblichen Markierungen und eine Beschriftung mit X2 oder Y2 vorgenommen. Solche würde ich nehmen.

Schutzklasse X2 beispielsweise bedeutet, dass der Kondensator nominell für den dauerhaften Betrieb bei 275VAC (AC !!) geeignet ist. Allerdings muss bei X2 Kondensatoren JEDES EXEMPLAR vor dem Verkauf auf mindestens 1500VDC getestet worden sein. Hier geht es um Sicherheit.
Es gibt auch X2 Kondensatoren mit 305VAC oder 310VAC oder noch höher.

Schutzklasse Y2 ist noch rigoroser, weil es für Verbindung in Richtung Schutzerde und Gehäuse gedacht ist, welche von Menschen berührt werden.
Hier wird mit 2500VDC getestet

Weil X2 in großen Stückzahlen produziert werden, bekommt man sie oft günstig, allerdings gibt es dort auch FAKE Typen aus China, bei denen wahrscheinlich nur Polyester (MKT) statt Polypropylen (MKP) als Dielektrikum verwendet wurde und welche dann durch die vielen Schaltimpulse auf dem Hausnetz innerlich schnell korrodieren. Viele billige Steckernetzteile haben solche verbaut und mutieren dann nach einiger Zeit zu massive Störsendern.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 25. Mai 2022, 14:16 bearbeitet]
bobbaphatt
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 25. Mai 2022, 14:49
Danke Johannes, sehr fundierte Infos, klasse.
Kannst Du mir denn einen Hinweis geben wo man sämtlich betroffene Komponenten bestellen kann?
Valenzband
Inventar
#14 erstellt: 25. Mai 2022, 17:08
Zur Info: Die für X, Y Sicherheitskondensatoren geforderten Tests und Spannungsfestigkeiten sind etwas umfangreicher und es gelten andere Werte als genannt.

Die vorgeschriebene Test-Methode und -Reihenfolge nach EN 60384-14:2014 (ein neuerer Entwurf ist m.W. noch nicht verabschiedet) ist diese:

1. Impulsspannungsfestigkeit
X2 unter 1uF: 2.5kV mit 1.2us Anstiegszeit und 50us Abfallzeit auf 50%
X2 über 1uF: 2.5kV/sqrt(C in uF), mit 1.2us Anstiegszeit und 50us Abfallzeit auf 50%
Y2: 5kV mit 1.2us Anstiegszeit und 50us Abfallzeit auf 50%

2. Dauerspannungsfestigkeit
X2: 1.25 x Vnenn AC über 1000h bei max. Temperatur, zusätzlich jede Stunde 1000Vrms 50Hz über 100ms
Y2: 1.7 x Vnenn AC über 1000h bei max. Temperatur, zusätzlich jede Stunde 1000Vrms 50Hz über 100ms

3. Spannungsfestigkeit
Mindestens 1 Sekunde (darunter sind alle folgenden Werte nochmals mit 1.25 zu multiplizieren)
X2: 4.3x Vnenn (Messung mit DC Spannung) , Beispiel Vnenn=275VAC x 4.3 >>1182VDC (1200VDC)
Y2: 1500VAC (50Hz), oder 2250VDC
Y1: 4000VAC

Natürlich wird nicht jeder einzelne Kondensator getestet, sondern eine statistisch hinreichend große Zahl jeder Charge.


[Beitrag von Valenzband am 25. Mai 2022, 22:27 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#15 erstellt: 25. Mai 2022, 18:32
Ich würde es wieder bei den üblichen Elekrtronikversendern probieren, welche direkt bei den Herstellern kaufen.

Mouser, DigiKey, Farnell, etc.

Wichtig ist v.a. dass es MKP Typen sind, wenn nur irgendeine "Folie" ißoder "Film capacitor" erwähnt wird, dann kann es irgendetwas sein.

Aufpassen muss man bei manchen Entstörkondensatoren auch deswegen:
Manche haben einen eingebauten Serienwiderstand von z.B. 100 Ohm eingebaut. Da kann man nur als Funkenlöscher am Ein/Ausschalter verwenden. So etwas wäre hier in den meisten Positionen jetzt nicht zielführend.
Aber das sollte auch explizit draufstehen bzw. genannt werden.

- Johannes
Poetry2me
Inventar
#16 erstellt: 25. Mai 2022, 19:06
Ach ja:
Hier wären auch die großen Kondensator-Marken zu bevorzugen, nicht die chinesischen Günstig-Marken (meist gelbes Gehäuse, Gefahr dass kein MKP und evtl. schlechte Metallisierung)
EPCOS/TDK, WIMA, VISHAY, ...u.v.m.
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