KA-990 Sensoranschlüße - wozu?

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PBienlein
Inventar
#1 erstellt: 15. Dez 2010, 10:58
Hallo liebes Forum,

ich habe hier einen voll funktionstüchtigen und sehr gut erhaltenen Kenwood KA-990. Auf seiner Rückseite befinden sich zwei Buchsenpaare, die wie Lautsprecheranschlüsse aussehen, aber mit "SENSOR" beschriftet sind. Wozu dienen die und was bräuchte man für den korrekten Betrieb?

KA-990 Backpanel

Gruß
PBienlein
UweM
Moderator
#2 erstellt: 15. Dez 2010, 11:15
Das gehört zu einem von Kenwood später wieder fallen gelassenen System namens "Sigma Drive", welches mittels Sensorleitung zu den Boxenanschlüssen parallel zu den eigentlichen Lautsprecherkabeln letztere in die Gegenkopplungsschleife mit einbezieht.

Kenwood bot damals ein mehradriges Lautsprecherkabel gleich mit an. Natürlich kann man stattdessen auch in zweites Paar Kabel verlegen, welches auch dünner ausfallen darf.
Oder man lässt das einfach weg

Grüße,
uwe
PBienlein
Inventar
#3 erstellt: 15. Dez 2010, 18:55
Hallo Uwe,

vielen Dank für die Infos. Jetzt weiß ich wenigstens, wonach ich suchen muß und bin gleich etwas schlauer geworden. Für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen, hier ein Link: http://www.drmaudioht.com/Kenwood_SigmaDrive.htm

Zumindest meßtechnisch wurde offenbar der Sound besser. Nur hat es wohl keiner so recht gehört...

Gruß
PBienlein
AnyChris
Stammgast
#4 erstellt: 15. Dez 2010, 22:28
udn was bringt das? verstehe das System irgendwie garnicht :/
bukongahelas
Inventar
#5 erstellt: 16. Dez 2010, 07:59
Durch ein Boxenkabel fließt relativ viel Strom.
Dadurch gibt es einen Spannungsverlust wegen des Leitungswiderstandes.
Der Lautsprecher "hängt" also etwas "durch".
Wenn man nun ein extra Sensorkabel vom LS zurück zum
Amp hinzufügt, kann der Verstärker "messen", was
tatsächlich am LS ankommt.
So kann der Amp etwas "vorhalten", anders den Spannungsabfall
bzw die ohmschen Verluste des LS-PowerKabels ausgleichen.
Technisch sagt man das LS-PK wird in die Gegenkopplungsschleife des Amps einbezogen.
Dasselbe gilt auch für die Masseleitung des LS-PK.

Die Senseleitungen können sehr dünn sein, weil hier
kein Strom fließt (nur gefühlt wird).
Ich würde sie anschließen.

Diese Sense-Technik wird auch bei Netzteilen benutzt,
die Verbraucher über lange Strecken und dünne Kabel versorgen, um die Leitungsverluste auszugleichen.
Ein Amp kann man sich auch als Netzteil vorstellen,
dessen Ausgangsspannung sich musikabhängig dauernd ändert.

Wenn man in diese Senseleitungen noch zusätzliche Bauteile
(Widerstände/Spannungsteiler oder gar aktive Schaltungen einfügt, kann man Lautsprechern
ein fast ideales Verhalten anerziehen.
Stichwort definierte Mitkopplung bzw negativer Innenwiderstand der Endstufe.
Das ist dann der Schritt zur aktiv geregelten ServoBox.
Wenn man dann noch das SenseSignal direkt von der LS-Membran abnimmt, ist man da wo Philips Motional Feedback,
Backes & Müller und Restek bereits vor Jahrzehnten waren.

Leider hat sich diese Servo-Aktivtechnik nicht durchgesetzt,
der Nutzen war dem einfachen Konsumenten nicht zu vermitteln.
Technisch gesehen ist das eine Maßnahme, daß der Amp
die LS besser kontrollieren und exakter ansteuern kann.

Sowas ähnliches wie ESR Spurstabilisierung, ASR oder ABS beim KFZ. Elektronische Heizelmänner die die Mechanik bändigen.
Muß nich sein is aber besser.

bukongahelas
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 16. Dez 2010, 08:10
Hallo,

ich persönlich glaube, dass eine Gegenkopplungsschleife, in die die Lautsprecherkabel mit einbezogen sind, zur Instabilität verdammt ist. Steck da mal ein anderes als das Original-Kabel an, dann hat man völlig andere Kapazitäten und Induktivitäten mit in die Gegenkopplungsschleife eingebaut.

Ich möchte sowas nicht stabil kriegen müssen :-)

Bei Netzteilen ist es deutlich einfacher, weil man dort in den Senseeingang einfach einen Tiefpass mit sehr kleiner Grenzfrequenz reinlegen kann -> Stabilität wird durch Tiefpass erzwungen.
Solche Netzteilschaltungen mit Senseleitungen sind übrigens auch nicht zu selten eben NICHT richtig stabil.
Grad bei längeren Leitungen und leistungsgeregelten Verbrauchern kommt da schon mal leicht in instabile Regionen.

Gruß
Bernhard
bukongahelas
Inventar
#7 erstellt: 16. Dez 2010, 08:34
Der Ausgangswiderstand einer Endstufe ist ja sehr gering,
je nach Strompotenz.
Das Sensekabel hat nur wenige y oder mH , nur wenige pF.
Damit müßte die Endstufe locker fertig werden, verglichen
mit den L und C der passiven LS-Weiche die da auch noch dranhängen.
Die Kenwood Ingenieure werden das wohl entsprechend stabil
konstruiert haben.
Man könnte es ja auch mit Oszi und Rechtecksignal nachprüfen, "Differenzialnadeln" zeigen, daß mans
übertrieben hat, "runde Ecken",daß noch was geht,
"schöne Rechtecke",daß es optimal ist.
Klar: Wenn mans mit der Mitkopplung übertreibt, gerät
das Regelsystem ins Schwingen.
Hatte ich mal bei einer AktivBox Restek Optima.
Hatte ein Trimmpoti für den Grad der Mitkopplung,
wirkte sich baßverstärkend aus, allerdings um den Preis
der max Hörlautstärke, weil der Treiber an seine mech
Grenzen kam. Im moderaten Lautstärkebereich klang die
Minibox wie eine wesentlich größere.
Wenn ich diesen Amp hätte, würde ich interessehalber
versuchen, was passiert, wenn man via Spannungsteiler
nur einen prozentualen Anteil (zB 80%) der Endstufenausgangsspannung auf den Senseeingang zurückführt.
Ich vermute Erweiterung der unteren Grenzfrequenz und
bessere Impulskontrolle.
Soweit ich las sind die Lageregelungen von Flugobjekten
die Königsdisziplin der Regeltechnik.
Und auch die sind schwingsicher, sonst hätte kein
StealthBomber Baghdad plattgemacht.
Dagegen erscheint die Kontrolle einer LS-Membran ein
simples Problem.
bukongahelas
AnyChris
Stammgast
#8 erstellt: 16. Dez 2010, 14:37
wow, bukongahelas, Dankeschön für diese tolle Erklärung. So hab auch ich das System verstanden und auch zugleich für gut empfunden
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