Harnoncourt Bonmot über Karajan & Porsche: Wer kennt es?

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Domspatz
Neuling
#1 erstellt: 27. Mrz 2006, 19:23
Hallo!

Die liebe ich besonders - zum ersten Mal da und schon Wünsche haben

Ich habe eine große Bitte:



Nicolaus Harnoncourt konnte auf Bestreben von Herbert von Karajan jahrelang nicht bei den Salzburger Festspielen auftreten.
Grund dafür war anscheinend ein falsch wiedergegebenes Zitat von Harnoncourt.
Er wurde vom Interviewer gefragt, wo er Karajan für groß und fähig einschätze, und er hat anscheinend geantwortet: "im Porschefahren", was ihm die Ächtung in Salzburg einbrachte.
Ich habe die Geschichte vor Jahren entweder im Profil oder in den Salzburger Nachrichten oder...... ich weiß nicht mehr wo, gelesen.
Ich würde die Geschichte samt Beleg dringend brauchen.
Ich suche schon den ganzen Tag im Internet, aber Harnoncourt, Karajan und Porsche führen nicht zum richtigen Ergebnis.
Hat jemand von euch eine Ahnung oder kann mir bitte weiterhelfen?

Vielen Dank

Domspatz
Sir_Vival
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 28. Mrz 2006, 10:13
Dass Karajan Porschefahrer gewesen sein soll, das halte ich schlichtweg für ein Märchen. Seine Kragenweite waren Ferraris und Maseratis. Mit einem Proletenauto wie Porsche hat er sich mit einiger Sicherheit der Behauptung nicht abgegeben.

Das Interview stand seinerzeit im Spiegel (schon viele Jahre her). Es drehte sich im Wesentlichen um die Begründung seiner historisierenden Aufführungspraxis von Barockmusik (Nur Herr Harnoncourt wusste, wie Musik im Barock geklungen hat). Dann stellte der Interviewer die alles entscheidende Frage: "Was halten sie von Karajan?" Ich erinnere mich noch recht gut an den Wortlaut der Antwort. Harnoncourt sagte: "Herr Karajan kann wohl schnelle Autos fahren, aber dirigieren kann er nicht." Er hat dann schnell gemerkt, dass es wohl nicht opportun war, einem so mächtigen Mann auf die Füsse zu treten. Salzburg, ade, war dann die Devise. Schallplattenaufnahmen mit grossen Firmen wie DG oder EMI waren erst nach Karajans Ableben möglich.

Herr Harnoncourt ist aber auch ein eitler Klugschnacker der ersten Kajüte und ein typischer Wiener Grantler. Seine Interpretationen klingen zwar beim ersten Hören interessant, aber dann merkt man, hier dirigiert leider jemand mit dem Holzhammer. Ich will ihm damit keineswegs höchstes musikalisches Streben absprechen, allein, seine Ergebnisse sind mit Verlaub ein Fliegenschiss.

Ein ganz fieses Beispiel in diesem Zusammenhang ist seine Interpretation des Violinkonzerts von Schumann mit Kremer als Solisten. Ich habe seine Begründungen für die äusserst exzentrische Werkauslegung als Rundfunkinterview goutieren dürfen. 1) 2 musikalische Spinner hatten sich zu dieser Aufnahme gesucht und gefunden. 2) Das Ergebnis ist einfach grauenvoll. Mal reinhören und die CD dann als Frisbee benutzen ist eins. Zur Ehrenrettung von Karajan, solche Auswüchse hatte er bis zu seinem Tod, Gott sei`s gepriesen, doch verhindern können.


[Beitrag von Sir_Vival am 28. Mrz 2006, 10:35 bearbeitet]
MITRIDATE
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 28. Mrz 2006, 11:46

Sir_Vival schrieb:
Dass Karajan Porschefahrer gewesen sein soll, das halte ich schlichtweg für ein Märchen. Seine Kragenweite waren Ferraris und Maseratis. Mit einem Proletenauto wie Porsche hat er sich mit einiger Sicherheit der Behauptung nicht abgegeben.

Das Interview stand seinerzeit im Spiegel (schon viele Jahre her). Es drehte sich im Wesentlichen um die Begründung seiner historisierenden Aufführungspraxis von Barockmusik (Nur Herr Harnoncourt wusste, wie Musik im Barock geklungen hat). Dann stellte der Interviewer die alles entscheidende Frage: "Was halten sie von Karajan?" Ich erinnere mich noch recht gut an den Wortlaut der Antwort. Harnoncourt sagte: "Herr Karajan kann wohl schnelle Autos fahren, aber dirigieren kann er nicht." Er hat dann schnell gemerkt, dass es wohl nicht opportun war, einem so mächtigen Mann auf die Füsse zu treten. Salzburg, ade, war dann die Devise. Schallplattenaufnahmen mit grossen Firmen wie DG oder EMI waren erst nach Karajans Ableben möglich.

Herr Harnoncourt ist aber auch ein eitler Klugschnacker der ersten Kajüte und ein typischer Wiener Grantler. Seine Interpretationen klingen zwar beim ersten Hören interessant, aber dann merkt man, hier dirigiert leider jemand mit dem Holzhammer. Ich will ihm damit keineswegs höchstes musikalisches Streben absprechen, allein, seine Ergebnisse sind mit Verlaub ein Fliegenschiss.

Ein ganz fieses Beispiel in diesem Zusammenhang ist seine Interpretation des Violinkonzerts von Schumann mit Kremer als Solisten. Ich habe seine Begründungen für die äusserst exzentrische Werkauslegung als Rundfunkinterview goutieren dürfen. 1) 2 musikalische Spinner hatten sich zu dieser Aufnahme gesucht und gefunden. 2) Das Ergebnis ist einfach grauenvoll. Mal reinhören und die CD dann als Frisbee benutzen ist eins. Zur Ehrenrettung von Karajan, solche Auswüchse hatte er bis zu seinem Tod, Gott sei`s gepriesen, doch verhindern können.

Gottseidank! Endlich ein Mutiger! Endlich einer, der den genialen Maestro nicht in Grund und Boden verdammt!

Danke.
Domspatz
Neuling
#4 erstellt: 28. Mrz 2006, 11:48
@Sir_Vival:
aus der Unzahl von Dokumenten, die klar belegen, dass Karajan begeisterter Porsche Fahrer war, hier stellvertretend zwei:

http://www.artmode.at/aquarelle/karajan.htm

http://www.klassikakzente.de/page_10628.jsp

Ich war natürlich im Spiegel Archiv, den besagten Artikel habe ich - bis jetzt zumindest - leider noch nicht gefunden.

Domspatz


[Beitrag von Domspatz am 28. Mrz 2006, 11:53 bearbeitet]
Sir_Vival
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 28. Mrz 2006, 12:14
@Hi, Domspatz,

da enttäuscht mich Karajan ja noch nachträglich, dass er sich für das hausbackene Design von Porsche begeistern konnte.
Vielleicht als kleiner Hinweis: Es gibt alle Jahrgänge vom Spiegel als DVD (genau weiß ich das allerdings nicht). Hier könnte man den Artikel durch Stichwortscuhe möglicherweise finden.
Miles
Inventar
#6 erstellt: 28. Mrz 2006, 14:14
1997 hat Harnoncourt sich sehr positiv über Karajan geäussert:

"I must say that Karajan is misjudged today. The shadings he obtained during rehearsals were tremendous. Karajan worked hard to achieve this, to get razor-sharp entries of the winds, especially the trombones. He could obtain a very soft, melting sound, because we could always read what he wanted directly from his hands. He had very soft hand motions. What I found amazing with him was that he always saved up energy for a build-up. All musicians think they are giving all they have. But he always had something more. It was as if he turned on a reserve tank." (Die Zeit, March 1997)

http://www.unitel.de/uhilites/011299.htm

Bei meiner Google-Suche bin ich auf diese Klassikwitzeseite gestossen:

http://www.habenschuss.at/witzeseite.htm


Karl Böhm, Furtwängler und Karajan streiten sich, wer der beste Dirigent für Mozart ist.

Sagt Furtwängler: "Schaun sie sich die Kritiken an: Alles sagt, ich sei der beste Mozart-Dirigent."

Böhm fährt ihn an: "Das kann nicht sein! Mir ist im Traum der liebe Gott persönlich erschienen und hat gesagt: "Du bist der beste Dirigent für Mozart."

Springt Karajan auf und faucht: "Was?! Das soll ich gesagt haben?!


Harnoncourt, Hogwood und Gardiner stürzen gemeinsam mit einem Flugzeug über dem Atlantik ab. Wer wird gerettet?

Mozart.


Stell Dir vor, Harnoncourt ist tot.- (Pause, ernstes Gesicht).
Er starb im Krankenhaus.
An einer Blinddarmoperation.
Sie hatten historische Instrumente verwendet.
Sir_Vival
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 28. Mrz 2006, 14:41
@Miles,

kleine Änderung der Pointe des Furtwängler/Karajan/Böhm-Witzes:
Karajan sagt zu dem erstmal gar nichts.
Am nächsten Tag treffen sich die drei wieder. Sagt Karajan:"Du Böhmerl, heute nacht ist mir Gott auch im Traum erschienen. Der kennt dich überhaupt nicht"

Das Statement von Harnoncourt kam, da war Karajan schon 7 Jahre tot. Harnoncourt meinte wohl: De mortuis nil nisi bene. Na, das ist mir ja ein schöner Feigling.
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 28. Mrz 2006, 18:45
@Miles:
JohnD
Stammgast
#9 erstellt: 29. Mrz 2006, 19:34
Wieso ist Sir Vival denn eigentlich gelöscht??

Findet hier etwa Zensur statt?
Miles
Inventar
#10 erstellt: 29. Mrz 2006, 19:44
Er hat sich selbst gelöscht. Siehe "Mahler 5" Thread.
SirVival
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 29. Mrz 2006, 20:42
Nu Kinners,

kricht euch mal wieder ein, ich habe mich nur gelöscht, um den Strich aus meinem Nick loszuwerden.
MITRIDATE
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 30. Mrz 2006, 03:33

SirVival schrieb:
Nu Kinners,

kricht euch mal wieder ein, ich habe mich nur gelöscht, um den Strich aus meinem Nick loszuwerden.

Ist i. O. ,dass Du wieder mitmachst!
Aber bitte gesittet. Und nicht auf diese entwürdigende Art wie Du mit dem äusserst anständigen jungen Mann umgesprungen bist!!

Achte in Zukunft besser auf Deine Worte.

Dieser Meinung sind sicher viele hier.

Einen schönen Tag, mit noch schönerer Musik wünsche ich.
R.
SirVival
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 30. Mrz 2006, 07:12
Hallo Mitridate,

ich bin jemand, der sich immer, nicht nur einer höflichen, sondern einer äussert höflichen Ausdruckweise zu befleissigen beliebt. Kleine Abweichungen von dieser Regel mögen meinem jugendlichen Temperament anzulasten sein, jedoch nicht meinen Eltern, die stets höchstes Streben an den Tag zu legen wussten , damit ihr Sohn ein brauchbares Mitglied der menschlichen Gesellschaft werde. Vielleicht ist es ihnen gelungen, das walte Wotan.
Tommy_Angel
Inventar
#14 erstellt: 30. Mrz 2006, 10:08
Hab natürlich gleich mal geguckt...so schlimm war es doch garnit
Domspatz
Neuling
#15 erstellt: 01. Apr 2006, 13:48
Gibt es wirklich keinen Klassik-Kenner, der näheres über das Spiegelinterview mit Harnoncourt weiß?
Irgendwie kommt mir das ganze höchst merkwürdig vor.
Es gibt im Internet viele Hinweise auf das Zitat, das Zitat selber bleibt aber im Verborgenen.

Domspatz
SirVival
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 03. Apr 2006, 06:40
Hallo Domspatz,

wende Dich doch mal an die H.v.Karajan-Gesellschaft. Vielleicht kann man dir dort helfen.
JohnD
Stammgast
#17 erstellt: 03. Apr 2006, 09:46
Ich glaube in RONDO oder FONOFORUM mal ein Interview mit Harnoncourt gelesen zu haben, in dem er auf diese Geschichte Bezug nimmt. Ich glaube mich zu erinnnern, dass das Zitat auch richtiggestellt wurde.
Vielleicht stöbert mal jemand in den entsprechenden Archiven. Muss so ca. 1-2 Jahre her sein.
Albus
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 03. Apr 2006, 12:20
Tag,

nun, in diesem Interview beklagt Herr Harnoncourt, dass ihm einst von einem Journalisten etwas in den Mund gelegt worden sei; er habe es leider nie ausräumen können.

http://www.rodoni.ch/OPERNHAUS/NH/intervista1.html

MfG
Albus

NS: Zitat: "Dann hat mir ein Journalist negative Worte über ihn in den Mund gelegt. Es ist leider nie gelungen, das Mißverständnis auszuräumen."


[Beitrag von Albus am 03. Apr 2006, 12:22 bearbeitet]
SirVival
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 03. Apr 2006, 13:56
Nananana, da kommen einem ja gleich die Tränen. Hat denn Herr Harnoncourt damals (um es zeitlich einzugrenzen zwischen 1970-80) nicht die Möglichkeit gehabt, das Interview mit dem Spiegeljournalisten zu redigieren? Kann ich mir nicht vorstellen. In seiner eitlen Einfalt als Interpret auf Original-Instrumentarium fühlte er sich doch einem Weichspül-Dirigenten wie Karajan um Lichtjahre überlegen. Herrn Harnoncourts Einsichten in Musik konnte doch ein Technokrat wie Karajan nicht folgen. Heute dirigiert er in seiner eigenen Diktion nur noch die superguten Orchester. Schade, dass Karajan nicht mehr lebt, so manche ärgerliche Schallplattenproduktion von Herrn Harnoncourt wäre uns erspart geblieben.
So dolle waren seine Barockinterpretationen nun auch nicht: Allein der stur durchgehaltene Dreiertakt mit ostinater Betonung des ersten Taktteils im Einleitungschor zum Weihnachtsoratorium von Bach ist platterdings nur geeignet, dem Zuhörer die Nerven zu strapazieren.
Schuster bleib bei deinem Leisten, hätte man ihm zurufen mögen und säge weiter auf dem Cello rum anstatt die Welt als Dirigent zu beglücken.
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