Gibt's keine Klassik auf DVD ?

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Joachim49
Inventar
#1 erstellt: 17. Jun 2008, 21:44
Merkwürdig. Wenn man die diversen Beiträge auf dem Klassikforum liest, dann scheint es die DVD gar nicht zu geben. Vielleicht liegt es daran, dass sich hier relativ wenig Opernfreunde tummeln, aber es soll ja auch andere Genres auf DVD geben.
Das gute an der Opernaufnahme auf DVD ist natürlich, dass man den Text mitlesen kann (in diversen Sprachen) und dass man sich über die Inszenierung ärgern kann . Nach meinem Eindruck sind die Opern DVD's auch meistens billiger als die CD-Aufnahme, selbst bei identischen Tonaufnahmen. Und im instrumentalen Repertoire die Ausführenden nicht nur zu hören sondern auch zu sehen, kann ja auch reizvoll sein. Also lasst mal hier hören, welche Klassik DVD ihr lohnenswert findet oder warum ihr die DVD verschmäht.

Hier ein paar Empfehlungen aus meiner Erfahrung: Jacques Offenbach habe ich durch Minkowskis Aufnahmen erst richtig kennen und schätzen gelernt. Auf dvd gibt's 'La belle Helene', den 'Orpheus in der Unterwelt( (natürlich französisch) und 'La Grande Duchesse de Gerolstein'. Auch die Offenbach DVD mit An Sofie van Otter & Minkowski aus dem Pariser Theater Chatelet ist köstlich und gibt einen Einblick in Offenbachs Vielseitigkeit als Komponist. John Elliot Gardiners eigene Inszenierungen und Aufführungen von Cosi fan tutte und Figaros Hochzeit waren nicht nur ein Vergnügen zu hören sondern auch zu sehen. Neu in meiner Sammlung ist der Hamburger Wozzeck mit Bruno Maderna als Dirigent (es ist nicht auf der Bûhne gefilmt sondern in einer süddeutschen Kleinstadt). Was ich bisher gesehen habe ist auch sehr vielversprechend. Neben dem Hör- auch Sehvergnügen boten Rameaus' 'Les Paladins' (wo jeder Sänger von Ballet-pantomimen begleitet wird) - William Christie und Les Arts Florissants - oder Rameaus Platéé (Minkowski - Musiciens du Louvre.) Im Ramsch bei 2001 war Händels Oratorium Theodora in einer eindrucksvollen und provozierenden Neugestaltung von Peter Sellars (William Christie - Orch. Age of Enlightentment)
Aber da hier doch wenig Opernfreunde sind noch eine andere Empfehlung: Abbados Aufnahmen von Mahlersymphonien mit dem Luzerner Festspielorchester (ich weiss, dass nicht jeder diese Empfehlung teilen wird, aber für mich gehört Abbados Mahler zur Spitzenklasse).
Also, nun berichtet ihr mal von euren DVD-Erlebnissen.

mit freundlichen Grüssen
Joachim
STR
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 17. Jun 2008, 22:04
Hm, bis jetzt habe ich mir noch nie eine Oper komplett am TV angeschaut. Genau TV ;). Opern interessieren mich praktisch nicht (ausser vielleicht die Ouvertüren) und deshalb werde ich mir wohl keine DVD kaufen. Schostakowitschs Lady Macbeth (mit Jansons) habe ich zwar noch auf meinem DVD-Recorder, aber bisher habe ich da noch keinen Blick reingeworfen.

Anders sieht es bei Konzerten aus: Da nehme ich fleissig die Sendungen auf und schaue sie dann leider meistens doch auch nicht ;). Auch von Konzerten kaufe ich keine DVDs, da ich mir die Musik lieber nebenbei oder ganz ohne visuelle Einflüsse anhöre...


Joachim49 schrieb:
Abbados Aufnahmen von Mahlersymphonien mit dem Luzerner Festspielorchester (ich weiss, dass nicht jeder diese Empfehlung teilen wird, aber für mich gehört Abbados Mahler zur Spitzenklasse).


Gibt es die Sechste auf DVD? Habe sie live gehört und es wurde fleissig gefilmt. ARTE hat den Mitschnitt mal gesendet und wenn ich mich nicht irre, sollte der auf meinem DVD-Recorder sein.
Mellus
Stammgast
#3 erstellt: 17. Jun 2008, 22:24

Joachim49 schrieb:
[...] aber für mich gehört Abbados Mahler zur Spitzenklasse


Hallo Joachim,

Deine Einschätzung kann ich nur unterschreiben. Seit einer noch nicht allzu langen Weile gehört Mahlers 9. Sinfonie zu meinen absoluten Lieblingswerken. Und aus allen Einspielungen, die ich kenne (was nicht besonders viele sind), bildet diejenige Abbados mit den Berlinern eine Hälfte des Spitzenduos.

Aber zu Deinem Thema. Wie Du es in Deinem Beitrag schon geschrieben hast, eignet sich eine DVD in ganz besonderer Weise für die Aufzeichnung von Opern. Opern gehören im Allgemeinen nicht zu meinen Lieblingsgenres. Ausnahmen gibt es wie immer hier auch: Wagner mag ich gerne hören. Die einzige Opern-DVD jedoch, die ich besitze, ist die Bochumer Jahrhunderthallenaufzeichnung von Bernd Alois Zimmermanns Die Soldaten. Die Musikqualität dieser DVD (die über die Homepage der Ruhrtriennale zu beziehen ist) ist, soweit ich das mangels Vergleichsaufnahmen beurteilen kann, ausgezeichnet. Die reduzierte, aber gegenständliche Bühneninszenierung, die die besonderen Eigenschaften der Jahrhunderthallenbühne ausnutzt, lässt einen zugänglichen Einstieg ins Werk zu. Es ist aber harte Kost. Wenn man an einem warmen Sommerabend nach der Oper in angenehmer Gesellschaft noch einen Weißwein im Park genießen möchte, ist Die Soldaten sicher die falsche Wahl. Sie sind eher für einen Diskussionsabend darüber, ob die Welt ohne Menschen nicht besser dran wäre geeignet.

Die zweite DVD, die ich besitze, ist Légende d'Eer von Iannis Xenakis, die ich mir aufgrund eines
Beitrags von AladdinWunderlampe zugelegt habe. Wenn man die Surroundspur mit der Stereovariante vergleicht, sieht man ein, dass die DVD doch nicht nur für ein zusätzliches Bild gut ist, sondern in besonderer Weise für Raumklangeffekte genutzt werden kann. Also: neben Opern empfehlen sich die Möglichkeiten der DVD für "Surroundkompositionen".

Viele Grüße,
Mellus
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 17. Jun 2008, 23:02
Ich glaube ich bin einfach ein enorm fauler Mensch. Ich habe seit längerem einen DVD Rekorder, aber mir bis heute noch keine einfachen Klinkenstecker besorgt, um mal meinen DVD Rekorder an die Stereoanlage anzuschließen. An sich finde ich Operninszenierungen auch zu sehen doch auch schon reizvoll. Wirklich billige DVDs sind mir aber noch nicht untergekommen, möglicherweise aber auch deshalb, weil ich noch nicht drauf geachtet habe. Daß Joachim allerdings schreibt, daß DVDs eventuell sogar billiger sind, läßt mich hellhörig werden. Andererseits bin ich meistens musikalisch auf der Suche nach etwas ganz bestimmten. Und da zweifle ich eben daran, daß das Angebot, selbst bei Opern, so besonders reichhaltig ist. Das Wagnersonderangebot, bei dem ich zugeschlagen habe, der Puccini, mit dem ich spiele, waren doch wieder CDs.

Insgesamt muß ich aber sagen, daß ich selbst bei Opern das Bild eigentlich entbehrlich finde. Das Bild mag reizvoll sein, wenn man life in einer Oper sitzt. Will man jedoch die Musik hören, und will man sie vor allem wiederholt hören, finde ich das Bild eigentlich als störend. Aber bitte, ich habe mit Opern DVDs noch gar keine Erfahrungen gesammelt. Ich sollte aber trotzdem endlich mal meinen DVD Rekorder nicht nur an den Fernseher, sondern auch an die Stereoanlage anschließen. Zumal der Klanggenuß meines alten billigen Fernsehers wirklich sehr bescheiden ist.

Gruß Martin
Maastricht
Inventar
#5 erstellt: 19. Jun 2008, 10:18
Mich erstaunt auch das DVDs keinen Widerhall finden in diesem Forum.

Ich habe einige Musik-DVDs. Die meisten sind Opernaufnahmen. Ein Grund für mich um mit DVDs zu beginnen war der Gedanke an Opernaufnahmen, aber auch andere Musikfilmen.

Davor hatte ich schon viele Videoaufzeichnungen gemacht von TV-Aussendungen: Opern, Musik-Dokumentarfilme, ... - und auch jetzt zeichne ich noch dieses und jenes auf. (Leider kann ich Arte nicht empfangen, aber das ist ein anderes Thema.)

Zurück zu Opernfilmen. Sicher ich geniesse auch von reinen Musikaufnahmen und ausserdem kann ich davon auch geniessen wenn ich noch was anderes mache. Oper ist für mich mehr als nur Musik und die Inszenierung muss das auch verwirklichen. Oper ist doch eine Geschichte in Musik und Bild und wie jede Geschichte muss sie spannend sein und spannend erzählt werden. Dazu ist es auch wichtig die Geschichte folgen zu können. Das hängt ab von der Inszenierung, aber auch wenn man weiss was gesungen wird. Darum bin ich so froh das es heutzutage gebräuchlich ist in Opernhäusern 'Übertitelung' zu gebrauchen. Und ich habe gerade bei Opern (sowohl auf DVD als auf CD) eine Vorliebe für live-Aufnahmen.

Übrigens wie Joachim schon schreibt: DVDs bekommt man manchmal / häufiger billiger als cds. Das Schöne ist das gerade klassische Musik und Oper DVDs häufig (auch) eine PCM-stereo-Spur (1536 kbps, cd-kwalität) haben. Manchmal ist die Stereo-Wiedergabe besser, manchmal die Surround-Wiedergabe.


Einige DVDs von denen ich geniesse:
- La Traviata, met Solti en Gheorgiu,
- Otello, mit Domingo en Fleming,
- Tosca, met Domingo und Kabaivanska,
- Barbier van Sevilla, met Prey
- Recitals, z.B.: Bryan Terfel in Den Haag met Edo de Waart
- Masterclasses, von z.B.: Gergiev, und von Barenboim
- Dokumentarfilme, z.B. über Sviatoslav Richter, The Enigma (Film von Monsaingeon); und die Filme über Callas
...
...

Gruss, Jürgen
burki111
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 29. Jun 2008, 15:49
Hi,
der Grossteil meiner DVD-Sammlung besteht aus Musik-DVDs, doch der Anteil im "klassischen Bereich" ist recht bescheiden.
Warum dies?
Qualitativ ist zumindest das Bild häufig nicht wirklich überzeugend (die allermeisten Opern-DVDs kommen im 4:3 oder nicht anamorphen Pseudo-16:9-Format daher), der Ton gerne nur im Stereo oder (falls die technische Aufmachung mich befriedigen könnte) ist die Interpretation unter "aller Kanone".

Erklären kann ich es mir etwas dahingehend: Der Opernliebhaber wird von der Industrie anscheinend gerne als recht konservativ mit einem kleinen 4:3-CRT und Stereoanlage eingeschätzt.
Schade, dass hier die Chance - gerade bei der Oper und auch Ballet wäre ich gerne mit deutlichst mehr DVD-Material ausgestattet - seitens der Industrie vertan wurde.
So bleiben mir eher DVB-Mitschnitte von Arte, 3SAT oder dem ORF, die qualitativ meistens die Kauf-DVD übertreffen.
Gruss
Burkhardt
Maastricht
Inventar
#7 erstellt: 29. Jun 2008, 18:56
Hallo Burkhardt,

Deine Erfahrung deckt sich nicht mit meiner.
Sicher die alten Aufnahmen gibt es nur in 4:3 und Stereo, glücklicherweise dann jedoch häufig in PCM Stereo, aber das ist halt der historische Aspekt.

Die neueren Aufnahmen gibt es doch vielfältig in PCM Stereo und DTS und Bilformat 16:9. Dabei ist die Bitrate von DTS auch noch in mehr Fällen als bei z.B. Jazz DVD's 1536 kbps. Und wenn da eine Zwei Kanal Spur drauf steht ist das häufig mir einer Bitrate von 192 kbps. Und man muss schon Glück haben will die DD Spur 448 kbps haben.

Noch etwas anders:
Manche Musik-DVD's (Klassik und andere) höre ich lieber in Stereo, manche lieber in Surround. Das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem glaube ich vom Mix. Ausserdem habe ich es gerne das ich vom Zuschauerraum aus etwas sehe und nicht als Teilnehmer auf der Bühne (wie es bei manchen Surround-Aufnahmen der Fall ist; z.B. Diane Krall, Live in Paris [Jazz]). Da ist dann für meinen Geschmack zu viel Musikanteil auf die Surroundkanäle gelegt.

Mein Fazit: An den DVD's ligt's eher nicht. Wahrscheinlich aber an den Klassik Liebhabern.
Vor einigen Monaten hatte BBC Magazine anstelle der monatlichen cd eine DVD. Ich war froh damit, aber es kamen so viel negative Reaktionen das von einem neuen Versuch erstmal ist abgesehen.

Gruss, Jürgen
Schneewitchen
Inventar
#8 erstellt: 30. Jun 2008, 18:28
Ich besitze 200 Musik-DVDs(Klassik),fast nur Opern.
Mit dem DVD-Player am TV habe ich Bild und Ton,was bei Opern für mich optimal ist und wenn ich nur den Ton hören will, dann wird mit einem DVD-Universalplayer über die Stereoanlage abgespielt.
Ich glaube,daß viele Musikliebhaber an ihre Stereoanlage nur einen CD-Player angeschlossen haben und deshalb DVDs nicht über die Stereoanlage abhören können.Zumal den (Universal)-DVD-Playern nachgesagt wurde,daß sie CDs nicht so gut wiedergeben wie ein CD-Player.
Es gibt aber durchaus DVD-Player,die genauso gut sind wie CD-Player,vielleicht abgesehen von High End CD-Playern.
Ich kann nur jedem Hörer empfehlen,einen DVD-Player (vielleicht einen DVD-Universalplayer mit SACD und DVD-Audio Abspielmöglichkeit) an die Stereoanlage anzuschließen.
Dann kann man aus einem viel größeren Medien-Angebot auswählen.
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 30. Jun 2008, 20:25
Hallo Schneewittchen,

ich habe mir vor ein paar Tagen Kabel gekauft, um meinen DVD Rekorder endlich einmal an die Stereoanlagen anzuschließen und das habe ich dann auch gemacht. Die DVDs können also kommen, oder vielleicht auch ein mal ein paar schöne Opernaufführungen im Fernsehen.

Gruß Martin
Pilotcutter
Administrator
#10 erstellt: 30. Jun 2008, 21:56
Ich habe fast nur eine nennenswerte Klassik DVD, und das ist "Ein deutsches Requiem" von Brahms, mit C. Abbado mit dem BPO, Bryn Terfel und Babara Bonney.
TV schauen und Musik hören ist bei mir räumlich so getrennt, dass ich's nicht verbinden kann. Schaue die DVD's (resp. TV) nur via PC. Da ist der Klang nicht bes. gut. Ich hatte allerdings 'mal ein oder zwei Beethoven Sinfonien unter HvK, aber die haben mir überhaupt nicht gefallen. Das schien es nur um HvK zu gehen, eine beachtliche Zeit des Bildes wurde seinem Antlitz gewidmet, kurz bevor bspw. die Hörner einsetzten, hatte man die Hörner, bis auf die Ventile herangezoomt. Es gab fast nur Bilddetails, nie (oder nur sehr selten) ein Gesamt-Orchesterbild.


[Beitrag von Pilotcutter am 01. Jul 2008, 11:16 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#11 erstellt: 01. Jul 2008, 05:55

Martin2 schrieb:
Hallo Schneewittchen,

ich habe mir vor ein paar Tagen Kabel gekauft, um meinen DVD Rekorder endlich einmal an die Stereoanlagen anzuschließen und das habe ich dann auch gemacht. Die DVDs können also kommen, oder vielleicht auch ein mal ein paar schöne Opernaufführungen im Fernsehen.

Gruß Martin


Gratuliere!



Gruss, Jürgen
sigurt
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 13. Aug 2008, 15:25
hallo
habe mir vor kurzem die 4 jahreszeiten von Vivaldi auf dvd geholt im tonformat DTS und Dolbi Digital und muss sagen das klinkt super, besser als meine alten schalplatten und cd,s
vom sound her gibt es nix zu meckern,
bin sehr zufrieden mit der DVD.
wehm es interesiert.
die firma heist DVD International, hab ich auch des erste mal was von gehört von der firma.
und war sehr preiswert ich glaube 9.95 euro
Maastricht
Inventar
#13 erstellt: 13. Aug 2008, 18:49
Aus gegebenem Anlass:

Cecilia Bartoli, Maria, bei Decca, Doppel-DVD;
DTS-Spur (1536 kbps) klingt besser als PCM-stereo.

The Berlin Concert, Live from the Waldbühne, Domingo, Netrebko, Villazon; DG;
Surround besser als pcm-stereo.
Für den Abend an dem man keine einzige Denkarbeit verrichten will.

Donizetti, La Fille du Regiment, mit Dessay und Florez, Virgin-EMI. Vor allem Dessay ist unwahrscheinlich gut.

Gruss, Jürgen


[Beitrag von Maastricht am 13. Aug 2008, 18:49 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#14 erstellt: 15. Aug 2008, 06:37
Ich habe mich entschlossen ab und zu mal was über die DVD's zu schreiben, die ich mir ansehe.

Gestern abend war das Rossini, Il Barbiere di Siviglia, in der Ausführung mit Maria Bayo, Juan Diego Florez, Ruggero Raimondi, Teatro Real Madrid Orchestra, Gianluigi Gelmetti mir angeschaut.



Ging.

Bayo als Rosina nicht so passend (muss für mich den Eindruck eines Mädchens / einer Frau - unschuldig - machen, das ist bei ihr nicht der Fall);
Practiò als Bartolo macht einen zu jungen Eindruck; sieht ausserdem aus wie Max oder Moritz (von Busch);
Flórez singt und spielt hier besser als in Donizetti, La Fille du Regiment, mit Dessay. Seine Stimme passt gut bei dieser Musik;

die Inszenierung nicht besonder ansprechend, eine Mischung von modern und traditionel; aber die Oper muss mit Witz gespielt werden, hat ja viele Slapstick-artige Aspekte, die man schön ausarbeiten kann;

Kamera: manchmal zu viel close up in Momenten wo der Handelingszusammenhang sichtbar sein müsste;

Ton: DTS (765 kbps) gewählt. Ein angenehmer Surround-Klang, mit guter Ortung.

Layout Menu enz.: Ist auch eine Decca DVD; gleiche Menüführung als bei der Maria (Bartoli) DVD. In zweierlei Hinsicht positiv: einheitliche Oberfläche begrüsse ich; Oberfläche ist einfach und (darum) übersichtlich.

Mein Favorit bleibt darum:


Diese Ausführung mit Bartoli

steht hier schon 'ne Weile, muss ich mir noch anschauen.

Gruss, Jürgen
Maastricht
Inventar
#15 erstellt: 24. Aug 2008, 07:27
Gesternabend:



A Trail on the Water, ein Film von Bettina Ehrhardt, über die Freundschaft zwischen Abbado, Nono und Pollini, wobei (die Musik von) Nono im Mittelpunkt steht.

Schön mit welcher Intensität / Aufrechtheit hier über Musik gesprochen wird / Musik gemacht wird.

Stehe positiver gegenüber Pollini als bisher.
Einen positiveren Eindruck von Abbado zu bekommen als ich hatte, ist nicht gut möglich, war also eine Bestätigung. Auch wenn er spricht, macht er Musik - und im Sinne dieses Films: - auch wenn er schweigt. [Wann gibt es von ihm eine preiswerte, gut versorgte 'Gesamtausgabe' ???]

Nono - als Mensch - bleibt ein bisschen unterbeleuchtet und kontrovers.
Aber der Film macht Spass auf die Musik (die ich sonst nicht gespielt hätte) - und auf Venedig.

Wäre schön gewesen, wenn mehr Musik auf der DVD stehen würde. Der Film dauert eine Stunde und dann gibt es noch Pollini der zusammen mit Elektronik 'sofferte onde serene' spielt.

Gruss, Jürgen


[Beitrag von Maastricht am 24. Aug 2008, 08:32 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#16 erstellt: 24. Aug 2008, 08:21

Maastricht schrieb:
A Trail on the Water, ein Film von Bettina Ehrhardt, über die Freundschaft zwischen Abbando, Nono und Pollini, wobei (die Musik von) Nono im Mittelpunkt steht. [...] Aber der Film macht Spass auf die Musik


Hallo Jürgen,

das klingt appetitanregend! Ich denke, den Film möchte ich bei Gelegenheit (z.B. Monatsanfang) auch sehen. Nicht zuletzt, da ich in nächster Zeit eh mehr Nono hören möchte. Ich kenne ein wenig -- nur ganz wenig -- Spätwerk (das von Dir genannte ... sofferte onde serene ... (Pollini spielt mit Pollini auf Tonband), Contrappunto dialettico alla mente, Prometeo und Fragmente -- Stille, an Diotima). Das finde ich aber äußerst schwierig, wenn auch trotzdem irgendwie beeindruckend. Daher wollte ich erst mal mit älteren Stücken von Nono beginnen, in der Hoffnung, so leichter Einstieg in Nonos Klangwelten zu finden. Deine DVD verspricht da auch Hilfe.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht die Neuveröffentlichung von il canto sospeso, übrigens unter Abbado, von Interesse, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

Wenn Du mal mehr von Nono hörst oder siehst, lass es uns wissen!

Viele Grüße,
Mellus
Maastricht
Inventar
#17 erstellt: 24. Aug 2008, 08:39
Hallo Mellus,

Danke für den Tip. Das Stück kommt übrigens auch zur Sprache.

Gruss, Jürgen


[Beitrag von Maastricht am 24. Aug 2008, 08:39 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#18 erstellt: 24. Aug 2008, 19:12
Ich habe mir gestern die BBC DVD "Elgar's Enigma Variations" angesehen. Die DVD enthält zwei Teile: eine Konzertaufführung des Werks in der Kathedrale von Worcester (wie die Sosse) und eine Dokumentation von ungefähr 45 Minuten. Der Dirigent ist Sir Andrew Davis und es spielt das BBC Symphony Orchester. Die Dokumentation ist eher enttäuschend. Zwar verspricht die Hülle das Mysterium des musikalischen 'Puzzle' zu entschlüsseln - aber das ist ziemlich übertrieben. Was entschlüsselt wird ist gewiss kein Mysterium. Die verschiedenen Variationen haben als Titel Initialen oder 'Spitznamen' von Freunden/innen Elgars. Die Identität dieser Personen ist mit einer Ausnahme kein Geheimnis. Auf der dvd werden 9 der 14 Porträtierten näher vorgestellt. Dabei sieht man ein double Elgars von weitem durch die schönen englischen Landschaften spazieren, sieht ein paar verblichene Foto's der porträtierten Freunde und manchmal den Versuch die Personen nachzubilden. Eine Verwandte, die die Neigung hatte auf Melodien Elgars zu tanzen wird eine Rollerskate-Läuferin die in einem Park zu Elgar-Tönen tanzt. Wenn sich Elgar (vermutlich) an eine "Verflossene" erinnert, steht ein Mann traurig-verträumt auf einer Brücke und starrt ins Wasser. Nur ein Porträt ist gelungen: nämlich das des Hundes eines Freundes - da passt die Musik wunderbar zu der ausgelassenen Lauffreude des Hundes.
Ein wirkliches Rätsel ist nur die Variation bei der die Initialen durch *** ersetzt sind und der Titel 'Romanze' heisst. Da in der Variation aus Mendelsohns 'Ruhige See und Glückliche Reise' (heisst es so?) zitiert wird, nimmt man an dass die Dame eine grössere Seereise unternommen hat. Dafür gibt es zwei Kandidatinnen: eine Ex-Verlobte Elgars, die nach Neuseeland emigrierte und eine Freundin, die zur Zeit der Komposition nach Australien emigrierte. Welche es ist bleibt eine Geheimnis Elgars, das wohl nie gelüftet werden wird.
Aber die Enigma-Variationen tragen ihren Titel wohl kaum wegen dieses kleinen Geheimnisses, sondern wegen Elgars Behauptung, das eigentliche Thema der Variationen werde gar nicht gespielt (aber sei bekannt). Eine dvd , die verspricht das Geheimnis der Elgar'schen Variationen zu lüften, sollte dazu gewiss substantielles zu sagen haben. Aber das ist leider nicht der fall. Andrew Davis, der die Dokumentation spricht, singt ein paar Melodien, zu denen bei gutem Willen das Thema der Enigmavariationen passen könnte - aber er meint zugleich, dass dies reine Spekulationen sind, die nicht sehr glaubwürdig sind.

Wer die Enigmavariationen auf CD besitzt, braucht diese DVD nicht. Die Aufführung ist okay, aber auch nicht von der Art, dass man die dvd wegen der Aufführung kaufen sollte.
Allerdings sollte imho jeder Musikfreund eine Aufnahme dieses wunderbaren Werkes besitzen.
Freundliche Grüsse
Joachim


[Beitrag von Joachim49 am 24. Aug 2008, 19:15 bearbeitet]
analogue.glow-worm
Neuling
#19 erstellt: 14. Sep 2008, 09:00

Joachim49 schrieb:
Merkwürdig. Wenn man die diversen Beiträge auf dem Klassikforum liest, dann scheint es die DVD gar nicht zu geben. Vielleicht liegt es daran, dass sich hier relativ wenig Opernfreunde tummeln, aber es soll ja auch andere Genres auf DVD geben.
Das gute an der Opernaufnahme auf DVD ist natürlich, dass man den Text mitlesen kann (in diversen Sprachen) und dass man sich über die Inszenierung ärgern kann . Nach meinem Eindruck sind die Opern DVD's auch meistens billiger als die CD-Aufnahme, selbst bei identischen Tonaufnahmen. Und im instrumentalen Repertoire die Ausführenden nicht nur zu hören sondern auch zu sehen, kann ja auch reizvoll sein. Also lasst mal hier hören, welche Klassik DVD ihr lohnenswert findet oder warum ihr die DVD verschmäht.

Hier ein paar Empfehlungen aus meiner Erfahrung: Jacques Offenbach habe ich durch Minkowskis Aufnahmen erst richtig kennen und schätzen gelernt. Auf dvd gibt's 'La belle Helene', den 'Orpheus in der Unterwelt( (natürlich französisch) und 'La Grande Duchesse de Gerolstein'. Auch die Offenbach DVD mit An Sofie van Otter & Minkowski aus dem Pariser Theater Chatelet ist köstlich und gibt einen Einblick in Offenbachs Vielseitigkeit als Komponist. John Elliot Gardiners eigene Inszenierungen und Aufführungen von Cosi fan tutte und Figaros Hochzeit waren nicht nur ein Vergnügen zu hören sondern auch zu sehen. Neu in meiner Sammlung ist der Hamburger Wozzeck mit Bruno Maderna als Dirigent (es ist nicht auf der Bûhne gefilmt sondern in einer süddeutschen Kleinstadt). Was ich bisher gesehen habe ist auch sehr vielversprechend. Neben dem Hör- auch Sehvergnügen boten Rameaus' 'Les Paladins' (wo jeder Sänger von Ballet-pantomimen begleitet wird) - William Christie und Les Arts Florissants - oder Rameaus Platéé (Minkowski - Musiciens du Louvre.) Im Ramsch bei 2001 war Händels Oratorium Theodora in einer eindrucksvollen und provozierenden Neugestaltung von Peter Sellars (William Christie - Orch. Age of Enlightentment)
Aber da hier doch wenig Opernfreunde sind noch eine andere Empfehlung: Abbados Aufnahmen von Mahlersymphonien mit dem Luzerner Festspielorchester (ich weiss, dass nicht jeder diese Empfehlung teilen wird, aber für mich gehört Abbados Mahler zur Spitzenklasse).
Also, nun berichtet ihr mal von euren DVD-Erlebnissen.

mit freundlichen Grüssen
Joachim
analogue.glow-worm
Neuling
#20 erstellt: 14. Sep 2008, 09:35
Hallo, liebe HiFi-Gemeinde,
bin neu hier, habe gerade diesen Beitrag gesehen.

Also, da gibt es (auch Kaufentscheidungs-)Hilfe, nämlich das Buch »The Penguin Guide to Compact Discs and DVDs Yearbook ....«. Die Ausgabe für 2006/2007 wird z. Zt. gebraucht von Amazon-Kunden ab Euro 9,92 + 3,00 Euro Versand angeboten; die Ausgabe 2008/2009 erscheint noch in diesem Herbst und ist bei Amazon mit 40,99 Euro angekündigt - Vorsicht: Der deutsche Buchhandel liefert es über den Großhändler LIBRI für 34,00 Euro!
Näheres: ca. 1500 Seiten, informative Beschreibungen und Bewertungen (in einem wunderbarem Englisch, da kann man noch was lernen!).
Das Buch gibt es auch für Jazz (»Penguin Guide to Jazz ...«), auch neu in diesem Herbst, beim Buchhändler für 47, bei Amazon angekündigt 49 Euro).
Beide Titel sind m. E. für den Sammler unverzichtbar; ich kannte z. B. die LP »Stan Getz at the Shrine« nicht, hatte aber den Guide dabei, sah die LP mit 4 Sternen bewertet (höchste Bewertung), kaufte und war begeistert.
Die Guides bewerten auch die Tonqualität von CD-Reissues im Vergleich zu den Originalaufnahmen, so dass man Rückschlüsse
auf die entsprechenden Originalaufnahmen auf LP ziehen kann - wie gesagt, für Sammler eine große Hilfe, die einen vor vielen Fehlkäufen (Ebay, Flohmärkte ...) bewahren kann.
M. E. gibt es nichts Besseres, vor allem nichts Umfassenderes. Welche Ausgabe man sich auch zulegt, sie ist jeden Cent wert.

Euch allen viele Sucherfolge und Sammlerglück
- keep swingin' -
Eilhardt
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 14. Sep 2008, 10:28
Hallo Eilhardt,

herzlich willkommen hier und danke für den Tip. Ich habe den Penguin Guide, allerdings in einer älteren Ausgabe. Liebe es auch sehr darin zu blättern. Nicht nur die Bewertungen von Interpretationen sind wertvoll, man lernt auch einiges über Komponisten und Werke, die einem nie vorher begegnet sind. Wollte vor einiger Zeit einen neuen erwerben ( über zvab.com oder abebooks.de) bekam aber leider nur ein Jahrbuch. Da muß man aufpassen. Bei Gelegenheit versuche ich es noch einmal.

Gruß Martin
Mellus
Stammgast
#22 erstellt: 21. Nov 2008, 12:49
Hallo allerseits,

ich finde immer mehr, dass Oper auf DVD Sinn macht! Die drei Opern, die mich im Moment interessieren, sind Salome, Der Ring des Nibelungen und Tristan und Isolde. Von allen gibt es DVD-Produktionen zu kaufen und eben dies habe ich (ganz ohne Eile) vor.

Nach einigem Herumstöbern habe ich folgende DVDs im Auge:

Salome unter Sinopoli an der Deutschen Oper Berlin. Ich kann mir vorstellen, dass Sinopoli für den Stoff der richtige Mann ist.

Die Kupfer-Inszenierung des Rings unter Barenboim in Bayreuth macht einen phantastischen Eindruck!

Bei den beiden bin ich mir schon recht sicher, würde mich aber trotzdem über Kommentare (am besten Bestätigungen! ) freuen.

Bleibt der Tristan. Da gibt es eine Aufnahme unter der Regie von Heiner Müller. (!) Dirigent ist wieder Barenboim in Bayreuth. Müller klingt spannend. Wird aber bestimmt eine Dekonstruktion des Stoffes sein. Vielleicht nichts für den Anfang. Es gibt noch eine Ponelle-Inszenierung, die sieht aber ein wenig kitschig aus. An der Mailänder Scala hat sich Patrice Chereau am Tristan versucht. Aber Wagner in Italien? Ich weiß nicht.

Habt Ihr Erfahrungen mit den Aufzeichnungen und könnt etwas raten?

Vielleicht lohnt es sich sogar, noch ein, zwei Jahre zu warten, weil irgendwo eine verheißungsvolle Aufführung geplant ist und mitgeschnitten werden soll?

Viele Grüße,
Mellus
Joachim49
Inventar
#23 erstellt: 21. Nov 2008, 21:46

Mellus schrieb:

Aber Wagner in Italien? Ich weiß nicht.

Hat nicht der grosse Wilhelm F den Ring gleich zweimal mit italienischen Ensembles eingespielt?

Ring dvd's: am interessantesten finde ich die Chereau Inszenierung in Bayreuth (mit Boulez). Der Kupfer-Barenboim Ring is visuell ein bisschen karg, wenig auf der Bûhne los, aber viel Lichteffekte. Musikalisch aber erstklassisch (da bin ich mit Joachim Kaiser einer Meinung). Was ich von Schenk-Levine gesehen habe ist qua Inszenierung so konventionell, dass man sich darüber genauso ärgern sollte, wie über die Exzesse des Regietheaters (Stuttgart ?).

Die Salome habe ich mit Dohnanyi, da ist's meistens ziemlich dunkel auf der Bûhne. Wirklich empfehlen würde ich den visuellen Teil nicht, kann aber nicht vergleichen.

Tristan hab ich nur auf CD (und muss zu meiner Schande gestehen selbst die nie von Anfang bis Ende gehört zu haben - trotz Furtwängler).

Freundliche Grüsse
Joachim
Mellus
Stammgast
#24 erstellt: 21. Nov 2008, 23:56
Hallo Joachim,

danke für Deine Antwort.


Joachim49 schrieb:
Der Kupfer-Barenboim Ring is visuell ein bisschen karg, wenig auf der Bûhne los, aber viel Lichteffekte.


JPC ist so nett, viele Auschnittsschnipsel zur Verfügung zu stellen. Und ich finde gerade das, was Du anmerkst an der Inszenierung sehr reizvoll. Das verleiht dem Ring in meinen Augen ein Maß an Abstraktheit, das ihm (auch und endlich mal) gut ansteht.

Viele Grüße,
Mellus
Schneewitchen
Inventar
#25 erstellt: 22. Nov 2008, 15:03
Klassik auf DVD?
Und jetzt auch auf Blu-ray Discs!
Ohne Blue-ray Player geht es leider nicht.Die Preise sind im Bereich von 250-300 Euro.
Ob sich Blue-ray einmal durchsetzt und die DVD ablöst,sei einmal dahingestellt.
Und es wird gewiß noch einige Jahre dauern,bis man die jetzigen Musik-DVDs auf Blu-ray bekommen könnte.
Bis dahin kann man DVDs und Blu-rays kaufen und beides kann man auf einem Blu-ray Player abspielen.

Die Blue-rays im Bereich Oper und Klassik sind bisher noch gering,aber relativ preiswert.Manchmal sogar billiger als die DVD.Die Preise für DVDs im Bereich Oper und Klassik sind ja nicht gerade als niedrig zu bezeichnen.Aber die Preise von entsprechenden Blu-rays sind nicht teurer.
Natürlich kommt es -wie immer- darauf an,wo man einkauft.
Preiswert ist es zur Zeit bei www.amazon.co.uk .
Um die 25 Euro für eine (Musik-) Blu-ray.
Mozarts Figaro von der Dt.Grammophone als Blu-ray habe ich bei amazon.de-marketplace für 18,16 Euro bestellt.
Für mich macht es bei diesen Preisen Sinn,das neue Medium Blu-ray im Bereich Oper und Klassik gegenüber der DVD zu bevorzugen.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#26 erstellt: 25. Nov 2008, 01:21
Hallo Mellus und Joachim,


Joachim49 schrieb:
am interessantesten finde ich die Chereau Inszenierung in Bayreuth (mit Boulez). Der Kupfer-Barenboim Ring is visuell ein bisschen karg, wenig auf der Bûhne los, aber viel Lichteffekte. Musikalisch aber erstklassisch (da bin ich mit Joachim Kaiser einer Meinung)


Ich habe den Boulez-Ring auf CD und den Barenboim-Ring auf DVD. Über die Chéreau-Inszenierung, die ich nicht kenne, habe ich immerhin bei Wagner-Kennern wie Carl Dahlhaus und Hans Mayer sehr viel Spannendes gelesen; in musikalischer Hinsicht überzeugt mich Boulez' flüssiges, agogisch flexibles und erstaunlich transparentes Dirigat. (Die Qualitäten seines Zugriffs sind mir allerdings erst so richtig klar geworden, als ich im letzten Jahr den Ring live in der Kölner Oper gehört habe; da merkte man mal, was man alles NICHT hören kann...)

Barenboims Wagner ist im Tempo ruhiger und im Klang massiver - das mag bisweilen schwerfälliger als Boulez wirken, ist aber (da es insgesamt im Rahmen bleibt) manchmal durchaus imposant. Die Sänger haben sowohl bei Boulez als auch Barenboim ihre Höhen und Tiefen - was sich bei einem solchen Projekt zumal im live-Mitschnitt allerdings kaum vermeiden lassen wird.

Die Kupfer-Inszenierung habe ich schon lange vor der DVD-Edition irgendwann Ende der 1980er oder Anfang der 1990er Jahre als Jugendlicher im öffentlich-rechtlichen Spätprogramm bis tief in die Nacht verfolgt; mich hat sie damals wie heute sehr beeindruckt.

Ich finde Kupfers Bildsprache übrigens gar nicht so furchtbar karg; bei mir erzeugt Wagners Musik immer so viele Vorstellungen im Kopf, dass ich auf der Bühne gar nicht allzu viel sehen möchte - vor allem keine sich ringelnden Lindwürmer, hollywoodeske Riesenbabys und ähnliche Ungetiere, die im Theater zumindest auf mich sowieso nur unfreiwillig komisch wirken. Und dasjenige, was Mellus "Abstraktheit" nennt, ist wohl im Falle des Ringes dringend nötig, um dessen teils durchaus widersprüchliche Vielschichtigkeit nicht in eine falsche Eindimensionalität zu verwandeln: Immerhin bevölkert Wagner seine mythologischen Landschaften nicht nur mit allerlei Soziotypen des 19. Jahrhunderts, sondern immer wieder auch mit Gestalten, die gerade von der Couch des Herrn Freud gesprungen sein könnten; das spannungsvolle Nebeneinander von Schopenhauerscher Willensentsagung, Urgeschichte des Kapitalismus (lesenswert dazu ist immer noch George Bernhard Shaws vergnügliches "Wagner-Brevier"), Psychodrama, Heldenepos und Göttermythos ist wohl nur in einer Inszenierung zu bewältigen, die dem Zuschauer Frei- und Spielräume lässt, ohne sich dabei freilich in die Urteilsenthaltung zu flüchten - was Kupfer auch nicht tut; er findet vielmehr starke Bilder einer Endzeit, einer vom Menschen versehrten Natur, einer ausgehöhlten, sinnentleerten Gesellschaft, die in übersättigtem Desinteresse ihrem eigenen Untergang zuschaut. Und da Kupfer sowieso ein Mann der eindringlichen Personenführung, der ungemein körperlichen Gesten und Gebärden ist, die übrigens mit großer Genauigkeit und Sensibilität auf die Musik bezogen werden, besitzt diese Inszenierung auch ohne allzuviel Bühnengerümpel eine großartige rhetorischen Gewalt.

Ohne Chéreaus Inszenierung zu kennen, vermute ich freilich, dass der Chéreau/Boulez-Ring neben dem Kupfer/Barenboim-Ring durchaus sehens- und hörenswert bleibt. (Vom musikalischen Part weiß ich das sicher.) Wahrscheinlich muss man also auf die Dauer beide kennenlernen.



Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 25. Nov 2008, 01:27 bearbeitet]
rudi1
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 23. Feb 2009, 21:08
Liebe Freunde,

eine absolute "Pflicht-DVD" ist Cecilia Bartoli bei ihrem Auftritt in Paris mit Vivaldi-Liedern in Begleitung des Giardino Armonico-Orchesters.
Arthaus-DVD mit dem Titel "Viva Vivaldi".
Rudi
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