Stephan, Rudi: SACD bei Chandos....

Hallo Michael,

ich kenne nur die von dir genannte Koch Schwann. Ein tolles Violinkonzert, sehr eigenwillig, wie ich finde. Jedenfalls nichts von der Stange.
Ist die andere Interpretation von Chandos so viel anders?

Ich denke, es wird nicht mehr viele andere Aufnahmen geben. Wie gesagt, Rudi Stephan starb jung im 1. Weltkrieg und da sind nicht viele Werke zusammengekommen.

Gruß,
Ifukube

Hallo Michael,

Da mich die neue Chandos-Einspielung der Musiken für Orchester brennend interessiert (die 1. Musik für Orchester war ja, soweit ich weiß, bis jetzt noch nie auf Tonträger verfügbar), hätte ich gerne gewußt, ob sich die 1. und die 2. Musik für Orchester stark ähneln (also die 2. eine Art Bearbeitung der 1. Musik darstellt) oder ob es sich um grundverschiedene Stücke handelt.

Diese Musik gefällt mir immer besser.

Ja, Stephans Musik ist beim ersten Hören vielleicht nicht ganz so eingängig wie die seiner bekannteren Zeitgenossen, trotzdem ist er ein faszinierender, leider sträflich vernachlässigter Komponist, der stilistisch viel mit Schreker, Zemlinsky und Korngold gemeinsam hat.
Wie von Ifukube bereits erwähnt, hat Stephan - bedingt durch seinen frühen Tod - nur wenige Werke hinterlassen.
Hier einige Informationen zu Leben und Werk des Komponisten:

http://www.klassika.info/Komponisten/Stephan/index.html

Neben den 'Musiken für ...' und der Ballade 'Liebeszauber' für Bariton und Orchester (sowie einigen Liedern) gilt seine Oper in 2 Akten 'Die ersten Menschen', die Stephan glücklicherweise 1914 noch vollenden konnte, als sein bedeutendstes Opus. Leider gab es bis jetzt so gut wie noch keine Gelegenheit, sie auf Tonträger kennenzulernen. (Aufführungen gibt es ebenfalls höchst selten.)
Es existieren lediglich zwei Aufnahmen, von denen die erste - ein Radio-Mitschnitt des Hessischen Rundfunks von 1952 unter Winfried Zilligs Leitung - alle zwanzig Jahre einmal im Rundfunk gesendet wird, und die zweite von 1998 unter Karl Anton Rickenbachers Dirigat noch nicht auf CD erschienen ist, jedoch im kommenden Jahr 2006 beim Label CPO herauskommen soll, wobei ich trotzdem nach wie vor die alte Aufnahme wegen der hervorragenden Sänger (Otto von Rohr als Adáhm, Erna Schlüter als Cháwa, Franz Fehringer als Chabel und Ferdinand Franz als Kájin) bevorzuge. Aber, wie gesagt, wird die einzig greifbare Aufnahme, die ab Frühjahr 2006 erhältliche - zumindest klangtechnisch bessere - Einspielung von CPO sein.

Weiterhin noch viele schöne Stunden mit der wunderbaren neuen Errungenschaft!
Herzliche Grüße
Johannes

Hallo,
@ Tobias:
Die Aufnahme mit Maile als Solist klingt nur schlechter,
die Geige ist riesengross aufgebläht und das Orchester
wuchert dumpf im Hintergrund. Die hatten damals
wohl ein Phasenproblem....
Bei Kaler ist alles im Lot, super Klang.
Zur Interpretation kann ich nicht viel sagen bin ja
kein Geiger...ich finde beide gleich gut.

@ Johannes:
Die Ersteinspielung der Musik für Orchester 1 ist
ein eigenständiges Werk, hat mehr Wumms, eher Richtung Strauss
in manchen Bereichen...soll ich sagen plakativer?
Nicht so vergrübelt...
Die 2. Musik geht eher in Richtung Korngold wie erwähnt.

Die Anschaffung lohnt sich auf alle Fälle, trotz des bei uns kaum
bekannten Orchesters...den Dirigenten hatte ich vorher übrigens
auch noch nicht in der Sammlung.

Leider liegt mir Oper auf CD nicht so, vielleicht gibts ja mal ne DVD mit
den Menschen.

Danke für den Link zu Stephan.

Gruß
embe

Hallo,

zum Thema habe ich eigentlich nichts zu sagen. Ich grüble nur seit vorgestern, wie es kommen kann, dass ich meine (einzige) Stephan-CD (Zender) seit Jahren wieder mal auflege und Tags darauf hier ein Thread zum Komponisten erscheint........

Gruß,
Steff

Hi Steff,
es gibt keine Zufälle...
alles ist gewollt...oder auch nicht....
vielleicht stehen wir alle im Geiste in Verbindung...
evtl. war ich in einem meiner Vorleben du?
Wer weiss...
Welches Stück hattest du gehört?

Gruß
embe

embe schrieb:

Welches Stück hattest du gehört?

Hallo embe,

es war die Musik für Orchester in der oben erwähnten Aufnahme von Hans Zender.

Gruß,
Steff

Ist ja fein

Seit einiger Zeit ärgere ich mich immer mehr, dass ich nicht mehr Musik von Rudi Stephan auf CD habe, nur die Zender-Aufnahme (die mit den seltsamen Phasensprüngen...ansonsten ist die aber ganz gut).

Und nun das! Sogar die 1. Musik für Orchester. Habe die CD natürlich sofort bestellt, bin schon gespannt.

Für mich ist Rudi Stephan neben Schreker eine der wenigen Alternativen zur Neuen Wiener Schule. Stephans Musik klingt vertraut, ist aber doch völlig neu zusammengesetzt. Alles klingt durchdacht und durchgehört. Alles ist aus wenigen Keimzellen organisch entwickelt.
Höhepunkte klingen nie plakativ, sondern kraftvoll und zwingend. Sanftes klingt nie kitschig oder abgeschmackt. Auch nach häufigem Hören klingen die Musik für ORchester und die für Geige und Orchester immer frisch.
Das konnten nur wenige, darunter Beethoven.

Letztens die Koch-CD mit Werken von Heinz Tiessen gekauft. Auch gute Musik, aber da hört man eben, dass der Mann von Strauß kommt.
Woher hat Stephan seine Einflüsse? Mich würde mal die Musik von Sekles interessieren. Kennt die jemand?

Gruß,

JohnD

Hallo zusammen,



Ihr habt mich mächtig neugierig gemacht. Rudi Stephan war mir bislang kein Begriff, aber alles, was ich hier so erfahren konnte, hört sich für mich höchst interessant an. Deshalb habe ich mir diese (Hybrid-)SACD jetzt auch mal bestellt. Bin sehr gespannt!

Gruß Rolf

Hallo zusammen,

der thread bezog sich zwar ursprünglich nur auf die meiner Ansicht nach hervorragende Chandos-SACD, ich möchte dafür aber jetzt nicht extra einen neuen eröffnen:

cpo hat soeben eine Aufnahme von Rudi Stephans erster und einziger Oper "Die Ersten Menschen" veröffentlicht. Es singen in einem Live-Mitschnitt Siegmund Nimsgern, Gabriele Maria Ronge, Florian Cerny + Hans Aschenbach, es spielt das RSO Berlin unter Karl Anton Rickenbacher.

Bis zum 15.03.06 ist die Doppel-CD zum Sonderpreis von € 24,99 erhältlich, danach wird sie € 5,00 teurer sein:



Dazu ist in der jpc-Info zu lesen:

Zum Inhalt der CD: Das Mysterium eines (zu) Frühgestorbenen Er war gerade 27 Jahre alt, als er sein erstes großes Werk vollendete, die Oper, oder besser: das erotische Mysterium „Die ersten Menschen“. Es sollte auch sein letztes sein, denn ein Jahr später fiel er als Freiwilliger an der galizischen Front schon im ersten Kampfeinsatz. Rudi Stephan war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der vielversprechendsten Komponisten Deutschlands. Nicht zuletzt seine Musik für Orchester (1913)wurde zu einem oft gespielten Werk und machte seinen Namen bekannt. An seiner Oper arbeitete er von 1909 bis 1914, die Frankfurter Oper hatte das Werk schon für 1915 zur Uraufführung angenommen, der Anfang des Krieges vereitelte das. Das Libretto von Otto Borngräber schuf auf der Basis des Kain und Abel – Mythos´ eine Umdeutung ins psychologisch Archetypische, das –Otto Weininger lässt grüssen- stark zeitbehaftet ist. Stephans Musiksprache ist stark von dem Erlebnis der Elektra von Richard Strauss geprägt. cpo veröffentlicht den Live-Mitschnitt der Berliner Aufführung der lange verschollenen Originalversion.

Über die Qualität der Aufführung/Aufnahme ist mir noch nichts bekannt.

Gruß Rolf

Betreffend Rudi Stephan: Im Archiv meiner "Funkstunde" befinden sich einige Aufnahmen von Werken Stephans (Musik für 7 Saiteninstrumente, fast sämtliche Lieder, Musik für Orchester, Groteske ). Auf Vereinbarung mache ich (LEGALE!) Kopien in jeder gewünschten Technik (analog und CD)außer SACD.
Außerdem steht mein Archiv für biographische Informationen zur Verfügung. Johannes Bruening

Hallo Johannes,

vielen Dank für den Hinweis auf Dein Archiv und Deine freundliche Bereitschaft, Interessierten Aufnahmen und Noten von Stephans Werken zugänglich zu machen. Werde mich diesbezüglich bald einmal bei Dir melden. Bin nämlich im Hinblick auf die Gattung Lied in Stephans Oeuvre noch etwas unterversorgt.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich gerne einen Link auf Deine ausführliche und schöne Homepage über den Komponisten setzen:

http://www.funkstunde.com/de/musik.html

die mir u. a. bei der Vervollständigung meines Stephan-Werkverzeichnisses bereits gute Dienste geleistet hat.

Herzliche Grüße
Johannes