Schütz Edition bei Brilliant Classics

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salisburgensis
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Jan 2005, 16:13
Hallo Miteinander!

hat jemand schon Erfahrungen mit der Schütz Edition, die bei Brilliant Classics im Moment erscheint gemacht? Ich finde ja, dass es endlich mal Zeit wurde, dass sich ein Label dieses Komponisten in ausführlicher Weise, sprich Gesamtausgabe seiner Werke, annimmt. Fragt sich nur, wie die Qualität der Aufnahmen ist...

Thomas
Susanna
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 14. Jan 2005, 16:21

salisburgensis schrieb:
Ich finde ja, dass es endlich mal Zeit wurde, dass sich ein Label dieses Komponisten in ausführlicher Weise, sprich Gesamtausgabe seiner Werke, annimmt.

Hallo Salzburger, (Latein liegt mir so wenig!)

mein einziger Kommentar im Augenblick: Ja !!!

Es kann aber durchaus sein, daß später von meiner Seite noch mehr folgt.

Grüße,
Susanna
salisburgensis
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 14. Jan 2005, 17:02

Es kann aber durchaus sein, daß später von meiner Seite noch mehr folgt.


....ich bitte drum!
Susanna
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 15. Jan 2005, 00:12
Hallo salisburgensis,

Du meinst doch diese Schütz – Edition, Vol. 1 + 2 mit jeweils 5 Cds?

http://www.mh-koeln.de/0192d992a90fdf60e/

Leider habe ich sie (noch) nicht.
Bei 1&1 bekommt man sie für je 9 Euro. Das Label soll ja meist durchaus ansprechende Aufnahmen bringen. Bei dem Preis können auch Klassikeinsteiger kaufen.
Ich werde mir die Edition auf jeden Fall zulegen, obwohl ich so gut wie alles von Schütz habe, von verschiedenen Labels.

Eines meiner liebsten Werke sind die Motetten „Schwanengesang“ mit dem Countertenor Jochen Kowalski und der Cappella Sagittariana Dresden. Laut Beiheft tauchte das originale Stimmenmaterial dieses „opus ultimum“ erst Mitte der 1970er Jahre in Dresden wieder auf.

Schütz ist einer meiner Lieblingskomponisten. Sowohl von den Italienern Gabrieli und Monteverdi als auch von Orlando di Lasso beeinflusst, hat er doch seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Seine Schreibweise reicht von einfach gesetzten Weihnachtschorälen bis zu höchst kunstvoller Mehrstimmigkeit. Er hat ein besonderes Gespür für Dramatik, seine Musik richtet sich oft nach der Textaussage. Leider kennt man keine Oper von ihm, eine ist wohl verloren gegangen.

Warum er relativ schnell in Vergessenheit geriet, mag daran liegen, dass sich die Musikgeschichte so schnell voran entwickelte. Schütz galt lange nur als Vorgänger von Bach und Händel. Die sollen angeblich nicht viel von ihm gewusst haben. Für mich ist er auf jeden Fall nicht nur Mittler, sondern selbst ein Vollender.

Gruß,
Susanna
Susanna
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 16. Jan 2005, 09:27
Bei 2001 meine ich natürlich! ;-)
Susanna
salisburgensis
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 17. Jan 2005, 09:22
Hi Susanna!

Ich hab auch schon etliches von Schütz auf Silberlingen verewigt zu Hause stehen. (Ich mag besonders die Psalmen Davids, die noch ganz in der Tradition venezianischer Mehrchörigkeit stehen.) Mir geht es nun um Vervollständigung. Ich möchte aber auch nicht 08-15 Aufnahmen kaufen, daher meine Frage nach der Qualität. Ich habe von den Ausführenden (Cappella Augustana unter Matteo Messori) noch nie gehört und von den Leuten, die da mitmachen kenne ich auch nur einen Namen, nämlich den Harry von der Kamp. Der verspricht allerdings schonmal einiges, ich mag seine Stimme sehr.

Was Schützens Oper angeht, so ist wohl fast alles verloren. Man hat lediglich das Textbuch zu einer Daphne, die die erste Oper (1627) in deutscher Sprache gewesen ist. Die Noten dazu sind wohl bei einem großen Kirchenbrand vernichtet worden, zumsammen mit vielen weiteren Stücken von Schütz und anderen Komponisten.

Grüße von
Thomas
st.s.
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 22. Jan 2005, 21:19
Hallo Susanna, hallo Thomas,

habe mir auf Grund eurer bislang durchaus privaten Diskussion auch mal die 2001 Katalog zur Hand genommen und die fraglichen Boxen gesucht und nach suchen auch gefunden.

Wenn ich da bei der ersten Box die Symphoniae sacrae I/II und die Weihnachtshistorie und in der zweiten Box die Madrigale und die Cantiones sacrae sehe und dazu das meiner Meinung nach unbekannte Ensemble, bin ich etwas ím Zweifel, ob die Aufnahmen für mich die richtigen sind.

Ich selbst, großer Liebhaber dieser Musik, kenne die Psalmen Davids, die Symphoniae sacrae II/III, Cantionae sacrea, Geistlichen Konzerte Geistliche Chormusik, Exequien und andere kleine Werke (z.B. Madrigale op.1). Dabei ist es mir sehr aufgefallen, dass mir nicht jede Interpretation gefällt.

Habe früher die Möglichkeiten gehabt, die bedeutenden Schütz-Werke mit dem Dresdner Kreuzchor kennenzulernen (Plattenfirma ETERNA). Diese Interpretationen sind kein Vergleich zu denen heute (Bernius, Junghänel, Ensemble Weser Renaissance, McChreesh), aber zum kennenlernen hat es damals gereicht. Leider konnte ich, vielleicht auch wegen der Interpretation, zu verschiedenen Werken damals keine richtige Beziehung aufbauen. ... möchte damit einfach nur sagen, dass eine Schütz-Edition bestimmt lohnenswert ist, aber nur um den Willen einer Edition braucht man diese nicht. Vielleicht tue ich dem Ensemble unrecht und über Geschmack kann man nicht streiten, aber nachdem ich die Monteverdi-Madrigale bei Brilliant kennengelernt habe, bin ich ziemlich vorsichtig geworden, obwohl die Namen wirklich bekannt sind und für hervorragende Interpretationen stehen. ... Gut, die Madrigale sollte man nicht mit der Marienvesper oder dem Orfeo vergleichen, das ist eine vollkommen andere Welt, aber mit anderen Aufnahmen sollte man schon vergleichen.

Um zu Schütz zurückzukommen, leider fehlen in den ersten beiden Boxen die wirklich bekannten Werke, die man auch mit anderen (auch teilweise mehrfach) vergleichen kann. Nicht vergleichen kann man im Augenblick wohl die Symphoniae sacrae I und die Madrigale (ausgenommen op.1).

Was mich noch etwas zweifeln lässt, ist die Plattenzahl 5 in jeder Box. In der ersten Box begreiflich, in der zweiten bin ich stark am grübeln Cantionae sacrae: (mit Ensemble Weser Renaissance - 2 CD), Madrigale op.1 - 1 CD ... da bleibt noch ein Rest von 2 CD, oder hat Schütz noch wesentlich mehr Madrigale geschrieben oder wird hier unter dem Begriff Madrigal etwas verkauft, was ich in eine andere Kategorie einordnen würde?

Grüße

Steffen
salisburgensis
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 24. Jan 2005, 13:18

Was mich noch etwas zweifeln lässt, ist die Plattenzahl 5 in jeder Box. In der ersten Box begreiflich, in der zweiten bin ich stark am grübeln Cantionae sacrae: (mit Ensemble Weser Renaissance - 2 CD), Madrigale op.1 - 1 CD ... da bleibt noch ein Rest von 2 CD, oder hat Schütz noch wesentlich mehr Madrigale geschrieben oder wird hier unter dem Begriff Madrigal etwas verkauft, was ich in eine andere Kategorie einordnen würde?


In der Box sind noch kleine geistliche Konzerte Teil I mit drin, die wohl die fraglichen zwei CD´s füllen.

Thomas


[Beitrag von salisburgensis am 24. Jan 2005, 13:22 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 24. Jan 2005, 14:20
Hallo Steffen,

danke für die detailierte Einschätzung!
Nach Deinen Ausführungen schwanke ich nun wieder, mir diese Brilliant-Sachen zu kaufen. Reingehört hast Du aber auch noch nicht, oder? Aber mir geht es auch nicht um Gesamtaufnahmen. Als Geschenk (zum Kennenlernen dieser Musik) könnte sie sich dennoch eignen.

Nicht ganz klar geworden ist mir, ob die Symphoniae sacrae I nun fehlt oder nicht. Ein Hauptwerk, könnte ich nicht verstehen. Die Cantiones sacrae mit der Weser Renaissance sind nach meinem Geschmack (cpo).
@ Thomas/salisburgensis: Danke für die Klärung betr. 2. Box!

Wenn ich mir’s überlege, eigentlich habe ich sehr gute Aufnahmen u. bräuchte gar keine zusätzlichen. Z. B. Kleine geistliche Konzerte mit Concerto Vocale, René Jacobs (harmonia mundi). Oder die Exequien mit Herreweghe, Magnificat u. a. mit Junghänel (auch hm), vom gleichen Label die Italienischen Madrigale, Cantus Cölln, Junghänel.
Von ETERNA habe ich nichts von Schütz. Man sollte denken, der Dresdener Kreuzchor sei prädestiniert für Schützwerke!? Oder meinst Du mangelhafte Aufnahmequalität?

Grüße,
Susanna


[Beitrag von Susanna am 24. Jan 2005, 17:22 bearbeitet]
st.s.
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 24. Jan 2005, 18:50
Hallo miteinander,

@Thomas: Danke für Inhaltsangabe der 2. Box
@Susanna: Reingehört habe ich in diese Platten nicht

So das war die Kurzform, damit können wir nun zum ausführlichen Teil kommen.

Was mir spontan aufgefallen ist, der Schwanengesang mit den Berlinern Solisten (u.a. Jochen Kowalski) unter der Leitung von Dietrich Knothe ist eine ETERNA-Aufnahme, die zeitgleich als Lizenz auch bei Capriccio erschien, nur hier mit dem Unterrschied, bei ETERNA als normale Platte, bei Capriccio als DMM-Platte bzw. CD. Genauso ist auch die Symphoniae sacrae unter Hans Grüß (Capella fidicinia) ebenfalls bei ETERNA und als Lizenz bei Capriccio erschienen. Eine klare Trennung ist bei den späten DDR-Produktionen leider nicht mehr möglich, da die Platten in beiden deutschen Staaten herausgekommen sind, im Westen meistens mindestens 1 Jahr früher als im Osten, z.B. das Bach´sche WO unter Peter Schreier im Westen Dezember 1987 (zeitgleich mit Gardiner), im Osten November/Dezember 1988.

Was die Qualität der Schütz-Aufnahmen mit dem Kreuzchor angeht, ist nicht der künstlerische bzw. technische Aspekt sondern mehr der interpretatorische Stil gemeint. Wenn mich nicht alles täuscht, so sind alle Schütz-Aufnahmen mit dem Kreuzchor unter Mauersberger und Flämig Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre gemacht worden und den Stil von damals (Ost und West) kann man einfach mit dem heutigen nicht mehr gleichsetzen ... und wenn man sich einfach nur die Geistliche Chormusik unter Mausersberger im Vergleich mit der unter Heinz Hennig und jetzt mit dem Ensemble Weser-Renaissance anhört, dann stellt man durchaus schon gewisse Unterschiede fest.

Was mich jetzt etwas grübbeln lässt, ist die Tatsache, dass Ensemble Weser-Renaissance die "Kleinen Geistlichen Konzerte" Teil 1 und 2 auf insgesamt 3 CD´s gekommen hat und beim Zeitvergleich bin ich der Meinung, dass man den Teil 1 bestimmt auf eine CD bekommen hätte (ca. 77 Minuten). Wenn nun die 2. Box für diesen Teil 2 CD´s braucht, heißt das entweder, dass die CD´s nicht voll ausgelastet oder die Thempi wesentlich anders sind, als bei der von mir erwähnten Vergleichsaufnahme.

Die Symphoniae sacrae Teil 1 ist mir im Augenblick keine "gute" Aufnahme bekannt. Habe mir jetzt allerdings nicht die Mühe gemacht und bei jpc & Co. gesucht. Fakt ist jedoch, die oben erwähnten DDR-Produktionen sind meines Wissenstandes nach seit ca. 1991 nicht mehr erhältlich, wie auch eine Reihe anderer guter DDR-Produktionen. Teil 2 und 3 sind unter Roland Wilson [Sony - Teil 2], Frieder Bernius [deutsche harmonia mundi - Teil 3] bzw. mit dem Purcell Quartet [Chandos - Teil 2] hoffentlich noch erhältlich.

Aber ich bin guter Hoffnung, dass bei cpo mit dem Ensemble Weser-Renaissance bzw. Musica fiata Köln bestimmt noch etwas von Schütz herauskommen wird, nachdem nun dort schon die erwähnten "Kleinen Konzerte I/II", die "Geistliche Chormusik 1648", die "Cantionae sacrae" und andere kleinere Werke erschienen sind.

Um zu Brilliant zurückzukommen, ich möchte dem mir noch unbekannten Ensemble nicht zu nahe treten, aber ich denke, dass bereits etablierte Ensembles und Dirigenten das Schütz´sche Werk schon recht gut eingespielt haben bzw. hoffentlich noch werden und ob diese jetzt erschienenen Brilliant-Aufnahmen meinen hohen Erwartungen erfüllen würden, ist fraglich. Dieser Unterschied zu meinen hohen Erwartungen muss nicht groß sein, aber wenn man die Madrigale op. 1 mit "The Consort of Musicke" (deutsche harmonia mundi GD 77118) und mit dem "Orlando di Lasso Ensemble" (Thorofon CTH 2387) vergleicht, wird dieser Unterschied auch hörbar sein.

Grüße Steffen


[Beitrag von st.s. am 24. Jan 2005, 19:00 bearbeitet]
leben_in_symphonie
Gesperrt
#11 erstellt: 25. Jan 2005, 12:22

salisburgensis schrieb:
Hallo Miteinander!

hat jemand schon Erfahrungen mit der Schütz Edition, die bei Brilliant Classics im Moment erscheint gemacht? Ich finde ja, dass es endlich mal Zeit wurde, dass sich ein Label dieses Komponisten in ausführlicher Weise, sprich Gesamtausgabe seiner Werke, annimmt. Fragt sich nur, wie die Qualität der Aufnahmen ist...

Thomas

Ich habe seit lange die Schütz Edition zu Hause. Leider habe ich bis jetzt davon nichts gehört. In den letzten 10 Tagen habe ich den Box mindestens 4-5 Mal im Hand genommen, aber dann habe ich meistens ungehörten Kammermusik-CDs ausgewählt. Nachdem ich diesen Thread gelesen habe, werde ich heute Abend einen CD von der Schütz Edition hören.

Gruss

titian
st.s.
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 25. Jan 2005, 12:32
Hallo nochmal,

habe mir mal die Mühe gemacht und ein wenig recherchiert, wie vollständig die Schützwerke im Augenblick vorhanden sind.

Hier das Ergebnis:

SWV 1 - 19 op. 1 Madrigale
SWV 22 - 47 Psalmen Davids
SWV 50 Auferstehungshistorie
SWV 51 Psalm 116
SWV 53 - 93 op. 4 Cantionae sacrae
SWV 257 - 276 Symphoniae sacrae 1
SWV 279 - 281 op. 7 Musikalischen Exequien
SWV 282 - 305 op. 8 Kleine Geistliche Konzerte 1
SWV 306 - 337 op. 9 Kleine Geistliche Konzerte 2
SWV 341 - 367 op.10 Symphoniae sacrae 2
SWV 369 - 397 op.11 Geistliche Chormusik 1648
SWV 398 - 418 op.12 Symphoniae sacrae 3
SWV 435 Historie der Geburt
SWV 465 Da pacem Domine
SWV 468 Magnificat
SWV 471 O bone Jesu
SWV 477 Vater Abraham, erbarme dich mein
SWV 478 Sie sieben Worte Jesu am Kreuz
SWV 479 - 481 Passionen (Matthäus, Lukas, Johannes)
SWV 482 - 494 Schwanengesang

Darüberhinaus sind noch folgende (z. T. weltliche)Werke erschienen:

SWV: 20, 21, 48, 49, 96, 182, 338, 434, 438, 441, 442, 447, 450, 451, 452, 453, 458, 460, Anh. I

Bei der Recherche ist mir aufgefallen, dass die Symphoniae sacrae 1 unter Hans Grüß doch (noch ) erhältlich ist, leider fehlen aber wohl die Teile 2 und 3 unter seiner Leitung. Mindestens Ausschnittsweise gibt es den Teil 1 auch mit dem Ensemble "Concerto Palatino".

Unschwer erkennbar ist die große Lücke zwischen der Cantionae sacrae und der Symphoniae sacrae 1 ... gut 150 Werke, die es wohl im Augenblick nicht gibt. Geht man davon aus, dass die Symphoniae sacrae 1 der Opus 6 ist, so fehlt unter der genannten Voraussetzung der gesamte Opus 5 . Den Opus 2 und 3 kann ich aus dieser Zusammenstellung nicht erkennen.

Auffallend ist, dass abgesehen von der Lukas-Passion die beiden anderen Passionen nur in älteren Aufnahmen erhältlich sind. Die 4. Passion (Markus-Passion) ist anscheinend nicht aufgenommen oder im Werk-Verzeichnis nicht vorhanden ... aber durchaus erklärbar mit der fraglichen Urheberschaft Schütz.

Grüße Steffen.


[Beitrag von st.s. am 25. Jan 2005, 12:46 bearbeitet]
salisburgensis
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 25. Jan 2005, 14:33
@titian

Endlich findet sich hier jemand, der die Aufnahmen hat. Bin gespannt, was du berichten wirst.

@steffen
op.2 sind die Psalmen Davids SWV 22 - 47 und
op.3 die Auferstehungshistorie SWV 50

Die in deiner Aufstellung fehlenden Nummern im SWV (Nr. 97 bis 256) sind das Becker-Psalter, das op. 14 von Schütz. Genaueres zu diesem opus findet sich hier
Kurz zusammengefasst: Der Becker Psalter ist eine Art Gesangbuch gewesen, die Texte geben in strophenform die Psalmen wieder und wurden vom Leipziger Theologe Cornelius Becker 1602 erstellt. Schütz hat die meisten diese Stücke neu vertont. Eine Aufnahme davon gibt es nicht.

Das Rätsel des fehlenden op.5 entschlüsselt diese Seite leider auch nicht.

Grüße von
Thomas
Susanna
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 25. Jan 2005, 15:25
@ Steffen

vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag und die Recherche!
Der „Schwanengesang“, zwei CDs, Dietrich Knothe liegt bei mir von Berlin Classics mit dem Untertitel „First Recording“ vor, 1993. Aufgenommen 83/84. Ich denke, der Titel ist identisch mit Deinen Angaben.

Eine Frage zum Kreuzchor noch: Wieso trennst Du zwischen künstlerisch und interpretatorisch? Für mich gehören die Begriffe zusammen, aber vielleicht hast Du noch was anderes dabei im Hinterkopf. Würde mich interessieren. Auch dachte ich, dass gerade Mauersberger die alte Musik „richtig“ (aber was heißt das schon?) interpretierte. Ich muß mal nachsehen, einige LPs aus dieser Zeit habe ich wohl mit ihm u. muß sie mir mal wieder anhören.
Die Symphoniae sacrae I fehlt in meiner Sammlung, wie ich voller Schreck entdeckte, habe aber die Gelegenheit, sie jederzeit bei Bekannten anzuhören, keine Ahnung, welche Aufnahme. Den von Dir erwähnten Teil 2 mit La Capella Ducale, Musica Fiata, von Sony, habe ich (das Cover gehört in die Sparte „die schrecklichsten Covers“). Die Aufnahme selbst finde ich ansprechend, wenn nicht besser.

… dass bereits etablierte Ensembles und Dirigenten das Schütz´sche Werk schon recht gut eingespielt haben bzw. hoffentlich noch werden und ob diese jetzt erschienenen Brilliant-Aufnahmen meinen hohen Erwartungen erfüllen würden, ist fraglich.

Mit solchen Aussagen bin ich etwas vorsichtig. Ich meine, es kann, ist auch oft so, muß aber nicht so sein, wie Du vermutest. Am besten in dem Fall, wie meistens, wenn man Vergleichsmöglichkeiten hat.

Kurz noch und nebenbei, weil Du es erwähnt hast: Von Monteverdi, L’ Orfeo habe ich eine nach meinem Geschmack (künstlerisch) sehr gute Aufnahme auf CD. Codex, ARCHIV Produktion, mit dem digitalen Abmisch-Verfahren original-image bit-processing (tja, was ich so alles weiß!) 1997 überarbeitet. Mit dem Hochschulchor der MHS Hamburg, Orchester der „Sommerlichen Musiktage Hitzacker 1955“ unter August Wenzinger und – jetzt kommt’s, mit Fritz Wunderlich, Margot Guilleaume, Helmut Krebs.

@ titiian: Das wäre schön, wenn Du uns Deine Hörerfahrungen mitteilen könntest!

@ Thomas: Eine interessante Information über den "Becker Psalter".
In einer der besten Schützbiografien, der von Otto Brodde, wird dieses Werk als "Hausmusik" beschrieben, und zugunsten dieser Neuvertonungen hat Schütz, wie er in seiner Vorrede dazu ausdrücklich sagt, anderes zurückgestellt. Das war kurz nach dem Tod seiner Frau und er sagt "...daher ich dann an diese Arbeit als eine Trösterin meiner Traurigkeit allerwilligst gegangen bin."

Grüße,
Susanna
Aristipp
Stammgast
#15 erstellt: 26. Jan 2005, 09:04
Hallo alle miteinander,
nachdem ich mit Interesse den bisherigen Verlauf des Thread verfolgt habe, musste gestern bei einem CD-Fischzug natürlich auch die Schütz-Edition mit ins Säckle (daneben noch Brahms Schöne Magelone mit Prégardien, günstig grad bei jpc, dann noch Brahms, Violin- und Doppelkonzert mit Harnoncourt, Kremer und Hagen, sowie Bruckners 7. mit Rattle, aber das muss wohl in den nächsten Thread).
Es erklingt gerade die Weihnachtshistorie (da bin ich saisonal unabhängig), eben habe ich mir die Symphoniae sacrae I angehört. Jajaja, ick bin der erste, der hier also ein wenig Butter bei die Fische geben kann. Tja, und wie ist sie?
Nähern wir uns der Edition mal von außen: Brilliant-typisch in einer formschönen Pappbox, die einzelnen CDs in platzsparenden Pappschubern (wenn die Gesamtzahl der CDs an die 2000 rangeht, ist sowas immer fein). Mit enthalten in der Box ist ein ausführliches Booklet, von dem sich die "Großen" gleich mehrere Scheiben, wenn nicht das ganze Brot abschneiden können: Neben dem kompletten Text (D/E) ist auch eine fundierte Einführung in Probleme der Aufführungspraxis, Editionslage und Entscheidung zur Besetzung bzw. Wahl der Orgeln enthalten (allerdings nur auf Englisch). Da merkt man: Das ist nicht noch so eine hingepfuschte Aufnahme, der Mann (oder besser Jüngling)



(jepp, jetzt kann ich sogar Bilder einfügen, I'm the King of the World!)

hat sich viel Gedanken gemacht.
Der erste Eindruck bestätigte sich beim Anhören sofort: Die Aufnahmen sind wahrlich formvollendet, natürlich orientiert an der historischen Aufführungspraxis, doch dankenswerterweise mit Frauenstimmen statt Knaben besetzt (ich denke, so klingt es erstens einfach schöner und da die Knaben damals viel später mutierten, konnten sie wahrscheinlich auch etwas mehr Ausdrucksfähigkeit erreichen als das heute geht). Neben der wirklich perfekten Klangkulisse fällt die sorgfältige und tief bewegende Stimmbehandlung auf - von Akzentverfärbungen habe ich nichts hören können.

Moment.

Aaaaach ja, eben gerade kam das Schlussstück der Weihnachtshistorie (Dank sagen wir alle Gott). Das ist Glück in Reinform!!! Singen, singen! swingt es da aus den Lautsprechern. Die Interpretation hat Drive, sie berührt mich tief, sie ist schön. Ich weiß, über Schönheit lässts ich trefflich streiten, und wer die Opulenz früherer Aufnahmen kennt und lieb gewonnen hat (ich denke da zB an die Weihnachtshistorie mit Emma Kirkby unter A. Parrott), wird sich meinem Urtiel vielleicht nicht anschließen können. Ich aber bin heute morgen ein etwas glücklicherer Mensch geworden und kann diese Aufnahme jedem nur wärmstens empfehlen. Auch wer schon andere Aufnahmen hat, kann die hier noch als Bereicherung hinzufügen - und außerdem: Wo kriegt man noch für lachhafte 10 € fünf Stunden so feine Musik? Da schlackert man schon ein bisschen mit den Ohren, wie die das von Brilliant in den letzten Jahren geschafft haben, einen so eindrucksvollen Katalog auf die Beine zu stellen. Natürlich, auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt, aber gerade die (Früh)Barock-Einspielungen sind fast durch die Bank sehr gut (anbei: Hat jemand die Telemann-Tafelmusiken? Die stehen bei mir im Schrank, aber intensiv angehört habe ich sie mir noch nicht).

Grüße,

Matthias


[Beitrag von Aristipp am 26. Jan 2005, 09:10 bearbeitet]
salisburgensis
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 26. Jan 2005, 09:45
Hi Aristipp!

ich muss jetzt doch mal nachfragen, ob deine Einschätzung erst gemeint ist. Ich war mir beim Lesen nicht sicher, vor allem der erste Absatz zu Form und Ausstattung. Das von dir geschilderte ist so Brilliant-untypisch... und nun weiß ich nicht, ob und was in deinem Beitrag ironisch gemeint ist.

Thomas
Aristipp
Stammgast
#17 erstellt: 26. Jan 2005, 10:01
Lieber Salzburger!
Na hoppala, da bin ich wohl ein wenig missverstanden worden...
Nein, ich finde die CDs wirklich hervorragend, und was die Ausstattung der Brilliant-CDs angeht: Für die CDs bis ca. 2002 trifft deine Einschätzung natürlich zu, die Bach-Kantaten in der ersten Fassung (jede CD in einer Jewelbox, jetzt gibt es die auch komplett im Schuber) waren zB recht mager ausgestattet. Doch mein Eindruck ist: Da tut sich was. Mir zumindest gefällt die Konzeption der Pappschuber. Es hängt wohl auch davon ab, wer die Edition betreut, aber die Telemann-Konzerte oder die Brahms-Chor-Sammlung (die ich übrigens auch sehr empfehlen kann) sind durchaus ordentlich ediert. In Zeiten, in denen selbst DG und EMI in ihren Midpriceserien fast nur noch die blanke CD mit einem Blatt Papier verkaufen, finde ich das doch bemerkenswert.

Aber ich gelobe Besserung (das mit den formschönen Pappschubern war wohl ein Rohrkrepierer),

Grüezi, flieg jetzt ab nach Zürich
leben_in_symphonie
Gesperrt
#18 erstellt: 26. Jan 2005, 12:23

salisburgensis schrieb:
@titian
Endlich findet sich hier jemand, der die Aufnahmen hat. Bin gespannt, was du berichten wirst.


Susanna schrieb:
@ titiian: Das wäre schön, wenn Du uns Deine Hörerfahrungen mitteilen könntest!

Leider im Moment habe ich wenig Zeit diesen Forum zu lesen oder viel Musik hören. Gestern nacht aber hörte ich einen Teil der Symphoniae sacrae I. Ich muss zugeben, dass ich kein Schütz-Spezialist bin. Eigentlich habe ich nur 4 LPs von seiner Musik und diesen Box von Brilliant Classics. Das Vergleich zu meinen 8-9000 LPs und ca 1000 CDs sagt alles, wie ich mich mit Schütz-Werke befasst habe.
Ich habe keine Anhaltspunkte, um diese Interpretation von Symphoniae sacrae I zu beurteilen, nur meine reine subjektive Wahrnehmung.

Der erste Eindruck ist sehr positiv. Die Musik gefällt's mir und ich habe keinerlei Probleme gehabt, diese für mich neue Musik zu folgen bzw hören. Ich fand die Tempi, im Vergleich von was ich von anderer Musik dieser Periode gehört habe, relativ schnell. Ich fand die Musik ziemlich "leicht" und nicht so Tief, wie zum Beispiel mit den Harnoncourt Interpretationen von Monteverdi. Mit dem meine ich nicht etwas negatives über die Musik von Schütz oder über diese Interpretation der Symphoniae sacrae I. Eigentlich ich fand diese CD sehr interessant, anders als was ich von der Musik dieser Periode gewöhnt war. Ich werde die anderen CDs und auch die anderen LPs hören und wieder berichten, ob meine erste Eindrücken bestätigt werden.

Betreffend der Qualität der Aufnahmen, kann ich sagen, sie ist sehr gut. Ich möchte aber keine Vergleiche mit anderen Labels machen, weil ich schon ein Mal heftige Kritik von Leute hören müsste, die mit meiner Meinung über den Klang von den CDs von Brilliant Classics nicht einverstanden waren.

Gruss

Titian
Aristipp
Stammgast
#19 erstellt: 26. Jan 2005, 12:42
Lieber titian!
Auch ich würde mich freuen, wenn du uns deine Hörerfahrungen mitteilst, wir können ja dann sehen, ob unsere Meinungen übereinstimmen oder nicht ...
Und im übrigen: Eine eigene Meinung darf jeder haben, finde ich, auch wenn man kein Schütz-Spezialist ist (wer ist das schon ). Und wie man den Klang einer CD findet ist auch nur zu gewissen Teilen rational begründbar.
Ich fand auch die bisherigen CDs von Brilliant in der Tonqualität hervorragend (Bachkantaten, Brahmschöre, etwas topfig die 7 Letzten Worte unseres Haydn am Kreuz, nee wie hieß es doch gleich?). Ich kann mir allerdings denken, dass manch einem der Klang zu fein gezeichnet, maW zu dürr oder spitz ist. Aber gerade die Obertöne machen mir da Spaß, wer volle Bässe hören will, soll sich seinen Karajan-und-Mutter-quälen-zusammen-die-Vier-Jahreszeiten hervorholen und glücklich sein. (oje, da bin ich wohl a bisserl über die Stränge geschlagen).

Gruß,
Matthias


[Beitrag von Aristipp am 26. Jan 2005, 12:47 bearbeitet]
leben_in_symphonie
Gesperrt
#20 erstellt: 26. Jan 2005, 13:14

Aristipp schrieb:
Ich fand auch die bisherigen CDs von Brilliant in der Tonqualität hervorragend

Lieber Matthias,
ich habe eben nicht "hervorragend" geschrieben (aber es muss an meiner Anlage liegen ).


salisburgensis
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 26. Jan 2005, 14:04

Karajan-und-Mutter-quälen-zusammen-die-Vier-Jahreszeiten


du sprichst mir aus der Seele, hihi. Bei sowas krieg ich regelmäßig Ohrenbluten.

Thomas


[Beitrag von salisburgensis am 26. Jan 2005, 14:07 bearbeitet]
st.s.
Schaut ab und zu mal vorbei
#22 erstellt: 27. Jan 2005, 11:41
Hallo zusammen,

@susanna:
Meine Unterscheidung künstlerisch, technisch, interpretatorisch hat folgenden Hintergrund:

technisch: bezogen auf die Aufnahmetechnik
künstlerisch: "Bewertung" der Musiker
interpretatorisch: Wiedergabe des Werkes, Tempo, Betonungen usw.

Über die technischen und künstlerischen Aspekt einer Aufnahme kann man meiner Meinung nach jeder Zeit unterhalten / diskutieren. Über die Interpretation kann man meiner Meinung nach weniger diskutieren, da diese sehr subjektiv ist.

Meine Bewertung dieser Aufnahmen habe ich wohl anscheinend nicht vorsichtig genug ausgedrückt. Sollte sie falsch verstanden sein, bitte ich um Nachsicht.


@all
Bei der jetzt hier sehr positiven kritik würde mich durchaus interessieren, wie die Weihnachtshistorie im Vergleich zu den Aufnahmen von Parrett (EMI, evtl. Virgin) und McCresh abschneidet. Ich denke, beide Aufnahmen sind innerhalb der alten Musikszene schon sehr differenziert und lassen bestimmt eine Bewertung der hier eingespielten Aufnahme zu.

Grüße.


[Beitrag von st.s. am 27. Jan 2005, 11:42 bearbeitet]
salisburgensis
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 28. Jan 2005, 09:58
Moin,

hab mir grade die eine der beiden bisher erschienen Boxen bestellt, die mit Symphoniae Sacrae I und II plus Weihnachtshistorie. Ersteres und letzteres habe ich zwar schon in ganz guten Aufnahmen (symph. Sacrae I mit Grüß bzw. Concerto Palatino und Weihnachtshistoria mit Bernius bzw. Arman), aber das macht ja nix. Bin nun sehr gespannt drauf.

Thomas
Susanna
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 28. Jan 2005, 12:24
Hallo,

auch ich habe mir gestern beide Boxen bestellt. Nach Anhören werde ich dann meine Meinung kundtun, bitte aber um etwas Geduld.

@ Steffen: Deinen qualitativen Anforderungen stimme ich zu, wobei man beim Künstlerischen auf jeden Fall höchst professionelles Spiel erwarten darf - ansonsten sollen die Leute bitte im stillen Kämmerlein üben!

Über die technischen und künstlerischen Aspekt einer Aufnahme kann man meiner Meinung nach jeder Zeit unterhalten / diskutieren. Über die Interpretation kann man meiner Meinung nach weniger diskutieren, da diese sehr subjektiv ist.

Ja!

@ titian: Danke für Deine Eindrücke! Subjektivität finde ich in Ordnung, in der Musik gibt es ohnehin keine letzte Objektivität. Was die Qualität von Brilliant in diesem Fall betrifft, bin ich jetzt wirklich gespannt!

LG,
Susanna
leben_in_symphonie
Gesperrt
#25 erstellt: 28. Jan 2005, 13:19
Ich habe die Symphoniae Sacrae I (Teil I-XVII) nochmals angehört und mir haben sie sehr gut gefallen. Ich fand die Tempi dieses Mal doch nicht speziel schnell.
Susanna schrieb:
Was die Qualität von Brilliant in diesem Fall betrifft, bin ich jetzt wirklich gespannt!

Die Aufnahme, wie gesagt, ist meiner Meinung sehr gut, sicher eine der besseren Aufnahmen von Brilliant.
In Vergleich mit anderen Aufnahmen von Musik dieser Zeit, habe ich das Gefühl, dass die Mikrofone näher an den Interpretern sind. Das kann ein Vorteil für viele Hifi-Anlagen sein, vor allem wenn man leise hört. Es ist aber Geschmacksache, ob jemand das gefällt oder nicht.
Susanna
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 29. Jan 2005, 13:44
Hallo Schütz-Freunde,

heute bekam ich die Brilliant-Boxen (ging schnell): Das Anhören kann losgehen!

Grüße,
Susanna
leben_in_symphonie
Gesperrt
#27 erstellt: 31. Jan 2005, 12:16

Susanna schrieb:
Hallo Schütz-Freunde,

heute bekam ich die Brilliant-Boxen (ging schnell): Das Anhören kann losgehen!

..und??? Deine Eindrücke???
salisburgensis
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 04. Feb 2005, 10:04
Hi,

ich hab inzwischen eine Box (mit Symphoniae Sacrae I & II sowie Weihnachtshistoria) bekommen. Nach kurzem Antesten gestern Abend bin ich zu einer anderen Meinung gekommen, als die, die Susanna, Aristipp & Titian kund getan haben. Vor allem die Sänger enttäuschen mich sehr. Nicht nur dass die meistens Probleme haben mit der korrekten Aussprache (Latein (symph. Sacrae I bzw. Deutsch (der Rest) mit allzu deutlichem Einschlag der Muttersprache der Sänger), einige scheinen mir auch technisch nicht ganz auf der Höhe zu sein. So zum Beispiel im dritten Stück der Symphoniae Sacrae I (In te, domine, speravi). Da ist der Tenor nicht der Höhe gewachsen, die das Stück verlangt. Es kingt einfach jämmerlich. Selbst der in der HIP-Szene hoch geschätzte Harry van der Kamp zeigt ungewohnte Schwächen (Symph. Sacrae I, Nummer VI: Jubilate Deo omnis terra).

Ein weiterer Kritikpunkt, was mir besonders bei der Weihnachtshistoria aufgefallen ist, ist die viel zu laute Orgel, die ja als Continuo-Instrument eigentlich nur harmonische Stütze sein sollte. Manchmal kam mir das aber vor, als wäre das ein Stück für Orgel und noch ein paar andere Musikschaffende. Mich hatte anfangs schon gewundert, weshalb im booklet so ausführlich auf die verwendete Orgel eingegangen wird; jetzt weiß ich´s...

Positives kann ich über die sonstigen Instrumentalisten berichten. Die tun ihren Job ganz ordentlich.

Fazit: ich kann diese Aufnahme nur sehr bedingt empfehlen. Wer Alternativen hat, läßt am besten die Finger davon.

Thomas


[Beitrag von salisburgensis am 04. Feb 2005, 10:33 bearbeitet]
Aristipp
Stammgast
#29 erstellt: 04. Feb 2005, 10:54
Hallo salisburgensis,
mit dem recht osteuropäischen Akzent hast du durchaus recht, manchmal ist das h eher ein ch...
Und auch die Tenorarie (In te Domino speravi) ist nicht unbedingt das Glanzlicht der Aufnahme. Andererseits: Gerade das ist nun wirklich ein saufieses Stück, wüsste nicht, wo ich das mal wirklich überzeugend gehört hätte. Erinnert mich immer ein wenig an die Arie des gebratenen Schwans aus Orffs Carmina Burana (auch nicht wirklich ein Ohrenschmaus)...
Aber im Grundsatz bleibe ich dabei: Die Aufnahme gefällt mir, vielleicht auch, weil mir viele ältere Barockaufnahmen zu geschwellt und bräsig vorkommen, da ist mir so eine lichte, strahlende Interpretation einfach lieber.
Aber das ist ja das schöne an diesem Board: Man darf auch unterschiedlicher Meinung sein (und ich hoffe, die Debatten bleiben immer hübsch sachlich und nicht persönlich beleidigt/end, die Tendenz ist bei einigen Hitzköpfen immer da).

Also: Wenn sie dir nicht ganz so gut gefällt, kannst du die Aufnahme vielleicht sogar noch mit Gewinn bei ebay losschlagen .

Matthias
Aristipp
Stammgast
#30 erstellt: 04. Feb 2005, 11:03
Hab eben noch mal in die Weihnachtshistorie reingehört (wegen dominanter Orgel und so). Die Kritik von salisburgensis kann ich in diesem Punkt gar nicht teilen. Die Orgel ist zu hören und wird konzertierend eingesetzt, so what? Ich finde mitnichten, dass die Orgel nur als harmonische Stütze eingesetzt werden sollen dürfte .
Und an die Wand gedrückt wird auch keiner der Solisten - nein: So iss schön...
Susanna
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 20. Feb 2005, 23:08
Hallo Thomas und Alle,

das meiste aus der Edition habe ich nun durchgehört, Manches mit anderen Aufnahmen verglichen.

Zu den Sängern: Ja, nach nochmaligem genaueren Zuhören muß ich Thomas und Matthias rechtgeben, die beanstandete Tenorarie ist ziemlich enttäuschend, der Sänger scheint zumindest indisponiert zu sein. Er ist bei den Verzierungen unsicher und seine Stimmführung schwankend.

Dagegen gefallen mir die Soprane und Bässe, obwohl der Akzent des Soprans in den „Kleinen geistlichen Konzerten“ ziemlich ausgeprägt ist (oinen statt einen ), auch beim Engel in der Weihnachtshistorie, weniger beim Evangelisten.
Die Bassarie „Jubilate Deo..“ finde ich im Gegensatz zu Thomas gar nicht so schlecht, habe allerdings keine anderen Aufnahmen vom Sänger (H. v. d. Kamp), kann also nicht vergleichen. Eine schöne Bassarie ist die des „Herodes“ (Bodgan Makal).

Allgemein wirkt die Ensembleleistung sehr ausgeglichen. Beim Vergleich mit dem Cantus Cölln singt die Cappella Augustana die Madrigale nach meinem Eindruck etwas „herber“, aber nicht schlechter als der allenfalls routinierter wirkende Cantus.

Bei den Instrumentalisten pflichte ich Thomas bei - eine solide Leistung.
Bei der Orgel ist mir auch nichts Ungewöhnliches aufgefallen.

Aber im Grundsatz bleibe ich dabei: Die Aufnahme gefällt mir, vielleicht auch, weil mir viele ältere Barockaufnahmen zu geschwellt und bräsig vorkommen, da ist mir so eine lichte, strahlende Interpretation einfach lieber.


Was Matthias sagt, gilt auch für mich. Ich werde die Aufnahme wohl nicht bei ebay verscherbeln, trotz vereinzelt besserer CDs, die ich von Schütz besitze.

Grüße,
Susanna
Joachim49
Inventar
#32 erstellt: 27. Jun 2010, 19:42
Es gibt einen guten Grund diesen alten thread - mehr als 5 Jahre Sendepause - wiederzubeleben. Endlich ist nämlich Vol. 4 der Schützedition erschienen.
jpc.de
Was die Qualität betrifft habe ich nicht viele Vertgleichsmöglichkeiten. Aristipp war ja recht angetan von den Aufnahmen. Zum Kennenlernen sind die Aufnahmen gewiss gut. Ich habe es keinen Augenblick bereut so viel Schütz kennengelernt zu haben. Es sind jetzt 15 CD, und mir scheint, dass dies das Gesamtwerk sein müsste, aber ich kann nirgendwo die Psalmen Davids finden, kann mir aber schlecht vorstellen, dass man eine CD nachliefert oder gar vergessen hat.
Freundliche grüsse
Joachim
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