Thorens TD320 "rumpelt" beim Anfahren mit 45rpm

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Kenny_666
Neuling
#1 erstellt: 30. Jan 2021, 16:46
Moin Mitanalogisten,

Habe mir vor einigen Wochen einen TD320 MKII zugelegt.

Laut Verkäufer ist der Riemen neu und Lager neu geölt.

Hab ihm dann noch einen neuen Ortofon 2M Bronze MM Tonabnehmer gegönnt.
Alben machen richtig Spaß.

Kleiner Wermutstropfen: Wenn ich was "schnellers" (45rpm) laufen lassen möchte, "rumpelt" der Dreher erst eine weile und braucht eine Sekunden, bis er auf Drehzahl kommt.

:-/

Hat das jemand schon einmal so erlebt oder gehört?
Schon mal ein ähnliches Thema hier im Forum gesehen?
Ich habe meinerseits leider nichts gefunden.

Danke schon einmal im Voraus!
Holger
Inventar
#2 erstellt: 31. Jan 2021, 11:18
Das kann der normalen Funktion der Rutschkupplung geschuldet sein... und wäre somit nichts Außergewöhnliches.
Wenn der Riemen gewechselt wurde: ist da so ein Billigteil verwendet worden oder hat er einen Thorens-Aufdruck?
Originalriemen sind nämlich weitaus exakter und damit besser, kosten aber eben mehr, deshalb nehmen viele Sparfüchse gerne Riemen, die nur die Hälfte kosten... mit entsprechenden Folgen (mit denen man leben kann, aber es ist halt nicht optimal).
Pezzi
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 31. Jan 2021, 11:41
Hatte das gleiche Problem, dies hat das Problem gelöst:


Das Problem:
Der Teller des Thorens TD320 läuft nur sehr langsam an (>3-4 sec bis zum Erreichen von 33 [U/min] ) und/oder gibt während dessen stark schleifende oder klackernde Geräusche von sich. Das Tellerlager als Fehlerursache sei an dieser Stelle mal ausgeschlossen.
Der TD 320 (andere Riementriebler wahrscheinlich auch, aber darüber kann ich keine Aussage treffen) verfügt über eine Art Rutschkupplung, die das hohe Anlaufmoment während des Einschaltens etwas mindert und somit die beteiligten mechanischen/elektromechanischen Komponenten schont.
Im Wesentlichen setzt sich diese Kupplung aus drei Teilen zusammen: Einer Feder, dem Pulley und einer Messingscheibe.
Die auf der Motorwelle kraftschlüssig fixierte Messingscheibe ist mit einer Filzscheibe versehen, die auf einer abgesetzten kreisrunden Nut auf dem Pulley reibt und die Antriebskraft auf diesen überträgt. Während des Anlaufens rutscht der Pulley, der durch die Feder gegen die Messingscheibe gedrückt wird, etwas auf der Filzfläche der derselben. Dadurch wird diese Schicht mit der Zeit aufgerieben. Ist der Filzbelag verschlissen, kommt der Pulley (in meinem Fall aus Kunststoff bestehend) direkt mit der Messingscheibe in Kontakt. Da hier nun zwei harte Materialien aufeinander treffen enstehen bei der Kraftübertragung schleifende bis klackende Geräusche. Man kann nun die Feder etwas dehnen - dabei wird der Pulley mit stärker gegen die Messingscheibe gepresst, wobei das geräuschbehaftete Schleifen etwas reduziert wird oder aber man erneuert den Kupplungsbelag (Filz). Damit sollte sich das Längen der Feder i.d.R erübrigen.

Ich bin dabei wie folgt vorgegangen:

- Matte, Außenteller und Riemen abnehmen
- Abstand "Oberes Ende der Motorwelle" und Messingscheibe mithilfe des Tiefenmaßes eines Messschiebers bestimmen und notieren
- die beiden Madenschrauben (Innensechskant aka Inbus - Außenmaß 1,5mm) - der Messingscheibe lösen und diese vorsichtig von der Welle abziehen
- Pulley und Feder abnehmen
- Messingscheibe von den alten Filzresten befreien
- Neues Filzscheibchen aufkleben - ich habe dazu die im Baumarkt erhältlichen Filzpads für Laminatböden, die man unter Stuhl- und Tischbeine klebt genommen und zurecht geschnitten. Die kommen auch direkt mit einer Klebefläche. Diese Pads habe ich mit einer Rasierklinge ausgeschnitten und auf eine, in meinen Augen, vernünftige Stärke von 1,5 - 2 mm gebracht. Mit einem billigen Rasiermesser mit auswechselbaren DoubleEdge-Rasierklingen geht das recht leicht. Danach wird das Ganze schön fest auf die Messingscheibe geklebt. Wenn man will kann man den Filz auch noch minimal (!) fetten - ich hatte noch etwas Fett für Unterbrecherzündungen aus dem KFZ (Oldtimer)-Bereich. Damit läuft der Teller nahezu geräuschlos an - rutscht aber wie vorgesehen einen kleinen Moment durch.
- Feder und Pulley auf die Motorwelle stecken; dabei darauf achten, dass sich die darunter liegende Scheibe auf ihrem "Lagersitz" befindet und die Feder mittig unter dem Pulley in Position gebracht wird
-Pulley herunterdrücken (die Zähne des selben sollen in die Aussparungen der weiter oben erwähnten Scheibe greifen)
- Messingscheibe mit neuem Kupplungsbelag auf die Welle stecken und in gleicher Position wie vor dem Ausbau wieder befestigen (siehe Punkt. 2)
- Riemen, Teller und Matte wieder montieren

Je nach Stärke der Filzscheibe sollte der Pulley jetzt geringfügig tiefer auf der Motorwelle sitzen. Man könnte die Position noch durch versetzen der Messingscheibe korrigieren aber in meinem Fall lief der Riemen nun wieder ordentlich auf Pulley und Teller. Am besten man belässt ihn in der alten Position, wenn er problemlos und ohne Abspringen durchläuft. Der Teller sollte jetzt wieder in unter 3 Sekunden hochlaufen, wobei noch ein sehr leises Durchrutschen der Kupplung während des Hochlaufs zu vernehmen ist. Sollte der Teller jetzt immer noch nicht schnell genug auf Touren kommen, kann man auch die Feder etwas dehnen oder mit der Stärke der Filzscheibe experimentieren. Zweiteres würde ich vorziehen, da sich eine einmal zu stark gelängte Feder nicht mehr stauchen lässt und somit u.U. ein Ersatzteil fällig wird. Auch darauf achten, dass der Riemen zentral auf dem Pulley läuft. Im Grunde ist diese ganze Sache kein Hexenwerk. Nach ca. 15 Minuten Arbeit lief der Dreher wieder wie in alten Tagen an und klang dabei nicht mehr wie ein Sack Schrauben.
:

Meiner hat beim Hochfahren auf 33 geklackert, bei 45 richtig ins Schwingen gekommen.
Jetzt ist alles wieder gut

Schönen Sonntag noch
Kenny_666
Neuling
#4 erstellt: 31. Jan 2021, 15:57
Danke, ihr 2.
Das mit dem Riemen scheint mir im Moment das einfachste zum probieren.
Habe mir gerade einen original Riemen bestellt.

Wenn das nichts bringt gehe ich ans "Eingemachte"

Schon mal vielen Dank!!!
Holger
Inventar
#5 erstellt: 31. Jan 2021, 16:09
Vielleicht könntest du ein Foto beider Riemen im Vergleich posten, beide recht eng zusammengelegt übereinander, sodass man die Längenunterschiede (falls vorhanden) sieht?
Das wäre sehr informativ.
Kenny_666
Neuling
#6 erstellt: 05. Feb 2021, 17:22
Neuer Originalriemen drauf.
Problem behoben.

Der vermeintlich "neue" Riemen vom vorbesitzer war entweder vor 10 Jahren mal neu oder einfach nur schrott.

Auf dem Foto ist der Innere der original Thorens!!!


Riemen
Holger
Inventar
#7 erstellt: 05. Feb 2021, 17:28
Danke.
Schönes Beispiel, dass es durchaus lohnen kann, etwas mehr für ein Original auszugeben...

raindancer
Inventar
#8 erstellt: 05. Feb 2021, 17:43

Kenny_666 (Beitrag #6) schrieb:
Der vermeintlich "neue" Riemen vom vorbesitzer war entweder vor 10 Jahren mal neu oder einfach nur schrott.

Bitte mal die gefaltete Länge messen, Verschleißgrenze ist 275mm - aus der Erinnerung, Soll ist 265mm, kürzer ist auch nix gut.
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