Mein erstes eigenes Projekt: FAST mit Tweeter - Twist

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MisterOZ
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 09. Jun 2018, 10:26
Hallo zusammen,

Ich möchte euch hier mein erstes selbstentwickeltes Projekt vorstellen, die Twist. Twist ergibt aus der Formel FAST plus Tweeter, also TweFAST oder eben kurz Tweast = Twist. Man könnte auch sagen es ist ein 3-Weg-Lautsprecher geworden, aber das ist eben nur die halbe Wahrheit.

Konzept

Wie ich HIER schon mal bei der Präsentation meines Double-Four-Nachbau angerissen habe, hat mich nach zig Jahren der HiFi-Virus wieder erfasst. Die gebaute Double Four ist superstimmig, in meinem Arbeitszimmer (ich sitze normalerweise fast zwischen den Boxen) fehlt es aber unter Winkel deutlich an Hochton und auch im Bass möchte ich mehr Schub. Daher war die Idee, dem Tang Band W4-1320SIF nicht nur einen Tieftöner an die Seite zu stellen, sondern eben auch auch einen Hochtöner. Durch eine jeweils möglichst tiefe, bzw. hohe Trennung sollte dabei der natürliche Klang des TB so weit wie möglich erhalten, aber eben an den Frequenzrändern unterstützt werden. Deswegen auch eher FAST mit Tweeter als klassische 3-Weg-Konfiguration.

Chassisauswahl

Wie gesagt war der Tand Band W4-1320SIF gesetzt, ich bin aber auf die schwarze Version Omnes Audio BB4 Black gewechselt, die mir optisch besser gefallen hat (das Auge hört mit). Außerdem versprechen die 4 Ohm ein bisschen mehr Wirkungsgrad, als alter Auto-HiFiler schrecken mich niedrige Impedanzen auch nicht - und billiger ist er auch, Bingo!
Der Hochtöner sollte ein AMT werden - Bändchen haben mir schon immer gefallen, AMTs kannte ich aber noch nicht. Nicht zu billig, nicht zu teuer - ich bin auf den Omnes AMT 60.1 gestoßen. Der wurde in der K&T je nach Abstimmung mal gelobt, mal als zu dominant beschrieben - Folgerung: Wenn er gut angebunden wird, scheint es nichts an ihm auszusetzen zu geben. Mehr Geld wollte ich hier nicht ausgeben, da war mir das Risiko zu groß, dass ich das Geld in den Sand setze. Als Test habe ich den AMT mal probehalber in einen Karton eingebaut und freiverkabelt mit ein paar Weichenbauteilen an die Double Four angebunden - passt.
Beim Tieftöner haben mir die Wavecor-Modelle mit Glasfaser-Membran technologisch gut gefallen. Eigentlich wollte ich ein Modell aus der WF182CU-Serie nehmen, aber da ich das Chassis nur im Bass einsetzen will, brauche ich den Phase-Plug nicht unbedingt und kann auch ein paar Euro sparen. Ergebnis: WF182BD11 als 4-Ohm-Version passend zum BB4, mit abgeschrägtem Korb für ein möglichst schmales Gehäuse. Und er passte mit 140 Euro auch noch knapp ins Budget, das aktuell bei rund 280 Euro steht.

Gehäuse

Wie eben erwähnt sollte das Gehäuse möglichst schmal werden. Die Höhe war durch die Chassis vorgeben, ich bin auf glatte 46cm gegangen. Dem BB4 wollte ich rund 3 Liter geschlossenes Volumen geben, da bei der Simulation mit VituixCAD ein etwas höherer Volumenbedarf wie beim 1320SIF herauskam. Der WF182BD11 ist schon ab 16 Liter einsetzbar, einige Simulationen sagen sogar schon ab 12. Ich war mir nicht sicher und habe mich an die Abstimmung der Lia AMT von Strassacker gehalten, die 20 Liter vorsieht - nachträglich kann ich das Gehäusevolumen immer noch kleiner machen, so meine Annahme. Leider ist die Box damit mit einer Breite von 23,3cm und einer Tiefe von 33cm etwas größer geworden als ursprünglich geplant. Deswegen wäre auch der ansonsten baugleiche Wavecor-Treiber WF182BD09 mit runder Front einsetzbar. Aber egal.
Um weiterhin möglichst flexibel zu bleiben (falls etwas mit der Abstimmung nicht hinhaut), habe ich das Gehäuse mit entnehmbarer Front und Rückwand aufgebaut - zunächst habe ich Front, Rück, Deckel und Boden verspannt und dann die Seitenwände aufgeleimt, aber eben nur auf Deckel und Boden. Dadurch konnte ich die anderen beiden Bretter wieder entnehmen und bei Bedarf auch mit anderen Chassis bestücken - ein Rahmen mit Vierkantleisten erlaubt es, die Front zu verschrauben und beliebig zu wechseln. Die Raumteiler habe ich spiegelbildlich eingesetzt, dass ich auch hier im Zweifel die Box einfach rumdrehen und mit anderen Chassis bestücken kann. War das klar genug formuliert?

Hier ein paar Fotos vom Gehäusebau:

Bretter nur verspannt
Deckel Boden Front und Rück eingespannt
Seitenwände verklebt
Gehäuse komplett, Front und Rück nicht verleimt
Erste Anprobe der Chassis
Erste Anprobe der Chassis
Variabler Innenaufbau mit Rahmen zur Verschraubung
Variabler Innenaufbau
Rückwand verschraubt
Rückwand verschraubt

Fortsetzung folgt, die Familie ruft.


[Beitrag von MisterOZ am 09. Jun 2018, 17:37 bearbeitet]
Homer70
Stammgast
#2 erstellt: 10. Jun 2018, 13:25
Mahlzeit,

Das sieht sehr gut aus. Bin auf die Fortsetzung gespannt.
Womit genau hast du im ersten Bild die Bretter verspannt?

VG
KLAUS
MisterOZ
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 10. Jun 2018, 14:14
Hi,

das sind Wolfcraft Eckenspanner ES 22, gabs günstig beim Online-Allesversender... Nur halbwegs stabil und mit 19mm MDF schon so gut wie ausgereizt. Es hilft aber ganz gut, die Bretter zu fixieren und sind im Einsatz ganz praktisch - ich habe dann aber doch sicherheitshalber noch mit Klebeband nachgeholfen.

Mit der Fortsetzung dürfte es noch etwas dauern, mein UMiK-1 scheint gestern Abend die Grätsche gemacht zu haben. Ich wollte die Weiche nochmal präsentabel nachmessen, jetzt messe ich im stillen Raum 110db bei 20 Hz

Außerdem muss ich die Weiche nochmal nachlöten, ich habe Lackdraht verwendet und bin mir jetzt unsicher, ob die Kontakte überall gut sind. Eine Gegenmessung mit dem frei verkabelten Tischaufbau kann ich ja aktuell nicht mehr machen . Grrr.

LG
Oliver
Röhrling
Stammgast
#4 erstellt: 11. Jun 2018, 05:57
Hi Oliver,

sehr interessantes Projekt, werde hier meinen Klappstuhl aufstellen und gespannt mitlesen.

Habe auch die Erfahrung gemacht, dass mir immer dann ein LS gefallen hat, wenn möglichst viel von einem Chassis (BB) abgedeckt wurde und dies nur gaaaaanz oben und evtl. gaaaaanz unten ergänzt wurde.
Die üblichen zwei Wege Teile mit Trennfrequenzen zwischen 1,5 und 2,5 kHz konnten mich persönlich selten überzeugen.

Warum hast Du eigentlich den AMT zwischen die anderen beiden Chassis gesetzt?

Grüße
Wastler
Stammgast
#5 erstellt: 11. Jun 2018, 08:00
Naja, ist dann doch eher eine Dreiwegebox wobei der MT ein BB ist und eben keine F.A.S.T.
Trotzdem schönes Projekt.

BG, Wastler
Big_Määääc
Inventar
#6 erstellt: 11. Jun 2018, 10:21

aus dem double four thread schrieb:
Der Tang Band ist wieder mit von der Partie, ich möchte ihm aber einen Super-Hochtöner zur Seite stellen, damit ich auch außerhalb des Stereo-Dreiecks ein bißchen Hochton habe


wenn ein breiteres Rundstrahlverhalten im Hochton angedacht ist,
warum dann keine "kleine" gut und breit strahlende HochtonChalotte mit evtll Waveguide benutzen ?!

ob nun 3Wege, FAST, oder sonst wie,
hauptsach funzt und Name passt

hab mir schon ein Projekt überlegt das ich entweder "faithful oder faithless" nenn.
das kommt dann von fullrange and Infrabass technology

Spassss
MisterOZ
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 11. Jun 2018, 19:30
Hi zusammen,

Danke für eure Anmerkungen.

@Röhrling: die Position hat sich daraus ergeben, dass das Gehäuse für den BB oben besser zu integrieren war. Ich wollte ja das Gehäuse so flexibel und einfach wie möglich halten, damit ich es im Zweifel auch für eine andere Bestückung und Innenaufbau verwenden kann. Außerdem kommt so der AMT in meiner Hörsituation und mit meinen Ständern automatisch auf die richtige Höhe. Und es gefällt mir auch optisch besser so.

@Wastler: Stimmt schon, im Nachhinein ist es ist eher eine Dreiwege-Box geworden, auch weil ich die Trennfrequenzen nicht ganz so hoch und tief hinbekommen habe, wie ich eigentlich wollte. Trotzdem kommt die für mich besonders faszinierende Stimmwiedergabe durch den BB echt gut raus wie ich finde, das gewisse Etwas ist weiter vorhanden. Und da ich als erstes zum Test den AMT an der Double Four habe laufen lassen, lag der Name schon nahe.

@Big_Määäc: Auch korrekt, aus dieser Sicht wäre ich damit wahrscheinlich genauso gut gefahren, unter Winkel vielleicht sogar besser. Aber das Thema AMT hat mich halt einfach technologisch interessiert. Und das schöne ist, dass man selbst gebaut eben das kombinieren kann, was einem gefällt.

Jetzt warte ich erstmal auf den Austausch des Mikrofons, dann gibts Messungen.

Grüße
Oliver
MisterOZ
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 18. Aug 2018, 20:23
Hallo zusammen,

so, jetzt geht es hier weiter - dank Urlaub habe ich auch endlich Zeit, etwas zu schreiben. Das Messmikro ist ausgetauscht und mit der längst fertigen Box hab ich schon jede Menge Spaß - wobei fertig, so ganz noch nicht. Aber dazu weiter unten.

Die Frequenzweiche

Wie schon erwähnt habe ich mich noch nie an eine komplette Neuentwicklung heran getraut, das ist mein erstes Mal. Und ich muss zugeben, es war echt anstrengend - hat aber unterm Strich trotzdem Spaß gemacht. Nochmal würde ich es aber wahrscheinlich nicht machen, zumindest nicht wenn ich bei Null anfangen muss. Fürs Wohnzimmer plane ich gerade eine Vollaktiv-Box. Wobei, ich habe einen Sack Weichenbauteile im dreistelligen Wert hier liegen, Material hätte ich jetzt also - aber das war mir vorher schon klar.

Simulieren, umstecken, messen, hören und wieder retour. Ich verschone euch mit den Details, so ist es jetzt geworden:

Weiche Twist

Mittel und Hochtöner habe ich mit 18 dB getrennt, das habe ich wegen des Peaks des Tang Band bei 7 Kilohertz nicht anders hinbekommen. Wie erwähnt wollte ich eigentlich noch höher trennen, jetzt sind es rund 5 kHz geworden. So läuft es aber immerhin glatt.
Zwischen Tieftöner und Mitteltöner hat dafür eine 12 dB Trennung ausgereicht (das war trotzdem besonders schwierig, weil mir immer der Raum bei den Messungen reingepfuscht hat) - Trennfrequenz liegt bei rund 250 Hertz. Dazu gabs noch einen Sperrkreis, der den Bereich um 1600 Hertz um 3,5 dB rauszieht. Das sieht dann in rund 1 Meter Entfernung so aus (ohne Reflexrohr-Anteil):

Twist Messung

Am Hörplatz wird daraus das (man sieht schön die Raumeinflüsse im Bass - mega zuviel, ich sitze nah an der Wand):

Twist Hörplatz

Und grob eingemessen mit einem parametrischen EQ (Tipp: für Mac-Nutzer wärmstens empfohlen: „menuBus“) sieht es jetzt so aus:

Twist Hörplatz korrigiert

Und so sieht die Weiche aus:

Weiche Twist

Klang

Ziel war ja, das breitbänderische des Tang Band in die Konstruktion rüber zu retten, dafür aber ausserhalb des Sweetspot auch etwas mehr Höhen zu haben. Das hat in jedem Fall geklappt: Das ganze Klangbild ist viel breiter und tiefer geworden, der fast sphärische AMT-Klang macht einen Wahnsinns Raum auf, fein, dezent und unglaublich klar. Stimmen stehen jetzt zwar nicht mehr ganz so prägnant und anspringend im Focus wie beim Breitbänder pur, das muss ich zugeben. Die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit ist aber noch da - der Klang löst sich vom Lautsprecher und Stimmen wie Instrumente bleiben trotzdem neutral, es perlt wie aus dem Handgelenk geschleudert, einfach super. Die Kombination Tang Band plus AMT kann ich jedem Fall sehr empfehlen, da bin ich echt begeistert.

Mit dem Bass bin ich noch nicht so zufrieden, allerdings kann ich auch schwer abschätzen, wieviel mir die Raumakustik da kaputt macht. Es geht tief runter, der Wavecor macht ein stabiles und stämmiges Fundament und gerade bei elektronischer Musik macht das echt viel Spaß. Ich hätte es mir aber etwas präziser und knackiger gewünscht. Mehr Drive bei akustischem Schlagzeug zum Beispiel, da dichtet (der Raum?) gefühlt immer etwas dazu.

Im Nachhinein hätte es vermutlich ein 15er Bass auch getan, dann hätte auch das Gehäuse kleiner ausfallen können. So sieht das Ganze mittlerweile aus:

Twist

Nächste Schritte: Ich versuche, den Bass noch anders abzustimmen (vielleicht mache ich auch ein geschlossenes Gehäuse daraus), es gibt noch eine neue Schallwand mit Einfräsungen, damit die hässlichen Schrauben verschwinden und ein Furnier soll auf die Seitenwände auch noch drauf, plus Holzöl.

Unterm Strich bin begeistert und echt stolz, habe aber auch die Grenzen meines Wissens und Messequipments kennen gelernt. Wobei der Mittel-Hochtonbereich schon beeindruckend geworden ist. Ich habe jede Menge Hörerfahrung auch mit sehr teuren Anlagen, das ist schon ziemlich gut geworden. Ich muss auch mal die Lautsprecher in einen anderen Raum schleppen um den Bass besser einschätzen zu können.

Oder hat jemand einen Tipp zum Bass?

Grüße
Oliver


[Beitrag von MisterOZ am 18. Aug 2018, 20:36 bearbeitet]
Wastler
Stammgast
#9 erstellt: 19. Aug 2018, 11:26
Hallo Oliver,

der Bereich zwischen 200 - 700 Hz ist sehr überbetont, da würde ich etwas ändern (L und C des R-C-L Gliedes ändern, L höher, C tiefer, Simulation allerdings mit TSP ohne Messen))
Die TT-Überhöhung könntest du mit einer hochohmigeren Spule etwas besänftigen.
Der WF182BD09 ist für geschlossene Gehäuse ungeeignet und spielt ab 20 Liter bis 40 Hz/-3dB.
Der 4-Öhmer ist zudem zu stark für den BB, hier wäre vermutlich der BD10 die bessere Wahl gewesen.

BG, Peter
Black-Devil
Gesperrt
#10 erstellt: 20. Aug 2018, 07:31
Vermutlich wird dir auch die Weiche bei der tiefen Trennung ohne Impedanzlinearisierung den Bass verhageln.
Die Überhöhung bis ~700Hz würde ich auch noch einmal angehen. Leider hast du wohl ohne Fenster gemessen, daher sind die Raumeinflüsse auch bei der 1m Messung unvermeidbar.
Bei der Messung am Hörplatz relativiert sich der untere Mittelton wahrscheinlich, weil du durch Boden- und/oder Deckenreflexionen Auslöschungen im Grundton hast. Deshalb bleibt da nur noch die Überhöhung um 500Hz übrig.

Mit EQ hast du das ganz gut ausgleichen können. Vielleicht kannst du ja auch mal die einzelnen Wege und das Verhalten unter Winkel messen. Der Frequenzgang auf Achse allein sagt nicht allzu viel aus.
Wastler
Stammgast
#11 erstellt: 20. Aug 2018, 09:18

Mit EQ hast du das ganz gut ausgleichen können.


Naja, mit EQ oder DSP nachhelfen hat natürlich nichts mit ordentlicher Entwicklung zutun

BG, Peter
Black-Devil
Gesperrt
#12 erstellt: 20. Aug 2018, 10:12
Das kann man so auch nichts sagen, sonst wären alle aktiven Lautsprecher ja automatisch nicht ordentlich entwickelt.
Genau deshalb würden mich eben Winkelmessungen und Einzelfrequenzgänge interessieren - dann erkennt man meist schnell, warum ein möglichst linearer Frequenzgang auf Achse nicht unbedingt optimal ist.
MisterOZ
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 20. Aug 2018, 19:24
Servus zusammen,

vielen Dank für eure Anmerkungen und Mühe!


Wastler (Beitrag #9) schrieb:

Der 4-Öhmer ist zudem zu stark für den BB, hier wäre vermutlich der BD10 die bessere Wahl gewesen.


Total witzig, dass Du das schreibst, ich bin zwischendrin ebenfalls mal auf den Trichter gekommen, dass der BD10 pegelmäßig besser passen würde - aber da hatte ich schon alles bestellt und gedacht, probierst es mal aus, die Messungen werden schon zeigen, ob es passt. Aber das mit dem Messen muss auch erstmal geübt sein - und die Interpretation der Kurven.

Es ist korrekt, dass die angehängten Messungen ungefenstert sind. Dafür muss ich doch mal den REW nehmen. Die Überhöhung um 500 Hertz ist mir zunächst gar nicht so negativ aufgefallen - man kann sie gut Wegbügeln und am Hörplatz hört es sich nicht wirklich tragisch an. Aber ihr habt mich auf etwas ganz anderes gebracht - möglicherweise habe ich wirklich einen Bock in der Weiche, mir schwant da was. Ich werde am Wochenende mal doch noch Einzelmessungen der Chassis machen, um das herauszufinden. Und wenn da wirklich was fehl abgestimmt ist, würde mir das trotz DSP-Eingriffmöglichkeit (eigentlich bin ich da schmerzfrei) keine Ruhe lassen Alleine das Wissen, dass da was falsch ist, würde mir den Spaß an der Box verhageln.

Das Thema Impedanzlinearisierung muss ich mir auch mal anschauen, da hab ich noch gar keine Ahnung von. Vielleicht probiere ich auch tatsächlich mal den BD 10 aus...

Dank euch!
Oliver
Wastler
Stammgast
#14 erstellt: 23. Aug 2018, 09:28
Oliver schrieb


Total witzig, dass Du das schreibst


Muss ich das verstehen?

BG, Peter
MisterOZ
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 23. Aug 2018, 19:25
Dass ich denselben Gedanken auch schon hatte und mich durch Deine Mail daran erinnert habe?
Ersetze witzig durch "sehr interessant", wenn Dir es so besser passt
Wastler
Stammgast
#16 erstellt: 24. Aug 2018, 07:14
Hi Oliver,

erklärt alles, ich hatte es nur nicht verstanden.

Bei deinem Projekt wäre eine umfangreiche Simulation vorab sinnvoll gewesen, das mache ich bei jedem neuen Projekt.
Dabei sieht man, ob Chassis überhaupt zusammen passen.
Dabei hättest du den MT und HT kalibriert im Gehäuse messen können und den TT über die ASCII-Daten Wavecors (unendliche Schallwand) einfügen können, ohne diesen bereits zu kaufen.
Dass ein Mittentöner so weit hinter dem Tieftöner bleibt ist eher selten und dem geschuldet, dass du einen Breitbänder verwendet hast.

Den 4-Ohm Wavecor verwende ich gerne bei Kompaktlautsprechern, da er sehr leicht zu beherrschen ist, in relativ kleinen Gehäusen sehr tief spielt und einen hohen Schalldruck produziert, der mit ehrlichen Angaben mit dem 8-Öhmer nicht erreichbar ist.

Nützt dir nun natürlich wenig, einzig sinnvoller Weg ist, dass du deine beiden 4-Öhmer verkaufst und dafür 8-Öhmer bestellst, damit sollte das Problem gelöst sein.
Wie bereits gepostet, das RCL-Glied des BB anpassen und dann sollte es gut sein, ab 1 kHz sieht das ganze ohnehin vorbildlich aus.

Den mangelnden Punch beim Schlagzeug dürfte auf die deutliche Senke bei 125 Hz zurück zu führen sein.
Raum, oder FW?- hast du auch eine Phasenmessung?

Empfehlung: Einzelchassismessung, hilfsweise auf 0,5 m oder Nahfeldmessung um den Raumeinfluss zu minimieren.

BG, Peter
MisterOZ
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 02. Sep 2018, 17:30
Hallo zusammen,

vielen Dank für deine Tipps @Wastler, das mit der Simulation vorab war mir tatsächlich unbekannt. Ich glaube aber, dass ich das mit meinem doch recht einfachen und unkalibrierten Messaufbau gar nicht so richtig durchführen kann. Sei’s drum, vielleicht nächstes Mal.

Ich habe jetzt noch ein bisschen gemessen und den Fehler wohl gefunden. Hier habe ich die Chassis jeweils im Nahfeld gemessen (inkl. Weiche, einfach so wie die Box ist) und dann in der Simulations-Software zusammen gebaut:

Twist_addiert

Man sieht deutlich, dass der Bass viel zu laut ist und auch der Mitteltöner auf der ansteigenden Flanke einen kräftigen Überschwinger hinlegt. Ich habe mich hierbei an die Einzelmessungen erinnert (nur Chassis jeweils eingebaut, ohne Weiche, HT nur simuliert), mit denen ich zu Beginn die Weiche simuliert habe, das sah damals so aus:

Twist_Simu_Alt

Hier sieht man, dass ich den Übergang zum Mitteltöner viel Mühe passend gemacht habe - aber dabei den Abfall Richtung 1khz übersehen, bzw. nicht verstanden und als Messfehler interpretiert habe. Das war der Grund-Fehler. Hätte mir hier eigentlich auffallen müssen, aber da die Messungen in etwas weiterer Entfernung Okay aussahen, habe ich hier eher an einen Messfehler geglaubt.

Um das zu beheben habe ich mir jetzt tatsächlich den wf182bd10 besorgt. Die Weichenschaltung für den Tieftöner konnte ich laut Simulation sogar unverändert lassen, den Mitteltöner lasse ich mit einem 30uF Kondensator deutlich früher auslaufen. Das sieht dann in der Simulation so aus:

Simulation_NEU

Und in echt auf Achse (ca. 70cm) sieht das dann so aus:

Messung NEU

Was ich gleich dazu sagen muss: Ich habe mir auch den Sperrkreis nochmal angeschaut und bin von 4,7 Ohm auf 2,2 Ohm runter gegangen. Das sieht auf Achse so zwar ganz okay aus, klingt aber bei Zisch-Lauten etwas vordergründig. Das rüste ich definitiv wieder zurück, vielleicht nicht auf 4,7 sondern 3,3 Ohm oder so. Das wäre dann statt 3,5 dB Abfall vielleicht so 2,5-3 dB im Problembereich um 1500 Hz. Das kann man hier am Hörplatz auch deutlich sehen:

Messung Neu

Da ich bis jetzt nur eine Box umgerüstet habe, kann ich klanglich noch gar nicht viel dazu sagen - der Bass ist natürlich nicht mehr so dominant, das Ganze klingt eher ein bisschen schwachbrüstig und scheinbar muss ich doch wieder kräftig am EQ korrigieren, bis es am Hörplatz gut klingt (ich finde, die Messung am Hörplatz sieht noch schlimmer aus, als vorher). Aber die endgültige Bewertung kann ich erst vornehmen, wenn auch die zweite Box umgebaut ist.

Kommentare? Gerne?


[Beitrag von MisterOZ am 02. Sep 2018, 19:33 bearbeitet]
Wastler
Stammgast
#18 erstellt: 03. Sep 2018, 08:43
Hallo Oliver,

ich würde nun den MT etwas absenken, der scheint gute 2 dB zu laut.
Der Einbruch bei 125 Hz scheint eine Raummode zu sein, den kannst du nur mit EQ entzerren.
Ansonsten sieht's jetzt ganz vernünftig aus.

BG, Peter
MisterOZ
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 24. Feb 2019, 14:26
Hallo zusammen,

langsam ist Zeit, dass ich hier mal wieder eine Fortsetzung schreibe… Ich musste das Ganze einfach mal eine Weile liegen lassen, um dann wieder mit voller Kraft weiter zu optimieren.

Was sich verändert hat:

- Ich habe nach dem Tieftöner (siehe weiter oben; danke Wastler) nun auch den Mitteltöner ausgetauscht, und zwar gegen den Tang Band w4-2142. Sieht jetzt optisch nicht mehr ganz so gefällig aus, dafür konnte ich den doofen Sperrkreis weglassen, es klingt jetzt auch ohne sehr neutral.
- Trotzdem war ich mit den Stimmen immer noch nicht zufrieden, was wohl an der recht hohen Trennfrequenz von rund 650 HZ und dem großen Abstand zwischen TT und MT lag (meine Vermutung). Also habe ich komplette Weiche nochmal überarbeitet (musste ich ja ohnehin, wegen dem Sperrkreis und Wechsel auf den 2142). Mit viel Mühe und einer weiteren Investition in Weichenbauteile im Wert von 100 Euro habe ich es jetzt hinbekommen, dass die Trennfrequenz etwa um 350 HZ liegt.

Nahfeldmessung:
Twist Nahfeldmessung

Foto:
Twistv2

Zusammenfassend also nochmal die Bestückung:
- Wavecor WF182BD10
- Tang Band w4-2142
- Omnes Audio AMT 60.1

So sieht die Weiche jetzt aus:
Weiche Twistv2

Und der Frequenzband mit REW und UMIK-1 auf Achse (etwa 70cm Abstand):
Twist v2

Klang: Es wird echt immer besser. Der Mittel-Hochton strahlt und reißt einen riesigen Raum auf, die Stimmen stehen wie eine Eins im Vordergrund. Mein Plan das breitbänderische zu erhalten, ist voll aufgegangen. Den Bass hab ich jetzt auch in den Griff bekommen, an den Raummoden bei 60 Hertz kann ich rein mit der Weichenschaltung leider wenig ausrichten.

Aktuell probiere ich verschiedene Kombinationen von DSPs und DACS aus um die Raumeinflüsse besser in den Griff zu bekommen. Aber aktuell gefällt mir der Klang ganz ohne Korrektur sogar am besten (wenn man mal die Bassüberhöhung von rund 15-20 dB außen vor lässt).

Viele Grüße
MisterOZ
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 07. Jul 2019, 19:47
Hi zusammen,

noch ein kleines Update: Nachdem ich mit dem WF182BD10 nie so recht zufrieden war (so tief wie der BD11 kam der einfach nicht runter) habe ich nochmal umgerüstet. Der TangBand w4-2142 hat nämlich mit 88 dB einen wesentlich höheren Wirkungsgrad wie der ursprünglich verwendete BB4. Und kommt so nah an den BD11 Tieftöner mit 88,5 dB ran.

Dazu habe ich mich an einer Impedanzkorrektur versucht, um die Überhöhung an der Flanke auszugleichen - damit gibts dann auch noch mehr Tiefbass. Den Effekt der Linearisierung sieht man hier sehr gut (Nahfeld):

Impedanzkorrektur
Lila ganz ohne Weiche, blaugrün mit Tiefpass, gelb mit Tiefpass und Impedanzkorrektur. Man sieht schön die 3-dB-Überhöhung, die ich mir alleine mit der Weiche eingehandelt habe. Durch die Impedanzkorrektur ist der MT jetzt auch wieder etwas lauter wie der TT, und ich habe unter 70 Hertz rund 3-4 dB mehr Pegel.

Die Weiche sieht jetzt so aus:

Weiche

So sehen die Frequenzgänge mit den Übernahmefrequenzen aus (1 Meter):

Übernahmefrequenzen

Und hier der korrigierte (RME ADI-2 DAC) Frequenzgang am Hörplatz:

Frequenzgang

Ich bin jetzt recht zufrieden

Grüße
Oliver
zandi71
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 08. Jul 2019, 08:45
Hallo Oliver,

Dein Projekt finde ich echt spannend.
Ich bin selber "breitbandig" unterwegs und mir der Nachteile des Prinzips im Hochton bewusst.
Dass man einen kleinen BB mit einem Hochtöner verbinden kann, ohne die Tugenden des BB zu zerstören, hielt/halte ich für schwer/kaum möglich.

Mich würde schon mal interessieren, wie das klingt.

Gruß
Andreas
Peas
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 08. Jul 2019, 08:57
Bernd Timmermanns setzt den Breitbänder in der Neuauflage der TBTL-W6 ein. Ab 4.500 Hz übernimmt ein AMT 50 (der kleinere Bruder des AMT 60) - somit vergleichbar.

Kann ich mir gut vorstellen.

Schönes Projekt, auch optisch gelungen.
MisterOZ
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 08. Jul 2019, 11:52

zandi71 (Beitrag #21) schrieb:
Ich bin selber "breitbandig" unterwegs und mir der Nachteile des Prinzips im Hochton bewusst.
Dass man einen kleinen BB mit einem Hochtöner verbinden kann, ohne die Tugenden des BB zu zerstören, hielt/halte ich für schwer/kaum möglich


Das ist wirklich eine gute Frage. Das "breitbänderische" umfasst ja auch immer die Fehler/Besonderheiten, die das Chassis eben so mitbringt, weil es eben ein Breitbänder ist... Und das nimmt man ihm ja zum groß Teil mit dem Hochtöner weg. Deswegen auch mein Plan mit der besonders tiefen und hohen Trennung, was ja aber nur begrenzt funktioniert hat...

Ich muss durchaus selbstkritisch sagen, dass das holografische, die absolute Konzentration auf Stimmen etwas nachgelassen hat. Der Stimmbereich steht nicht mehr so im Vordergrund, ordnet sich mehr ein, wenngleich er nach wie vor hervorragend neutral und räumlich greifbar ist. Aber da bin ich mittlerweile vielleicht auch etwas Betriebsblind...


[Beitrag von MisterOZ am 08. Jul 2019, 12:32 bearbeitet]
zandi71
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 08. Jul 2019, 12:43

Ich muss durchaus selbstkritisch sagen, dass das holografische, die absolute Konzentration auf Stimmen etwas nachgelassen hat. Der Stimmbereich steht nicht mehr so im Vordergrund, ordnet sich mehr ein, wenngleich er nach wie vor hervorragend neutral und räumlich greifbar ist.


Wenn es der Auflösung mehr dient, als es der holografischen Darstellung schadet, dann kann das durchaus ein guter Kompromiss sein.
Das ist natürlich immer Sache der subjektiven Wahrnehmung bzw. des Geschmacks.

Als "Breitbandese" ist man ja von Natur aus kompromissbereiter.
MisterOZ
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 08. Jul 2019, 20:17

Peas (Beitrag #22) schrieb:
Bernd Timmermanns setzt den Breitbänder in der Neuauflage der TBTL-W6 ein. Ab 4.500 Hz übernimmt ein AMT 50 (der kleinere Bruder des AMT 60) - somit vergleichbar.

Kann ich mir gut vorstellen.

Schönes Projekt, auch optisch gelungen.

Danke für die Blumen
Ich musste auch schmunzeln, als ich die Chassis in der Vorschau der HH gesehen habe. Habe auch die Weichenschaltung mal bei mir ausprobiert, aber ich bleibe lieber bei meiner. Er trennt ja ähnlich, aber ich wollte nicht so viele Korrekturglieder in der Weiche - der Breitbänder sollte so naturbelassen wie möglich spielen...
Peas
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 08. Jul 2019, 20:46
Ja, für seine Bauteilegräber ist er ja bekannt. Hab die Ausgabe nich hier, aber kann's mir vorstellen.
MisterOZ
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 12. Jan 2020, 19:15
Hallo zusammen,

von mir gibt es hier auch mal wieder was neues: Ich habe mich an einem Diffusfeld-Hochtöner herangewagt. Das fand ich schon länger interessant (in der kleinen Lyravox Karlos gefällt mir die Integration echt gut) und angeregt durch die Hobby-HiFi-Ausgabe über Diffusfeld-HTs im Sommer und dass der AMT 60.2 damals im Ausverkauf zum halben Preis war, hab ich zugeschlagen.

Zum Probieren hatte ich die Hochtöner erstmal einfach auf die Box gelegt. Nach hinten abstrahlend hab ich auch mal ausprobiert, das funktioniert nicht gut, dafür steht sie bei mir zu nah an der Wand. Bezüglich Weiche habe ich mich eng an die Empfehlung aus der HH gehalten und die gleiche Weiche wie in der Twist nachgebaut - zumindest was die Bauteilekiste noch hergab, bei einem Wert musste ich den nächst Kleineren nehmen. Macht nix, dann wird halt höher getrennt. Der Pegel ist ungefähr 5 Dezibel leiser als der des Haupthöchtöners.

Mir gefällt das richtig gut, am Hörplatz wird nur der Raum ein bißchen großzügiger, man hört sie nicht direkt, man hört eher wenn sie weg sind - dann fehlt was. Da ich oft zwischen den Box am Schreibtisch sitze, ist der Effekt hier natürlich etwas größer - hier hilft es aber gegen den Höhenabfall - bei fast 90 Grad kommt vom normalen HT ja nur noch wenig an.

Und so sieht das ganze aus, ich habe mir einfach einen Winkel aus zweilagig schwarzem MDF gebaut, mit Kabeldurchführung. Sieht aus wie ein Heckspoiler Die Kabel stecke ich einfach mit aufs Terminal.

Twist Diffusfeld Hochtöner
Diffusfeld Hochtöner
Kabeldurchführung

Wie gefällt es euch?

Grüße
Oliver
Peas
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 12. Jan 2020, 20:05
Sehr schön.Gut gemacht

Die HH-Ausgabe habe ich mir auch besorgt, bin aber noch nicht dazu gekommen, das auszutesten. Dementsprechend ist es erfreulich, wenn es einer mal macht und berichtet.

Ich hätte nur Angst, dass es in den AMT reinrieselt.
MisterOZ
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 13. Jan 2020, 07:46

Peas (Beitrag #28) schrieb:

Ich hätte nur Angst, dass es in den AMT reinrieselt.

Hm, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht... aber man kann ihn ja abnehmen und ausklopfen
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