Küchenbeschallungsprojekt mit Reckhorn C-190

Hallo Hifi-Freunde,

ich wollte Euch hier mal mein Küchenbeschallungs-Projekt vorstellen. Anforderung war: "perfekter Sound auch bei geringen Pegeln".
Verwöhnt durch einige Selbstbauprojekte und große alte Infinity Systeme bin ich insbesondere bei der Tiefsttonwiedergabe nicht kompromissbereit.
35 bis 40 Hz untere -3db Grenzfrequenz sollten es schon sein. Wegen Einschränkungen bei der Impulswiedergabe bin ich kein Freund von den
üblichen Bassreflex Subwoofern mit Satellitensysteme, wie sie mir sicher der freundliche Mediamarkt Mitarbeiter empfohlen hätte.
Schlußendlich sollten die Lautsprecher irgendwie mit meinen Receivern aus den 70iger zusammenarbeiten. Komplexe passive Frequenzweichen
und wirkungsgradschwache Chassis bringen mich mit 16 Watt Sinus Leistung nicht weit. Normale Zimmerlautstärke sollte halt auch schon drin sein.
Zur Not hätte ich hier aber mit unsichtbaren Endstufen noch einiges mobilisieren können. Mein NAD 140 besitzt mittlerweile variable Chinch Outputs,
somit wäre hier noch Spielraum.

Die baulichen Gegebenheiten sind eigentlich vielversprechend. Einem Deckeneinbau der Chassis steht eigentlich nur die bescheidene Abstrahlcharakteristik
normaler "flacher" Konuslautsprecher im Weg. Volumen nach oben ist durch den Doppelboden praktisch unbegrenzt und flexibel abteilbar vorhanden. Zuerst
habe ich mit Infinity CS1 Chassis experimentiert. Die Basswiedergabe war wie erwartet nach meinem Geschmack. Sehr knackig und extrem tiefreichend,
dabei staubtrocken, so daß einem der Atem stockt. Die direktgekoppelte Endstufe des 70iger Jahre Recveivers NAD 140 schlug sich wacker.
Die Wärmeentwicklung war aber nicht ohne. Hier hätte ich dann auf jeden Fall eine stärkere Endstufe spendiert. Aber es fand sich keine befriedigende optische Lösung.
Wie auf einer Heckablage wollte ich die 6 Chassis nicht an der Decke verteilen. Weiterhin gab es große klangliche Unterschiede, je nachdem ob man unterhalb der
Lautsprecher oder weiter weg stand. Das hätte ziemlich genervt, weil man ständig am Ändern der Lautstärke gewesen wäre, weils grad wieder zu laut oder zu leise ist.
Eine gleichmäßige Schallverteilung wie in der BOSE Werbung war also gefordert. Ich habe dann die Mittel und Hochtöner in den Raum hinein abgewinkelt montiert.
Damit war man die meiste Zeit nun dem Direktschall ausgesetzt und der Sound wurde gleichmäßiger. Optisch war das jedoch wieder ein voller Reinfall.
Die schöne Holzdecke wäre ziemlich versaut worden.

Auf der Suche nach Deckenlautsprechern mit Rundumstrahlcharakteristik stiess ich dann auf die Reckhorn C-190 Chassis. Die Abstrahleigenschaften dieses
ungewöhnlich konstruierten Chassis könnten für meine Anforderungen gut passen. Meine Anforderungen an die Baßwiedergabe schienen mit denen von Hr. Reck
übereinzustimmen, somit wurde auch noch ein H-80 Eckhorn mitbestellt. Zunächst wurden die C-190 begutachtet und eine bis zur Biegegrenze recht harte
Membran vorgefunden. Die Aufhängung ist recht weich. Die Resonanzfrequenz mit 41 Hz im gewünschten Bereich. Die Güte mit ca. 1,0 recht hoch.
Der Chassisdurchmesser liegt mit 19cm in einem Bereich wo tiefbassmäßig schon das ein oder andere gehen müsste. Simulationen mit geschlossenen
Gehäuse zeigten schnell, dass das Teil bei mir am besten den ganzen Doppelboden bekommt. Nachdem ich mich dann durchgerungen hatte die entsprechende Öffnung für die
Chassis in die neue Holzdecke zu sägen, war ich schon nach dem Anschluss des ersten Chassis sehr positiv überrascht.

Die Basswiedergabe war auf bestem Infinity Niveau, also sehr tiefgehend, trotzdem staubtrocken ohne jegliche Dröhnneigung. Das fehlende Gehäuse schien sich ebenfalls
positiv auszuwirken. Also flugs das zweite Loch gesägt und die provisorische Verkabelung in Ordnung gebracht. Der NAD bekam seinen Platz am anderen Raumende
zwischen den Kühlschränken und schon konnte der Soundcheck starten. Die Rundumstrahlfähigkeiten sind schon phänomenal. Direkt unter dem Lautsprecher sind die Höhen
etwas zu präsent, aber grad noch ok. Schon leicht seitlich ergibt sich dann die von mir gewünschte ausgewogene Abstimmung mit seidigen nicht nervenden Höhen. Die
von Reckhorn empfohlene Frequenzweiche habe ich nicht verbaut, mit dieser war die Abstimmung direkt unter den Chassis ok, aber die Höhen im restlichen Raum zu leise.
Ich habe lediglich ein 2.2uF Kondensator vor den Hochtöner gesetzt und sonst keine weiteren Korrekturen vorgenommen. Diese Weiche schien mir der beste Kompromiss
zwischen perfekten Sound im ganzen Raum und erträglichem Höhenpegel direkt unter dem Chassis zu sein. Ich geniesse nun im ganzen Raum einen ausgeglichenen
freien Klang mit selten gehörten Fundament ganz ohne Subwoofer. Das H-80 Eckhorn steht nun in der Garage rum. Bisher kam nie der Bedarf auf, das Teil noch mit zu installieren. Sollten zukünftig die Ansprüche an den Maximalpegel deutlich über gehobene Zimmerlautstärke steigen, müssten die C-190 aktiv abgekoppelt werden und das H-80 installiert werden. Da es sich aber um eine Küche und keine Disco handelt, wird es wohl nicht dazu kommen.

Einige Nacharbeiten musste ich noch an der eigentlich als stabil angesehenen 22mm dicken Kieferdecke tätigen. Die begann schon bei normalen Pegeln ordentlich mit zu schwingen. Daher habe ich zunächst Dachlatten von oben angeschraubt um Ruhe reinzubringen. Es ist zwar nun schon wesentlich weniger Bewegung in der Decke, aber ganz still steht sie noch nicht. Hier werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen.

Ich kann die C-190 Chassis auf jeden Fall empfehlen. Die versprochene Rundstrahlcharaktistik ist vorhanden, der Hochtonbereich mit Seidenkalotte ohne Fehler,
die Mitten auch ohne Weiche ausgewogen, der Bassbereich eine Klasse für sich. Ich werd mir direkt noch ein Pärchen beschaffen und schauen wie sie sich im
Bad bzw. Sauna Bereich machen.

Nachfolgend noch ein paar Fotos zu besseren Veranschaulichung.

mfg Tino Trümer

Bei Fragen: tino@e30.de


http://www.e30.de/ebay/reckhorn/01.jpg
http://www.e30.de/ebay/reckhorn/02.jpg
http://www.e30.de/ebay/reckhorn/03.jpg
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