Visaton in Stein gemeißelt

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Habbich
Stammgast
#1 erstellt: 28. Jun 2020, 15:07
Heute ist mir ein Pärchen Visaton Standboxen zugelaufen, das ich alleine aufgrund der hervorragenden Verarbeitung in Marmor zu einem Spottpreis ohne Probehören mitgenommen habe. Die "Stereolithen" habens mir halt angetan. Ich treibe mehrere Steinlautsprecher in Schiefer und Naturstein mit hochwertigen Chassis von Seas, Peerless und Audax an und bin da ziemlich begeistert. Bis auf die Schlepperei natürlich.

Naja, das aktuelle Paar ist eine hervorragende Steinmetzarbeit und für mein Empfinden recht mittelmäßig mit Visaton Hochtöner, Mitteltieftöner und Bassreflexausgang vorne bestückt und scheint mit Dämmwatte vollgestopft. Überlege ernsthaft, die Chassis aufzuwerten, aufwerten zu lassen vielmehr, und wollte erstmal hören, ob jemand näheres zu den Visatons sagen kann, die ich noch nicht von hinten gesehen habe.
Der Mitteltieftöner sieht wie ein W200NG mit Schaumsoffsicke aus, der Hochtöner wie ein DT94 und insgesamt klingt alles etwas "gebremst". Hier ein paar Bilder:
Visaton Visaton Visaton Visaton Visaton

Hat jemand eine Idee, was da genau verbaut ist? Stimmt meine Vermutung? Dämpfung prüfen? Ferrofluid prüfen? Oder lieber gleich ein neuer Bausatz, der den Steinen gerecht wird?
Habt Dank.
Grüße
Frank
Wholefish
Inventar
#2 erstellt: 29. Jun 2020, 04:20
Fast noch spannender als die Chassis wäre die Frequenzweiche.
Warum schraubst du nicht einfach einen TMT raus? Wenn man Mal die Weiche sieht, kann man vielleicht schon eher beurteilen, ob aus der Box noch mehr rauszuholen ist.

Der Abstand zwischen TMT und Hochtöner ist leider ziemlich groß. Das erschwert die Gestaltung des Übernahmebereich zwischen den Chassis. Bei der Suche eines halbwegs passenden Alternativbausatzes, solltest du darauf achten.
Ggf. einen FAST Bausatz, da wäre der Übernahmebereich nicht so kritisch wegen der tieferen Trennfrequenz. Da würdest du aber sicher den Ausschnitt für den Hoch bzw. Breitbänder vergrößern müssen.


[Beitrag von Wholefish am 29. Jun 2020, 04:22 bearbeitet]
Habbich
Stammgast
#3 erstellt: 29. Jun 2020, 06:34
Gestern wurde gehört, heute wird geschraubt. Fotos folgen nach.
Habbich
Stammgast
#4 erstellt: 29. Jun 2020, 11:30
So, wie angenommen ein W200 NG und ein DT94. Dazu ein Weichenfoto das mir als Laie nichts sagt.
Visaton DT94 W200NG Visaton DT94 W200NG

Visaton Weiche

Gestopft wie eine Weihnachtsgans mit ca. 2m² PE-Watte.

Dämmwatte

Die Ausschnitte sind sehr ordentlich mit 65/191/75 geschnitten. Die Wände haben eine Stärke von 15, die Frontplatte 20 mm.

Gehäuse MarmorGehäuse MarmorGehäuse Marmor

Ich habe keine Ahnung von der Technik, nur die Ohren funktionieren noch ganz ordentlich und meinen, da ginge mehr. Freue mich über kompetente Einschätzungen.
Wholefish
Inventar
#5 erstellt: 29. Jun 2020, 11:48
Die große Spule und der größere Kondensator bilden den Tiefpass 2. Ordnung für den TMT.
Der rötliche Widerstand senkt vermutlich den Hochtonpegel, der kleine Kondensator und die kleinere Spule bilden dann den Hochpass für den Hochtöner.
Was das kleine weiße Bauteil ist, erschließt sich mir gerade auch nicht.

Also ich sehe da sicherlich ein erhebliches Verbesserungspotential seitens der Weiche. Wer weiß, ob die überhaupt durch Messungen entwickelt worden ist. Es ist defitniv kein gutes Zeichen, wenn keinerlei Korrekturglieder, wie bspw. Sperrkreise oder sonstige Schaltungen verbaut sind.

Ich kann dir nur leider zu den Chassis (und ob sich Entwicklungsaufwand da noch lohnt) nichts sagen. Da findest du aber sicher hier jemanden.


[Beitrag von Wholefish am 29. Jun 2020, 11:52 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 29. Jun 2020, 12:38
Das kleine weiße Bauteil ist ein 8,2 Ohm Widerstand. Der große Widerstand hat 5,6 Ohm. Die Weiche ist wahrscheinlich speziell für diese Lautsprecherkombination ausgelegt. In einer Universalweiche findet man keine Widerstände. Da hat sich schon jemand Gedanken gemacht. Eine Veränderung des Klangs kann man schon durch Veränderung der Widerstände erreichen.
Aber zunächst muss man natürlich sicherstellen, dass die Lautsprecher ok sind. Ferrofluid kann austrocknen habe ich mal gelesen, ob man da neues einfüllen kann, weiß ich nicht.
Wholefish
Inventar
#7 erstellt: 29. Jun 2020, 13:30
Dann sind die beiden Widerstände vermutlich ein Spannungsteiler.

Nach Fertigweiche sieht es natürlich nicht aus, aber ich bezweifel trotzdem, dass dort mit Messung entwickelt wurde. Sieht eher nach "berechnet" aus. Böse Weichenrechner mal wieder
Es ist auch keine Bafflestepkorrektur ersichtlich, deswegen wurden sich wahrscheinlich auch nicht so richtig viele Gedanken gemacht
Es sei denn das Chassis is so gutmütig, dass der Filter 2. Ordnung gleich den Bafflestep mitkorrigiert. Was ich aber auch wieder unwahrscheinlich finde, weil die kleine Kalotte (hoffentlich) nicht so tief geht.

Naja, is halt alles Stochern im Nebel ohne Messung.
Habbich
Stammgast
#8 erstellt: 29. Jun 2020, 13:34
Danke. Sie klingen ja gar nicht mal übel, aber das ganze hat ein bisschen was von Limousine mit dem Motor eines Kleinwagens. Die W200 werden ja auch gerne für einen Subwoofer oder die Hutablage im Auto hergenommen. Das wirkt alles etwas unverhältnismäßig, aber wenn das anders soll, bin ich wohl auf Hilfe angewiesen. Bis dahin fristen sie ihr Dasein in einem der letzten freien Eckchen hier.
jehe
Inventar
#9 erstellt: 29. Jun 2020, 14:54
mach mal ne Skizze von einer Box und trage da neben den Abmessungen auch die Position der Chassis ein, dann kann man mal sehen was da noch raus zu holen ist.
Pollton
Inventar
#10 erstellt: 29. Jun 2020, 15:52
Hallo Frank,

meine Einschätzung dazu.

Die Hochtöner sind gut und die Tieftöner waren wohl auch relativ gutmütig. Die kleine 20 mm Kalotte kann man erst ab ca. 3000 Hz einsetzen und dann in Kombination mit einem 20er Tieftöner? Passt m.M.n nicht gut zusammen.
Bei der Weiche dachte ich auch erst an eine Universalweiche, aber Ingor hat recht, auf einer Uni-Weiche habe ich bisher auch noch keine Widerstände gesehen. Auf den Weichen ist ein Schriftzug drauf, was steht denn da?
Viele Gedanken wurden bei der Entwicklung aber nicht gemacht, das sieht man allein schon an den viel zu großen Abstand der Chassis und die Auswahl der Komponenten.
Wenn du die Weichenschaltung nachbilden kannst mit all den Werten, mit Angabe der Gehäusemaße und die Position der Chassis, dann könnte ich die Lautsprecher mit Boxsim nachsimulieren und darstellen. Dann kann man was genauers sagen.


[Beitrag von Pollton am 29. Jun 2020, 15:57 bearbeitet]
thonau
Inventar
#11 erstellt: 29. Jun 2020, 16:15
Hallo,


Die kleine 20 mm Kalotte kann man erst ab ca. 3000 Hz einsetzen und dann in Kombination mit einem 20er Tieftöner? Passt m.M.n nicht gut zusammen.


Genau.

Aber die beiden Chassis wurden damals gerne zusammen verwendet, soweit ich weiß immer in drei Wege Konzepten.
Es war immer ein ein Mitteltöner dabei, dann macht das auch Sinn.
Vielleicht finden sich noch die älteren Visaton Bauvorschläge dazu, was aber bei so einem Gehäuse eigentlich nichts bringt, da eine andere Frontplatte nötig wäre.

Der Tipp die alte Frontplatte aufzudoppeln ist hier bestimmt nicht möglich.



----------------
E: sorry, habe mich geirrt. Meinte die STARLET. Die hat aber einen anderen TT.


[Beitrag von thonau am 29. Jun 2020, 16:19 bearbeitet]
Habbich
Stammgast
#12 erstellt: 30. Jun 2020, 09:41

jehe (Beitrag #9) schrieb:
mach mal ne Skizze von einer Box....

Das schaffe ich. Scheint mir auch der einzig gangbare Ansatz, da ich nichts messen kann. Nur hören leider, wie gesagt.

Ansonsten habe ich auch nur von Dreiwegekonzepten in diesem Zusammenhang gelesen und bin immer noch verwundert, dass soviel Wert auf die Form und im Verhältnis so wenig auf die Akustik gelegt wurde. function follows form it seems. Wenn es denn gar nicht ohne Messtechnik passend werden sollte, müssen sie halt wieder auf den Markt. Skizze folgt.
Danke
Frank
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