Anfängerfrage - Schalldämpfung mit Basotect

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Arne_Hifi
Neuling
#1 erstellt: 23. Aug 2019, 10:07
Hallo Leute,

habe hier schon ein paar Artikel zur Optimierung der Raumakustik gelesen und mich letztlich für einen Kauf von 7 cm Basotect Platten entschieden.

Mein konkreter Anwendungsfall ist der folgende: Ich habe einen Raum mit Tür zum Balkon, wobei durch das Tür einiges an Strassenlärm eintritt.

Der Strassenlärm sollte vorwiegend im Bereich von 500 Hz - 1 kHz sein. In diesem Bereich sollten die Basotect Platten bei 7 cm 100 % Dämpfung bieten.
Quellen hierzu:
- http://www.laermorama.ch/m5_krachmacher/strassenlaerm_w.html
- https://www.schaumst...-x-7cm-hellgrau.html

Die finale Idee ist die Platten so an den Decken / Böden und Seiten des Balkons anzubringen, dass kein reflektierter Schall mehr entsteht und wirklich nur der ohne Ablenkung durch die Tür eintretende Schall reinkommt.
Hierzu muss man sagen, dass der Balkon in der vierten Etage ist und der Lärm von unten kommt. Er wird also an den Seitenwänden und der Decke reflektiert.

Bevor ich jedoch zu diesem finalen Aufbau fortgeschritten bin habe ich erstmal versucht iwi eine Art Versuchsaufbau zu konstruieren, welcher erste Effekte des Basotect zeigt.

Dazu habe ich mal den Grundlärm auf dem Balkon gemessen: 60 dB(A)

Lege ich das Messgerät nun auf einen Tisch und baue mit den Platten eine Art Haus (Seiten + Deckel) und schliesse das Messgerät komplett darin ein ist die Dämpfung lediglich bei 2 dB(A)

Auch wenn ich die Platten exemplarisch mal nur mit Klebeband an die Wände und Decken gemacht habe bekomme ich 0 dB(A) Dämpfung.

Nun meine Frage: Liegt hier ein Missverständnis in der Nutzung der Basotect Platten vor? Bei einem ausgewiesenen Wert von 100 % Dämpfung in dem relevanten Bereich hätte ich ja dennoch mehr als 2 dB (A) erwartet?
Können die Platten so überhaupt nicht angewendet werden?
Ist der Versuchsaufbau irrational? Effektiv müsstes es doch möglich sein ein Messinstrument in dem Schau einzukapseln ...?

Freue mich auf Input und Anregungen von euch.

Gruß Arne
Cellistikus
Stammgast
#2 erstellt: 26. Aug 2019, 12:05
Ja, da liegt ein Missverständnis vor. Aber die Erklärung ist eine längere Geschichte...
Du überschätzt den Einfluss der Reflexionen! Und die Platten sind oft nicht für Außenanwendungen geeignet.

Wenn du sagst, durch die Tür kommt der Schall durch, dann nehme ich an, es handelt sich um ältere Fenster. Ist die Wand zum Balkon massiv oder nur solche dünnen Paneele? Die Fuge zwischen Tür und Rahmen ist immer der Schwachpunkt und diese solltest du als erstes Abdichten bzw. Erneuern. Zusätzlich würde ich dir einen schweren Vorhang aus Samt als zweite Ebene der Schalldämpfung empfehlen. Das verbessert auch noch deine Raumakustik.
Dadof3
Moderator
#3 erstellt: 26. Aug 2019, 16:19
So sehe ich das auch. Die Flächen des Balkons sind ja sehr klein - die werden kaum Dämpfung bewirken, weil der meiste Schall halt unreflektiert durch die Tür kommt.

Was mich allerdings wundert ist die geringe Dämpfung von 2 dB bei komplett in Basotect eingekapeltem Pegelmesser. War da wirklich alles rundum dicht?
Arne_Hifi
Neuling
#4 erstellt: 30. Aug 2019, 19:15
Ich habe mal ein Bild von dem Testaufbau mit dem Pegelmesser darin fotgrafiert.

Das ganze hatte ich auch schon mal auf dem Balkon direkt aufgebaut, wo es repräsentativer sein dürfte.

DSC_0010DSC_0012

Seht ihr einen logischen Fehler in dem Aufbau?

Weiterhin: Das mit dem Vorhang ist zwar an sich eine gute Idee, aber da kommt dann vermutlich so wenig Luft durch, dass ich auch gleich die Tür zu machen könnte.
Mit geschlossener Tür ist es wie gesagt vertretbar.

Da kein direkter Weg vom Schall der Strasse in das Fenster ist, sondern der Schall an der Decke des Balkon und den Seitenwänden reflektiert werden muss hatte ich damit gerechnet, wenn dort auch Basotect angebracht wird, dass der Pegel deutlich reduziert ist.
Meinem Verständnis nach ist die Reflektion doch für den gesamtem Schalleintrag verantwortlich?

Wie gesagt komme ich aber schon mit dem Testaufbau nicht weiter.
Cellistikus
Stammgast
#5 erstellt: 31. Aug 2019, 12:03
nein, dass du mit offener Tür hören willst, hattest du nicht geschrieben...

Und nein, die Reflexion ist nicht für den gesamten Schalleintrag verantwortlich, schätzungsweise höchstens für die Hälfte. Schall wird auch am Nachbargebäude gegenüber reflektiert, an deinem Balkon und Geländer gebeugt usw. und kommt relativ diffus bei dir an.

Du kannst schon den ganzen Balkon mit Aborbern auskleiden, es wird definitiv besser, doch die totale Ruhe wird es nicht.
Dadof3
Moderator
#6 erstellt: 31. Aug 2019, 12:20

Arne_Hifi (Beitrag #4) schrieb:
Da kein direkter Weg vom Schall der Strasse in das Fenster ist, sondern der Schall an der Decke des Balkon und den Seitenwänden reflektiert werden muss

Diese Annahme ist nicht richtig. Schall breitet sich nicht nur in einer Richtung aus wie ein Laserstrahl, sondern es gibt je nach Frequenz unterschiedlich starke Ausbreitungen nach allen Seiten hin. Dadurch kann sich Schall auch, anders als Licht, "um die Ecke rum" ausbreiten.
Arne_Hifi
Neuling
#7 erstellt: 31. Aug 2019, 13:13
Vielen Dank für die spannende Antwort.

Diesen Beugungseffekt kannte ich bisher wirklich nur beim Licht.

Habe mich auf https://www.aixfoam.de/info/de/schallbeugung und https://de.wikipedia.org/wiki/Beugung_(Physik) ein bisschen eingelesen.

Wie ich die Sache verstehe, muss die Öffnung durch welche der Schall durchgeht, oder das Hinderniss, welches ggf. einen Schallschatten erzeugt, kleiner als die Wellenlänge sein.

Beides würde in meinem Szenario zutreffen. Sowohl im Grundproblem mit dem Balkon, wie auch dem Versuchsaufbau.

Noch eine Zusatzfrage hätte ich an euch aus Interesse: Wie verhält sich die Sache an Kanten? Beispiel: Man hat einen Balkon auf der obersten Etage, ohne Dach. Kann sich der Schall dann auch über die Brüstung beugen? Oder braucht es immer eine Art "Spalt" o. Öffnung damit der Beugungseffekt eintritt?
Dadof3
Moderator
#8 erstellt: 31. Aug 2019, 14:57
Nein, das ist kein Beugungseffekt an Kanten / Spalten.

Das tritt auch völlig ohne Kanten in der freien Umgebung auf.
Arne_Hifi
Neuling
#9 erstellt: 31. Aug 2019, 20:46
Hmm, ich glaube jetzt komme ich nicht mehr ganz mit.

In den Artikeln wird doch gerade beschrieben, wie der Effekt in der freien Umgebung an Hindernissen auftritt. Wenn es keine Beugung ist, welcher physikalische Effekt ist es dann? Hast du hier ein paar Details / Quellen zum Nachlesen für mich?

Oder habe ich dich missverstanden?
Dadof3
Moderator
#10 erstellt: 02. Sep 2019, 06:38
Die Details kann ich dir leider auch nicht nennen. Aber es gibt auch in der freien Luft Ablenkungen / Umlenkungen.

Stell dir ein Haus neben einer Autobahn vor, dazwischen eine Lärmschutzwand. Die Lärmschutzwand selbst absorbiert den Direktschall recht effektiv, und es ist im Garten sicher viel leiser, aber weiterhin nervig laut, weil der Schall auch über die Lärmschutzwand hinweg "im Bogen" wieder in den Garten findet.
Arne_Hifi
Neuling
#11 erstellt: 02. Sep 2019, 07:28
Habe nochmal einen weiteren Artikel konkret zum Thema Lärmschutzwand gefunden: https://de.wikipedia...n_am_Ausbreitungsweg

Hier wird auch gesagt, dass der hörbare Schall dahinter durch den Beugungseffekt kommt. Dieser ist wohl bedingt durch die Höhe der Wand. Möglicherweise ist es also doch dieser Effekt? Oder meinst du hier ist vlt. ein Fehler im Artikel?

Leider bleibt die Wikipedia in diesem Absatz eine Einzelquelle schuldig. Das einzige sind ggf. die allgemeinen Literaturhinweise ...
Dadof3
Moderator
#12 erstellt: 02. Sep 2019, 09:06
Ich bin da kein Experte, aber diese Quelle sagt nichts zu Beugungseffekten, sondern nennt "Turbulenzen und Mediumsinhomogenitäten" als Ursache: https://enbau-online...sbreitung-im-freien/

Was ich natürlich nicht weiß, inwiefern diese Effekte auch im kleinen Maßstab auf dem Balkon zum Tragen kommen.
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