Anfängerfragen zu DVB-S (Ärger mit Kabel Deutschland)

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mburikatavy
Inventar
#1 erstellt: 21. Dez 2012, 16:40
Hi,

wir hatten bisher analoges Fernsehen, hat uns auch gereicht, ein paar Sender kamen auch über DVB-T rein (Also ARD-HD usw.).

Letzte Woche war wieder jemand von Kabel Deutschland an der Tür, ziemlich aufdringlich (nicht nur bei uns) - wir müssten unbedingt auf DVB-T umstellen (kostet dann knapp 10 Euro mehr im Monat). Hat uns auch nen Zettel dagelassen, dass uns als "Nichtreagierer Unannehmlichkeiten" drohen könnten.

Mein Paps lässt sich nicht gern drohen, also kam ihm der Gedanke, dass vielleicht eine Satellitenschüssel die Lösung wäre - laut dem Mann von Kabel Deutschland dürfen wir aber keine Schüssel anbringen weil wir ja Kabel haben...

Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus (gehört der deutschen Annington).

- Wenn die Annington mit einer Schüssel einverstanden ist, dürfen wir dann eine aufstellen?
- Braucht man überhaupt eine Genehmigung der Annington?
- Entstehen nach dem Schüsselkauf und der Installation weitere Kosten (also muss man dann noch monatliche Gebühren zahlen - wir können uns nicht vorstellen, dass diese Einspeisung kostenlos ist...)?
- Gibt es bei DVB-S irgendwelche Nachteile (dass z.B. bei uns in Bayern das ORF aus Österreich nicht mehr zu empfangen wäre)?
- Wenn Kabel im Haus ist, man seinen Anschluss aber nicht benutzt, muss man dann dafür trotzdem was zahlen?

Viele Grüße und Danke,

mburikatavy


[Beitrag von mburikatavy am 21. Dez 2012, 16:41 bearbeitet]
Duke44
Inventar
#2 erstellt: 21. Dez 2012, 16:58
Hallo,

wir hatten bisher analoges Fernsehen, hat uns auch gereicht, ein paar Sender kamen auch über DVB-T rein (Also ARD-HD usw.)

Wir korrigieren das mal auf

wir hatten bisher analoges Fernsehen, hat uns auch gereicht, ein paar Sender kamen auch über DVB-C rein (Also ARD-HD usw.)

Dann passt das nämlich soweit für Das Erste HD. Die ÖR-Sender im Kabel sind frei, bei Kabel-Deuschland als Netzbetreiber werden aber die Privaten verschlüsselt.
Per DVB-T (terrestrischer Empfang per Antenne) gibt es keine HD-Sender, aber sehr wohl kann man im Grenzgebiet zu Österreich die ORF-Sender per DVB-T auch in Dtl. empfangen.


Letzte Woche war wieder jemand von Kabel Deutschland an der Tür, ziemlich aufdringlich (nicht nur bei uns) - wir müssten unbedingt auf DVB-T umstellen (kostet dann knapp 10 Euro mehr im Monat). Hat uns auch nen Zettel dagelassen, dass uns als "Nichtreagierer Unannehmlichkeiten" drohen könnten.

Gäähhhhnnn... alles leeres Geschwätz.


- Wenn die Annington mit einer Schüssel einverstanden ist, dürfen wir dann eine aufstellen?
Ja.

- Braucht man überhaupt eine Genehmigung der Annington?
Ja. Außer ihr habt einen Südbalkon, wo ihr eine kleine Sat-Schüssel unauffällig installieren könnt.

- Entstehen nach dem Schüsselkauf und der Installation weitere Kosten (also muss man dann noch monatliche Gebühren zahlen - wir können uns nicht vorstellen, dass diese Einspeisung kostenlos ist...)?
Stromkosten bei einer Multischalteranlage und ggf. Kosten der Instandhaltung bei Teileausfall
Monatliche Gebühren sind hier nicht zu entrichten, außer man entscheidet sich für kostenpflichtige Abosender, z.B. Sky.


- Gibt es bei DVB-S irgendwelche Nachteile (dass z.B. bei uns in Bayern das ORF aus Österreich nicht mehr zu empfangen wäre)?
Wenn Du das als Nachteil siehst, dann ja. ORF-Sender werden über DVB-S ausnahmslos verschlüsselt gesendet.
Unbestreitbarer Vorteil bei Sat-Empfang ist jedoch die Sendervielfalt.
Aber wie bereits oben geschrieben sind die ORF-Sender per DVB-T weiterhin unverschlüsselt empfangbar.


- Wenn Kabel im Haus ist, man seinen Anschluss aber nicht benutzt, muss man dann dafür trotzdem was zahlen?
Wenn der Anschluss Bestandteil des Mietvertrages ist, dann ja.


[Beitrag von Duke44 am 21. Dez 2012, 17:01 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#3 erstellt: 21. Dez 2012, 22:54
Noch einige Ergänzungen von mir:

Regelmäßige Kosten entstehen bei Sat-Empfang, wenn man die Privatsender in HD schauen will, also RTL HD, Sat1 HD, Pro7 HD... die sind verschlüsselt und werden alle gemeinsam in einem Paket vermarktet, das sich HD+ nennt. Das läuft so ab, daß man 50 EUR abdrückt und dann ein Jahr lang alle privaten deutschen HD-Sender, die ansonsten verschlüsselt wären, frei bekommt.

Dazu kann man

- eine gleich mit HD+ Karte ausgelieferten Receiver kaufen, der damit im Kaufpreis schon ein Jahr für 50 EUR inkl. bereits drinsteckender Karte enthalten hat,

- eine HD+ Karte nebst zugehörigem CI+ Modul für den CI+ Schacht geeigneter Satreceiver erwerben und das dann da reinschieben,

- ebenfalls eine solche HD+ Karte in einem CI+ Modul im CI+ Schacht moderner Fernseher benutzen, wenn der Fernseher selbst einen Satschüsselempfänger eingebaut hat (DVB-S/S2, zu erkennen an einem zweiten Antenneneingang mit Gewinde auf der Anschlußbuchse).

Nach einem Jahr muß man dann wieder 50 EUR abdrücken, sonst wirds dunkel. Die Privaten sind aber in SD auch frei zu empfangen, man muß also nicht auf sie verzichten, wenn man nicht 50 EUR abdrücken will.

ARD/ZDF/Dritte usw. sind frei. Dazu faktisch alle Radiosender der ARD in bestmöglicher Qualität. Das ist bereits mit der GEZ abgegolten.

ORF via Sat geht nur, wenn man eine entsprechende Karte hat, die im entsprechenden Modul steckt. Und diese Karten gibt es nur in Österreich und nur für die Nutzung innerhalb Österreichs. Wer jemanden kennt, kommt vielleicht da ran, aber u.U. hat dann derjenige, der die Karte abgegeben hat, Unannehmlichkeiten. Wie die Vergabeprozedur aussieht, weiß ich nicht.

Solltet ihr jetzt ORF analog im Kabel haben, ist damit zu rechnen, daß das irgendwann sowieso verschwindet und dann kostenpflichtig von Kabel Deutschland als Digitalpaket angeboten wird. Anders kann ichs mir nicht vorstellen.

Duke44 verwies völlig zu Recht auf DVB-T (T!!!) als weiterhin bestehende ORF-Quelle. Wenn ihr grenznah wohnt, wäre das evtl. möglich, dann aber sinnvollerweise zusätzlich zum Satempfang. Moderne Fernseher können oft beides ("Triple-Tuner für T, C und S/S2), leider kann man oft T und S nicht in einer Favoritenliste mischen.

Wo wohnt ihr denn (Postleitzahl)? Dann könnte man mal nach der Empfangsprognose für den ORF schauen.

Bitte keine schlafenden Hunde wecken. Bevor ihr den Hauseigentümer fragt, schaut erstmal, ob ihr den von Duke44 erwähnten Südbalkon habt. Der darf auch leicht östlich oder westlich rauszeigen. Geh mal auf http://www.dishpointer.com und gib da oben Deine exakte Adresse ein und wenns neu geladen hat dann unten "ASTRA 19.2 east" im Aufklappmenü. Der dann im Google-Maps-Bild zu sehende grüne Zeiger wird mit seinem Anfangspunkt (im Norden) mit der Maus auf die Fassade geschoben. Dann muß in Richtung des Zeigers freie Sicht nach schrägoben sein. Wenn ja, ist Satempfang vermutlich möglich. Die Schüssel packt man dann an die Hauswand und setzt sie tiefer als die Balkonbrüstung, so daß sie drüberwegschauen muß. So sieht das niemand. Das ist die Ideallösung.


Ach so, Thema Kabel Deutschland:
http://radioforum.foren.mysnip.de/read.php?8773,1086318,1086972

Und: ARD/ZDF haben jedes Jahr Millionen abgedrückt an die großen Kabelnetzbetreiber (KD gehört dazu), damit die ihre Programme einspeisen. Und die Netzbetreiber kassieren dann dafür wiederum bei den Zuschauern - das kennst Du ja. So etwas gibt es nur in Deutschland. Anderswo zahlen die Netzbetreiber an die Programmveranstalter, damit sie deren Programme reinnehmen dürfen - sie werten damit ja ihr teuer verkauftes Produkt auf. ARD/ZDF zahlen ab 2013 nicht mehr - genau so, wie sie es bei allen kleinen Netzbetreibern immer schon nicht getan haben. Diese kleinen Netzbetreiber haben aber oft volles Programm, alle öffentlich-rechtlchen HD-Sender sind dabei. Nur bei den "Großen" nicht, obwohl dort Millionen hinflossen. Nun haben Kabel Deutschland und Unitymedia ARD und ZDF verklagt auf Weiterzahlung und drohen mit Blockade, z.B. keine weiteren HD-Programme.

Schon aus diesem Grund sollte konsequent auf Sat umgestellt werden, damit diese HD-verweigernden Dinosaurier mal endlich aussterben.


[Beitrag von Radiowaves am 21. Dez 2012, 23:15 bearbeitet]
mburikatavy
Inventar
#4 erstellt: 21. Dez 2012, 23:26

Radiowaves schrieb:
So etwas gibt es nur in Deutschland. Anderswo zahlen die Netzbetreiber an die Programmveranstalter, damit sie deren Programme reinnehmen dürfen - sie werten damit ja ihr teuer verkauftes Produkt auf. ARD/ZDF zahlen ab 2013 nicht mehr - genau so, wie sie es bei allen kleinen Netzbetreibern immer schon nicht getan haben. Diese kleinen Netzbetreiber haben aber oft volles Programm, alle öffentlich-rechtlchen HD-Sender sind dabei. Nur bei den "Großen" nicht, obwohl dort Millionen hinflossen. Nun haben Kabel Deutschland und Unitymedia ARD und ZDF verklagt auf Weiterzahlung und drohen mit Blockade, z.B. keine weiteren HD-Programme.

Schon aus diesem Grund sollte konsequent auf Sat umgestellt werden, damit diese HD-verweigernden Dinosaurier mal endlich aussterben.


Hallo,

heißt das, es gibt in Deutschland auch Konkurrenten von Kabel Deutschland - und man könnte zu einem dieser kleinen Betreiber wechseln - und hat dabei auch noch alle / mehr HD-Programme?

Viele Grüße,

mburikatavy


[Beitrag von mburikatavy am 21. Dez 2012, 23:27 bearbeitet]
dialektik
Inventar
#5 erstellt: 21. Dez 2012, 23:53
Nein, es besteht keinerlei Wettbewerb(Wahlmöglichkeit) im Kabelbereich, was aber Generationen von neoliberalen Regierungen bis heute keinerlei Kopfzerbrechen bereitet hat und die EU scheinbar auch nicht.
Radiowaves
Inventar
#6 erstellt: 22. Dez 2012, 10:33
Wie dialektik schrieb: dieser Markt ist nicht so offen, wie man es z.B. vom Telefonmarkt kennt. Mir ist auf die Schnelle auch nicht bekannt, ob es da "regulatorische" (die nennen sowas ja "regulieren") Ansätze bei der Bundesnetzagentur gibt. Für Telefon, Strom, auch Gas und für Eisenbahninfrastruktur gibt es das ja alles. Dort hat man ja zumindest theoretisch sowas wie Wettbewerb, kennt Durchleitungsentgelte etc.

Auf dem Kabel-TV-Markt ist es teils oberschräg, das lohnt sich schon mal anzuschauen. Vor allem, seitdem darüber auch Internet geht und im Gegenzug über Internet-Kupferkabel (DSL) bei ausreichend Bandbreite auch TV.

Ein paar Beispiele:

Da verlegte in den 90er Jahren die Deutsche Telekom in vielen Gebieten Ostdeutschlands die Telefonleitungen neu und verbuddelte dabei auch gleich Koaxkabel für das gute alte Kabelfernsehen. Genau für solche Aufbauleistungen an der Infrastruktur waren übrigens die üppigen Zahlungen von ARD und ZDF an Kabelnetzbetreiber vorgesehen, letztlich als eine Kabelnetzaufbau-Gebühr aus GEZ-ähnlichen Mitteln und damit von uns allen bezahlt. Später wurde dann die Kabelnetz-Sparte abgespalten und verkauft, wodurch im Osten vielerorts dieses Koaxkabel letztlich in die Hände von Kabel Deutschland geriet. Nun gibt es im Keller also zwei Übergabepunkte, beide von der Telekom verlegt. Der eine war für Telefon, gehört heute noch der Telekom und kann inzwischen Telefon, Internet und IPTV (T-Entertain), so die Bandbreite reicht. Der andere gehört nun Kabel Deutschland, war für Kabelfernsehen und kann heute auch Internet und damit auch Telefon (NGN). Die einstige Telekom hat sich also die Infrastruktur der heutigen Telefon- und Internetkonkurrenz selbst aufgebaut!

Im Osten des Landes wurden in den 80er Jahren viele sogenannte "Antennengemeinschaften" gegründet, natürlich vor allem, um Westfernsehen zu schauen. Den offiziellen Stellen war das freilich klar, man nahm es in Kauf, es war immer noch besser als paar Dutzend weitere Ausreiseanträge. Die Infrastruktur wurde unter teils abenteuerlichen Bedingungen geschaffen, Geschichten aus diesen Jahren sind heute köstliche Literatur für trübe Tage. Lies z.B. mal das hier: http://www.gag-burgstaedt.de/history.htm

Vor allem solche Schoten wie die vom 3.5.1986 sind einfach köstlich. Diese Spiegel - unter Betreuung der Staatsorgane der DDR transportiert und für Westfernsehen gedacht - waren nicht für Satellit, sondern für terrestrischen Empfang gedacht.

Hier eine noch heute als Ruine zu bewundernde Anlage in Leipzig. Wenn keine Berge in der Nähe waren, baute man halt radikal auf den Hausdächern:
http://radioforum.fo...,1055949#msg-1055949

Manche dieser Anlagen existieren heute noch, erfüllen mehr schlecht als recht das vorgeschriebene Schirmungsmaß und bieten aber volles Programm. Schau Dir mal an, was hier - teils chaotisch - alles von Satellit eingespeist wird. Da sind auch die Privaten unverschlüsselt - nur in HD nicht, dort leitet man einfach das eigentlich nur für Sat bestimmte HD+ durch, freizuschalten mit HD+ Karte im passenden Empfänger.

Oder auch hier: http://www.antenne-panitzsch.de - dort zahlt man 6 Euro pro Monat für volles Programm. Teils ist es noch weniger, ich kenne Anlagen, deren Bestandskunden 4.50 EUR im Monat zahlen, wenn sie Bankeinzug machen.

Im Haus meiner Eltern ist so ein altes "Dorfkabel" mit vollem Programm anliegend. Daneben liegt der Kabel-Deutschland-Übergabepunkt - unbenutzt. Dort konkurrieren also zwei Netzbetreiber. Die Antwort (4.50 EUR gegen knapp 20 EUR, Private frei gegen Private nur mit CI+ Schacht bzw. KD-Receiver) ist hier relativ klar, zumal Kabel Deutschland dort nichtmal Internet anbietet. Es sind aber Einfamilienhäuser und da entscheidet der Besitzer, der gleichzeitig Nutzer ist. Wenn das kleine Netz nicht mehr befriedigt, schrauben sich die Leute gleich eine Schüssel ran.

Anders sieht das in Mietshäusern aus. Dort können durchaus auch zwei unterschiedliche Netze anliegen, aber nur eins wird auf die Hausverteilung geschaltet und per Vertrag gebunden. Das ist aber eher sehr, sehr selten. Und den oft weit weg wohnenden Eigentümern ist es egal, wieviel das den Mieter kostet - die nehmen den professionelleren (Großkunden-)partner. Oft ist es dann auch so, daß die Mehrheit der Mieter genau dorthin will - egal, wieviel das kostet. Sie wollen beim großen netzbetreiber sein, warum auch immer.

Aus einer Stadt in Sachsen-Anhalt ist mir bekannt, daß der regionale Netzbetreiber (eine zwei-Mann-Firma) auf Wunsch der Wohnungsgenossenschaft schonmal Kabel gezogen hat zu Häusern, die derzeit von TeleColumbus versorgt werden. Alle sind dort unzufrieden, man will den Vertrag nicht verlängern und es soll dann auf ihn umgeklemmt werden. Auch so etwas ist selten, aber möglich.

Eine "Durchleitung" fremder Kabelnetzangebote durch z.B. die Kabel von Kabel Deutschland ist technisch nicht möglich. Was es aber gibt: Übernahme von Angeboten durch andere Anbieter. Dann vertreibt TeleColumbus am Ort z.B. die Signale von Kabel Deutschland.

Und in Jena, wo es eine nahezu mafiöse Struktur in der Stadt gibt, die das maximalmögliche aus allen Einwohnern rauspresst, wurde auch schon in Wildwestmanier das Versorgungskabel einer kleinen Anlage gekappt, um die Einwohner auf den großen Anbieter zu zwingen:
http://jena.tlz.de/w...stviertel-1606890854
http://jena.tlz.de/w...r-Anbieter-888007208


[Beitrag von Radiowaves am 22. Dez 2012, 10:46 bearbeitet]
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