Vergleich: Symphonic Line RG9 Mk4 2011 vs. ASR Emitter I 1995, Revised 2001 auf I HD

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katylied
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Nov 2011, 21:57
Guten Abend,

vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich an diesem Ort etwas über das Upgrade eines Symphonic Line RG9 MK3 auf RG9 MK4 Reference geschrieben.

Da ist es nachzulesen: RG9 MK3 auf RG9 MK4 Reference

Vorbemerkung:

Wie auch schon obiger Bericht, wurde dieser nach zwei-drei Gläsern Merlot in eher launiger Stimmung geschrieben. Ziel ist es, den Leser nicht nur zu informieren, sondern dabei auch zu unterhalten.

Natürlich hätte ich es auch furztrocken und analytisch formulieren können - also so, wie ein Onkyo-AVR klingt.

Dazu hatte ich aber keine Lust.

Dennoch sei Ihnen versichert, dass mir das Thema sehr am Herzen liegt. Ebenso wie Musik. Und das ich alles ernst meine.


Für alle Lesefaulen, hier kurz nochmal das Fazit des MK3->Mk4Ref-Upgrade-Berichtes: Jo läck, det lohnt sisch!

Durch einen umtriebigen Freund steckte mir also noch ein ASR Emitter in der Nase.

Ein Hörtermin war bereits vereinbart, aber ich hatte nicht die rechte Lust dazu. Somit war es von Anfang an ein ungleiches Duell, weil

a) …ich vom SL9MK4Ref vollauf begeistert war. Genauso MUSS ein Verstärker klingen!

b) …der SL taufrisch upgegradet war, der Emitter sollte ein 95er-Baujahr sein (1995!!!), upgegradet zum Emitter 1 HD im Jahre 2001.

c) …der Emitter aus Herborn kommt. Herborn, Westerwald!

Für alle Nicht-Kundigen sei hier erläutert, dass der Westerwald für alle anderen Hessen ein Gebiet darstellt, das man meiden sollte.
Die Leute dort sind komisch und reden noch komischer. Das „r“ bestimmt dort alles. Die Einheimischen sprechen das wie Amerikaner aus, also ganz fett und voll. Eigentlich gibt es für sie kein Wort ohne „r“. Beliebter lokaler Witz: Sag ich zu einem Herborner: „Sag mal ein Wort ohne „r“!“. Darauf er: „Barnarne!“. Kurz, ganz ernst nehmen kann man eigentlich nicht, was aus Herborn kommt.

Wo war ich? Ach ja, bei den Gründen des unfairen Vergleiches... hier ist noch einer:

d)… ich hatte keine Lust. In einer halben Stunde sollte die Bundesliga-Konferenz starten.

Aber vielleicht war die Sache ja bis dahin gelaufen.

Es wurde noch schlimmer als der „Verkäufer“ ankam und zwei Riesenkisten im Wohnzimmer platzierte. Im einen war der Emitter selbst… aber HALT, was ragte denn da aus seinen Eingeweiden?

Ein Gartenschlauch???

Nein, es war ein Stromkabel, an dessen Ende sich ein monströser, 30-poliger (DREISSIG) Industrie-Stecker befand.

Sie sehen, werte Leser, dass ich bis dato vom Emitter nur den Namen und ein paar Bildchen kannte. Man kann also sagen, ich war völlig unbeleckt. Positiv formuliert: Ich war unvoreingenommen (so gut es eben geht für alles, was aus Herborn kommt).

Dann wurde unter Stöhnen das Netzteil ausgepackt. 32 Kilo. Für ein Netzteil. Die spinnen, die Herborner.

Ich mag keine Materialschlachten beim Hifi. Wenn ich daumendicke LS-Kabel sehe, vergeht´s mir. Beim Anblick des Gartenschlauchs am Emitter verging es mir erst recht.

In meinem Kopf vergab ich bereits den (Ab-)Haken(!), auch wenn die Optik des Emitters selbst mit seinem Plexiglas und seinen Leuchtdioden herzallerliebst ist (da ist immer Advent) und die LS-Anzeige so groß ist, dass ich sie bestimmt auch noch mit 99 ohne Brille gut erkennen kann.

Aus ehefraulichen Gründen bin ich gezwungen, meine Hifi-Kostbarkeiten in einem Lowboard zu verstecken (Plattenspieler und LS sind ausgenommen). Allein aus platztechnischen Gründen konnte mir der Emitter also schon mal gestohlen bleiben.

Ebenfalls anwesend war auch noch besagter Freund, der mich ja erst auf den ASR-Trichter gebracht hatte.

Nun gut, wir begannen unsere Hörsession mit ROMANESQUE von Patricia Barber. Das ist schon mal ein Test! Akustische Gitarre und Stimme. Übrigens das Lied, das mich mit am meisten bei der Hörsession im optimierten High-End-Studio mit Accuphase/B&W-802 begeistert hatte. Dort baute sich die Musik wie in einer Kathedrale auf. So, wie Musik in meinem Wohnzimmer nie klingen kann. Ich habe keine 802er, keine hohe Decke mit Wellen-Diffusoren und so….

Aber… nach ein paar Sekunden jedenfalls war auch im Wohnzimmer nur noch Musik.

Vergessen war der Emitter, der Gartenschlauch, die Rückenschmerzen, die Ungeduld, die Unlust. Die Musik löste sich so weit von den LS, das ich es nicht fassen konnte.

Das war ja wie… im High-End-Studio! Oder ganz nahe daran.

Neben der Fassungslosigkeit, dem Erstaunen und dem Musikgenuss war meine nächste Reaktion: ich war irgendwie sauer.

Wieso klingt so ein alter großer Kasten so fantastisch?

Wieso habe ich gerade vierstellig upgegradet?

Warum habe ich keine Ahnung, wie Musik bei mir klingen könnte, obwohl ich schon soooo viele Verstärker ausprobiert habe?

...und...

Wie, um Himmels willen, bekomme ich das Monster in mein Lowboard?

Das Funkeln in den Augen meines Freundes verriet mir, das er Ähnliches durchlebte. Wir hörten danach noch fast zwei Stunden weiter, nur unterbrochen vom gegenseitigem Bestätigen, wie delikat das klingt.

- Anm. d. Verf.: Sollten Sie einen Freund mit zum Hörtermin einladen, sprechen Sie vorher ab, was Sie vor den Ohren des Verkäufers von sich geben. Je nachdem, was da nämlich geplauscht wird, vermindert das ihre Chancen bei nachträglichen Preisverhandlungen ganz immens -

Es ist übrigens nicht leicht anzuerkennen, dass das eigene musikalische Weltbild ins Wanken gekommen ist. Der Symphonic Line war für mich die Ultima Ratio. Er wurde vom Thron geschossen. Und zwar nicht von einem Super-Duper-15000-Euro-Boliden, sondern von einem 16-jährigen Herborner, der nur etwas mehr kostet als das Reference-Update.

Und was mich immer noch fertig macht ist die Tatsache, dass ich wirklich nicht wusste, was alles aus Sonus Faber Cremonas rauszuholen ist… und wie Musik bei mir zuhause sogar klingen kann.

Ich hatte über den SL geschrieben, dass er genau richtig klingt. Jetzt, nachdem ich den ASR kenne, tut er das nicht mehr - oder nicht so, wie der ASR richtig klingt:

Im direkten Vergleich macht der SL einfach zu viel des Guten: zu viel Bass, zu viel prägnante Höhen… da verschwinden die Mitten ein wenig.

Mit dem ASR klingt es rund, so vollmundig wie der perfekteste Rotwein.

Und ja, nochmal, vor ein paar Tagen habe ich genau das über den SL geschrieben. Es muss blöd klingen. Aber so ist es.

Kommen wir mal zu eher schlechten Aufnahmen, so klinische 80er-Jahre Popmusik. Da, muss ich zugeben, klingt der Emitter etwas langweilig. Der SL verziert diese mit Zuckerguss oben und Marmelade unten.

Aber: wer hört schon solche Musik, oder besser: wer solche Musik hört, hat nicht solche Anlagen.

Ansonsten ist der Emitter die wahre Wonne.
Bratzgitarren (Neil Youngs LE NOISE) knallen mit derart viel Schub, dass die Wände wackeln.
Elektro-Tiefbässe (Massive Attack, Björk) fahren richtig in die Magengrube ohne dass die Kontrolle flöten geht.

Dagegen schwebt die Musik von Patricia Barber in anderen Atmosphären, flirren Akustikgitarre und Stimme bezaubernd durch den Raum.

Und meine ewige Lieblingsplatte SPIRIT OF EDEN von Talk Talk klingt jetzt so, wie ich sie schon immer fühlte: strahlend wie in einer Kathedrale, so weit weg von aller Technik, dass da nur noch Musik und Klang ist.

Das Fazit: bei mir steht jetzt der Emitter, Baujahr 1995, 2001 upgegradet auf HD und ich kann jedem nur empfehlen, einen Herborner mal zu testen, wenn es um die Anschaffung eines neuen Amps geht. Angebote gibt es immer und sie sind erschwinglich, auch älteren Geräten ist durchaus einiges zuzutrauen.

Und ich weiß inzwischen auch, dass kaum ein anderer Amp so viele Verehrer und so viele Feinde hat wie der ASR. Selbst bei den Liebhabern gibt es welche, die nur auf die alten Modelle mit den alten OPAs stehen, usw… aber das soll hier mal völlig wurscht sein, da gibt´s genug Diskussionen im WWW.

Ich habe das Gefühl, dass die Kombination Emitter/Sonus Faber Cremona genial ist, ein wahrer Glücksfall.

An weniger vollmundigen LS kommt vielleicht der SL viel besser als der Emitter. Ich hatte mal einen Naim Supernait an den Cremonas, das ging gar nicht, da war jede Emotion verschwunden.

Emitter und Cremona sind ein Wonnebad des Wohlklangs, sind ganz großes Kino. Viele schreiben mit ihm könne man stundenlang Musik hören. Nur Stunden? Und sogar richtig LAUT!

D´accord!

Wie schreibt Herr Gemein über seinen La Musica? „Mit großer Freude und Dank!“.

Das sage ich auch wieder.

Aber diesmal geht der Dank an meinem anspornenden Freund... und nach Herborn!


[Beitrag von katylied am 14. Nov 2011, 22:04 bearbeitet]
Lotion
Inventar
#2 erstellt: 15. Nov 2011, 00:25
Ein wunderschöner Bericht von einem wohl tollen Hörerlebnis! So Freunde muss man haben!

Viel Spaß beim Hören.
katylied
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 15. Nov 2011, 01:08
Danke für die Blumen!

Und es stimmt: solche Hörerlebnisse und solche Freunde sind leider selten!
Peppermint-PaTTy
Inventar
#4 erstellt: 15. Nov 2011, 09:50
Hallo!

Der Bericht ist wirklich sehr schön zu lesen und es ist ebenfalls schön, daß Du noch zufriedener bist.
Ist der Symphonic Line zufällig schwarz und jetzt zu verkaufen?

Gruß
Peppermint-Patty
Mätsken
Stammgast
#5 erstellt: 15. Nov 2011, 11:39
Du Schurke!!

jetzt komme ich vom Emitter nicht mehr los!

gerade die kappa 90 sind einfach untenrum zur zeit schwammig und ich hoffe mit dem Emitter das in den Griff zu bekommen.

sind 2000€ für einen neuen emitter 1 Plus mit größern elkos, anderen Transistoren, anderem verbindungskabel, und anderem phonoteil angemessen?

ich denke schon oder?
sm.ts
Inventar
#6 erstellt: 15. Nov 2011, 14:19
Super, wenn man eine stimmige Kombination aus Lautsprechern und Amp gefunden hat, (und Raum natürlich ) dann geht die (Hifi-) Sonne auf. So muss es sein. Glückwunsch !!!
katylied
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 15. Nov 2011, 14:41
@Mätsken

also für einen neuen Emitter sind 2000 geschenkt! Die Neuen sollen allerdings mit OPA551 (Op-Amps) bestückt sein, was den Klang "luftiger" und "feiner" machen soll. Meiner hat noch die alten AD843 drin und da möchte ich, wie beschrieben, gar nichts dran ändern.
Mit deinen Kappa wir der Emmi sicher fertig ;-)

@sm.ts

Danke!!! Am Raum habe ich nichts verändert, es ist ein ganz normales Wohnzimmer, sogar mit großen Fensterpartien.
Letztlich war es wohl Glück, dass es so gut harmoniert...

...und nein, der SL ist nicht schwarz und nicht mehr zu haben.

LG


[Beitrag von katylied am 15. Nov 2011, 14:42 bearbeitet]
_ES_
Administrator
#8 erstellt: 20. Nov 2011, 03:30
Tja, wenn ich, der 4 Emmis mal sein eigen nannte und einen voll ausgebauten SL RG 10 für eine Woche da hatte, mal was dazu sagen darf:
Greift euch mal einen Pathos Logos und vergleicht ihn direkt mit einen Emmi..
(Jedenfalls, was Emmis bis 2001 betrifft, darüber hinaus kenne ich keinen mehr)
Yahoohu
Inventar
#9 erstellt: 20. Nov 2011, 19:31
Moin,

noch so ein Bericht, der Salz in meine Wunden streut.

Hatte zwar nur einen Emitter I von 1990 (ASR gepflegt), aber das war ein tolles Teil.

Habe ihn in einem Anfall von geistiger Umnachtung in der Bucht für kleines Geld versenkt.

Dafür beisse ich mich heute noch in den Allerwertesten.


Möchte auf jeden Fall wieder einen haben.

Gruß Yahoohu
_ES_
Administrator
#10 erstellt: 20. Nov 2011, 19:46

Dafür beisse ich mich heute noch in den Allerwertesten


Das tut (fast)jeder Ex-Emmi Owner, mich eingeschlossen..
katylied
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 22. Nov 2011, 01:02
Tja... momentan kann ich nicht verstehen, wie man(n) einen Emmi weggeben kann...

Aber... Pathos Logos, R-Type...?

Erzähl mal! Auch den hat besagter Freund schon seit längerer Zeit auf dem Zettel...

LG


[Beitrag von katylied am 22. Nov 2011, 01:03 bearbeitet]
_ES_
Administrator
#12 erstellt: 22. Nov 2011, 01:13
Hi,

Der Logos machte im Bass was interessantes:

Es ist schon etwas her, aber das Erlebnis hat sich eingebrannt.
Es waren sehr, sehr gute Boxen am Start.
Ein CD-Player bar jeden Makels (Marantz CD 14) und ein Emmi mit Update 2001, inkl Direkt-Schaltung und Silberverdrahtung.
Wir ( mein bester Kumpel und ich) waren/sind ja noch nicht soo uralt, entsprechend gab es auch flottere Musik zum Testen.
Darunter das erste bekannte Album von Daft Punk.
Irgendein unbekannter, d.h. nicht veröffentlichter Titel daraus liess uns aufhorchen.
Hörte sich wie gewohnt gut an und ebenso wie gewohnt vom Emmi, auch wenn es richtig laut wurde..
Dann klemmten wir den Logos an.
Höhen/Mitten etwas "härter"..
Aber dann die Überraschung, der Tiefton.
Der Logos konnte die Bass-Sequenzen des Daft Punk Titels noch genau aufdröseln, es wurden einzelne "Schattierungen" offenbar, wo der Emmi einfach nur "Bumm" machte...
Das hatte uns nachdrücklich beeindruckt und war der Grund, warum wir unsere Emmis damals wieder abstossten.
Heute sehe ich, sehen wir, das allerdings etwas anders.
All in, war der Emmi einen Ticken besser, was die subjektive Erfahrung betrifft.
Wenn man aber zu einem Pathos Logos die passenden Boxen kombiniert, also eher etwas sanfter in den Höhen tönend, so denke ich, das diese Kombi besser gefällt, als mit einem Emitter..


[Beitrag von _ES_ am 22. Nov 2011, 01:15 bearbeitet]
katylied
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 22. Nov 2011, 16:59
Das klingt gut mit dem Pathos...

Sollte mir einmal einer über den Weg laufen, bin ich gerne zum Vergleichshören bereit ;-)
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