Standlautsprecher Testmarathon

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Westerland
Stammgast
#1 erstellt: 18. Nov 2016, 09:53
Ich habe zusammen mit einem Bekannten für dessen 15qm Musikzimmer einen Lautsprechertestmarathon hinter mir und das gleiche haben wir im Anschluss auch für mein 10qm Musikzimmer hinter uns gebracht. Damit wir gut vergleichen konnten diente immer Alphaville - A Victory Of Love und Dire Straits - Brothers in Arms von der CD und Mike Oldfield – Crisis von Vinyl als Testtitel.

Mir ist klar, dass unsere Testergebnisse nicht allgemeingültig sind und auch von den Raumgegebenheiten abhängen. Vielleicht sind sie aber trotzdem für den ein oder anderen von Interesse.

Sämtliche Test haben wir mit dem Pioneer AVR-Boliden SC LX 86 durchgeführt. Natürlich im Stereo-Modus und Pure Direct – also ohne Einmessung.

Zum Einsatz kamen 5 Standlautsprecher: 2x HECO, 1x ELAC, 1x Quadral und 1x JAMO.

HECO Superior 840
Die HECO´s Superior 840 sind gut 25 Jahre alt und weisen gegenüber den anderen Kandidaten einen deutlich abweichenden Klangcharakter auf. Die Bässe und vor allem die Höhen sind spürbar betont. Beim leisen Musik hören klingt das durchaus angenehm; bei hohen Pegeln stört das schon sehr. Die Lautsprecher werden dann einfach zu polternd im Bass und zu spitz in den Höhen. Trotzdem waren die HECO Superior 840 trotz ihres Alters bis zu mittleren Pegeln immer noch gute HiFi-Lautsprecher.

ELAC FS 210A
Die FS 210 A haben vor etwa 8 Jahren satte 4.500 € Neupreis gekostet. Die Lautsprecher lösen extrem fein auf; man hört buchstäblich jedes Detail. Dazu sind die ELAC Lautsprecher pegelfest und bleiben auch bei höheren Lautstärken sauber. Leider haben die ELAC´s mit ihrem Bändchen Hochtöner auch einen zwar glasklaren aber eher prägnanten Hochtonbereich, der einen bei höheren Pegel gefühlt manchmal fast „anspringt“. Sicherlich gute Lautsprecher mit einem sehr überzeugenden, sauberen und trockenen Bass. Für stärker bedämpfte Räume hochwertige Boxen, für modern eingerichtete Räume mit viel Glas, Metall und kahlen, reflektierenden Flächen eher weniger geeignet.

Quadral Aurum 970
Wir waren von diesen vergleichsweise günstigen Lautsprecher ausgesprochen angetan, was die unglaublich angenehme Wiedergabe von Stimmen anbetrifft. Die Quadrals waren in diesem Punkt besser als die doppelt so teuren ELAC´s. Das war schon sehr überzeugend. Weniger gut hat uns hier das Bandpass Prinzip bei den tiefen Tönen gefallen. Im Vergleich zur voluminösen HECO Superior 840 und zum knackigen Bass der ELAC FS 210A wirkt die Wiedergabe der tiefen Frequenzen bei der Quadral Aurum irgendwie etwas gequält. Die Bässe sind da, wirken aber etwas langsam und nicht so straff. Bei den Mitten und Höhen waren die Quadral unsere Favoriten in diesem Testfeld.

HECO Celan XT 701
Die Celans liegen preislich auf Höhe der Quadral Aurum 970 und sehen in ihrem schwarzen Klavierlack sowie der etwas ungewöhnlichen Form ein wenig wie Särge aus und bieten wiederum eine vollkommen andere Charakteristik. Stimmen werden angenehm sanft präsentiert und die Sänger so exakt im Raum positioniert, wie das kein anderer der Kandidaten vermocht hat. Insgesamt ist die HECO ein zurückhaltender, unaufdringlicher Charakter. Nachteil dieses samtigen Klanges mit den eher zurückhaltenden Höhen ist der Verlust feinster Klangdetails; deren Wiedergabe kann die Quadral und vor allem die ELAC besser. Dafür sind die HECO´s geradezu atemberaubend pegelfest und bleiben dabei unaufgeregt sauber. Der Bass ist allerdings nicht sonderlich knackig und trocken. Die HECOs eignen sich aufgrund ihres Charakters keinesfalls für stark bedämpfte Räume, obwohl sich an der Rückseite der Lautsprecher eine fünfte Klemme befindet, mit deren Hilfe man den Hochton um +2db anheben kann. Diese Anhebung ist allerdings bereits in normalen Räumlichkeiten erforderlich, weil die Celan XT701 sonst zu zurückhaltend in den Höhen agiert.

JAMO C109
Die JAMO C109 hat einen Listenpreis von 3.000 €; ist aber mit etwas Verhandlung locker für 2.000 € zu bekommen. Die Lautsprecher wiegen fast 40 kg und waren damit die mit Abstand schwersten Boliden in unserer Vergleichsrunde. Die Boxen sind auffallend neutral abgestimmt und haben das tiefste Bassfundament aller Kandidaten. In den Mitten und Höhen nicht so gut wie die Quadral Aurum 970 aber besser als alle anderen von uns getesteten Boxen. Und in Sachen Pegelfestigkeit macht der JAMO keiner etwas vor. Selbst bei höchsten Lautstärken bleiben die Boxen entspannt und weitgehend frei von Verzerrungen. Das macht richtig Spaß!

Fazit: Wir haben 5 Lautsprecherpaare der Ober- und Spitzenklasse gehört und alle hatten eine deutlich erkennbare andere Klangcharakteristik. Somit hatten alle auch ihre Vor- und Nachteile, die sie in Abhängigkeit vom Hörraum mehr oder weniger ausspielen können.

Hätten die Quadral Aurum 970 mit einem überzeugenderen Bass aufwarten können, hätten ich mich für die entschieden. Die HECO Celan XT701 hatte wiederum keine wirklichen Schwächen; die Lautsprecher konnten irgendwie alles gut aber nirgendwo richtig mitreissen.

In meinem Hörraum stehen jetzt zwei JAMO C109 Standboxen, die mich letztlich am meisten überzeugt haben. Ich habe die Lautsprecher nunmehr mit meinem MCACC Pro vom Pioneer SC LX 86 eingemessen. Auffallend dabei ist, dass der Pioneer den Tiefbass (um 60 Hz) deutlich zurückgenommen hat, während der Rest der Frequenzverlaufs weitgehend unangetastet blieb.

Am meisten begeistert mich derzeit die unaufgeregte Spielweise der JAMO. Die Boxen überzeugen wirklich bei allen Pegeln.

Viele Grüße,
Mathias
Puuhbaer68
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Nov 2016, 18:31
Herzlichen Glückwunsch zu den neuen Lautsprechern.

Aber:

Sämtliche Test haben wir mit dem Pioneer AVR-Boliden SC LX 86 durchgeführt. Natürlich im Stereo-Modus und Pure Direct – also ohne Einmessung.

Hast du denn nichts aus den vielen Vergleichthreads (z.B. hier) gelernt? Dort wird doch immer reichlich darauf hingewiesen, dass man Lautsprecher nur mit Einmessung vergleichen soll, weil man sonst eben nicht den Lautsprecher, sondern (fast nur) den Raum hört!

Trotzdem weiterhin viel Spaß mit deinen "Neuen".
WiC
Inventar
#3 erstellt: 20. Nov 2016, 08:13

und das gleiche haben wir im Anschluss auch für mein 10qm Musikzimmer hinter uns gebracht

Du hast die Jamo C 109 in einem 10m² Raum stehen ?

Die JAMO C109 hat einen Listenpreis von 3.000 €; ist aber mit etwas Verhandlung locker für 2.000 € zu bekommen

Wenn du direkt bei MD-Sound anrufst und nach dem besten Preis für dieses Angebot fragst, bekommst du die locker für € 1400.-
Ansonsten, wenn du zufrieden bist ist alles ok, viel Spaß damit

LG
Westerland
Stammgast
#4 erstellt: 21. Nov 2016, 09:26
Hallo Fanta4erver,
der Raum hat ganz genau 12,88 qm....

Ich habe für die Jamo 1.950,00 € bei einem örtlichen Händler bezahlt. Der hat mir die Boliden sogar nach Hause gebracht und einmal Tragen geholfen.

Das Zimmer ist eigentlich zu klein für diese Teile. Ich fand aber die Stimmwiedergabe und die Pegelfestigkeit der JAMO C 109 faszinierend. Dazu kommt der Bass durchaus knackig.

Als Problem hat sich der Tiefbass erwiesen, der den kleinen Raum massiv zur Bildung von Raummoden anregt. Und das trotz raumakustischer Maßnahmen wie einer Bassfalle.

Das Einmesssystem meines Pioneers hat eine Raummode bei 63Hz und eine bei 110Hz lokalisiert und diese über die Standing Wave Control weitgehend eliminiert.

Am Ende habe ich mit den JAMOs jetzt einen sehr gute Klang hinbekommen. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es natürlich immer!

Viele Grüße,
Mathias
M_arcus_TM88
Inventar
#5 erstellt: 22. Jun 2018, 13:36
Hallo,
ich melde mich zwar ein wenig später, aber besser zu spät als nie.

Ich möchte mich kurz zur Heco Superior 840 auslassen. Ich besitze zwar nur die 830er aber ich kann die Klangcharakteristic der Heco bestätigen. Die Zeiten wo ich nur noch die oben aufgeführten Interpeten (Alphaville - A Victory Of Love und Dire Straits - Brothers in Arms von der CD und Mike Oldfield – Crisis) gehört habe ist bei mir allerdings vorbei. Damals wurde Musik mMn noch anders komponiert und abgemischt. Ich meine irgendwie schlanker als heute und da offenbart die Heco ihre Defizite, aber eigentlich nur im Hochtonbereich. Da ist die Metallkalotte ein wohl wenig zu energisch. Bei den Bässen bin ich mir da nicht so sicher aber es gibt besseres.
Doch spätestens wenn man Musik nach den 2000er einlegt (,Techno, Dance, House, Rap und vor allem Mainstream, ja solche Leute gibt es zu hauf) ändert sich alles. Hier scheint die Heco zu Hause zu sein, allerdings 20 Jahre zu spät. Hier wird die Heco zur excellenten Partybox incl. leichtem Taunuseffekt.
Diese Hörergruppe sollte sich die Hecos mal anhören.
Da ich aber noch andere LS besitze und auch andere Musikrichtungen höre (Klassik, Jazz, Rock, Indy, Funk, ...) habe ich mittlerweile manche Musikrichtungen auf anderen LS laufen. Jedenfalls haben die Hecos bei mir die neueren Musikstile erobert. Auch wenn diese Musik nicht so audiophil ist, auf den Heco machts Spass.

In diesem Sinne ein herzliches Bumm-Zisch.

Markus
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