[Listening Session] Yamaha / NAD / Rotel an B&W 703

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Totenlicht
Stammgast
#1 erstellt: 03. Jul 2006, 11:06
Ahoi Forengemeinde,


letzten Freitag habe ich zusammen mit meinem HiFi Händler der allgemeinen Fußball Euphorie getrotzt und endlich einmal ein lange geplantes und immer wieder aus beruflichen Gründen aufgeschobenes Hör-Vorhaben realisiert.

Nachdem mit mein guter alter Yamaha (AX 750) schon einige Jahre viel Freude gemacht hat war es doch endlich einmal Zeit, in fremden Lagern zu wildern und der Konkurrenz ein Ohr zu schenken.

Eigentlich hatte ich ja gehofft, zufrieden und mit dem selben Weltbild wie bisher auss der Sache herauszukommen, aber ... lest selbst:

Budget
Ich hätte natürlich auch weit teurere Kandidaten hören können als ich es getan habe, aber der Preisrahmen war von Anfang an klar: 1500 Euro, nicht mehr, und für das Testen von "Traumboliden" die ich mir sowieso nicht leisten will (und ab einer gewissen Schmerzgrenze natürlich auch nicht mehr leisten kann) war mir meine Zeit dann doch zu schade (so konnte ich wenigstens das Elfmeterschießen noch zuhause verfolgen :D).

Die Kandidaten
Zuallererst einmal natürlich der Veteran: Yamaha AX 750, der schon mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat und dessen Eingeweide (um genauer zu sein: der Eingangswahlschalter) bereits in sachkundigen Händen waren.
Klingt kräftig, sauber, nur leider für meinen Geschmack etwas zu spitz und leicht nervig, je nach Musik. An meinen 602ern von B&W absolut ideal, an den 703ern aus genannten Gründen problematisch.

Die Gegner: eine Rotel Vor - End - Kombi RC 1070 und RB 1070 sowie eine NAD Kombi (C 162 und C 272).

Als Zuspieler wurde ein NAD 541 verwendet, die Lautsprecherkabel hatte ich selbst mitgebracht, es handelte sich um die W&M Audio LS 01

Die Testsoftware
Gehört wurde eine bunte Mischung aus allen Bereichen, eine selbsterstellte Test-CD vermied ständiges Wechseln.

Mit dabei waren:

- Loreena McKennitt ~ All souls night (sehr saubere Aufnahme mit großem Klangspektrum, sehr geeignet für Stimmvergleiche ebenso wie für die Beurteilung der Baßqualität)

- Porcupine Tree ~ Shallow (große Dynamik, vor allem im Refrain eine große Klangfülle die sauber getrennt wiedergegeben werden will werden will, sehr gut zum Testen der allgemeinen Kontrolle und des Auflösungsvermögens)

- Apocalyptica ~ One (ebenfalls sehr dynamisch, das "Sägen" der Streicher (vor allem die höheren Töne ab Minute 4:20) enttarnt Ketten die zu nervigen Mitten neigen

- Tool ~ Vicarious (ähnlich dem Porcupine Tree Track ein gut aufgenommener Kracher der hohe Anforderungen an die Detailauflösung stellt, ansonsten klingt's nach Klangbrei, die Gitarre ist ein Kandidat für schmerzverzerrte Gesichter auf einer schlechten Kette)

- Pink Floyd ~ Wish you were here (was soll man dazu noch sagen, die Akustikklampfe zu Beginn, Gilmours Stimme - eine großartige Aufnahme die schnell leblos wirkt wenn die Anlage nicht mitspielt)

- Mahlers 5. Sinfonie (auch wenn ich nur selten Klassik höre, der pro forma Test mit einem sehr heterogenen Stück klassicher Musik)

- Frient'n Fellow ~ Light my fire (unglaublich präsente Stimme)

Der Test
Den Anfang machte der Yamaha, um den Höreindruck in der neuen Umgebung mit den gewohnten Klangeigenschaften vergleichen zu können und eine Basis für den Vergleich mit den anderen Geräten schaffen zu können.

Ich erkannte "meinen" Yamaha sehr schnell wieder, die Raumakustik war entweder der heimischen nicht unähnlich oder es gab in beiden Fällen keine räumlichen Gegebenheiten die den Klang zu sehr beeinflußten. Lediglich der Baß war minimal schlanker, dafür mache ich die leichte 50 Hz Überhöhung verantwortlich die bei mir zuhause nachweislich vorhanden ist.
Der AX 750 spielt sauber, löst gut auf, neigt aber wie erwähnt zu einer unangenehmen Vordringlichkeit im Mitten- und Höhenbereich was vor allem elektrische Gitarren, Frauenstimmen und Streicher, sowie Synthesizereffekte nervig und grell erscheinen läßt. Die 703 bildet diese Patzer gnadenlos ab.
Der Bühnenaufbau ist okay, Instrumente sind gut abgegrenzt, allerdings ist die direkte Ortbarkeit auf der "virtuellen Bühne" etwas dürftig.
Im Baßbereich packt der Yamah ordentlich zu, hat aber (subjektive Einschätzung!) einen leichten Hand zur Übertreibung. Die Kickbässe sind präzise, könnten aber noch trockener sein.

Dann folgte die Rotel Kombi.
Vom ersten Augenblick an ging die Sonne auf, ich war begeistert. Die Stimme von Constanze Friend (Friend'n Fellow - Light my fire) schien plötzlich direkt aus der Endstufe zu kommen, war einfach an einem genau ortbaren Punkt hinter den Boxen festgenagelt.

Der instrumentale Ausbruch im Refrain von Shallow kam sanft und detailliert wie ich es noch nie gehört hatte. Was beim Yamaha zum akustischen Verschwimmen neigte stand nun sauber aufgereiht nebeneinander.

Der Härtetest war dann Apocalyptica's "One", hier hatte das Cello zunächst den selben Biß wie ihn der Yamaha hervorbrachte, absolut positiv, solange man sich in den unteren Tonlagen bewegte. Sobald der Bogen begann, dem Insrument in wilder Virtuosität höchste Täne zu entlocken war der Unterschied klar: Hatte ich mit dem Yamaha an dieser Stelle die Augen unwillkürlich zusammenkneifen wollen blieb jetzt das Gesicht entspannt. Ein wohliger Schauer breitete sich aus.

Alles in allem hatte mich die Rotel-Kombi vom ersten Ton an überzeugt. Schwer zu beschreiben WIE, aber so gut wie alles machte sie besser. Da war kein wiederholtes Umstecken und mühsames Vergleichen nötig, die Musikalität dieser Komponenten ist einfach verblüffend. Völlig unangestrengt, sehr detailliert - einfach spitze.

Auch optisch waren die Rotel Komponenten die Vorab-Sieger, in silber / schwarz, mit blauer Beleuchtung - toll.

Nun wollte aber das NAD-Gespann auch noch begutachtet werden.
Das selbe Spiel also noch einmal, diesmal in schlichter grauer Optik.

Gleich am Anfang wollte ich schon den Rotels wieder entsagen, denn die NADs wußten die Stimme bei "Light my fire" nochmals präziser in den Raum zu stellen, allerdings wurde auch bald klar, welche Nachteile die anspringende Präzision der grauen Kästen hatte.

Zwar sehr dynamisch und kraftvoll und damit dem Yamaha ähnlich ließen sie doch die Muskalität vermissen die ich bei Rotel so zu schätzen lernte. Das Klangbild war insgesamt ein wenig dumpfer, und bei sehr komplexen Passagen ("Shallow", etc.) spielte die NAD Kombi einfach zu hektisch und ungestüm, was zwar den Details keinen Abbruch tat, aber der unbeschwerten Leichtigkeit der Rotel Kombi eindeutig unterlegen war.
Bestimmte Passagen (Apocalyptica, Tool) tendierten wieder ins Nervige (wenn auch nicht so stark wie beim Yamaha).

Bei Tool ("Vicarious") war ich mir dann noch einmal unsicher, hier schien der NAD zunächst noch einmal die Bessere Wahl zu sein, sehr detailliert und absolut angenehm, auch bei sehr schrillen E-Gitarren Parts. Den Vergleich gewann dann jedoch der Rotel, denn nach sofortigem Umstecken mitten im Song fiel auf daß einerseits die Lebendigkeit dem NAD in nichts nachstand und andererseits die Auflösung viel feiner war, sehr gut zu hören an einer der Gitarren, die einen ganz eigenen metallischen Klang besaß welcher von den NADs einfach unterschlagen wurde.

Fazit
Der Test war für mich sehr aufschlußreich und konnte die Möglichkeiten (und Grenzen) von Elektronik gut demonstrieren. Die Unterschiede zwischen den Geräten waren klar und ohne Anstrengung unterscheidbar.

Bevor ich's vergesse zu erwähnen: bei all den aufgezählten Klangvorteilen im Bereich Pop / Folk / Rock war nicht zuletzt auch die Klassikdarbietung einfach umwerfend und in einer völlig anderen Liga. Hier würde ich gar behaupten wollen daß der Unterschied zum Yamaha am Deutlichsten war, einzig und allein die fehlende Relevanz für meine persönlichen Belange ließ mich dieses Gebiet nicht weiter ausloten.

Es wurde vor allem deutlich, wie sehr die 703 anständige Verstärkung honoriert.

Die Rotel Kombi war der klare Sieger des Vergleichs. Von NAD ebenfalls angetan wäre mir der Unterschied zum Yamaha den Preis jedoch nicht werd gewesen. Bei Rotel sieht das anders aus.
heavy75
Schaut ab und zu mal vorbei
#2 erstellt: 16. Jul 2006, 16:03
Danke für den Bericht!

ich habe gerade damit angefangen mich nach neuer Elektronik für meine Magnat Quantum 908 umzuschauen und dabei habe ich auch die erwähnten NAD und Rotel Kombis in die Wahl gezogen.
Da ich aus rein optischen Gründen schon zu der Rotel Kombi RC 1070 und RB 1070 tendiert habe, habe ich Deinen persönlichen Test sehr gerne gelesen

Gibt's hier im Forum vielleicht noch jemanden, der die Rotel und NAD Elektronik schon einemal an einer Quantum 908 gehört hat?

Rotel und NAD gibt's hier in Karlsruhe leider nur bei getrennten Händlern und die führen leider beide nicht Magnat....

Was mich auch interessiert ist ein Vergleich zwischen der genannten Rotel Kombination und der neuen RC-06/RB-06

Viele Grüße
Jochen
Jazzy
Inventar
#3 erstellt: 17. Jul 2006, 16:35
Hi!
Sehr schöner Bericht!
Ja,Rotel ist schon eine Wucht!
Nicht umsonst hege und
pflege ich immer noch
meinen alten CD-Player
RCD 990 von Rotel,allerdings
Gessner-getunt.
Ich hatte früher auch Endstufen
von Rotel,waren sehr musikalisch
und bärenstark.
Totenlicht
Stammgast
#4 erstellt: 17. Jul 2006, 17:54
Hallo Jochen, hallo Jazzy,


freut mich daß euch der Bericht gefallen hat.

Ich bin momentan auch noch auf der Suche nach einem passenden CD Player (obwohl ich kaum glaube daß ein Rotel meinen Yamaha derart ausstechen könnte wie das bei den Amps der Fall war).

Der Preis für einen 1072 etwa ist mit rund 900 Euro einfach zu hoch für meinen Geschmack, da mag er optisch zu den anderen Geräten passen so viel er will, den entsprechenden Klangunterschied muß er erstmal beweisen, und ich denke daß er das nicht können wird.

Nichts desto trotz werde ich in naher Zukunft zu einer weiteren Hörsession aufbrechen, diesmal den CDX 596 im Gepäck.

Ich halte euch auf dem Laufenden ...


[Beitrag von Totenlicht am 17. Jul 2006, 18:02 bearbeitet]
Jazzy
Inventar
#5 erstellt: 18. Jul 2006, 18:04
Ja,bei CDPs muss
man schon ein sehr gut
geschultes Gehör haben
und genau wissen,was man will.
Bei deinem Musikgeschmack
wirds wohl nicht mehr
sooo viel bringen.
Ich höre ja ein sehr breites
Spektrum,nicht nur Tool und sowas
(aber auch)sondern auch Jazz,
Rock,Folk,Pop,Klassik,Ethno....
Da habe ich dann schon
gewichtige Unterschiede
festmachen können.
Bin gespannt,wie es ausgeht!
Totenlicht
Stammgast
#6 erstellt: 20. Jul 2006, 10:56
Oh, das Hörspektrum ist bei mir auch recht groß, allerdings sind meine Vorlieben recht klar festgelegt. Ich liebe z.B. Jazz, allerdings scheitert der Tonträgerkauf meist an der Geduld beim Probehören und dem fehlenden Wissen über empfehlenswerte Scheiben. Für Tips bin ich da sehr dankbar.

Heute Abend ist es nun soweit, der Vergleich der Player wird stattfinden, und zwar in aller Ruhe bei mir zuhause und dem vollen Musikarsenal meines CD Schrankes. Bericht folgt dann in einem eigenen Thread und wird hier verlinkt.
Totenlicht
Stammgast
#7 erstellt: 21. Jul 2006, 12:44
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