Vergleichstest Soundqualität - AV-Receiver von EUR 350,00 - EUR 650,00

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RoedeBaer
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Jul 2013, 15:24
Meine Ausgangssituation (nur, falls es interessiert; kann auch überlesen werden):

Nach über 10 Jahren entwicklungsmäßigen Stillstands wollte ich endlich mal wieder mein Musik- und Filmerlebnis aufwerten. Irgendwie war mir über die Jahre die Lust am Musikhören verloren gegangen. Hatte ich früher abendelang gebannt vor meiner Anlage gesessen und mit Genuss (oft auch verbunden mit einem guten Single Malt Whisky) dem gelauscht, was an Wohllauten aus meinen Lautsprechern erklang, so war diese Angewohnheit mittlerweile beinahe gänzlich eingeschlafen. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, aber es packte mich alles nicht mehr so richtig.

Nach dem Kauf eines Harman Kardon AVR 3550 im Jahr 2002, der meinen damaligen Stereoverstärker Marantz PM 40 ablöste, erweiterte ich gleich noch meinen Lautsprecherfuhrpark von einem 2.1 Satelliten-System von Piega mit passivem Subwoofer (LDS 1.5) um eine 3.0-Lösung von Canton (Karat M90DC mit CM7 Center), um endlich Filme in Surround genießen zu können. Die kleinen Piegas wanderten fortan an die Rückseite, der passive Subwoofer des Sets in den Keller.
Filme gucken machte gleich nochmal soviel Spaß, Musikhören aber irgendwie nicht. Dabei galt der Harman Kardon AVR 3550 seinerzeit in seiner Preisklasse (UVP ca. EUR 600,00) als audiophiles Glanzstück. Vielleicht lag es aber auch an den großen Cantons, die irgendwie nicht die feine und super saubere Auflösung der wirklich kleinen Piegas mitbrachten.
Einige Zeit später erstand ich über eBay ein gebrauchtes Pärchen Piega P2, die deutlich größer und massiver als die kleinen LDS 1.5 ausfielen - und bereits mit dem damals legendären Piega Bändchen-Hochtöner ausgestattet waren, dessen Klangattribute wohl vor allem als ausgesprochen sauber, weich, luftig und transparent bezeichnet werden können. Der Klang war jedenfalls um Längen besser als bei den Canton Karat, die Bühne breiter, die Tiefenstaffelung sauberer, die Höhen feiner und weicher. Dennoch fehlte den Piega P2 natürlich der Bass, zählen diese doch ebenfalls lediglich zu den Kompaktlautsprechern.

Immer wieder liebäugelte ich daher mit der Anschaffung eines aktiven Subwoofers. Es sollten jedoch noch mehrere Jahre ins Land ziehen, ehe ich mich endlich dazu aufraffte. Solange blieben die großen Cantons meine Hauptlautsprecher, während die frisch erworbenen Piega P2 schweren Herzens auf ihren schicken Ständern in den Keller wanderten.
Dann endlich begann ich in diesem Jahr mehrere Subwoofer ins Auge zu fassen und mir nach Hause liefern zu lassen - um mich dann endlich für einen der Kandidaten zu entscheiden: Den Jamo Sub 660, der für einen Preis von knapp EUR 500,00 als geschlossenes System beinahe schon audiophil aufspielt. Er harmonierte mit Abstand am besten mit meinem knapp 40m² großen Raum, vor allem aber natürlich mit meinen geliebten Piega P2, die fortan wieder den Platz der großen Cantons einnahmen. In Ermangelung eines passenderen Modells durfte der Canton CM7-Center jedoch bleiben.

Musikhören machte plötzlich wieder Spaß (logisch, es gab ja nun auch viel Neues zu entdecken), Filme schauen natürlich ebenso - und da ich schon einmal dabei war, wollte ich auch gleich meinen in die Jahre gekommenen AV-Receiver austauschen, mit dessen Klang ich zwar grundlegend zufrieden war, der jedoch noch nicht einmal über HDMI-Anschlüsse verfügte.

Meine Prämisse hierbei war, dass ich keine erneuten EUR 600,00 für einen Receiver ausgeben, mich klangmäßig jedoch keinesfalls verschlechtern wollte. Über 10 Jahre Entwicklung im AVR-Bereich sollten das doch eigentlich möglich machen.

Nach vielen Recherchen in Testberichten und einschlägigen Foren zeichnete sich der Trend zu einer Handvoll Geräte ab, die von Yamaha, Pioneer, Harman Kardon und Denon hergestellt wurden. Der Yamaha flog allerdings ungesehen wieder aus der Liste, da ich in der Vergangenheit nie wirklich von Yamaha überzeugt gewesen war. Harman Kardon verabschiedete sich ebenfalls bald aus meiner Liste, da die Modelle, mit denen ich liebäugelte, einfach außerhalb meiner Preisklasse lagen. Bei Onkyo war es ganz ähnlich.

Ich lege keinen Wert auf viel Schnickschnack wie DSP-Programme, tausende Anschlussmöglichkeiten und besondere Videofunktionen. Was ich will, ist ein sowohl für Musik als auch für Filme wirklich gut klingender Receiver, der nebenbei auch noch optisch eine gute Figur in meinem Wohnzimmer macht.
Meine Film- und Musiksammlung befindet sich mittlerweile zu 100% auf einer NAS, so dass Streaming für mich die Hauptzuspielquelle darstellt. Mein Fernseher, ein LG LM660s, kann diese Funktion zum Glück gut übernehmen, so dass es hier nicht wirklich auf den Receiver ankommt. Prinzipiell jedenfalls.


[Beitrag von RoedeBaer am 16. Jul 2013, 15:27 bearbeitet]
RoedeBaer
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 16. Jul 2013, 15:25
Der Vergleichs"test"

Ich muss am Anfang klarstellen, dass ich ausschließlich die Soundqualitäten der AV-Receiver unter die Lupe genommen habe. In Ermangelung eines funktionsfähigen Blue Ray-Players war es mir leider nicht möglich, auch die Videofunktionen zu untersuchen.

Eigentlich wollte ich auch noch mehr zu den Themen Ergonomie, technische Daten etc. schreiben, allerdings habe ich mir das im Hinblick auf die breits jetzt schon heftige Länge meines Beitrags verkniffen.
:.

Die Testkandidaten:
Denon X1000 (Straßenpreis ca. EUR 340,00)
Denon AVR 2113 (Straßenpreis ca. EUR 390,00)
Pioneer VSX 923 (Straßenpreis ca. EUR 450,00)
Marantz SR6007 (Straßenpreis ca. EUR 555,00 (Redcoon-Deal) bis ca. EUR 650,00)


Das Testequipment:
2x Piega P2 (Front)
1x Canton CM7 (Center)
2x Piega LDS 1.5 (Rear)
1x Jamo Sub 660 (Sub)


Testquelle:
Mediaserver


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Denon X1000

Der Denon X1000 war der erste Testkandidat, den ich bei mir zuhause begrüßen durfte. Das optische Erscheinungsbild kommt recht nüchtern daher; ins Auge fallen das große einzeilige Display, das zu beiden Seiten von zwei großen Drehreglern umrahmt wird. Die Front erscheint jedoch insgesamt ziemlich billig, was sicherlich der großen und überwiegend freien Plastikfläche zu verdanken ist. Als Augenschmeichler geht der kleine Denon jedenfalls nicht durch.

Der X1000 kommt mit dem Einmess-System AudysseyMultiEQ XT, das eine Raummessung an insgesamt 8 Punkten durchführt (man kann zwar auch weniger Punkte messen, sollte aber für ein besseres Ergebnis am besten die vollen 8 Messungen durchführen). Startet man die automatische Einmessung, erschallen nacheinander aus allen Lautsprechern sog. Sweeps, die in kurzer Zeit einmal das komplett darstellbare Frequenzspektrum durchlaufen. Anhand dieser Messung wird ermittelt, welche Frequenzen nach welcher Laufzeit in welcher Stärke am Messpunkt ankommen. Daraus ergeben sich automatisch Abstand und Frequenzspektrum der einzelnen Lautsprecher zum Hörplatz, ebenso aber auch unerwünschte Frequenzerhöhungen und Auslöschungen (sog. Raummoden) des Hörraums.
Im Ergebnis werden nun die einzelnen Lautsprecher gegeneinander zeitlich so verzögert, dass am Hörplatz alle Schallquellen zur gleichen Zeit ankommen (Laufzeitkorrektur), was durchaus Sinn macht, wenn man bedenkt, dass wohl nur in Ausnahmefällen alle Lautsprecher exakt gleich weit entfernt vom Hörplatz stehen. Die Messergebnisse haben übrigens bei allen von mir unter die Lupe genommenen Kandidaten gut gepasst, sowohl was den ermittelten Abstand der jeweiligen Lautsprecher anging, als auch die anzugleichenden Pegel. Gleichermaßen haben sämtliche Kandidaten über die angeblich falsche Phase meiner Surround-Lautsprecher gemeckert. Hier kann es sein, dass das daran liegt, dass die Surrounds bei mir hinter und nicht neben der Hörposition stehen, womit die Schallwellen automatisch gegenphasig zu den Frontlautsprechern auf das Messmikrofon treffen. Eventuell macht es hier sogar Sinn, die hinteren Surrounds absichtlich zu verpolen..? Die einzige Ausnahme bildete hier übrigens der Marantz, der der Meinung war, dass lediglich mein rechter Surround-Speaker falsch angeschlossen sei.

Zusätzlich wird den Raummoden mittels eines Equalizers zu Leibe gerückt, indem bestimmte Frequenzen, die den Raum besonders stark anregen (oder solche, die von den Lautsprechern zu sehr/ zu wenig betont werden), abgeschwächt (bzw. angehoben) werden. Hierdurch ergibt sich gerade im Bassbereich ein wesentlich saubereres Klangbild, da so Nachschwingen und Dröhnen erfolgreich entgegengewirkt wird. Dieser Eindruck bestätigt sich auch durch die anschließende Hörprobe.

Eigentlich wollte ich das Einmessergebnis gerne mit dem Zustand ohne Einmessung vergleichen. Allerdings hatten sämtliche Kandidaten die nervige Angewohnheit, im Pure Direct-Modus gleichzeitig den Subwoofer zu deaktivieren, weshalb ein Vergleich nicht wirklich möglich war. Was ebenfalls bei allen von mir getesteten Kandidaten schlecht gelöst ist: Es ist nicht möglich, zusätzlich zum gemessenen Ergebnis EQ-seitig selbst Hand anzulegen. Die Klangregelung war prinzipiell nur bei komplett abgeschaltetem Audyssey möglich. Immerhin lassen sich aber die Lautsprecher nachträglich von groß auf klein umstellen. Ebenso lassen sich die einzelnen Lautstärkepegel, die jeweiligen Abstände zur Hörposition, die Übernahmefrequenzen sowie der Pegel des Subwoofers nachregeln.

Die dynamische Lautstärkeregelung habe ich übrigens sofort deaktiviert, hat sie doch ein hörbares Pumpen der Lautstärke innerhalb eines Musikstücks zur Folge. Hier kommt anscheinend lediglich ein simpler Kompressor (nicht einmal ein Multiband-Kompressor) zum Einsatz, der die Musik auf einheitlichem Ausgabepegel zu halten versucht. Meiner Meinung nach ist dieses Feature gründlich misslungen.

Der Klang des X1000 weiß absolut zu überzeugen, vor allem im Vergleich zu meinem alten Harman Kardon AVR 3550. Luftig, transparent, druckvoll, sauber gestaffelt. So präsentiert sich die akustische Bühne nach erfolgreicher Einmessung sämtlicher Lautsprecher. Allein aufgrund dieser Raum- und Lautsprechereinmessung lohnt sich bereits ein Umstieg von AVRs, die dieses Feature noch nicht an Bord haben. Der Harman Kardon AVR 3550 kam zwar seinerzeit ebenfalls mit einem Einmesssystem daher, dieses beschränkte sich jedoch ausschließlich auf die Angleichung der Lautsprecherpegel zum Hörplatz. Hier hat sich also wirklich einiges getan.

Der X1000 klingt insgesamt eher weich und leicht warm, besitzt dabei aber dennoch genügend Dynamik und Druck. Klanglich also eine 100%ige Verbesserung zu meiner Ausgangssituation, die ich so nicht vermutet hätte.

Das Streaming über den Mediaserver verläuft beim X1000 sauber und zuverlässig. Um es gleich vorwegzunehmen: Als einziger Kandidat war der X1000 in der Lage, über seinen eigenen Mediaplayer die DTS-Wavs wiederzugeben. Bei allen anderen Kandidaten musste ich hierzu den Umweg über den Mediaplayer meines LG-TVs gehen. Das finde ich wirklich wenig schmeichelhaft für die aktuellen AVR-Modelle der Jahre 2012 und 2013.

Die Anschlussmöglichkeiten des X1000 halten sich im sehr engen Rahmen, hier bietet er am wenigsten Möglichkeiten aller getesteten Kandidaten. Zudem verfügt er als einziger der getesteten Receiver über keinerlei Videofunktionen. Hier ist also absoluter Purismus angesagt, der dafür mit einem wirklich schönen Klang entschädigt.

Nach der letzten Preissenkung bei Amazon auf EUR 335,00 ist er zudem der günstigste Vertreter des Testfeldes.

Als nervigster Punkt ist beim X1000 sicherlich die Trägheit der Fernbedienung zu nennen. Der X1000 hinkt der Eingabe auf der FB ständig einen Tick hinterher, was sich besonders beim Durchstöbern mehrerer Ordner der NAS störend auswirkt. Fehlbedienungen aufgrund zu lahmer Reaktion des Receivers kamen bei mir regelmäßig vor.


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Denon AVR 2113:

Aus dem Vorjahr, dafür aber eine Klasse größer, stammt der 2113. Im Gegensatz zum aktuellen X1000 verfügt er aber über eine komplette Videosektion, und bringt obendrein noch eine Reihe zusätzlicher Anschlüsse mit. Außerdem zählt er im Gegensatz zum X1000 bereits zu den 7.1-Receivern (der X1000 ist ein reiner 5.1-Verstärker). Zudem ist er mit aktuell etwa EUR 390,00 nur unwesentlich teurer, was jedoch mit einem enormen Mehrumfang ausgeglichen wird.

Auch der 2113 wird mit dem Einmesssystem Audyssey MultiEQ XT ausgeliefert. Entgegen der Aussage auf der Denon-Webseite ließen sich hier aber - trotz aktuellster Firmware - lediglich 6 Messpunkte ansprechen. Keine Ahnung warum.
Das Ergebnis der Messung kann sich aber dafür durchaus sehen lassen: Es ist eigentlich kein Unterschied zum X1000 hörbar. Dafür scheint der 2113 noch einmal ein bisschen erwachsener zu klingen. Er offenbart noch ein paar Details mehr, und spricht vor allem den Subwoofer noch etwas sauberer an. Dies könnte jedoch auch auf die leicht unterschiedliche Einmessung zurückzuführen sein, obwohl hier eigentlich zu erwarten gewesen wäre, dass alles einen Tick unsauberer klingt.

Die Verzögerungen der Fernbedienung sind bei diesem Modell nicht vorhanden, dafür scheint die gesamte Firmware ein wenig unsauberer als beim X1000 zu laufen (beispielsweise ließen DTS-Dateien den 2113 lediglich digital Rauschen).

Ansonsten sind die beiden Modelle in vielen Punkten identisch: Die Bedienberflächen gleichen sich wie ein Ei dem anderen, der Klangcharakter ist absolut gleich (auch wenn der 2113 rein subjektiv empfunden alles noch einen Tick besser zu machen scheint), und auch die Optik ist nahezu identisch. Der 2113 verfügt auf der Frontseite allerdings über einen Komponenteneingang, der beim X1000 fehlt.

Für ein wenig mehr Geld bekommt man beim 2113 dafür eine ganze Palette an Videofunktionen wie Upscaling, Filter etc. sowie mehr Anschlüsse und 2 Verstärker mehr.


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Pioneer VSX-923:

Wieder brandneu ist der VSX-923 von Pioneer, der im Vorabtest auf Areadvd.de anscheinend einen sehr guten Eindruck hinterließ. Aus diesem Grund kam er auch für mich als interessanter Testkandidat infrage.

Anders als die Denons baut der Pioneer auf dem hauseigenen Messsystem Advanced MCACC auf, das zwar lediglich einen einzigen Messpunkt zulässt, dafür aber eine wesentlich breitere Palette an Messsignalen aussendet, so unter anderem auch Signale zur Messung der Impulsantwort. Ich war auf das Ergebnis wirklich gespannt, zumal der Pioneer (ich war zugegeben noch nie ein Fan dieser Marke) angeblich mit völlig neuen klanglichen Tugenden aufwarten sollte, so wie beispielsweise weitaus weniger scharfen Höhen, einer hohen Dynamik und Spielfreude sowie einem rabenschwarzen und trockenen Bass.

Um es kurz zu machen: Auch nach mehreren Einmessungen war ich vom Klangcharakter des Pioneer mehr als nur enttäuscht. Er klang spitz, grell, zwar weitläufig und transparent, aber eben absolut nicht warm. Stimmen fehlte genau jene Substanz, die die Denons ausgezeichnet hatten. Der Bass packte tief und brachial zu, von Feinzeichnung oder gar Charme konnte aber keine große Rede sein.

Ich vermute einfach mal, dass der Pioneer vom Klangcharakter einfach nicht zu meinen Lautsprechern passt. Ich könnte mir vorstellen, dass Lautsprecher, die von Hause aus eher zurückhaltend im Hochtonbereich sind, vom Charakter des Pioneer profitieren.

Dafür gibt der Pioneer am ausführlichsten Auskunft über die Ergebnisse der von ihm vorgenommenen Messungen. Und er verfügt von den bisher getesteten Kandidaten über die reichhaltigste Ausstattung an Anschlüssen und Videofunktionen. Zudem ist er ein echter 7.2 Receiver.

Ich habe mich jedenfalls mit Bedauern und Grausen von ihm abwenden müssen.


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Marantz SR6007:

Als letzten Kandidaten habe ich mir (eigentlich eher spaßeshalber) den Marantz SR6007 ins Haus kommen lassen. Preislich spielt der Marantz bereits in einer höheren Liga als die übrigen Kandidaten, weswegen ein direkter Vergleich eigentlich unfair wäre. Infrage gekommen ist der SR6007 für mich eigentlich nur deshalb, weil man zur Zeit einen wirklich guten Deal über Redcoon abschließen kann, bei dem man bei einer Bestellung des SR 6006 für EUR 555,00 automatisch das Nachfolgemodell SR6007 zugesandt bekommt. Ein SR6007, der eigentlich in der Preisklasse um EUR 1.000,00 spielt, für gut die Hälfte zu bekommen - da konnte ich einfach nicht widerstehen!

Auch der Marantz kommt mit Audyssey MultiEQ XT (und wieder echten 8 Messpunkten) daher. Basierend auf dem Denon 2313, dem nächstgrößeren Bruder (oder der Schwester) zum von mir getesteten 2113, wurde hier noch einmal extra Hand angelegt, um die bereits durchaus vorhandenen audiophilen Qualitäten des Denon nochmals zu steigern. Zudem ist die Optik eine völlig andere. Zugegeben, man muss das Marantz-Design mögen: Ein nostalgisch anmutendes rundes Bullauge in der Mitte, in großem Abstand flankiert von zwei Drehreglern gleicher Größe, dafür aber mit gebürsteter Aluminiumfront und vorgewölbten Backen, treffen sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Meinen Geschmack allerdings durchaus, wobei ich - wohl auch aufgrund meines damaligen PM40 - ein kleines bisschen Marantz-vorbelastet bin. Also natürlich im positiven Sinn.

Der Marantz bringt jede Menge Anschlussmöglichkeiten mit, darunter 2 HDMI-Ausgänge, je 2 optische und coaxiale Eingänge - und sogar einen MMC-Plattenspieler-Anschluss. Hinzu kommt eine ausgewachsene Video-Sektion nebst Upscaling und Filtern.

Der Klangcharakter ist den kleineren Denons nicht unähnlich: Prinzipiell sehr luftig und transparent, dabei dynamisch und druckvoll. Im Gegensatz zu den Denons klingt er jedoch etwas weniger warm, was allerdings wohl eher daran liegt, dass die Denons eine (mir durchaus sehr gefallende) leicht künstliche Wärme mitbringen. Der größte Unterschied zwischen den Denons und dem Marantz sind sicherlich die Klarheit, die Natürlichkeit und die Transparenz, mit der der Marantz aufspielt. Gerade im Bassbereich kommt der SR6007 noch einmal deutlich sauberer und differenzierter herüber. Die oberen Mitten sind noch transparenter und detailreicher durchzeichnet, die Höhen einen Tick weniger seidig, dafür aber ebenfalls noch ein bisschen offener. Der Marantz offenbart spielerisch Details, die bei den Denons lediglich mit genauem Hinhören zu erkennen sind. Der Unterschied zu den anderen Kandidaten, gerade was Auflösung und Räumlichkeit angeht, ist wirklich frappierend.

Gerade im Filmbereich ist es allerdings erst einmal eine Umgewöhnung, vom Denon-Bass auf den des Marantz umzusteigen. Hat man sich aber daran gewöhnt, wird einem klar, dass hier mitnichten etwas fehlt, sondern dass der Bass einfach noch genauer und sauberer drückt, als bei den ohnehin schon guten Denons. Würde ich mich ganz weit aus dem Fenster lehnen wollen, würde ich an dieser Stelle behaupten, dass die Denons im Vergleich zum Marantz etwas "gesoundet" sind, während letzterer mehr auf Natürlichkeit und Analyse getrimmt wurde. Mache ich aber natürlich nicht


[Beitrag von RoedeBaer am 16. Jul 2013, 16:30 bearbeitet]
RoedeBaer
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 16. Jul 2013, 15:26
Fazit:

Die beiden Denons stellen in jedem Fall eine gute Investition dar, wenngleich sich bei dem geringen Preisunterschied der Griff zum etwas größeren Vorjahresmodell 2113 durchaus lohnt. Wer auf mehr Anschlüsse sowie Videofunktionen wert legt, sollte das in jeden Fall tun. Der X2000, das kleinste Modell des aktuellen Jahrgangs, das mit solcher Ausstattung aufwartet, kostet aktuell knapp EUR 600,00.

Ob der Pioneer SVX-923 von Hause aus so klingt, wie er sich bei mir präsentierte, oder ob er sich lediglich mit meinen eher feingeistigen Lautsprechern nicht vertragen hat, kann ich nicht beurteilen. Er verfügt auf jeden Fall über eine vollwertige Ausstattung, sowohl was die Anschlussvielfalt als auch was die Videofunktionen angeht. Ich würde hier jedoch aus rein klanglichen Gründen auf jeden Fall den Denon AVR 2113 bevorzugen.

Wer noch eine Nummer größer zugreifen möchte und mit dem Denon AVR 2313 liebäugelt, kann in Anbetracht dessen Straßenpreises von aktuell knapp EUR 600,00 meiner Meinung nach auch gleich zum neueren (und sicherlich noch besser klingenden) Marantz SR6007 greifen. Jedenfalls solange das Angebot von Redcoon noch aktuell ist, den SR6007 zum Preis des nicht mehr lieferbaren SR6006 auszuliefern. Aber auch regulär ist der Preis des SR6007 bei einigen Anbietern mittlerweile von der UVP von EUR 999,00 auf günstige EUR 650,00 gefallen.

Im Vergleich zu meinem alten Harman Kardon AVR3550 gewinnen alle Testkandidaten deutlich, allein schon aufgrund der moderneren Ausstattung, vor allem aber aufgrund der mittlerweile wirklich effektiven Einmess-Systeme. Auch das Hören von Stereo-Music im Dolby Surround-Modus hat einen Quantensprung nach vorne gemacht. Beim HK war das nie eine echte Option: Zu sehr hat sich der Klang durch den Surround-Prozessor von dem reinen Stereoklang unterschieden. Weniger druckvoll, eher schwammig und mit wesentlich weniger Pegel mussten hier jedes Mal von Hand Anpassungen vorgenommen werden, damit das Ergebnis einigermaßen brauchbar war. Bei den aktuell getesteten Kandidaten war das Hören von Stereo im Surround-Modus hingegen ohne jegliche Eingriffe meinerseits die reinste Freude.

Mir persönlich hätte eigentlich der Denon X1000 bereits als deutliche Verbesserung zum HK AVR 3550 ausgereicht. Der ein Jahr ältere Denon AVR 2113 bot sich als Alternative zum X1000 an, weil er eine ganze Menge mehr Ausstattung bietet und noch einen Tick erwachsener klingt. Auch "hakt" hier die Fernbedienung nicht. Von den knapp EUR 400,00 des AVR 2113 zu den EUR 555,00 des Marantz SR6007 war der Weg allerdings nicht mehr sehr weit, um doch gleich Nägel mit Köpfen zu machen - und mich schlussendlich für den Marantz zu entscheiden. Ob der Mehrpreis die Sache wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. In meinem persönlichen Fall stellt der Marantz SR6007 auf jeden Fall die - im wahrsten Sinne des Wortes - "preiswerteste" Lösung dar.


P.S.: Eine Sache muss ich aber doch noch anmerken: Der große Vorteil der Videofunktionen wie Upscaling und Filter in AV-Receivern erschließt sich mir noch nicht richtig. Einerseits haben mittlerweile die meisten Zuspieler wie Blue Ray-Player solche Fähigkeiten an Bord, womit den Receivern vor allem der Einsatz der bei analogen Video- und reinen DVD-Playern bleibt (was sicherlich auch Sinn macht).
Allerdings: Wo es für mich am meisten Sinn machen würde, Bildmaterial über den Receiver aufzupolieren, ist das Streaming. Doch gerade hier funktionieren sämtliche tollen Video-Gimmicks der Receiver nicht, weil deren eingebaute Media Player schlichtweg keine Videos abspielen (noch nicht einmal durchschleifen) können. Sehr schade. Das wäre für mich nämlich ein durchaus entscheidendes Kaufkriterium gewesen.




Mit folgenden Medien habe ich getestet:

Testmedien Film (DVD):

Der Herr der Ringe - Die Gefährten (Einleitung): Die Stimme Galadriels muss sich sauber von der Front lösen, die Mischung spielt hier immer wieder mit verschiedenen Raumanteilen und der Aufteilung zwischen Center- und Front-Lautsprechern. Das alles sollte sauber zu hören und nachzuverfolgen sein. Weiches Einsetzen des Scores ohne Verdeckung der Stimmeffekte. Tiefbass beim Aufmarsch der Truppen und beim Aufschlag des Ringes auf dem Boden, Sweep bis in die unterste Oktave bei der Zerstörung von Saurons Schergen nach dessen "Vernichtung". Gerade der Sweep sollte am Ende bis in die Magengrube gehen, ohne dabei zu wummern oder nachzuschwingen.

Krabat (Einleitung): Der Donner am Anfang geht bis ganz nach unten und grollt lange (aber sauber) nach. Die Auflösungseffekte der Schrift verteilen sich explosionsartig aber sehr transparent im ganzen Raum. Gute Verständlichkeit des Sprechers und dynamische und sauber ortbare geräusche der Raben.

Batman - The Dark Knight (Banküberfall): Das Einschlagen des Fensters muss gleichermaßen Tiefe wie Druck bieten, ebenso kristallklare Höhen und einen sehr sauberen Raumanteil des splitterndes Glases. Die Schüsse in der Bank sollten dynamisch und peitschend, dabei dennoch sauber vom Nachhall getrennt sein.

Master and Commander (Seeschlacht am Anfang des Films): Einzelnes Heraushören der knarzenden Planken, der Schritte und der Schiffsbewegungen, dynamischer Einschlag der Kanonenkugeln ohne übermäßiges Wummern, Transparenz und Ortbarkeit der Stimmen und Geräusche trotz des Chaos an Deck.

Pirates Of The Caribbean II - Dead Man's Chest (Anfangsszene): Tiefes Schlagen des Herzens aus dem Off, der letzte Schlag verfügt überdies über eine Doppelung und einen gewissen Raumanteil.


Testmedien Musik:

Stereo (Flac 96kHz):
B&W Very Audiophile Recordings Vol. 1
Marantz - High-End Audiophile Test & Demo SACD - 14th Edition
Stereoplay Highlights Vol. 3
Stockfisch Records - Audiophile Recordings Vol. 2, Infinity
Best Audiophile Voices (diverse)
Burmester Reference CD II
Eric Clapton - Unplugged
Amarok - West Of The Poles

DTS (Wave 44.1kHz):
Jean Michel Jarre - Concert in China
Eagles - Hotel California (live)
Dire Straits - Brothers In Arms
Sting - The Soul Cages
Art Of Noise - Daft
Metallica - The Black Album
Peter Gabriel - Play
Pink Floyd - The Dark Side Of The Moon
Pink Floyd - The Division Bell
Sheryl Crowe - The Globe Sessions


[Beitrag von RoedeBaer am 16. Jul 2013, 16:15 bearbeitet]
pieb
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 17. Jul 2013, 12:57
Super Bericht, bin auch grad am suchen.
Momentan tendiere ich zwischen Marantz 5006 und Denon 2113.

Konnte man irgendwo auf der redcoon HP erkennen das man den 6007 bekommt, wenn man den 6006 bestellt?
RoedeBaer
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 17. Jul 2013, 14:52
Hallo pieb, nein, Du siehst auf der Seite nichts davon. Auch noch nicht in der Bestätigungsmail, sondern erst in der Versandmail. Dort stand bei mir kommentarlos, dass sie mir den 6007 zusenden.
pieb
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 18. Jul 2013, 07:31
Das wäre eigtl. schon einen Versuch wert...
Radical_53
Stammgast
#7 erstellt: 07. Sep 2013, 13:39
Sehr schöner Bericht. Die Funktion, den eingemessenen EQ nach eigenen Wünschen anzupassen, hätte es übrigens bei den verschmähten Yamahas gegeben Sogar in drei "Geschmacksrichtungen" und, je nach Einsatzzweck, gar in verschiedenen Profilen abzuspeichern. Sehr schicke Dinger sind das.
hhciddy
Neuling
#8 erstellt: 07. Okt 2013, 11:08
Dein Bericht ist sehr ausführlich und im Großen und Ganzen recht kompetent verfasst. Deinem Fazit kann ich allerdings absolut nicht zustimmen. Der DENON ist meines Erachtens nach die totale Kartoffel! In der Preisklasse total mager ausgestattet, Optik und Haptik eines Schuhkartons. Auf den ersten Blick in die 199.,:€ Preisklasse einzugliedern. Klanglich überzeugen kann das Ding mich auch nicht. Das ist zwar immer ein subjektives Empfinden aber für meine Ohren nahe an der Grenze. Kein Bassfundament, Mitteltonbereich Fehlanzeige, dafür im Hochtonbereich völlig überzogen! Die Range in der et halbwegs klingt ist bei normaler Zimmerlautstärke erreicht. Dreht man etwas mehr am wackeligen Regler kommt nur noch Krach aus den Speakern. Den Supergau erlebt man wenn einem dazu noch ein LS-System von Canton dazu empfohlen wird! Das trifft nicht nur auf den von Dir bevorzugten DENON zu sondern auf alle Geräte aus diesem Hause!
Wie anfangs erwähnt, ich will weder Deine Kompetenz noch Deine Entscheidung in Frage stellen, alles ein subjektives Wahrnehmen. Ich jedenfalls würde in dem Preissegmemt immer den Pioneer wählen!
bmwdriver
Stammgast
#9 erstellt: 08. Okt 2013, 06:55

Eigentlich wollte ich das Einmessergebnis gerne mit dem Zustand ohne Einmessung vergleichen. Allerdings hatten sämtliche Kandidaten die nervige Angewohnheit, im Pure Direct-Modus gleichzeitig den Subwoofer zu deaktivieren


Ich besitze ebenfalls den Marantz SR6007. Das Bullauge nervt, konnte aber auch der Redcoon Aktion nicht widerstehen.

Wenn du die LS im Setup mit dementsprechender Trannfrequenz eingerichtet hast und audyssey deaktivierst funktioniert es ohne Klangverbieger. Ist halt kein Pure direct, aber glaube nicht das man da irgendein ein Unterschied hören wird.

Ansonsten schöner Bericht! Danke!
Michél05
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 14. Nov 2013, 23:40
[quote="bmwdriver (Beitrag #9)"][quote]Eigentlich wollte ich das Einmessergebnis gerne mit dem Zustand ohne Einmessung vergleichen. Allerdings hatten sämtliche Kandidaten die nervige Angewohnheit, im Pure Direct-Modus gleichzeitig den Subwoofer zu deaktivieren[/quote]

Habe den SR5007, beim Marantz kann man übrigens mehr als 8 Punkte Einmessen.
Im Pure direkt soll der Bass nicht gehen????
Wie jetzt?
Das musst du ja nur in den Einstellungen aktivieren.
Wenn ich mich Recht entsinne müsste es LFE+Main in der manuellen Konfiguration heissen, ist wahrscheinlich auf LFE gestellt.
Bi Amp ist auch möglich bei 5.1.

Frechheit das heute keine Anleitung dabei ist!
Habe die selber ausgedruckt, mich nervt es zu lange am Pc lesen zu müssen.
Nicht mal eine option ob man mehr zahlt für das Papier
Gruss Michél
Crazy-Horse
Inventar
#11 erstellt: 24. Nov 2013, 15:38
Danke für den Bericht, war sehr ausführlich und schön zu lesen.

Die Marantz Geräte scheinen wirklich was drauf zu haben, optisch kenne ich keinen dem die zusagen und doch gehen die echt gut weg.

Wenn die nur nicht so eine ungünstige Optik hätte......

@Michél05
LFE + Main ist eine ganz andere Baustelle und überdickt nur den Bassbereich, wo LS und Subwoofer gemeinsam spielen, doch genau das sollte man nach Möglichkeit vermeiden, eine saubere Trennung ist besser.
pieb
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 25. Nov 2013, 10:37
[quote="Crazy-Horse (Beitrag #11)"...optisch kenne ich keinen dem die zusagen und doch gehen die echt gut weg...[/quote]

Jetzt "kennst" mich.
Ich finde die Optik einfach klasse, für mich mit der schönste AVR auf dem Markt - schlicht und elegant ohne "hässliches" Display.
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