Nichtlinearitäten von Zentrierung

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Flitzkacke-Alarm
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 08. Jul 2007, 12:54
Hallo,
weiss leider nicht sonderlich viel über das Thema. Würde aber gerne mehr darüber erfahren. Mir ist neulich aufgefallen das man wenn man die Membran eines Tieftöners von Hand nach innen drückt die Zentrierspinne wesentlich mehr Kraft entgegensetzt als in die andre Richtung. Sind das also schon die Nichtlinearitäten der Zentrierung?

Woran liegt das? So eine Zentrierspinne sieht doch (rein optisch) so aus als würde sie sich in beide Richtungen mit gleicher Kraft bewegen lassen.

Bei meinem W-Dipol kann es mir egal sein denn dabei müsste sich so etwas doch grösstenteils aufheben.

Gibt es für andere Konzepte eigentlich schon Versuche gegen solche Nichtlinearitäten (auch die vom Antrieb) Vorzugehen? Z.b. mittels Entzerrung.
HerrBolsch
Inventar
#2 erstellt: 08. Jul 2007, 13:01
Das sollte bzw. darf so eigentlich nicht sein.

Hast du das gemessen oder mit der Hand ausprobiert? Dann könnte dir das so vorkommen, weil du die Membran von hinten gar nicht genauso greifen kannst wie von vorn.

Im Normalfall ist die Spinne in beide Seiten gleich flexibel.

Die Nichtlinearitäten entstehen eher, wenn die Rückstellkraft über die Auslenkung nicht gleichmäßig ansteigt.
--_Noob_;-_)_--
Inventar
#3 erstellt: 08. Jul 2007, 13:23
Wenn Du es von Hand probiert hast, würd ich den ollen "Messgriffeln" auch die Schuld daran geben.
tiki
Inventar
#4 erstellt: 08. Jul 2007, 14:39
Hallo,

die Asymmetrie der "Rückstellkraft" allein ist noch keine Nichtlinearität, allerdings wirkt sie sich als solche akustisch aus. Es ist schon durchaus "üblich", daß die Nachgiebigkeit (compliance) erhebliche Asymmetrien aufweist. Insbesondere betrifft dies Hersteller, die der Mienung sind, auch ohne ordentliche Entwicklungssysteme gute Chassis bauen zu können.


[Beitrag von tiki am 08. Jul 2007, 14:51 bearbeitet]
Granuba
Inventar
#5 erstellt: 08. Jul 2007, 15:06
Hi,


Insbesondere betrifft dies Hersteller, die der Mienung sind, auch ohne ordentliche Entwicklungssysteme gute Chassis bauen zu können.


öhmmm, welcher Hersteller verzichtet denn auf ordentliche Entwicklungssysteme?

Harry
HerrBolsch
Inventar
#6 erstellt: 08. Jul 2007, 15:51
Die Güte ändert sich über die Auslenkung? Was es nicht alles gibt...

Kannst du da ein paar Worte zu sagen, Tiki?

Sehe ich das richtig, daß die Symmetrie der Auslenkung qausi um 3mm verschoben ist? Oder wie ist das zu interpretieren

Hätte man sowas bei der Entwicklung nicht schon mit 'ner Küchenwaage feststellen können?

Gruß, Hauke
tiki
Inventar
#7 erstellt: 08. Jul 2007, 16:45
Hallo,

Murray schrieb:
öhmmm, welcher Hersteller verzichtet denn auf ordentliche Entwicklungssysteme?

Zumindest sind die anderen Hersteller in der entsprechenden Referenzliste aufgeführt.


HerrBolsch schrieb:
Die Güte ändert sich über die Auslenkung? Was es nicht alles gibt...

Das ist aber nicht erst seit heute bekannt.


Kannst du da ein paar Worte zu sagen, Tiki?

Gern, aber nur zu kokreteren Fragen, sofern ich die Antwort weiß.


Sehe ich das richtig, daß die Symmetrie der Auslenkung qausi um 3mm verschoben ist? Oder wie ist das zu interpretieren

Ganz besonders lustig ist dies im Zusammenhang mit der Richtung der Bl-Asymmetrie...
Hier ist also im Gegensatz zum o.g. Chassis die Aufhängung "nach innen" weicher. Es könnte natürlich auch gut sein, daß hiermit ein DC-Offset abgewendet werden soll, der mit abnehmendem Le und zunehmendem Bl bei positivem X droht. Tatsächlich ist unter Displacement auch keiner eindeutig zu erkennen, und wenn, dann mit der Tendenz nach innen.


Hätte man sowas bei der Entwicklung nicht schon mit 'ner Küchenwaage feststellen können?

Eben!
Vielleicht ist das erfahrene Händchen von Oppa Görlich aber besser als die Waage?


[Beitrag von tiki am 08. Jul 2007, 16:45 bearbeitet]
frankolo
Stammgast
#8 erstellt: 08. Jul 2007, 16:57
@tiki
eine andere möglichkeit wäre sicher auch noch das durch falsche lagerung oder unsachgemässer behandlung die detzentrierung entstanden ist,ich habe schon einige dezetrierte görliche aus alten lagerbeständen die dann als neuwertig z.B bei ebay verkauft wurden gesehen,möglich ist vieles
gruss frank
280SL
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 08. Jul 2007, 18:55

frankolo schrieb:
@tiki
eine andere möglichkeit wäre sicher auch noch das durch falsche lagerung oder unsachgemässer behandlung die detzentrierung entstanden ist,ich habe schon einige dezetrierte görliche aus alten lagerbeständen die dann als neuwertig z.B bei ebay verkauft wurden gesehen,möglich ist vieles
gruss frank



Hi, eine wertvolle Warnung vor meist überlagerten "Schnäppchen". Ich selbst hatte AUDAX HM170Z2 von '98 mit eben diesem Fehler, und musste mir dann aus dem Fundus des Dealers die wenigen heil gebliebenen aussuchen - mit PreisABschlag versteht sich. Die anderen waren eigentlich müllreif, wie ich selbst gemessen hatte.

PHL verwendet asymmetrische Aufhängungen, um ein Anschlagen zu verhindern. Es ist also nicht immer mangelnde Sorgfalt im Spiel. Ich muss zugeben, dass die Aufhängung meines PHL 1330 sogar sehr erstaunlich nichtlinear zu sein scheint. Sie ist unbelastet steifer als bei größeren Amplituden.

Die Aufhängung hat Einfluss auf den offset, das ist richtg. Der Klirr aus der Asymmetrie ist jedoch weitgehend unschädlich, weil er nur im TT-Bereich auftritt. Die Auswirkung einer verschobenen BL-Kennlinie (Überlagerung, dynamischer offset) ist wesentlich ärgerlicher - und gerade sie wird fast nie gemessen! Im Klirrdiagramm tritt nur die asymmetrische Aufhängung in Erscheinung, aber nie die bedeuterenden Störungen durch Effekte, die sie vermindern hilft. Wie ungerecht!

so long
tiki
Inventar
#10 erstellt: 08. Jul 2007, 23:07
Hallo,

280SL schrieb:
Der Klirr aus der Asymmetrie ist jedoch weitgehend unschädlich, weil er nur im TT-Bereich auftritt.

Das ist weitgehend unrichtig, weil a) HD nicht unschädlich sind, egal, ob 2., 3. oder sonstwelcher Ordnung und b) wie z.B. von Cpt. gezeigt und bei W.K. nachlesbar, HD immer IMD nach sich zieht. Und wo liegt Letztere? Jawoll, schön um die oberen Anregungen herum. Wer hört schon lange Sinus (mit langem "u")?
Weiterhin sind die meßbaren Verzerrungen in aller Regel zusammengesetzte Verzerrungen, die mehrere Ursachen haben können. Wäre dem nicht so, wäre Herr K. womöglich arbeitslos. Und das wollen wir doch alle nicht, oder? Ein wenig Lokalpatriotismus sei mir vergönnt.

Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

Da gibt es so ein schickes, übersichtliches Poster...


[Beitrag von tiki am 08. Jul 2007, 23:21 bearbeitet]
280SL
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 09. Jul 2007, 06:05

tiki schrieb:
Hallo,

280SL schrieb:
Der Klirr aus der Asymmetrie ist jedoch weitgehend unschädlich, weil er nur im TT-Bereich auftritt.

Das ist weitgehend unrichtig, weil a) HD nicht unschädlich sind, egal, ob 2., 3. oder sonstwelcher Ordnung und b) wie z.B. von Cpt. gezeigt und bei W.K. nachlesbar, HD immer IMD nach sich zieht.


Ja, im Prinzip. Jedoch hängt die zur Abstrahlung eines Ton erforderliche Amplitude von der Frequenz ab. Die Bewegung oberhalb der Resonanzfrequenz ist dazu noch mit der Frequenz zunehmend massegehemmt.

Eine im Vergleich zur Resonanzfrequenz hohe Frequenz wird durch die veränderliche Aufhängungssteifheit nicht beeinträchtigt. Auch dann nicht, wenn durch die gleichzeitige Wiedergabe einer Frequenz mit großer Auslenkung die Aufhängungssteifheit in größerem Umfang variiert.

Die Intermodulationen an einem Chassis sind kompliziert, weshalb Herr K. sicher noch viel zu schreiben haben wird.

Bis neulich
tiki
Inventar
#12 erstellt: 09. Jul 2007, 08:29
Ha, wir kriegen den thread schon noch geentert!

280SL schrieb:
Ja, im Prinzip. Jedoch hängt die zur Abstrahlung eines Ton erforderliche Amplitude von der Frequenz ab. Die Bewegung oberhalb der Resonanzfrequenz ist dazu noch mit der Frequenz zunehmend massegehemmt.

Das Andere ist das Eine, zumindest reichlich oberhalb der Resonanzfrequenz, oder? Insohinein logo.

Eine im Vergleich zur Resonanzfrequenz hohe Frequenz wird durch die veränderliche Aufhängungssteifheit nicht beeinträchtigt. Auch dann nicht, wenn durch die gleichzeitige Wiedergabe einer Frequenz mit großer Auslenkung die Aufhängungssteifheit in größerem Umfang variiert.

Der Wert der Frequenz freilich nicht, wohl aber deren Amplitude, und zwar im Takt der niedrigen Anregungsfrequenz (sofern deren Amplitude merkliche Nichtlinearitäten des Chassis durchfährt, dazu gehört eben auch eine auslenkungsabhängige "stiffness"). Genau dies ist IMD, Fall Amplitudenmodulation (während Doppler entsprechend Frequenz-/Phasenmodulation ist), nicht wahr?
Ich sag doch, aufs Poster gucken.
Achja, in der letzlich verlünkten Diplomarbeit waren die IMD doch auch als besonders böse dargestellt, das sprach mir sozusagen aus dem Bauche.
Nieder mit den Verzehrungen!
280SL
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 09. Jul 2007, 09:02

tiki schrieb:
Ha, wir kriegen den thread schon noch geentert!
... Ich sag doch, aufs Poster gucken.
Achja, in der letzlich verlünkten Diplomarbeit waren die IMD doch auch als besonders böse dargestellt, das sprach mir sozusagen aus dem Bauche.
Nieder mit den Verzehrungen!


Hallo tiki,

Die Lautsprechermembran bewegt sich aufgrund widerstrebender Kräfte in ganz bestimmter Weise. Die Bewegung macht den Schall. Für die Bewegung weit oberhalb der Resonanzfrequenz kommen allein die Antriebskraft und die Massenträgheitskraft in Betracht. Die Federkraft der Aufhängung spielt kaum noch eine Rolle. Deshalb spielt es auch keine Rolle, wenn die Federkraft durch einen gleichzeitg abgestrahlten tiefen Ton stark variiert - also gibt es insofern keine wesentliche Intermodulation.
Dem Praktiker erschließt sich dieser (Nicht-)Zusammenhang auch dadurch, dass bei hohen Frequenzen zunehmend ganz andere Federkräfte ins Spiel kommen, nämlich beim Durchbiegen der Membran, Partialschwingungen statt nur die relativ sehr weiche Zentrierung.

Sicher ist eine asymmetrische Zentrierung ein Wermutstropfen im System. Besser ist ohne. Im Bassbereich intermodulieren die Frequenzkomponenten durchaus. Fraglich ist aber, wie stark Störungen bei derart tiefen Frequenzen hörbar sind. Insbesondere gilt es, auch die Vorzüge einer straffen, ggf. sogar asymmetrischen Zentrierung zu sehen. Keiner will den Kompromiss von vorne herein. Aber letztlich wird man nie ohne Kompromiss fertig werden.

so long

PS: Die Dipl.arbeit hat mir nicht gefallen! Die Gute hat verschiedenste Boxen mit subsonischen Störungen beaufschlagt und wundert sich, dass eine Dreiwege mit großem TT gewinnt. Sie hat das Problem nicht erfasst. Sie wird wohl darüber promovieren ...
Flitzkacke-Alarm
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 09. Jul 2007, 10:23
Gibt es etwa auch beim Antrieb Asymetrien? Der Luftspalt sitzt doch in der Mitte der Schwingspule. Hat hier das Magnetsystem (hintere Polplatte, Magnet) einen Einfluss darauf?
tiki
Inventar
#15 erstellt: 09. Jul 2007, 11:08
Oki ZweeachziJEr,
jetzt hab ich's, mein Fehler. Obenrum dominieren eher Le und Bl.
Trotz der Fehler war die Arbeit für den anfänglichen Selbstmann eine nette Zusammenfassung von ein paar Verzerrungsarten und deren praktischer Relevanz. Vielleicht hat sie ja wenigstens keine Eins bekommen.
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