Weiche entwickeln, was sollte man auf Lager haben?

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JulesVerne
Inventar
#1 erstellt: 05. Mrz 2017, 07:01
Da ich mich mit Weichen bis jetzt nur theoretisch beschäftigt habe wollte ich mal wissen welche Bauteile ihr so rumliegen habt die ihr recht häufig bei der Abstimmung in den Fingern habt.
In der Regel taugt die Weiche ja nicht sofort beim ersten Versuch da wollte ich mal versuchen mir einen Überblick zu verschaffen welchen Grundstock an Bauteilen man auf Lager haben sollte und was mich der Spaß kostet.
Tipps wie, lass die Finger davon, bau was bekanntes...
Brauche ich an dieser Stelle nicht. Bin schon länger dabei und früher oder später muss man sich mal ausgiebig mit der weichen Entwicklung beschäftigen.
Nutz ihr für Prototyp weichen schon die finalen Bauteile oder setzt ihr erst günstigere ein mit z. B. weniger Belastbarkeit um erst mal den Klang richtig hin zu kriegen ohne schon die max Belastbarkeit zu beurteilen?
S04-Hotspur
Inventar
#2 erstellt: 05. Mrz 2017, 07:46
Hallo Jules,

ich habe nur so viel zuhause, wie ich aktuell brauche. Reste entstehen bei mir nur, wenn ich mich beim Wert vertue. Beim nächsten Projekt werden die Reste mit verwertet. So habe ich zuletzt 10 uF gebraucht und hatte 6,8 uF in Reserve. Habe dann einen baugleichen Typ in 3,3 uF dazu gekauft. Habe aktuell nur zwei Kondensatoren und zwei Widerstände als Rest da liegen.

Dementsprechend kaufe ich nur Bauteile, die auch in der Endversion von der Qualität her zum Einsatz kommen könnten. Wenn Du Dir preisgünstig einen kleinen Vorrat anlegen willst, dann findest Du bei Pollin sehr günstig Angebote. Die haben z.B. MKP-Kondensatoren zwischen 5 und 25 Cent, allerdings nur die kleineren Werte.

Wenn Du Frequenzweichen selbst konstruierst, brauchst Du entweder Simulationsprogramme und Messtechnik, oder Du hältst Dich nah an Bauvorschläge aus den einschlägigen Zeitschriften.

Ansonsten kann ich Dich nur ermutigen, einfach mal anzufangen, auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln. Dann siehst und hörst Du ja, was dabei heraus kommt und wie Du korrigieren musst, wenn es wider Erwarten nicht so klingt, wie Du es Dir vorstellst.

Das Thema Belastbarkeit finde ich nicht so kritisch. Bei Luftspulen spielt es keine Rolle, bei Ferritspulen nur bei großen Lautstärken. Wenn ich davon ausgehe, dass bei 1 Watt 85 bis 90 dB Schalldruck zustande kommen und ich in diesem Bereich höre, Bei Widerständen kannst Du Dich auf die sichere Seite begeben, indem Du Typen mit 10 Watt kaufst. Bei Kondensatoren im Signalweg würde ich MKP-Typen verwenden, die in der Regel 250 Volt oder mehr Spannungsfestigkeit haben. Im Parallelzweig tut's auch mal ein Elko oder ein MKT mit 100 Volt.

Kommt natürlich darauf an, mit welchem Anspruch Du insgesamt beim Selbstbau unterwegs bist.

Gruß, Andreas


[Beitrag von S04-Hotspur am 05. Mrz 2017, 07:48 bearbeitet]
Apalone
Inventar
#3 erstellt: 05. Mrz 2017, 08:57

S04-Hotspur (Beitrag #2) schrieb:
.....ich habe nur so viel zuhause, wie ich aktuell brauche. ....
Habe aktuell nur zwei Kondensatoren und zwei Widerstände als Rest da liegen.......


Na ja, damit kannst du dann ja auf keinen Fall eine Lautsprecherkonstruktion selbst entwickeln.

ich habe seinerzeit angefangen mit je vier Exemplaren aus der e 12er Reihe (bis 47); 68, 82 und 100 je zwei.

Alles als Elkos, erst in der finalen Fassung werden Folien eingesetzt.

Widerstände dito.

Spulen von 0,1 bis 2,7 auch je vier. Größere je nach Geldbeute je zwei.
Nicht vergessen, dass größere Spulen bei Impedanzlinearisierungen häufiger benötigt werden. Und Impedanzlinearisierungen sind häufig Voraussetzung für eine einwandfreie Funktion der Weiche!

Mind. eine 18dB Trennoption sollte man sich offen halten. Da das auch für Mitten gilt, sollte das Genannte eher Minimum sein.

500,- € für die Erstausstattung ist gar nichts! Wenn du mit deutlich weniger anfängst, wirst du halt in der Weichenentwicklung ggf. Trennungen nicht ausprobieren können, die aber ggf. zielführend währen.

Bsp: 2-Wege, 8 Ohm, 12 dB.

In der Praxis nicht unrealisitisch sind Spulen zwischen 0,68 und 2,2 mH. ggf. plus Impedanzlinearisierungen. Für beide Seiten zum Probehören..

Wie gesagt mMn Minimum!
P.Krips
Inventar
#4 erstellt: 05. Mrz 2017, 10:16
Hallo,
im Grunde genommen benötigt man zur Weichenentwicklung keinen Bauteilevorrat.

Man fertigt zunächst Messungen an, die man dann in ein geeignetes Weichenentwicklungsprogramm einspielt.
Die Bauteile für die damit entwickelte Weiche kauft man dann und fertig.

Klingt zu einfach ?
Ist leider nicht ganz so einfach, denn was sinnvolle Flankensteilheiten, Trennfrequenzen etc. sind sollte man schon wissen.
Also: Ohne entsprechende Erfahrung geht da halt auch nix (sinnvolles).

Gruß
Peter Krips
DieterK1
Stammgast
#5 erstellt: 05. Mrz 2017, 10:34
Mittlerweile bin ich, nach rund 30 Jahren Lautsprecher-Bau, dazu übergegangen die Weichenschaltung erst mit einem DSP am lebenden System zu simulieren/optimieren und das Endergebnis dann in eine diskrete Schaltung zu übernehmen. Messequipment sollte man auf jeden Fall haben und, idealerweise, gute Ohren und eine Hörreferenz. Das Wissen darüber, was man machen kann und was funktioniert kommt mit der Erfahrung - learning by doing...
Schon_wieder_weg
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 05. Mrz 2017, 12:03
Moin,

sowas...

Grabbelkiste

ist ziemlich hilfreich...
Viper780
Inventar
#7 erstellt: 05. Mrz 2017, 12:13
Das ist aber fies! Wie viel Jahre hast da "gesammelt" und wieviel tausend Euro Warenwert?

Das bisschen was ich entwickelt hab wurde rein aktiv gemacht. Daraus eine passive Weiche zu entwickeln ist durch Boxsim und andere Programme nicht mehr so aufwendig. Die prinzipielle Entwicklung ist aber gleich und auch gleich aufwendig.
Zaphod_B42
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 05. Mrz 2017, 14:15
sowas...

Schon_wieder_weg (Beitrag #6) schrieb:

Grabbelkiste

... braucht kein Mensch


P.Krips (Beitrag #4) schrieb:

im Grunde genommen benötigt man zur Weichenentwicklung keinen Bauteilevorrat.

Man fertigt zunächst Messungen an, die man dann in ein geeignetes Weichenentwicklungsprogramm einspielt.
Die Bauteile für die damit entwickelte Weiche kauft man dann und fertig.


Viele grüße


[Beitrag von Zaphod_B42 am 05. Mrz 2017, 14:18 bearbeitet]
Apalone
Inventar
#9 erstellt: 05. Mrz 2017, 15:18

Zaphod_B42 (Beitrag #8) schrieb:
.....die man dann in ein geeignetes Weichenentwicklungsprogramm einspielt.
Die Bauteile für die damit entwickelte Weiche kauft man dann und fertig.


Das funktioniert aber nur unter der Prämisse, dass das Weichenentwicklungsprogramm 100% sofort fehlerfrei funktioniert.

Und das glauben eben nur Anfänger!
olnima
Stammgast
#10 erstellt: 05. Mrz 2017, 15:29

Schon_wieder_weg (Beitrag #6) schrieb:
Moin,

sowas...

Grabbelkiste

ist ziemlich hilfreich... ;)


...und unser einer wundert sich, dass Kupfer so teuer ist,
klar, wenn 50% der weltweiten Vorräte in einer Hand sind ...

Ich habe ganz gute Erfahrungen mit Kernspulen gemacht, dessen Kern sich verschieben und somit sich die Induktivität verändern lässt. Damit braucht man nicht soooo viele Spulen zum Entwickeln, misst selbige nach erfolgter Entwicklung aus und bestellt die gemessenen Werte dann.
Wenn man dabei den ohmschen Widerstand im Auge behält, geht das ganz gut.


[Beitrag von olnima am 05. Mrz 2017, 15:41 bearbeitet]
owujike
Stammgast
#11 erstellt: 05. Mrz 2017, 16:04
Dank des lieben Herrn Heißmann, bin ich auf das Program Xover aufmerksam geworden.
Informationen gibt es auf seine Seite. Seit Heute spiele ich mit dem Programm rum.
Anfangsschwierigkeiten (Daten-Import usw.) mußten gelöst werden.
Aber nun läuft es mit einigen abstürzen zwischenduch.
Ich finde das Ergebniss sehr brauchbar, gerade für Anfänger mit Teilwissen.
Und einem tun nicht mehr die Finger weh, von den Wago-Klemmen öffnen über Stunden.

Einfach mal sein Videeo ansehen.
Frank.Kuhl
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 05. Mrz 2017, 16:15
Tja, so ist das Leben. Ich weiß das man sich als Hobbyentwickler nicht alle Teile die man für die Weichenentwicklung benötigt auf Lager legen kann - das kostet nämlich richtig Geld. Aber nur mit Simulationsprogrammen, so gut sie auch sein mögen, wird es auch nicht gehen. Ich habe bei der Entwicklung schon oft erlebt das erste Entwürfe gut funktionieren aber man doch Verbesserungspotential findet. Da muß man ganz schnell so gut wie alle Bauteile ändern. Es ist aber wohl auch so das man mit der Erfahrung schnell dem was man will sehr nahe kommen kann - die einen durch Erfahrung mit Simuprogrammen - die anderen durch Erfahrung mit realen Bauteilen. Denke das man auf unterschiedlichen Wegen zu guten Ergebnissen kommen kann. Letztendlich werden aber subtile Änderungen den Ausschlag geben und da kommt man um einen gewissen Fundus nicht herum.
P.Krips
Inventar
#13 erstellt: 05. Mrz 2017, 16:35
Hallo,

Apalone (Beitrag #9) schrieb:

Zaphod_B42 (Beitrag #8) schrieb:
.....die man dann in ein geeignetes Weichenentwicklungsprogramm einspielt.
Die Bauteile für die damit entwickelte Weiche kauft man dann und fertig.


Das funktioniert aber nur unter der Prämisse, dass das Weichenentwicklungsprogramm 100% sofort fehlerfrei funktioniert.

Ich habe eine überraschende Mitteilung für dich:
Unter der Voraussetzung, dass einwandfreie Messungen in Programme wie Audiocad oder Boxsim eingespielt werden, rechnen die tatsächlich zu 100 % exakt, habe das vielfach durch Nachmessungen bestätigt bekommen.


Und das glauben eben nur Anfänger!

Also nix mit Anfänger.... :D, solche hilfreichen Softwarewerkzeuge erleichtern und beschleunigen die Boxenentwicklung ungemein.
Habe neben einigen Eigenentwicklungen auch schon eine Unmenge Fremdentwicklungen gemacht.

Da ich über einen beträchtlichen Bauteilefundus verfüge, baue ich i.d.R. Fremdentwicklungen aus eigenem Material auf zwecks der Hörprobe.
Bisher waren dann noch keine Änderungen meiner Weichenabstimmung erforderlich.....

Gruß
Peter Krips
ehemals_Mwf
Inventar
#14 erstellt: 05. Mrz 2017, 17:43

S04-Hotspur (Beitrag #2) schrieb:
... Bei Kondensatoren im Signalweg würde ich MKP-Typen verwenden, die in der Regel 250 Volt oder mehr Spannungsfestigkeit haben. Im Parallelzweig tut's auch mal ein Elko oder ein MKT mit 100 Volt. ...

Nur dadurch, dass solche Feststellungen oft zu lesen sind, werden sie nicht wahrer ...

Aus Preis- und Abmessungsgründen ist der Luxus von MKP 250 V- nur bis zu wenigen µF sinnvoll, MKT 100 V- sind heute bis ca. 22, neuerdings sogar 33 µF vertretbar, darüber eben bipolare Elkos 100 V- /35 od. 50 VAC, bei s. großen Werten 63 V-
spätestens,
denn wer die etwas höheren Verluste von Elkos gleich in die Abstimmung /Simulation aufnimmt, kann wohl-Klingendes noch etwas günstiger und kompakter bauen. (*)

--------------------
(*) = für zivile Home-Anwendung, also nicht-PA


[Beitrag von ehemals_Mwf am 05. Mrz 2017, 22:26 bearbeitet]
JulesVerne
Inventar
#15 erstellt: 05. Mrz 2017, 19:18
Schon mal vielen dank für die vielen Ratschläge. mit Boxsim kenne ich mich so weit ganz gut aus, Messtechnik ist auch vorhanden.
Soundkarte mit 8 Ausgängen auch, also wäre auch erst mal eine Aktive Weiche mit WinAPO machbar zum reinhören.
Apalone
Inventar
#16 erstellt: 06. Mrz 2017, 19:53

P.Krips (Beitrag #13) schrieb:
.....Bisher waren dann noch keine Änderungen meiner Weichenabstimmung erforderlich........


quod demonstrandum esset.
Big_Määääc
Inventar
#17 erstellt: 06. Mrz 2017, 20:41
für normale Hifi-anwendungen -kisten kann man den Simulationsprogrammen schon trauen.
aber wenn die Kisten von den Dimensionen größer werden im Verhältnis zu Frequenz und Hörabstand,
dann gleicht das auch nicht so ganz der Wirklichkeit

aber deswegen braucht man auch keine Armada teuerster Weichenbauteile zur Entwicklung,
denn man bedenke mal bei welchem Strom und Spannung man da werkelt.

wenn man noch keine Restekiste hat,
dann besorgt man sich halt anhand von veröffentlichten Bauplänen die gängigsten Werte.

usw...

Hobby kost halt nen bissel Geld wenn man nicht nur in der virtuellen Welt leben will
MBU
Inventar
#18 erstellt: 07. Mrz 2017, 04:38

JulesVerne (Beitrag #15) schrieb:
also wäre auch erst mal eine Aktive Weiche mit WinAPO machbar zum reinhören.


Equalizer APO ist überhaupt die Software - zum Testen sowieso und wenn die Musik vom PC kommt auch auf Dauer.

Wenn man bedenkt, wie billig heutzutage Verstärkerleistung ist kann man sich auch die Frage stellen, warum noch passive Boxen bauen, denn auch Hardware-DSPs sind heutzutage nicht mehr teuer.

Ich hatte vor über 20 Jahren mit um die 800 DM (die gute alte Währung ) den Grundstock meines Bauelementevorrates gelegt. Mit der Summe kann man heute gut in Aktivelektronik investieren und dieser Invest ist auch für die nächste Box zu einhundert Prozent "recyclebar".

Wenn es denn unbedingt passiv sein soll, hier ein "Denkanstoß" für die Spulen: http://www.uibel.net/bauvor/bv_tutorials/vl/vl.html
ropf
Stammgast
#19 erstellt: 07. Mrz 2017, 07:12
Als Alternative zu Equalizer APO bietet sich ladspa-dsp unter Linux an:
https://github.com/bmc0/dsp/wiki/System-Wide-DSP-Guide

Interaktiver Betrieb oder als ladspa-plugin eingebunden in die Soundinfrastruktur des Systems. Ähnlicher Funktionsumfang wie Equalizer-APO und auch ähliche config-Syntax. Entzerrt bei mir die Schreibtischboxen per FIR seit mehr als einem Jahr.

Bei aller Nützlichkeit - für die Entwicklung von Passivweichen sind diese Programme eher weniger geeignet.

/ropf
DieterK1
Stammgast
#20 erstellt: 07. Mrz 2017, 07:41
Ich kenne mich mit den Software-DSP Möglichkeiten jetzt nicht so aus. Nach allem was ich lesen konnte sollten sich aber, genauso wie bei Hardware-DSPs, analoge Filter nachbilden lassen. Eigendlich perfekt um die Entwicklung einer Weiche, am lebenden Objekt, zu testen.
Aber, egal wie, es hat Vorteile zu wissen was man tut. Das gilt genauso für Simulations- und Berechnungsprogramme. Die erleichtern die Arbeit heutzutage erheblich. Allerdings schadet es auch nicht das ganze manuell zu berechnen. Man bekommt ein wesentlich besseres Gefühl was die einzelnen Bauteile und Werte bewirken und wie man mit ihnen spielen kann.... Wenn ich da an früher denke, TSP-Werte gab es kaum und vieles wurde über Schätzen, Faustformeln sowie "Try and Error" entwickelt und berechnet und optimiert.


[Beitrag von DieterK1 am 07. Mrz 2017, 07:44 bearbeitet]
ropf
Stammgast
#21 erstellt: 07. Mrz 2017, 10:35

DieterK1 (Beitrag #20) schrieb:
Nach allem was ich lesen konnte sollten sich aber, genauso wie bei Hardware-DSPs, analoge Filter nachbilden lassen. Eigendlich perfekt um die Entwicklung einer Weiche, am lebenden Objekt, zu testen.

Das trifft zu - wenn du mit "analoge Filter" aktive RC-Filter mit Operationsverstärkern meinst. Für klassische passive Weichen - wo die einzelnen Stufen weder entkoppelt sind noch auf eine konstante Impedanz arbeiten - gilt das nicht.

Selbstverständlich kannst du mit aktiven Filtern, egal ob nun analog oder digital, einen ähnlichen Amplitudenfrequenzgang erreichen wie mit einer passiven Weiche - aber das hilft dir gar nix bei der Entwicklung der passiven Weiche selbst.


[Beitrag von ropf am 07. Mrz 2017, 10:37 bearbeitet]
P.Krips
Inventar
#22 erstellt: 07. Mrz 2017, 11:24
Hallo,

Big_Määääc (Beitrag #17) schrieb:
für normale Hifi-anwendungen -kisten kann man den Simulationsprogrammen schon trauen.
aber wenn die Kisten von den Dimensionen größer werden im Verhältnis zu Frequenz und Hörabstand,
dann gleicht das auch nicht so ganz der Wirklichkeit

Das Problem ist (mir) bekannt, ist aber kein Problem der Simuprogs, sondern dass Messungen gemacht werden, die nicht für eine korrekte Summation in größerer Entfernung geeignet sind. (*)
Misst man typischerweise in 1 m Entfernung mit einer Mikrofonposition, dann ist die Nachmessung an der gleichen Position mit der simulierten Weiche dann korrekt, nicht mehr aber z.B. in 3 m Entfernung.

Habe zu dem Problem in einem anderen Forum mal was geschrieben und eine Messstrategie ersonnen, mit der man das Problem lösen kann:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=5336

Bitte dazu auch dort meinen Beitrag # 16 lesen.

Eine Nachmessung / Überprüfung der simulierten Weiche muss dann natürlich in dem Beispiel in 3 m Entfernung gemacht werden !!

Gruß
Peter Krips

(*) Daran "krankt" ja auch boxsim (und vermutlich fast alle Simuprogs), da dort die 0 Grad Messungen von Visaton verwendet werden, aber im unendlichen summiert und auf 1 m skaliert werden. Daher stimmen dort bei Boxen mit vertikal ausgedehnten Treiberanordnungen Nachmessungen z.B. mit einem Messpunkt in 1 m Entfernung nicht mit der Simu überein.
In größeren Entfernungen nachgemessen dürften die Abweichungen dann deutlich geringer sein.


[Beitrag von P.Krips am 07. Mrz 2017, 11:34 bearbeitet]
DieterK1
Stammgast
#23 erstellt: 07. Mrz 2017, 13:32

ropf (Beitrag #21) schrieb:

DieterK1 (Beitrag #20) schrieb:
Nach allem was ich lesen konnte sollten sich aber, genauso wie bei Hardware-DSPs, analoge Filter nachbilden lassen. Eigendlich perfekt um die Entwicklung einer Weiche, am lebenden Objekt, zu testen.

Das trifft zu - wenn du mit "analoge Filter" aktive RC-Filter mit Operationsverstärkern meinst. Für klassische passive Weichen - wo die einzelnen Stufen weder entkoppelt sind noch auf eine konstante Impedanz arbeiten - gilt das nicht.

Selbstverständlich kannst du mit aktiven Filtern, egal ob nun analog oder digital, einen ähnlichen Amplitudenfrequenzgang erreichen wie mit einer passiven Weiche - aber das hilft dir gar nix bei der Entwicklung der passiven Weiche selbst.


Mit vernünftigen Messungen ist der Rest reine Mathematik. Klar muss ich den Impedanzverlauf beachten, klar muss ich die Wechselwirkungen in der Weiche beachten. Wie schon vorher angemerkt: Es ist vorteilhaft zu Wissen was man macht….
DieterK1
Stammgast
#24 erstellt: 07. Mrz 2017, 13:39
Hallo Peter,

damit hast Du genau das Problem der ganzen Simulationsprogramme getroffen, die Hörsituation ist dabei nie berücksichtigt. Damit kann man eigentlich nur Lautsprecher simulieren die in 1m Entfernung im Freifeld gut funktionieren. Das bremst den großen Vorteil des Selbstbaus, die Anpassung des Lautsprechers auf die Gegebenheiten, aus.
Big_Määääc
Inventar
#25 erstellt: 07. Mrz 2017, 14:24
würde einem auch den Spassss verderben,
wenn ich eine Simu mache,
klack zusammengebaut, funzt.

langweiliges Hobby.

trotzwem werd ich mir mal den Link zum DIY Forum in ruhiger Minute "aufmerksam" durchlesen
P.Krips
Inventar
#26 erstellt: 07. Mrz 2017, 14:25
Hallo Dieter,

DieterK1 (Beitrag #24) schrieb:
Hallo Peter,

damit hast Du genau das Problem der ganzen Simulationsprogramme getroffen, die Hörsituation ist dabei nie berücksichtigt.

Um es nochmals deutlich zu sagen: Ich halte das nicht für ein Problem der Simuprogs, das Problem sitzt vor dem Bildschirm.
Wenn man sich mal über die Arbeitsweise der Progs klar wird (auch ich habe da ein "wenig" dazu gebraucht) , dann ist eigentlich logisch, warum ein mit einem Messpunkt (bei den beliebten 1 m) gemessener und beweichter Mehrweger in anderen Entfernungen was anderes macht.
Daher habe ich ja auch das angepasste Messverfahren erdacht, mit dem das Problem gelöst wird.


Damit kann man eigentlich nur Lautsprecher simulieren die in 1m Entfernung im Freifeld gut funktionieren.

Mit dem vorgestellten Messverfahren kann man auf jede beliebige Entfernung sauber entwickeln.


Das bremst den großen Vorteil des Selbstbaus, die Anpassung des Lautsprechers auf die Gegebenheiten, aus.

Sehe ich mittlerweile nicht mehr so, siehe oben.

Mir scheint übrigens, dass da auch "Profis" in diese Falle tappen.
Obwohl ich die Postillen kaum noch lese, habe ich mich immer wieder bei Lautsprechertests über das oft eklatante Missverhältnis Messungen zu Hörbeschreibungen gewundert.
Dummerweise geben Fertigboxenhersteller ja nicht an, für welche Abhörentfernung die Boxenabstimmung gemacht wurde. In den Postillen wird aber meist in 1 m Entfernung gemessen, da kann es dann durchaus zu erheblichen Abweichungen bei den gemessenen Schalldruckverläufen kommen.

Die DIY-Hefte (K+T und HH) sind da wohl auch nicht besser...
Ob z.B. die HH-Konstruktionen, die ja meist linealglatt abgestimmt sind vermutlich auch in 1 m Entfernung gemessen, die Linearität noch in größerer Hörentfernung zeigen, könnte man durchaus bezweifeln.

Gruß
Peter Krips
DieterK1
Stammgast
#27 erstellt: 07. Mrz 2017, 14:43
[quote="P.Krips (Beitrag #26)"]Hallo Dieter,
[quote="DieterK1 (Beitrag #24)"]Hallo Peter,

…. Ich halte das nicht für ein Problem der Simuprogs, das Problem sitzt vor dem Bildschirm.
[/quote]

Wie recht Du manchmal hast ….


[Beitrag von DieterK1 am 07. Mrz 2017, 14:44 bearbeitet]
JulesVerne
Inventar
#28 erstellt: 09. Mrz 2017, 06:28
Danke für den Tipp mit der Veränderung der Messposition, ist sehr einleuchtend und macht Sinn.
Was ich mich aber gerade noch frage (evtl ein Denkfehler) ob durch das versetzen des Mikrofons auf der 2m Ebene mit den Differenzen der 3m Ebene nicht ein Pegel Unterschied erzeugt wird. 50cm in 1m Entfernung Differenz haben ja einen anderen Einfluss als 50cm in 10m Entfernung.
Evtl ist der Fehler auch so gering dass das einbeziehen von diesem keinen Sinn macht (gehe ich eher von aus).
thonau
Inventar
#29 erstellt: 09. Mrz 2017, 09:36
Hallo,

als Ergänzung zu P.Krips, wie immer, hervorragender Antwort 26. Ein Beispiel für ein Simulationsprogramm, welches alle Möglichkeiten bietet.

2017-03-09 09 20 08

Bei dieser Einstellung sind die Ergebnisse gleich Boxsim, wenn mit gleichen Messungen gespeist.

2017-03-09 09 23 36

beliebige Entfernung und acht Winkel sind möglich

Es ist LSPCAD aus dem Jahr 2000 in der Version 5.25!

Aber hier sitzt das Problem wirklich vor der Tastatur, ich habe hier so viele Vorgaben zum ändern, mit denen ich mir nicht sicher bin.
Deshalb finde ich es total schade, das die Entwicklung von Boxsim nicht weiter geht. All das wäre in diesem Programm möglich und mit deutscher Oberfläche.

Dies nur als Anmerkung. Von P.Krips könnt ihr immer Wissen mit praktischen Erfahrungen " abzweigen".
In dem anderen Forum seine Abhandlungen über Hörner habe ich mir z.B. ausgedruckt.
P.Krips
Inventar
#30 erstellt: 09. Mrz 2017, 09:42
Hallo,

JulesVerne (Beitrag #28) schrieb:
Danke für den Tipp mit der Veränderung der Messposition, ist sehr einleuchtend und macht Sinn.
Was ich mich aber gerade noch frage (evtl ein Denkfehler) ob durch das versetzen des Mikrofons auf der 2m Ebene mit den Differenzen der 3m Ebene nicht ein Pegel Unterschied erzeugt wird. 50cm in 1m Entfernung Differenz haben ja einen anderen Einfluss als 50cm in 10m Entfernung.
Evtl ist der Fehler auch so gering dass das einbeziehen von diesem keinen Sinn macht (gehe ich eher von aus).


sehr gut das Problem der Messstrategie erkannt.
Mal ein (fiktives) Beispiel:
Nehmen wir mal einen klassischen Dreiweger, den wir auf der Hochtönerachse abstimmen wollen:
Nehmen wir nun mal fiktiv an, dass der Abstand zum virtuellen Mess-/Summationspunkt in 3 m Entfernung zu den einzelnen Zweigen folgendermaßen aussieht:
(In allen folgenden Zahlen immer Reihenfolge HT - MT - TT)
3 m, 3,1 m, 3, 2 m
dann würde sich ein Pegelabfall in 3 m Entfernung von 9,542, 9,827 und 10,13 dB ergeben.
Das würde bei einer Messung in 3 m Entfernung aber keine Rolle spielen, denn dort benötigen wir ja die real ankommenden Schalldrücke für die Weichenauslegung.
Wichtig sind für den Vergleich mit der angepassten 1 m-Messung lediglich die relativen Schalldruckunterschiede, das sind bei 3 m 0 dB, -0,285 dB und -0,59 dB

Nun machen wir die gleiche Rechnung für die angepasste 1 m Messung, dann ergeben sich
die Pegel 0 dB, -0,827 dB und -1,584, was dann realative Schalldruckdifferenzen zwischen den Zweigen von 0 dB, -0,827 dB und -1,584 dB ergibt.

Vergleicht man das mit den relativen Pegeldifferenzen in 3 m Entfernung, muss man, um Gleichstand zu bekommen, den Pegel der 1 m Messungen im Weichenentwicklungsprogramm korrigieren, und zwar
um 0 dB, +0,542 dB und um +0,994 dB
Dann passen die Pegel der 1 m Messung exakt für die vorgesehene Summation in 3 m Entfernung.

Diese Pegelanpassungen kann man in dem von mir bevorzugten Weichenentwicklungprogramm Audiocad leicht nachträglich eingeben.

Man muss also durchaus ein wenig rechnen, um die Messstrategie richtig anzuwenden.

Allerdings muss man dann den Erfolg der Weichenentwicklung auch an dem Summationspunkt in 3 m Entfernung nachmessen.

Gruß
Peter Krips


[Beitrag von P.Krips am 09. Mrz 2017, 09:45 bearbeitet]
P.Krips
Inventar
#31 erstellt: 09. Mrz 2017, 11:07
Hallo,

thonau (Beitrag #29) schrieb:
Ein Beispiel für ein Simulationsprogramm, welches alle Möglichkeiten bietet.

2017-03-09 09 20 08

Bei dieser Einstellung sind die Ergebnisse gleich Boxsim, wenn mit gleichen Messungen gespeist.

2017-03-09 09 23 36

beliebige Entfernung und acht Winkel sind möglich

Es ist LSPCAD aus dem Jahr 2000 in der Version 5.25!

Das Prog bietet klar eine Menge, bin mir nur nicht sicher, ob da auch die unterschiedlichen Winkel und Abstände der Einzelzweige zum Summationspunkt berücksichtigt werden.
Wahrscheinlich werden die zu simulierenden Winkel der Einzelzweige durch eine Parallelverschiebung auch im Unendlichen wie bei Boxsim simuliert.
Dann sind wir aber wieder bei dem von mir angesprochenen Problem.


Deshalb finde ich es total schade, das die Entwicklung von Boxsim nicht weiter geht. All das wäre in diesem Programm möglich und mit deutscher Oberfläche.

Da scheint doch was in Arbeit zu sein, gab vor einiger Zeit im Visaton-Forum eine Umfrage, welche Veränderungen / Zusatzfunktionen aus Sicht der User eine Nachfolgeversion haben sollte.
Info, was von den Vorschlägen umgesetzt wird, gibt es noch nicht. Da haben der Programmautor und Visaton wohl "hinter den Kulissen" erst geklärt, was umgesetzt wird.
Und: vermutlich wird Visaton die neue Entwicklungsarbeit wohl auch wieder "sponsern"..

Gruß
Peter Krips
Big_Määääc
Inventar
#32 erstellt: 09. Mrz 2017, 11:16
aber der Bündelungsgrad über Abstand,
und daraus resultierenden Frequenzgang ,
wird doch bei keinem Programm berücksichtig, oder ?!?!?
SRAM
Inventar
#33 erstellt: 09. Mrz 2017, 15:29
Solange die genannten Programme die Einzeltreiberrichtwirkung NICHT berücksichtigen , weil sie diesen durch eine frequenzinvariante strahlende Fläche (manche noch schlimmer als Punktquelle !) abbilden, lohnt es sich nicht, über die Winkelrichtigkeit Gedanken zu machen: garbage in, garbage out !

Hier zwei 8 cm Treiber:

frs8m_rd

sl87nd_rd


Gruß SRAM
P.Krips
Inventar
#34 erstellt: 09. Mrz 2017, 15:49
Hallo,

SRAM (Beitrag #33) schrieb:
Solange die genannten Programme die Einzeltreiberrichtwirkung NICHT berücksichtigen , weil sie diesen durch eine frequenzinvariante strahlende Fläche (manche noch schlimmer als Punktquelle !) abbilden, lohnt es sich nicht, über die Winkelrichtigkeit Gedanken zu machen: garbage in, garbage out !

Hier zwei 8 cm Treiber:

frs8m_rd

sl87nd_rd


Gruß SRAM


sehr richtig, darum habe ich den Winkelsimus von Boxsim noch nie so recht über den Weg getraut.

Da hilft nur: Messen

Gruß
Peter Krips
DieterK1
Stammgast
#35 erstellt: 10. Mrz 2017, 06:52
Hallo Peter,
die Geschichte mit den Pegeldifferenzen hast Du anschaulich erklärt. Einen Haken hat die Geschicht allerdings in meinen Augen. Es sind alles theoretische Pegeldifferenzen. Dabei ist die vertikale Bündelung, die Laufzeitunterschiede und der Raum völlig außen vor wie Big Määääc auch schon angemerkt hat. Bisher habe ich kein Simulationsprogramm gesehen welches alles berücksichtigen kann. Ich vermute auch wenn es eines gibt wird es der Laie nicht bedienen können.
Für mich ist das Ohr letzten endes das wichtigste Instrument bei der Lautsprecherentwicklung. Klar, Messungen sind wichtig und ohne gehts nicht. Aber am Ende ist wichtig was wir hören...


[Beitrag von DieterK1 am 10. Mrz 2017, 06:54 bearbeitet]
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