Allgemeine Frage zur verbauten Technik in Verstärkern

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Andre_OHZ
Neuling
#1 erstellt: 20. Nov 2023, 15:44
Hallo zusammen,

ich beschäftige mich gerade mit dem Neukauf eines Verstärkers und habe schon so einige Testberichte durchgelesen.
Etwas verwundert bin ich durch die oftmals beigefügten Bilder vom Innenleben der Geräte.
Aktuell bin ich von dem Rega Elex MK4 angetan.
Wenn ich hier allerdings Bilder der Platine anschaue und dies mit anderen Geräte vergleich sieht es so aus, als ob kaum Elektronik verbaut ist.
Ist hier "weniger = mehr"?
Können Rückschlüsse auf die technische Qualität eines Verstärkers aufgrund der Anzahl der baulichen Elemente geschlossen werden?
Wenn ich zum Vergleich einen Atoll IN200 (2. Wahl), oder NAD C389 (3. Wahl) ansehe, sehen die Platinen ganz anders aus...

Vielen Dank für Eure Antworten und viele Grüße,
Andre


[Beitrag von Andre_OHZ am 20. Nov 2023, 15:51 bearbeitet]
marantz-fan
Inventar
#2 erstellt: 21. Nov 2023, 12:25
Also ich steh ja auf sowas oder sowas.

Spaß beiseite... Ich muss voraus schicken, dass ich abgesehen von einer Elektronikvorlesung während meines Ingenieuerstudiums wenig Berührungspunkte mit Elektronik hatte. Dementsprechend ist meine Fachkenntnis.

Ich glaube aber kaum, dass man allein an der Anzahl der Bauteile Rückschlüsse auf die Qualität eines Verstärkers ziehen kann. Allein die Bauteile selbst unterscheiden sich schon in ihrer Qualität, viel relevanter ist aber sicher deren Zusammenstellung, also der technische Schaltungsaufbau. Interessant sind da schon die grundsätzlich unterschiedlichen Verstärkungsprinzipien und deren Aufbau (Class A, AB oder D). So lassen sich etwa moderene Class D Verstärker wesentlich kleiner und dennoch mit beachtlichen Leistungen bauen. Diskussionen über deren Vor- und Nachteile findest Du zu Hauf hier im Forum.

Andere Faktoren: Bei Marantz gibt es noch eine Besonderheit mit der sie gerne werben, die sogenannten HDAMs. Das sind kleine Module, die aus diskreten Bauteilen hergestellt werden, während an gleicher Stelle sonst häufig integrierte ICs eingestzt werden. Soll angeblich klangliche Vorteile haben... ich sehe den Vorteil aber auch in einer einfacheren Ersatzteilbeschaffung im Falle einer Reparatur. Ebenfalls recht aufwändig: Eine elektronische Lautstärkeregelung, die vereinfacht gesagt aus einem Widerstandsnetzwerk besteht. Das ist natürlich viel aufwändiger und gegenüber einem klassischen Poti sind zahlreiche zusätzliche Bauteile erforderlich, soll dafür aber für eine perfekte Kanalgleichheit sorgen und ist dauerhaft verschleißfrei.

Deine 3 Favoriten unterscheiden sich übrigens erheblich. Wie bist Du zu dieser Vorauswahl gekommen?

Ich würde mal charakterisieren:
  • Rega Elex - der sanftmütige Brite
  • Atoll IN 200 - der knackige Franzose kann vor Kraft kaum gehen
  • NAD C389 - der moderne HighTech-Class D Amp

Den Atoll IN200 habe ich selbst gehabt, zu dem kann ich was sagen: Klanglich wirklich super, knackig, dynamisch, kraftvoll. Treibt sicher so ziemlich jeden Lautsprecher an. Dazu super verarbeitet, Doppel-Mono-Aufbau, massives Gehäuse. Super Design, ein echter Hingucker.

Nun kommen wir zu den Nachteilen, die mich letztlich auch zum Verkauf bewogen haben:
  1. Der Stromverbrauch: Der Atoll kennt kein Standby und läuft im Leerlauf durch, es sei denn, man schaltet ihn immer hart über den Schalter auf der Rückseite aus. Anderenfalls Dauerverbrauch 20 Watt.
  2. Trafobrummen: Das ist ein Effekt, der sicherlich von der Umgebung und den Einstreuungen ins Netz abhängig ist. Bei mir zu Hause konnte ich das dem Atoll bis zuletzt nicht gänzlich abgewöhnen trotz Experimentieren mit verschiedenen Netzfiltern und DC-Blockern. Ich fand das sehr nervig.

Womit wir wieder bei Deiner Ausgangsfrage wären: Ich habe schon verschiedene Verstärker am gleichen Standort ausprobiert. Das mit dem Trafobrumm war auch bei anderen ein Thema, allerdings bei keinem in einem wirklich störenden Maß wie beim Atoll. Mein jetziger, recht aufwändig aufgebauter und mit Bauteilen reichlich bestückter Marantz Model 40n, kennt das gar nicht. Kein Rauschen, kein Brummen, einfach nix. Stille. Auch über den empfindlichen Phonoeingang bei höheren Pegeln.
Und da, vermute ich, liegt manchmal der Hase im Pfeffer. Man kann so ein Netzteil sicherlich mehr oder weniger aufwändig bauen. Gleiches gilt für andere Schaltungen. Das muss sich nicht unbedingt klanglich auswirken, hat aber Einfluss auf andere Eigenschaften des Amps. Das soll jetzt aber keineswegs per se heißen, dass ein mit Bauteilen üppig bestückter Verstärker der bessere ist. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass gerade die großen Hersteller wie Yamaha, Denon, Marantz etc. mit Bauteilen protzen würden, wenn diese nicht auch eine Funktion haben - zumal doch überall gespart werden muss. So ein einfaches, übersichtliches Schaltungsdesign wie beim Rega müsste sich doch in der Massenproduktion eigentlich günstiger herstellen lassen.

Aber vielleicht kann sich hier mal jemand, der von Elektronik mehr Ahnung hat als ich, dazu äußern. Das würde mich nämlich auch mal interessieren.
Ernst_Reiter
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 22. Nov 2023, 14:43
Die meisten so genannten verstärker sind nicht mehr als lautstärkeregler.

wenn es also keine klangregelung gibt, vielleicht auch keinen phono-vor-verstärker, keine anzeigen, also wirklich grad einmal ein line-in und als ausgang vier lautsprecherklemmen, dann sieht es genau so aus wie in den abbildungen von Rega Elex oder anderen.

diese geräte gibt es seit 70 jahren, das ist alles mature technology, und wäre überhaupt keiner erwähnung mehr wert, würden nicht unsere lieben freunde, die goldohren, immer wieder erfolgreich die amps als wichtigstes glied in der kette hochstilisieren.

Der "verstärker" ist nämlich nicht der motor in einer hi-fi kette (das sind die "antriebe" der lautsprecher) sondern nur die einspritzpumpe.

cyrus-one-hd

Class A/B: der kann 2x 100 Watt an 6 Ohm, und es ginge wahrscheinlich noch kleiner.

Class-D

für endstufen braucht es nochmals deutlich weniger
Harald1210
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 22. Nov 2023, 16:33

marantz-fan (Beitrag #2) schrieb:
Also ich steh ja auf sowas oder sowas.

Nun kommen wir zu den Nachteilen, die mich letztlich auch zum Verkauf bewogen haben:
  1. Der Stromverbrauch: Der Atoll kennt kein Standby und läuft im Leerlauf durch, es sei denn, man schaltet ihn immer hart über den Schalter auf der Rückseite aus. Anderenfalls Dauerverbrauch 20 Watt.
  2. Trafobrummen: Das ist ein Effekt, der sicherlich von der Umgebung und den Einstreuungen ins Netz abhängig ist. Bei mir zu Hause konnte ich das dem Atoll bis zuletzt nicht gänzlich abgewöhnen trotz Experimentieren mit verschiedenen Netzfiltern und DC-Blockern. Ich fand das sehr nervig.


Trafobrumm hat meiner nicht, der liegt wie tot im Rack Das mit dem Stromverbrauch stimmt schon, ist mir aber Wurscht, da ich generell meine Anlage über eine Funksteckdose abschalte (mache ich schon immer und hat bis jetzt noch keinem meiner Geräte geschadet - warum auch). Und ja, der Atoll hat's drauf, wäre jetzt von den Dreien mein Tipp.


[Beitrag von Harald1210 am 22. Nov 2023, 16:35 bearbeitet]
flexiJazzfan
Inventar
#5 erstellt: 22. Nov 2023, 18:04
Es ist schon so, dass die optisch eindrucksvollen und schweren Bereiche der Verstärker eigentlich die Netzstromverarbeitungbereiche sind, also Trafos, Gleichrichter, Kondensatoren. Manchmal sind auch die, an sich unauffälligen, Leistungstransistoren mit auffälligen, exotischen Lamellen- und Kaminkonstruktionen verbunden, um große „Maschinenpower“ zu suggerieren. Der ganze Schaltungsaufwand, der nötig ist, um einen möglichst großen linearen Arbeitsbereich zu garantieren und wenig Artefakte zu erzeugen usw.usw. erschließt sich nicht durch einfach mal reingucken.
Gruß
Rainer
marantz-fan
Inventar
#6 erstellt: 22. Nov 2023, 20:59

flexiJazzfan (Beitrag #5) schrieb:
Der ganze Schaltungsaufwand, der nötig ist, um einen möglichst großen linearen Arbeitsbereich zu garantieren und wenig Artefakte zu erzeugen usw.usw. erschließt sich nicht durch einfach mal reingucken.

Das dachte ich mir schon. Deshalb würde ich einen Amp auch sicher nicht rein anhand seines Bauteileaufwands beurteilen.


Harald1210 (Beitrag #4) schrieb:
Trafobrumm hat meiner nicht, der liegt wie tot im Rack Das mit dem Stromverbrauch stimmt schon, ist mir aber Wurscht, da ich generell meine Anlage über eine Funksteckdose abschalte (mache ich schon immer und hat bis jetzt noch keinem meiner Geräte geschadet - warum auch). Und ja, der Atoll hat's drauf, wäre jetzt von den Dreien mein Tipp.

Hab ja schon geschrieben, dass das sicher von der Umgebung abhängt, die in meinem Fall wohl sehr ungünstig ist. Dennoch reagieren die Verstärker da halt mehr oder weniger empfindlich drauf.
Ansonsten ist der Atoll ein klasse Teil, ich hätte ihn ohne das Brummproblem wahrscheinlich nie verkauft. Dem Stromverbrauch kann man ja so wie Du durch eine Steckerleiste o.ä. leicht beikommen.
8erberg
Inventar
#7 erstellt: 04. Dez 2023, 12:53
Hallo,

Trafobrumm? Garantiefall!
Das Gerät muss so und ohne Tinnef die versprochene Leistung haben sonst sind zugesicherte Eigenschaften nicht erfüllt.
Für gutes Geld hab ich gute Leistung zu erwarten.

Peter
marantz-fan
Inventar
#8 erstellt: 04. Dez 2023, 14:28
Dann hätte ich sicher jeden zweiten Verstärker, den ich bei mir hatte, reklamieren müssen. Das sind Störeinflüsse von außen gegen die die Geräte mal mehr, mal weniger gut geschützt sind. Beim Atoll war es extrem schlecht. Leistungseinbußen habe ich dadurch aber nicht feststellen können, mich nervte nur das Brummen.
8erberg
Inventar
#9 erstellt: 04. Dez 2023, 14:34
Hallo,

dann ist das Gerät nicht marktfähig.
Punkt.

Dem Hersteller für die Füße gestellt und aus die Maus.

Peter
marantz-fan
Inventar
#10 erstellt: 04. Dez 2023, 15:06
Für mich hat sich das Problem ohnehin erledigt, mein aktueller Marantz (Model 40n) kennt derlei Probleme zum Glück nicht. Aber gut zu wissen - sollte ich zukünftig nochmal so einen Brummer haben, werde ich von meinem Umtauschrecht in der Tat Gebrauch machen.
Andre_OHZ
Neuling
#11 erstellt: 04. Dez 2023, 16:11
Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Antworten.

Es ist nun keiner der o.g. Geräte geworden.
Bei mir steht jetzt ein Audiolab 9000a, mit dem ich höchst zufrieden bin
marantz-fan
Inventar
#12 erstellt: 04. Dez 2023, 19:36
Eine gute Wahl, sehr schönes Gerät!
Viel Spaß damit
Ernst_Reiter
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 04. Dez 2023, 19:45
um das geld, finde ich, mit eher unterdurchschnittlichem 320VA trafo, aber vielleicht wurde er ja weit unter UVP gekauft.
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