Unterschiede 12A**7 - WA/WB/WC?

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Cpt_Chaos1978
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 02. Okt 2011, 08:13
Hallo,
da ich hier ein paar der 12A**7 Röhren in den Varianten -WA -WB -WC habe, aber keine Datenblätter speziell zu -WB und -WC finden kann bestenfalls mal zur -WA wäre meine Frage ob mir jemand sagen kann worin sie sich unterscheiden.
Auch zur -W Version. Bzw. was macht eine 12AT7-WB anders als eine 6201? Respektive ECC801S?
Habe nämlich mal ein Datenblatt von Sylvania zur 6201 ausgegraben und bspw. von 10000h Lebensdauer wie bei der 801S war da nicht die Rede, im Gegenteil explizit 1000h. Da kaufen viele die 6201 und glauben sie hätten ein Äquivalent zur 801s. Bei anderen Herstellern sieht es aber wohl wieder anders aus.
Super wären Datenblätter zur 12AT7WB und 12AT7WC in denen evvtl. sogar Aussagen zur Lebensdauer getroffen werden.

Gruß und schönes langes Wochenende

Cpt_Chaos1978
E130L
Inventar
#2 erstellt: 03. Okt 2011, 11:10
Hallo,

guckst Du hier !

MfG
Volker
SGibbi
Gesperrt
#3 erstellt: 03. Okt 2011, 18:46
Ich brauche mal wieder ein anderes Thema. Hallo Volker!

Die wohl ultimative Story zur ECC 83 / 12 AX 7 habe ich vor einiger Zeit aus der Zeitschrift "Vacuum Tube Valley" im legendären "Issue 1" gescannt. Autor ist Eric Barbour. Kann es privat in Grenzen weitergeben.

Die 12 AX 7 debütierte 1948 bei RCA und ist nach Literatur eine "doppelte" 6 AV 6. Die "AU" (ECC 82) debütierte bei RCA gleichzeitig. Die AT etwas später als Eingangsröhre für UKW Teile. Bei geringen Strömen verhält sie sich ein wenig ähnlich der "AX". In Deutschland kam die ECC 81 (AT) vorab der ECC 83 (AX). Die erste europäische Version der 12 AX 7 stammte von Philips aus den frühen 50er Jahren.

Es gab unzählige Versionen, wie Du richtig feststellst. Oft sind es umgelabelte oder Austauschtypen. Die Situation ist in der Tat ziemlich chaotisch. Problem der "AX" ('83) ist das anspruchsvolle Gitter nebst kleiner Elektrodenabstände, um die große Verstärkung zu bringen. Es ist im "old Stock" Sektor fast unmöglich, zwei wirklich identische zu finden. Man kann die Toleranzen durch Gegenkopplung ein wenig egalisieren. Die "AT" ('81) war ursprünglich nicht für NF gedacht, Rauschen und Mikrofonie sind daher gerne problematisch, oder bei modernen Nachfertigungen die HF Eigenschaften beim Einsatz als UKW Röhre. Die "AU" ('82) kommt mit relativ guter Präzision, und wurde gerne in Meßgeräten verwendet. Allerdings verstärkt sie nur wenig.

Deine 6201 wurde bei Valvo in der "blauen" Reihe angeboten. Dazu zählen Erschütterungsfestigkeit und schaltfester Heizfaden, also eine eher "robuste" Röhre für den Einsatz auf Schiffen. Die ECC 801 S entstammt meines Wissens der "roten Reihe" und hat die von Dir gesuchte Langlebensdauer Option.

Derzeit gibt es wohl nur noch vier bekannte Hersteller für ECC's, Tesla (Tschechei), EI (Serbien), Shuguang (China) und Sovtec/Reflector (Russland). Falls es also um NEUE Röhren geht, wird es wieder etwas übersichtlicher.

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In Sachen Lebensdauer ist nicht unbedingt entscheidend, was 'draufsteht, sondern, wie die Röhre belastet wird. Gerade in Sachen der ECC 81 (und verwandt) gehen die Ströme je nach Anwendung von Null-Komma-Nochwas bis auf über 10 Milliampere, in der Summe Verhältnis 1:100 und mehr. Da es fast unmöglich ist, aus einer ECC 83 (und verwandt) einen wirklich nennenswerten Strom zu ziehen, hält sie meistens ziemlich lang. Lebensdauer von über 30.000 Stunden (3 Jahre Dauerlauf, 6 bis 10 Jahre beim Einsatz an einem 8-Stunden-Arbeitsplatz) sind keine Seltenheit.

Falls man nun eine "normale" Röhre bei geringen Strömen als "Langlebensdauer" Anwendung einsetzt, so endet die Röhre in aller Regel nicht durch Kathodenverbrauch, sondern durch Elektrodenschluß, zum Beispiel zwischen Gitter und Kathode. Bei niederohmiger Heizung auch durch Heizfadenbruch. Röhren für lange Lebensdauer sind daher so ausgelegt, daß sie viele Anheiz- und Abkühlvorgänge überleben. Dazu zählen Dachlukenglimmer oder doppelte Glimmerscheiben, sowie ein besonders präzise gefertigter Heizfaden. Bei hohen Strombelastungen hält die Langlebensdauer Type nicht unbedingt länger.

Die "Lebensdauer" wurde zu klassischer Zeit üblicherweise aus dem Quotienten von Kathodenfläche zu Kathodenstrom berechnet. Ersatzweise kann man ungefähr abschätzen, wenn man das Verhältnis von Heizleistung zu Kathodenstrom verwendet. Das gilt in etwa für Röhren mit einer Gebrauchsdauer zwischen 500 und 5000 Stunden. Wird bei der Schaltungsauslegung längere Gebrauchsdauer angestrebt, sagen wir 3.000 bis 30.000 Stunden, lohnt die "langlebige" Version.

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Es ist nach meiner Erfahrung ziemlich witzlos, auf die vielen Sonderbuchstaben von "A" bis "WXGT" zu sehen, ich achte eher auf den Systemaufbau.

Ich bin gespannt auf die Diskussion, ist ein ergiebiges Thema.
Cpt_Chaos1978
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 05. Okt 2011, 08:43
Hi,
@E130L
ja da steht, was ich schon wusste, das die WB/WC/WA/W etc. Versionen "irgendwie" anders sind.
Aber mich interessieren die ganz präsizen Unterschiede. Also was hat eine -WB Version was eine -WA nicht hat?
Es wird ja auch gemeinhin behauptet das eine 6201 und eine 12AT7WB identisch seien, manche amerikanischen Versionen tragen sogar beide Aufdrucke parallel (bzw. eine Bezeichnung eingeätzt und die andere gedruckt).
Aber bei Sylvania Gold Brand ist die 122AT7WA eine 10000h Röhre und die 6201 nicht!

@SGibbi
sehr aufschlussreich, grob kannte ich die Geschichte der 12**7er Reihe. An diesem Scan wäre ich sehr interessiert wenn du ihn teilen könntest wäre da super. Insbesondere das ähnliche Verhalten von 81er und 83er war mir in manchen Schaltungen (mit kleinen Strömen) bereits aufgefallen.
Kann man die Aussagen zur 6201 und ECC801S auf die anderer Hersteller ausdehnen? Bei Sylvania scheint es ja so zu sein. Wie sieht es bspw. bei der ITT Lorenz ECC801S aus? Und wo von wem wurde sie eigentlich gefertigt?

Gruß
Cpt_Chaos1978
SGibbi
Gesperrt
#5 erstellt: 06. Okt 2011, 13:35
Hallo,

Ist ja weit ruhiger hier als erwartet.

Das Post vom E130L war schon qualifiziert. Eine wirklich "ganz genaue" Auskunft in Sachen der Doppeltrioden (und mit diesem ubiquotären Sockel) wird's eng. Leider darf man nicht für eigene Bücher werben, eine Abhandlung zu diesem Thema in einer meiner früheren Bedienungsanleitungen füllt gut & gerne 50 Seiten. Die dort gemachten Auskünfte sind allerdings nicht allgemein gültig, sondern betreffen ein bestimmtes Gerät (eine exotische Line-Stufe). Ich will damit andeuten, daß es sich um ein sehr umfangreiches und gerne gepflegtes Thema handelt, zu dem wohl jeder irgendein Halbwissen oder (besser) seine eigene Erfahrung beitragen könnte. Die dann allerdings wieder auf eine spezielle Anwendung bezogen ist.

Die von Dir angesprochene "doppelte Labelung" besagt eigentlich, daß es sich wiederum um eine Nachfolgetype handelt, bzw., um eine Röhre übergeordneter Qualität, welche beide "gelabelten" Ursprungstypen ersetzen kann. Der "Wahrheitsgehalt" solcher "Superlabel" ist, wie bereits angedeutet, mit Vorsicht zu genießen, insbesondere dann, wenn die Röhre teuer werden soll. Es ist nicht Fisch nicht Fleisch.

Falls Du den von mir angesprochenen VTV (Vacuum Tube Valley) Artikel nicht im freien Internet findest, gib mir ein PN. Die Quelle ist eigentlich ziemlich ubiquotär, ich habe sie nie im Netz gesucht, weil ich den Print habe. Das sollte aber auch so auffindbar sein.

Zur 6201 habe ich ein umfangreiches Datenblatt aus dem Valvo Spezialröhrenbuch von 1970, welche ich ebenso fotokopieren oder scannen kann. Es handelt sich übrigens um die meines Wissens einzige Version der '81, welche auch für NF spezifiziert war. Die (deutsche) originale 6201 hatte übrigens eine blaue Schrift. Auch hier notfalls ein PN.

Zur 801S habe ich keine wirklich präzisen Unterlagen zur Hand. Ich besitze zwei alte Originale guten Zustands in meiner Sammlung. Die Röhren sind von guter Fertigungsqualität, größere Unterschiede zur "originalen" '81 von TFK habe ich allerdings bisher nicht bemerkt, weder für NF noch für HF. Die Röhre stammt aus der Zeit der "Gemeinschaftsproduktion" der 60er Jahre, und wurde meines Wissens bei Telefunken gefertigt. So entstanden die ITT- und auch Siemens Röhren, welche eine Telefunken Raute im Sockel haben. Aber auch hier ist das Label mit Vorsicht zu genießen. Ich hatte auch schon "Chinakracher" in der Hand, welche als "AEG ECC 801S" gelabelt waren (auch aus teuren Klimo Vorstufen), oder von Tesla gefertigte ECC 81's, die ebenfalls auf 801S umgelabelt waren. Man kann in solchen Fällen getrost zur "Standartversion" greifen, und ein paar Mäuse einsparen.

Sylvania Röhren waren bei Fetischisten nie beliebt. In meinen Tektronix Oszilloskopen sind es stets diejenigen Röhren, die zuerst versagen.

Eine recht gute Quelle für Detailauskünfte ist auch "Jogis Röhrenbude", falls Dir hier keiner hilft. Die Leute dort sind etwas anders 'drauf als ich, so mancher dort gemachte Hype wirkt auf mich wie vom Handel produziert. Den bei Jogi eingestellten Original Datenblättern kann man aber trauen, und in dieser Hinsicht gibt's bei Jogi wirklich so einiges zu entdecken.
stern71
Stammgast
#6 erstellt: 08. Okt 2011, 17:45
Hallo,

Also von der blauen 6201 gab es auch mehrere Varianten.
Die hochwertigste (originale) dürfte die mit 3 Glimmerscheiben und dem in der Mitte schlanker werdenden Glaskörper sein.
Es gab aber auch weiße 6201.

Gruß, Heiko

Hier mal ein paar Fotos:







[Beitrag von stern71 am 08. Okt 2011, 17:46 bearbeitet]
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