Kennt jemand dieses Röhrengerät?

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tuffy
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Jun 2012, 05:25
Hallo.Hab heute morgen auf dem Trödel dieses Gerät erstanden.
Da es mit einigen Röhren ausgestattet ist hab ich es mitgenommen.Aber was es genau ist weiss ich nicht.Das Typenschild ist weg.
Ist das ein Tuner?
Im innern ist eine Frequenztrommel.
Für Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Lieben Gruss
Der Gerät
Der Gerät
Der Gerät
Der Gerät
DB
Inventar
#2 erstellt: 07. Jun 2012, 08:29
Hallo,


tuffy schrieb:
Aber was es genau ist weiss ich nicht.Das Typenschild ist weg.
Ist das ein Tuner?

das ist ein mächtig verbastelter Kurzwellenempfänger.

MfG
DB
E130L
Inventar
#3 erstellt: 07. Jun 2012, 09:37
Hallo,

guckst Du hier !

MfG
Volker
DUKE_OF_TUBES
Inventar
#4 erstellt: 07. Jun 2012, 20:09
hallo!
leider verbastelt.
nach dem 2.weltkrieg gab es leider lizenzierte funkamateure die diese geräte zu ihren nutzen umgebaut haben.
ich selbst hatte mal einen wehrmachtsempfänger "köln"E52 total verbastelt.
heutztage ein vermögen wert,und das wußten die in den fünfzigern jahren leider nicht.
für die waren es normale gebrauchsgegenstände die einfach umgebaut worden sind für ihre zwecke.
gruß
vy´73
bo
pragmatiker
Administrator
#5 erstellt: 11. Jun 2012, 18:43
Servus tuffy,

ob es sich um einen BC312 (12[V] Gleichspannungsbetrieb, 9 Röhren) http://www.armyradio.ch/radio-d/us-bc312.htm oder um einen BC342 (110[V] Wechselspannungsbetrieb, 10 Röhren) http://www.armyradio.ch/radio-d/us-bc342.htm handelt, ist aufgrund des Umgestaltungsgrades der Frontplatte und des fehlenden Typenschildes bei Deinem Gerät nicht sicher zu sagen - ein BC348 (wie weiter oben verlinkt) http://www.armyradio.ch/radio-d/us-bc348.htm ist es jedenfalls nicht (so einer steht hier in der Ausführung von "Belmont Radio" samt Originalhandbuch funktionierend rum - und der sieht deutlich anders aus als Dein Gerät). BC312 und BC342 sind bis auf die Stromversorgung schaltungstechnisch praktisch identisch; die großen funktionalen Unterschiede zum BC348 sind die niedrigere ZF (470[kHz] beim BC312 / BC342 gegenüber 915[kHz] beim BC348) sowie der fehlende Langwellenbereich 200[kHz] bis 500[kHz] (welchen die stückzahlmäßig meisten der insgesamt in mehr als 100.000 Stück gebauten BC348 - die Version BC348-E - aufwiesen). Desweiteren sind BC312 / BC342 im Inneren völlig anders http://www.k3msb.com/bc342n/bc342n_3.JPG als der (modernere und mechanisch besser ausgelegte) BC348 http://staff.salisbury.edu/~rafantini/IMAGES/BC-348/348chas.JPG aufgebaut. Ein Trafo-Netzteil anstelle des (fehlenden) Dynamomotors bei diesen Geräten ist übrigens völlig normal - schließlich wurden die ja nach dem Krieg von Amateuren / Privatleuten auf Wechselstrombetrieb umgebaut. Allerdings: Der Dynamomotor (Umformer) samt seiner Entstörperipherie war eine eigene Baugruppe, die auf einer mit vier Schrauben im Gerät befestigten, eigenen Metallplatte saß. Wurde der Netzteilumbau also mit Umsicht gemacht, dann ist er reversibel - d.h. der Originalzustand kann bei Vorhandensein eines Dynamomotors durch Ausbau des Netzteils und (Wieder)einbau des Dynamomotors (Umformers) wieder hergestellt werden.

tuffy schrieb:
Da es mit einigen Röhren ausgestattet ist hab ich es mitgenommen

Was die im BC312 / BC342 verbauten Röhren angeht: An einem vielleicht angedachten Audio-Einsatz wird man wenig Freude haben. Das sind Stahlröhren (man sieht also kein "schönes" Röhrenglimmen) - außerdem sind sämtliche verbauten Typen heutzutage nicht mehr gängig und wurden auch nicht in Audioverstärkern verbaut (ganz einfach, weil es in erster Linie Empfängerröhren und keine Audio-Verstärkerröhren sind). Insofern kann ich vielleicht Deine Begeisterung für eine möglichst originalgetreue Restauration dieses Gerätes wecken - das Endresultat könnte dann z.B. so aussehen: http://www.ohio.edu/people/postr/bapix/BC342.htm

Mit diesen Geräten (ich spreche jetzt für den BC348; das Pärchen BC312 / BC342 hatte ich funktionierend noch nicht in den Fingern) kann man auch heute noch sehr, sehr ansprechend weltweit AM-Kurzwellenradio hören....die Frequenzstabilität des variablen Oszillators ist für diesen Zweck völlig ausreichend.....und die Tonqualität ist deutlich besser als das, was heute aus den allermeisten Consumer-Radios im Mittel- und Kurzwellenbereich rauskommt.....sie ist fast so gut wie die Tonqualität dieses Gerätes hier, welches aus meiner Sicht diesbezüglich immer noch einen Maßstab darstellt (allerdings auch nur bis 7[MHz] geht - also das 49[m] Band noch und das 41[m] Band gerade nicht mehr "erschlägt"): http://www.dm2ebi.de/bild/torn.jpg

Was bei allen diesen Geräten (egal ob amerikanische oder deutsche Weltkriegs-Empfänger) allerdings zu beachten ist: Die NF-Endstufe in diesen Geräten ist NICHT für Lautsprecheranschluß gedacht - auch die heutzutage üblichen, niederohmigen Kopfhörer der 32[Ohm] Klasse versauen die Klangqualität wegen völliger Fehlanpassung der Last an die Audioendstufe ziemlich. Nein, hier braucht es entweder ein Adapterkabel (mit 3.9[kOhm] Lastwiderstand) zum Anschluß des Kopfhörerausgangs an einen externen Stereoanlagenverstärker - oder einen hochwertigen hochohmigen Kopfhörer mit 4[kOhm] (2 * 2[kOhm]) Impedanz - der alte, aber für diesen Zweck hervorragend geeignete Sennheiser HD414 leistet mir bei diesen Geräten immer noch hervorragende Dienste: http://www.headfonia.../10/senn_hd414_1.jpg

Ein paar persönliche Gedanken über den Sinn (oder ggf. Unsinn) der Restauration oder schlicht der Erhaltung solcher Geräte: Klar, diese Dinger wurden in (für militärische Verhältnisse) Riesenstückzahlen gebaut. Auch klar, diese Dinger dienten vorwiegend nicht Zwecken, die ein Humanist und / oder Pazifist gutheißen kann. Ebenso klar ist aber auch: Der zweite Weltkrieg ist seit nunmehr bald 70 Jahren vorbei Und: Obwohl in den Jahrzehnten nach dem Krieg (also 50er, 60er und 70er Jahre) jede Menge von diesen Geräten in privater Hand vorhanden waren, reduzierte sich deren Stückzahl in der letzten Zeit durch Entrümpelungsvorgänge und Besitzübergänge auf Erben (mit anschließenden "Wegschmeißaktionen" wegen mangelnder Kenntnis des Erbgutes) beträchtlich(st) (wer das nicht glaubt, der suche heute mal einen Torn E.b. oder einen E52b "Köln" und staune (wenn sie denn überhaupt angeboten werden) über die Preise, die man für funktionierende und halbwegs im Originalzustand befindliche Exemplare - oder auch nur deren Zubehör - hinlegen muß) - Geräte, die einem nach dem Krieg praktisch nachgeschmissen wurden). Der Besitz eines solchen Gerätes bedeutet also heutzutage, daß man ein Stück Kultur in der Hand hält - ein Stück Kultur, welches dokumentiert, auf welchem Stand diese spezifische Technik und die Ingenieurskunst zu jener Zeit im jeweiligen Land war. Mir geht es hier übrigens ausschließlich um die Dokumentation technischer Kultur - aus dem ganzen politischen Gedöns halte ich mich in diesem Zusammenhang völlig raus....nichts liegt mir ferner, als irgendwelche undemokratischen / menschenverachtenden politischen Auswüchse der damaligen oder auch der heutigen Zeit in irgendeiner Weise auch nur leisest zu glorifizieren. Ein solches Stück technischer Kultur sollte man nach Möglichkeit erhalten (und, bei Fachkenntnis sowie Wollen und Zeit, ggf. restaurieren) - aber man sollte es nicht weiter ausschlachten oder anderweitig modifizieren ("verschlimmbessern") - Beispiel: nur das Original-Meßwerk ("Instrument") eines Torn E.b. - also ein einziges Ersatzteil ging bei eBay vor ein paar Tagen für mehrere hundert Euro über den Tisch (das muß aus irgendeinem Gerät ausgeschlachtet worden sein). Man muß das Ganze ja nicht so weit treiben, wie dieser Herr hier: http://www.laud.no/ww2/rom2.jpg, hier: http://www.laud.no/ww2/rom1.jpg oder hier: http://www.laud.no/ww2/rom3.jpg ....das sind nur, wie gesagt, ein paar persönliche Gedanken von mir....

Jedenfalls ist Dein Gerät heutzutage viel seltener als ein BC348, von dem noch etliche auf der Welt rumschwirren.....

Grüße bzw. vy73 es 55

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 11. Jun 2012, 20:53 bearbeitet]
hf500
Moderator
#6 erstellt: 13. Jun 2012, 20:52

DUKE_OF_TUBES schrieb:
hallo!
leider verbastelt.
nach dem 2.weltkrieg gab es leider lizenzierte funkamateure die diese geräte zu ihren nutzen umgebaut haben.
ich selbst hatte mal einen wehrmachtsempfänger "köln"E52 total verbastelt.
heutztage ein vermögen wert,und das wußten die in den fünfzigern jahren leider nicht.
für die waren es normale gebrauchsgegenstände die einfach umgebaut worden sind für ihre zwecke.
gruß
vy´73
bo


Moin,
in den 50ern un 60ern waren solche Geraete ja auch relativ billige und leistungsfaehige Kurzwellenempfaenger, die sich die Amateure aus Surplusbestaenden kaufen konnten. Ein breites Herstellerangebot an Amateurfunkgeraeten, wie es heute gibt, gab es damals nicht, fast alles musste selbst gebaut werden. Da war der Amateur froh, wenn er einen Empfaenger bekommen konnte, den er mit mehr oder weniger Aufwand an die Erfordernisse anpassen konte. In den 60er tauchten dann die ersten Industrieamateurgeraete auf, diese waren aber reichlich teuer. So blieb dann der (eigentlich erwuenschte) Selbstbau der Geraete, der durch fertig zu beziehende Baugruppen (z.B. Geloso in den 60ern) bis weit in die 70er bestehen.
Inzwischen hat sich der Selbstbau in Bereiche verlagert, wo die Industrie nichts/wenig liefert, im GHz-Bereich gibt es noch reichlich zu tun.

73
Peter
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