Sprungantwort, Phase, etc.

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Don-Pedro
Inventar
#1 erstellt: 28. Nov 2013, 09:31
Liebe Wissende,

wer kann mir das mit der Sprungantwort mal erklären? Vor allem bei Mehrwegesystemen, bzw. bei der Messung von 2 Chassis stehe ich da noch etwas im Wald...
Und wie hängt das mit der Phase zusammen?

Fol-jen-des... so stelle ich mir das zumindest vor:

Ich habe zwei Systeme: Einen Hochtöner und einen Mitteltöner. Hochtöner ist verschiebbar.

Nun messe ich (ATB PC Pro) die STEP (Sprungantwort??) Response über die Software... also Mikro vor den Hochtöner, 1m Abstand z.B., Druck auf "Messung", Gerausche kommt... Und voila.. man hat eine schöne Sprungantwort, wie man sie kennt.

Das Ganze zeigt mir dann eine Grafik wie ich diese eigentlich auch aus Zeitschriften kenne... Also ein schöner Ausreißer nach oben, dann zurück und bissle Wellengeblubber....

Jetzt die Frage (tadaaa!)

Wenn ich nun die Sprungantwort des Mitteltöners messe, so habe ich hier einen leichten Versatz zu Schlenker des Hochtöners von ca. 1 ms.

Würde ich beides gemeinsam messen, so wäre (wenn man das kann... ich kanns einigermaßen erkennen) zunächst die des Hochtöners zu sehen und dann gleich die des Mitteltöners.. In Zeitschriften sieht man hier zumeist im Vergleich zum Hochtöner allein noch einen hohen Wellenberg, der dem Hochtonzacken nacheilt.

Nun könnte ich doch den Hochtöner soweit verschieben, dass sich beide überlappen oder nicht? Hätte ich dann nicht schonmal den ersten Schritt in Richtung Phasenrichtigkeit getan? Von Zeitrichtigkeit möchte ich grad nicht sprechen, da ich ja noch lange nicht weiß ob ich wirklich die beiden "richtigen" positiven Wellen addiert habe.. also ob nicht einfach der Hochtöner soweit vorauseilt, dass er halt dann mit der zweiten positiven Halbwelle des Mitteltöners aufaddiert.. wie wat?

Und funktioniert diese Variante auch bei einem DSP mit Delay? Oder macht das Programm (ATB PC PRO) dann dadurch einen Strich durch die Rechnung, dass es erst ab Signal zu messen beginnt und nicht ab Knopfdruck? Dann würde das Delay quasi ignoriert werden...

Hoffe jemand hat Lust zu helfen!

Generell wäre ich an Literatur zu dem Thema und zum Thema "Zeitrichtigkeit" bei Lautsprechern interessiert.

Auch wäre es super, wenn jemand einen Tipp hätte, wie man überprüft ob ein Meßsystem wirklich auch richtig mißt...

Danke und viele Grüße!


[Beitrag von Don-Pedro am 28. Nov 2013, 09:35 bearbeitet]
Steffen_Bühler
Inventar
#2 erstellt: 28. Nov 2013, 11:05
Ich verstehe Dich so:

Wenn ein Impuls gleichzeitig auf beide Lautsprecher gelegt wird, reagiert der Hochtöner schneller als der Tieftöner. Ist ja auch klar, die Anstiegsgeschwindigkeit entspricht ja der oberen Grenzfrequenz. Wenn die z.B. 1kHz ist, kann die Spule gerade noch eine Sinusschwingung von einer Millisekunde ohne Verlust wiedergeben. Nun machen wir's uns mal einfach und fangen nicht mit Ableitungen etc. an, der Unterschied ist nicht so riesig: die Spule muss also innerhalb einer Viertelperiode dem Sinus noch folgen können - das sind 0,25ms.

Ein Hochtöner hat meinetwegen 20kHz Grenzfrequenz, da kommen wir auf nur 0,0125ms Reaktionszeit. Es liegt also in der Natur der Sache, dass Du einen Versatz siehst.

Nun willst Du offenbar durch Verschieben des Mitteltöners diesen Versatz ausgleichen, so dass die zeitversetzten Antworten der Lautsprecher gleichzeitig am Ohr ankommen, oder? In Deiner gemessenen Millisekunde legt der Schall ja etwa 33 Zentimeter zurück, also sollte der Mitteltöner um diese Entfernung näher ran, oder?

Das würde natürlich funktionieren, ich habe es mal qualitativ hingezeichnet.

Impulsantwort

Nun stell Dir aber vor, die Ursprungsfunktion wäre kein idealer Impuls wie die rote Kurve, sondern ein frequenzbegrenzter Impuls, den der Mitteltöner locker hinbekommt. Also die blaue Kurve als Anregung.

Was passiert jetzt? Beide Lautsprecher haben nun keine Probleme mit der Übertragung, es gibt daher auch keine Unterschiede in der Reaktionszeit. Wenn nun aber der Mitteltöner näher am Ohr steht, hast Du die Phasenverschiebung, die Du für den idealen Impuls gerade ausgeglichen hast, wiederum in anderer Richtung! Die Geister, die ich rief...

Fazit: Deine Idee ist theoretisch korrekt, praktisch aber leider undurchführbar.

Viele Grüße
Steffen
Don-Pedro
Inventar
#3 erstellt: 28. Nov 2013, 11:41
Vielen Dank erstmal.

Um das zu konkretisieren: Ich trage mich mit dem Gedanken ein wenig mit Lautsprechern zu experimentieren. Ich hab hier ältere 2-Wegeriche von Heco und möchte damit einfach ein wenig "üben".
Hintergrund ist, dass ich unlängst bei einer Vorführung dabei war, bei der Lautsprecher gezeigt wurden, die einmal passiv abgestimmt, recht schön spielten, dann aktiv und digital entzerrt aber sowas von auf dem Punkt waren. Die Stimme ist extrem eingerastet zwischen den Lautsprechern und auch die Instrumente standen festgenagelt im Raum. Es wurde erklärt, dass es hier gar nicht um aktiv/passiv ginge, sondern lediglich digital die einfacherer Variante sei um den Phasengang des Lautsprecher und die Zeitrichtigkeit herzustellen.

Seither habe ich versucht mich da ein wenig in die Thematik reinzudenken.
Aber immer wenn ich Versuche anstelle und bspw. dann berechnen lasse welcher Phasenversatz bei welcher Flankensteilheit welches Filters auszugleichen ist und das über das Delay einstelle, so will sich dennoch nicht Recht der Effekt von der Vorführung reproduzieren lassen.

Daher glaube ich, dass ich noch ganz wesentlich etwas falsch mache.

Eine Art Tutorial wäre ne feine Sache.. aber ich schätze das ist Wunschdenken

P.Krips
Inventar
#4 erstellt: 28. Nov 2013, 16:35
Hallo,

Don-Pedro (Beitrag #3) schrieb:
Vielen Dank erstmal.

Um das zu konkretisieren: Ich trage mich mit dem Gedanken ein wenig mit Lautsprechern zu experimentieren. Ich hab hier ältere 2-Wegeriche von Heco und möchte damit einfach ein wenig "üben".
Hintergrund ist, dass ich unlängst bei einer Vorführung dabei war, bei der Lautsprecher gezeigt wurden, die einmal passiv abgestimmt, recht schön spielten, dann aktiv und digital entzerrt aber sowas von auf dem Punkt waren. Die Stimme ist extrem eingerastet zwischen den Lautsprechern und auch die Instrumente standen festgenagelt im Raum. Es wurde erklärt, dass es hier gar nicht um aktiv/passiv ginge, sondern lediglich digital die einfacherer Variante sei um den Phasengang des Lautsprecher und die Zeitrichtigkeit herzustellen.

Tja, es wird da in der Branche viel behauptet, was sich mit der Wissenschaft nicht in Einklang bringen lässt.
Mein Wissensstand ist, daß das menschliche Ohr KEINE Phasenverläufe einer Schallquelle detektieren kann, lediglich Phasendifferenzen werden in bestimmten Frequenzbereichen für die Ortung, auch für Phantomschallquellen bei Stereo verwendet.
Wichtig ist lediglich, daß der Phasenverlauf der beiden bei Stereo verwendeten Lautsprechern möglichst identisch ist, dann klappt es auch mit der Ortung.

Digital wird ja meist auch der Frequenzgang linearisiert und andere Filtersteilheiten verwendet. Das sind aber klar hörbare Effekte im Gegensatz zur Zeitrichtigkeit.

Es gibt ja Studiomonitore, bei denen man ohne Änderung vom Schalldruckverlauf und Filterflankensteilheiten zwischen "normalem" Phasenverlauf und linearem Pahsenverlauf (= zeitrichtig) umschalten konnte, mit dem Ergebnis, daß keine Sau einen Unterschied hören konnte.

Daher mein Rat: Vergess die Geschichte, über mechanischen Versatz "Zeitrichtigkeit" herstellen zu wollen. Jeder Versatz zieht eine Änderung der Weiche nach sich, und da finden sich dann die gehörten Unterschiede, nicht aber am Versatz an sich.

Gruß
Peter Krips
Wave_Guider
Inventar
#5 erstellt: 28. Nov 2013, 19:41
Don Pedro schrieb:


Hintergrund ist, dass ich unlängst bei einer Vorführung dabei war, bei der Lautsprecher gezeigt wurden, die einmal passiv abgestimmt, recht schön spielten, dann aktiv und digital entzerrt aber sowas von auf dem Punkt waren.

Die Stimme ist extrem eingerastet zwischen den Lautsprechern und auch die Instrumente standen festgenagelt im Raum. Es wurde erklärt, dass es hier gar nicht um aktiv/passiv ginge, sondern lediglich digital die einfacherer Variante sei um den Phasengang des Lautsprecher und die Zeitrichtigkeit herzustellen.


`n Abend,

ohne den vorher/nachher Frequenzgang gezeigt bekommen zu haben, würde ich deutlich kritisch sein.

Wenn ein DSP eingesetzt wird, dann ja nicht einfach nur um dem HT ein Delay zu verpassen.
Sondern sinnvollerweise gleichzeitig, um den vermutlich wegen üblicher Industrie-Sparweiche nicht sehr dienlichen Frequenzgang der passiv-Version, einen besseren, oder einen besser gesoundeten Frequenzgang, entgegen zu setzen.

Allein 0,5dB - 1,5 dB mehr oder weniger im Mitteltonbereich, können einer Box schon einen ganz anderen Charakter verleihen. Oder die Linearisierung eines ansonsten aufgeblähten, oder zu früh abfallenden Bassbereiches. Auch ein DSP-Subsonik-Filter soll manches Wunder bewirken.

Wegen Zeitrichtigkeit als vermuteter Grund:

"zeitrichtig" existiert bei einem Mehrweger wenn, ja nur für genau einen einzigen Punkt auf der Abstrahlachse. Nur etwas darüber, darunter, oder daneben, ist es schon wieder vorbei mit der Zeitrichtigkeit. Der Kopf müßte also permanent auf die zeitrichtige Abstahlachse ausgerichtet sein. Also fest eingespannt sein, um "zeitrichtig" zu hören.

Dann zu erwähnen, dass die Zeitrichtigkeit ja von beiden Boxen ausgehen müßte.
Aber steht eine der Boxen nur 10mm weiter weg (oder näher dran) sind die Sprungantworten am Hörplatz gemessen, schon nicht mehr deckungsgleich.

Folglich, da bei der Hörprobe weder Dein Kopf fest eingespannt gewesen sein wird (auf welcher Höhe hätte das sein müssen um den genau einen Punkt zeitrichtiger Schalladdition zu treffen?) noch das irgend jemand sich die Mühe gemacht haben wird die Boxen auf unter 5mm genau auf eine Line zu stellen, und Dich hochgenau in die Mitte des Stereodreieckes, kann der gehörte Vorteil, also nicht auf zeitrichtig beruhen.

Sondern beruhte ganz einfach nur auf einem anderen Frequenzgang

Grüße sendet
Thomas
Don-Pedro
Inventar
#6 erstellt: 28. Nov 2013, 20:03
Worauf ist es denn generell zurückzuführen wenn ein Lautsprecher toll abbildet? Wenn es der Phasengang nicht ist, was dann? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Wave_Guider
Inventar
#7 erstellt: 28. Nov 2013, 21:40

Worauf ist es denn generell zurückzuführen wenn ein Lautsprecher toll abbildet? Wenn es der Phasengang nicht ist, was dann? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?


Abbilden (räumliche Abbildung?) kann der Lautsprecher ja bestenfalls, was auf der Signalquelle drauf ist.

Bei Studioaufnahmen werden Instrumente und Stimmen oft nicht in einem Abwasch aufgenommen, sondern nacheinander. Was sich an (räumlicher) Abbildung ergibt, ist dann davon abhängig, wie, und wenn, mit welcher rechts-links Tendenz und welchen Hallanteilen, die einzelnen Signale abgemischt wurden.

Mittels den Lautsprechern nun und auch bei Live-Aufnahmen, könnte man, wie per leichter Mittensenke, die Bühne (die Abbildung?) hinter die Boxenfronten wandern lassen. Oder im umgekehrten Fall, vor die Boxenfronten: ist Geschmackssache, würde ich mal sagen.

Den räumlichen Information (eigentlich gibt es bei Stereo ja nur links-rechts Informationen) fügt der Hörraum, per Schallreflektionen, eine seine eigene Räumlichkeit hinzu: der Hörraum hat ganz wesentlichen Anteil am Klangbild - der Abbildung. Stichwort: hallige Räume vs. stark bedämpfte Räume.
Für hallige Räume sollte man Boxen bevorzugen, die ein eingeschränktes Rundstrahlverhalten haben. Um so weniger Schallreflektionen zu erzeugen, die die Abbildung verwaschen würden. Bei stark bedämpften Räumen, wird ein ausgeprägtes Rundstahlverhalten besser sein.

In weiteren Stichworten sag` mal so:

- Frequenzgang ohne, bzw. ohne große Welligkeiten
- davon ausgehend, evtl. nach Wunsch etwas sounden
- Auch das seitliche Abstrahlverhalten bei der Konstruktion im Auge haben.
- Gleicher Abstand der Boxen, also Hören in Stereomitte.
- Paargleichheit der Boxen sicherstellen!
- Volumen für Tiefmitteltöner vollständig mit Dämmwolle füllen um stehende Wellen zu vermeiden,
- auch wenn dies auf Kosten des Tiefganges evtl. Bassreflexauslegung geht.
- Wissen, auf welcher Höhe sich die beste Schalladdition der Chassis einstellt,
- Boxen entsprechend hoch oder niedrig aufstellen, auf Ohrhöhe.
- Im Raum symetrische Aufstellung, dabei nicht zu nah an Seitenwänden.
- Dröhnfrequenzen im Bassbereich wegen Raummoden, entgegen steuern.
- Hörplatz nicht direkt vor der Rückwand.
- Das die Boxen den gewünscht hohen Pegel auch liefern können, ohne schon hörbar zu verzerren.

Bezüglich Details von Lautsprecherkonstruktion die mutmaßlich "gut Abblilden", dies könnte evtl. interessant sein zu lesen:

http://www.waveguide...challbuendelung.html
http://www.waveguide...-schalladdition.html

Grüße von
Thomas


[Beitrag von Wave_Guider am 28. Nov 2013, 21:44 bearbeitet]
Don-Pedro
Inventar
#8 erstellt: 29. Nov 2013, 10:03
Das heißt Kernaussage wäre: Wenn mich ein Lautsprecher dadurch begeistert, dass die Stimme wie festgenagelt in der Mitte steht, dann sollte ich mir den Raum angucken, die Aufstellung, den Hörplatz und so weiter?

Was ist denn generell davon zu halten, dass es Lautsprecher gibt, bei denen der Hochtöner halt einfach immer schneller ist als der Mitteltöner, weil er weiter hinten montiert ist? Also Stichwort: Schallentstehung an der Schwingspule, bzw. dort wo die Schwingspule angebracht ist?

Bei einer Kalotte wäre das ja praktisch fast die Schallwand.. bei einem relativ tief gezogenen Mitteltöner kann das schonmal 3-5 cm dahinter liegen...

Ist das schon relevant?

Was ist mit den Leute, die wie Dr.Pepper durchs Land ziehen und "zeitrichtige" Lautsprecher propagieren?

Neugierig.

Gruß
Wave_Guider
Inventar
#9 erstellt: 29. Nov 2013, 13:59
Mahlzeit,

(siehe doch auch, was Peter K. in Beitrag #4 schrieb).


Was ist denn generell davon zu halten, dass es Lautsprecher gibt, bei denen der Hochtöner halt einfach immer schneller ist als der Mitteltöner, weil er weiter hinten montiert ist? Also Stichwort: Schallentstehung an der Schwingspule, bzw. dort wo die Schwingspule angebracht ist?


Davon ist zu halten, dass bei Anwedung von Lehrbuchfiltern, die Hauptabstrahlachse (mit bester Schalladdition im Übernahmebereich) nicht 90 Grad zur Schallwand ist.
Sondern nach _unten_ geneigt ist. Abhilfe: entweder per DSP den Hochtöner verzögern, oder beim Hochtöner eine Schallführung einsetzen, die einen Tiefenangleich bewirkt.


Was ist mit den Leute, die wie Dr.Pepper durchs Land ziehen und "zeitrichtige" Lautsprecher propagieren?


Weiter oben wurde dargelegt, wie fragwürdig es um die "Zeitrichtigkeit" allgemein, und im Besonderen, bei jenem Vergleich steht.

Dr. Pepper, heißt der wirklich so
Klingt irgendwie nach Künstlername/Guru (?)

Aber egal. Du willst eine zeitrichtige Box bauen. Welche Methode wirst Du anwenden, die hunderte andere nicht auch schon angewendet, und wieder verworfen haben ?

Grüße von
Thomas
Don-Pedro
Inventar
#10 erstellt: 29. Nov 2013, 16:02
Keine Ahnung.. darum frage ich ja

Ich dachte es gibt sone Art Arbeitsblatt... Mach das, meß' das, stell das ein.. dreh das auf.. Bohr hier ein Loch, Ruf da und da an.. Hahn schlachten um 12 Nachts, zum Grab von Paul W. Klipsch gehen... irgendwie so



[Beitrag von Don-Pedro am 29. Nov 2013, 16:10 bearbeitet]
Wave_Guider
Inventar
#11 erstellt: 29. Nov 2013, 20:36
`n Abend,

- man nehme ein sog. Koaxial-Chassis (also mit Hochtöner da, wo beim TMT normal die Staubschutzkalotte sitzt).

Dann liegen die mechanischen Schallentstehungsorte schonmal recht nah beieinander.
Die verbleibende Nicht-Zeitrichtigkeit ist für jeden Winkel, ob nun zur Seite, oder nach oben, oder nach unten, praktisch immer gleich.

Dummerweise wird eine Frequenzweiche gebraucht.
Und die fügt ihrerseits eine Laufzeitverschiebung hinzu: der TMT eilt wie gewohnt etwas nach. Aber wie gesagt, dies praktisch für alle Winkel gleich.

Frage ist darüber hinaus ein Koax-Chassis zu finden, mit dem sich a) halbwegs linerare Frequenzgänge bewerkstelligen lassen, und b) wo die TMT-Membrane, die auf den Hochtöner als Schallführung wirkt, bei größeren Hüben, nicht den Hochtöner-Frequenzgang moduliert. (Empfehlung sonst: im Selbstbaubereich nach der KEF 300? suchen, die "ton-feile" modifiziert hatte. Die zeigte sich messtechnisch m.E.n. recht gut).

- Breitbänder:

da es nur ein Chassis/eine Schwingpule gibt, ist die Wiedergabe aus Prinzip sozusagen zeitrichtig, also die Sprungantwort zeigt nur einen Impuls.

Um auch Bass zu haben (und um zu großen Hub vom Breitbänder fern zu halten, der wiederum den Hochtonbereich modulieren würde bzw. bei kleinen Breitbändern zu frühen Verzerrungen wegen zu starkem Hub führen würde) kann man einen TMT ergänzen, und bei tiefer Frequenz an den Breitbänder ankoppeln (sog. FAST-System). Von den tiefen Mitten bis zu den Höhen, wäre man sozusagen zeitrichtig dabei aufgestellt. Der TMT jedoch, würde wegen der nötigen Beschaltung, wiederum etwas nacheilen (so ein Nacheilen hat wie immer, aber bestimmt noch niemand heraushören können - hördominant ist in aller Regel der Amplitudenfrequenzgang).

Als gewisser prinzipieller Nachteil bei Breitbändern ist zu erwähnen, dass deren Höhenwiedergabe meist dürftiger/Membranresonanter/auf Dauer unbefriedigender sein kann, wie die Höhenwiedergabe von einer "nicht-zeitrichtigen" Box, aber mit richtigem separaten Hochtöner.

Breitbänder gibt es allerdings in beinahe zahlloser Menge inzwischen.
Folglich könnte man nach Exemplaren Ausschau halten, die möglichst frei von Membranresonanzen im Hochtonbereich sind. Und zudem im Frequenzgang so hoch gehen, dass der menschliche Hörbereich sicher abgedeckt ist.
Und: die auch noch ein ausgewogenes seitliches Abstrahlverhalten im Hochtonbereich mitbringen.

Messen usw. kannst Du ja?
Um eigene Experimente, wie es sich anhört was man gemessen hat, bzw. worüber man theoretisiert, kommt man ja schlecht herum.
Warum nicht für den Einstieg in eigene Erfahrungen in die Zeitrichtigkeit, mit einem günstigen guten Breitbänder beginnen?


Ich dachte es gibt sone Art Arbeitsblatt... Mach das, meß' das, stell das ein.. dreh das auf.. Bohr hier ein Loch, Ruf da und da an.. Hahn schlachten um 12 Nachts, zum Grab von Paul W. Klipsch gehen... irgendwie so


Jo !

Aber im Ernst und mit der Logik:

wenn es so ein Arbeitsblatt geben würde, warum tun 99,99 % der Lautsprecherkonstrukteure, der Menschheit die Schlechtigkeit an, so ein Arbeitsblatt nicht kurz mal zu verwenden ?

Grüße von
Thomas
Don-Pedro
Inventar
#12 erstellt: 29. Nov 2013, 23:31
Dann werde ich mal rumprobieren....

Aktuell habe ich mal experimentiert mit DSP und die Sprungantwort gemessen...

Interessant ist wohl hierbei, dass einem die Phase im Prinzip völlig um die Ohren fliegt, sobald man mit dem DSP zu viel abgleicht...

In einem Tutorial von Kirchner war zu lesen, dass man die Phase im Übergangsbereich zwischen Hochtöner und Tieftöner recht gut nach Gehör insofern abstimmen kann, als dass man solange ändert bis das Rosa Rauschen zwischen Hoch- und Tieftöner zu hören ist. Das ist wohl analog zum Test ob linker und rechter Lautsprecher verpolt angeschlossen sind oder nicht.

Auch interessant fand ich bei den Experimenten, dass eine Trennung mit 24 dB Linkwitz-Riley zwar häufig empfohlen und präferiert wird, jedoch klanglich bei ausgeglichenem Frequenzgang nicht wirklich überzeugt hat. Deutlich schöner eingerastet empfand ich 12 dB Butterworth.

Was mich noch ein wenig beschäftigt ist, dass z.B. in der Hobby-Hifi immer wieder erklärt wird "ja.. hier sieht man also die Sprungantwort.. und sehr schön ist zu sehen wie der Tieftöner dem Hochtöner nacheilt..."
Das ist aber doch genau das was man mit einem Delay oder - wie Du Wave Guider das machst - mit dem angepassten Versatz und angepasstem Abstrahlverhalten anpassen könnte?!

Interessant hier auch eben genau das was Du ansprichst... nämlich dass der Frequenzgang ohne weitere Änderung bei Änderung des Delay extrem im Übernahmebereich schwanken kann...

Ein mehr als interessantes Spielfeld... Hier kann man viel viel viel Zeit investieren.
Und es ist schier unglaublich wie mit denselben Chassis bei unterschiedlichen Auslegungen einfach nur der Übernahmevarianten der Klang völlig unterschiedlich daherkommt.

Wenn man jetzt noch das Bündelungsverhalten der Chassis mit einbezieht und speziell Chassis nimmt, die hier stark variabel sind, dann kommt man ja quasi gar nicht mehr aus dem Getue raus...
Also eine 3-Wege Konstruktion mit einem Breitbänder als Mitteltöner. Wo trenne ich nun???
Bei 2000 Hertz oder in dem Bereich, wie für Hochtöner nicht unüblich?? Oder bei 8000 Hertz?? Bei 12000 Hertz?
Extrem was sich da tut.

Und egal was man da so notiert, man landet immer bei "Mist!" oder "Gut" oder "Geil" bei den verschiedensten Konstellationen.
Was dann???
Ich trenne den Mitteltöner hoch... Dann stehe ich auf.. AHA! Da bündelt einer aber stark bei sehr hohen Frequenzen... aber es klang schön geschlossen, wenn man im Sweet-Spot war..

Im Prinzip bräuchte man bei Lautsprechern alles auch volldigital und sollte regelmäßig vom Entwickler Updates bekommen, wenn der mal wieder einen Schritt weiter ist...
Das bringt den Klang möglicherweise weiter als ständig neue Lautsprecher nach 0815-Variante zu entwickeln.

Schönes Analog-Beispiel waren ja früher Computer.. Auf dem Amiga 500 hatten die ersten Spiele dieselbe Hardware zur Verfügung wie die, die 10 Jahre später rauskamen.... Dennoch fand eine extreme Entwicklung statt, weil man als Entwickler Zeit hat sich genug Tricks und Kniffe auszudenken, die das Maximum aus der Hardware ausreizen....

Jetzt gehe ich mir mal Koffein holen, damit ich noch nicht so bald aufhören muss...

Wave_Guider
Inventar
#13 erstellt: 01. Dez 2013, 20:50

Wenn man jetzt noch das Bündelungsverhalten der Chassis mit einbezieht und speziell Chassis nimmt, die hier stark variabel sind, dann kommt man ja quasi gar nicht mehr aus dem Getue raus...


Jo. So ist das. Und alle Belange zu optimieren wird kaum gehen.
Oft optimiert man eine Sache auch zu Lasten einer andere Sache.
Lautsprecherbauen, muss oft verschiedene Kompromisse eingehen.


Also eine 3-Wege Konstruktion mit einem Breitbänder als Mitteltöner. Wo trenne ich nun???
Bei 2000 Hertz oder in dem Bereich, wie für Hochtöner nicht unüblich??

Oder bei 8000 Hertz?? Bei 12000 Hertz?


Da käme das vertikale Abstrahlverhalten in Spiel:

je höher die Trennfrequenz und je größer der Chassisabstand, desto größer sind dann Auslöschungen auf vertikalen Winkeln.
Folglich, und stets unter Einbeziehung des Bündelungsverhaltens der beteiligten Chassis, sind so hohe Trennungen eigentlich sehr kontraproduktiv. Falls es um einen realen Fall geht, da würde ich eher versuchen, im Berech 2.000Hz zu trennen.

Mit DSP könnte man hoch/niedrig getrennt ja mal schnell durchspielen.
Und für beide Varianten sich mal vertikale Messungen auf so 10Grad oder 15Grad hoch und runter, sowie 15Grad oder 30Grad seitlich machen. Die Unterschiede der Trennhöhe dürften erheblich sein.

Grüße von
Thomas
Karl_Retter
Stammgast
#14 erstellt: 06. Mrz 2014, 17:05
hallo zusammen,
es gibt doch auch LS Hersteller die ihren MT recht hoch laufen lassen. z.B B&W Diamond 800 oder auch Gauder/Isophon Tofana und andere. Wie bekommen die Bündelung in den Griff?
Gruß Karl
ehemals_Mwf
Inventar
#15 erstellt: 09. Mrz 2014, 02:15

Karl_Retter (Beitrag #14) schrieb:
... Wie bekommen die Bündelung in den Griff?...

Bündelung ist nichts grundsätzlich schlechtes , im Gegenteil,
sondern wird für Nicht-Profi-Zwecke gerne genutzt -- bewusst oder nicht -- um individuelle Klangvorstellungen zu realisieren (im Zusammenspiel mit dem Raum).

Gruss,
Michael
Jobsti
Inventar
#16 erstellt: 12. Mrz 2014, 11:46
Noch ein Tipp zum Delay/SEO.
Ich würde das über die Gruppenlaufzeit ermitteln und zwar an genau der Stelle/Frequenz, an welcher du die akustische XO ansetzen willst.

Große SEO-Unterschiede kann man klar raus hören, kleinere eher nicht.
Passt die Phase schlecht oder auch gar nicht, kann man das ebenfalls klar hören,
man hat einfach das GEfühl "irgendwas" stimmt einfach net oder klingt unstimmig,
anderer Fall wäre, dass wir klar raus hören, aus welchem Chassis welcher Frequenzbereich/Töne kommen.

Wo man die XO's ansetzen will, kann man folgend ermitteln:
- Grob drüber Rechnen, Chassis-Größe vs. Abstand zueinander
- Chassis einzeln vermessen, Verlauf und Impedanz können grob Aufschluss geben
- Ebenso auch das Ausschwingverhalten
- Genau so sollte man die Abstrahlung jedes Chassis einzeln vermessen*
- Die Verzerrungen ebenso, die geben vor allem sehr gut Auskunft beim Hochtöner, wie tief wir sinnvoll
runter können.

*Nützt ja nix, wenn der HF z.B. die 2 kHz packt, aber unterhalb 4 kHz extrem Eng macht, wir dann einen engen Sweetspot in der Horizontalen haben (Vertikal eh)


[Beitrag von Jobsti am 12. Mrz 2014, 11:50 bearbeitet]
Don-Pedro
Inventar
#17 erstellt: 12. Mrz 2014, 13:27
Danke erstmal!

Ab welcher Distanz und in welchem Umfeld sind denn Sprungantwortmessungen sinnvoll und überhaupt möglich?
Ich sehe immer bei den Messungen die schönen Sprungantworten mit Beschreibung was nun was ist.. Wenn ich das zu Hause messe kommt meist komisches Zeug raus.
Bei ATB geht das sogar so weit, dass im Prinzip bei 10 Messungen zweimal dieselbe Sprungantwort herauskommt und der Rest ist äußerst wirr....

Grüße
HiFi-Selbstbau
Inventar
#18 erstellt: 17. Mrz 2014, 15:45
Hi Don-Pedro,

Q: Ab welcher Distanz und in welchem Umfeld sind denn Sprungantwortmessungen sinnvoll und überhaupt möglich?
A: Bei einer Sprungantwort werden bei "normalen" Lautsprechern meist nur die ersten Millisekunden abgebildet. Die sollten noch möglichst ohne Raumreflexionen gemessen werden. Das geht am besten in 50 bis 100 cm Abstand mitten im Raum auf einem Stuhl (Tieftöner etwa auf halber Raumhöhe). Am Hörplatz kurz vor der Rückwand und/oder wenn die Box in einer Raumecke steht geht das in die Hose, weil die Reflexionen so schnell nach dem 1. Anstieg kommen, dass man das Verhalten des Lautsprechers ALLEINE nicht mehr herauslesen kann.

Q: Bei ATB geht das sogar so weit, dass im Prinzip bei 10 Messungen zweimal dieselbe Sprungantwort herauskommt und der Rest ist äußerst wirr....
A: Bei einem ordentlichen Messsystem sollte bei korrekter Nutzung immer dasselbe rauskommen . . .

Gruß Pico
Don-Pedro
Inventar
#19 erstellt: 17. Mrz 2014, 16:22
Recht schönen Dank! Werde ich mal wie beschrieben testen.

Ich habe mich unlängst etwas in ARTA eingelesen und das was dort herauskommt sieht im Prinzip so aus wie ich eine Sprungantwort erwarte.

Auch kann ich nun bei den Einzelchassis die Verzögerungen aus den Messungen herauslesen.

Es scheint auch zu passen.
Versuchsanordnung war so, dass ich zwei Bose Würfel leicht hintereinander versetzt zusammen gemessen habe. Es entstanden zwei wesentliche Meßzacken... Weiteres Entfernen der Würfel vergrößerte auch den Abstand der Zacken. Direkt auf einer Linie lieferte ARTA einen einzigen gemessenen Impuls.
Insofern scheint das zu passen.

Einen Schritt weiter...

HiFi-Selbstbau
Inventar
#20 erstellt: 19. Mrz 2014, 15:24
Hi Don-Pedro,

genau: Schritt-für-Schritt vorangehen bis man wieder sicheren Grund hat (= alles verstanden hat) und dann erst weiter gehen. Wer 3 Schritte auf einmal macht verläuft sich leicht . . .

Gruß Pico

P.S.: Das ist auch das Credo von Messen für Dummies


[Beitrag von HiFi-Selbstbau am 19. Mrz 2014, 15:24 bearbeitet]
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